2010 - Argentinien, Chile - Chiles Pazifikküste

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In Temuco besuchen wir den Markt. Zu kaufen gibt es Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und Käse. Auch entlang der Panamericana stehen viele Verkaufsstände der Indios, vor allem mit Käse und Brot.

In einer Gomeria in Chillan lassen wir unser einseitig abgefahrenes Vorderrad wechseln. Den alten Reifen abziehen und entsorgen, den besseren Ersatzreifen wieder auf die Felge ziehen, auswuchten und montieren. Kosten: umgerechnet 6 Franken!
 
Am Wasserfall Salto del Laja ist viel los. Es hat sehr viele einheimische Touristen. An Ständen vor dem Wasserfall werden Souvenirs verkauft. Viele nehmen auch ein Bad im Fluss.
Die Toiletten in den Städten und touristischen Orten Chiles sind relativ teuer, umgerechnet bis zu einem Franken kostet das Geschäft!
 
Entlang der Küste hat es viele endlose Waldplantagen. Die älteren sind reine Monokulturen, bei den neueren werden gemischte Wälder angepflanzt.
 
Das Gebirge fällt erst kurz vor der Küste steil ab.

Am Strand von Cobquecura hat es einen Felsen voll von Seelöwen. Einige schaffen es hoch bis zum Gipfel des Felsens. Unbarmherzig werden die Aufsteigenden von den anderen wieder hinunter geschuppst.
Wir dachten, dass die Küstenorte voll von Touristen sind. Dem ist aber zum Glück nicht so, nur wenige Menschen sind zu sehen. Die fast dreimonatige Schulferienzeit ist ja jetzt auch zu Ende.
 
Auf dem Camping Ayekan in Buchupureo bleiben wir wieder mal zwei Tage. Am zweiten Tag hat es fast den ganzen Tag dichte Nebelwolken über dem Meer.
Buchupuro ist ein verschlafenes Küstendorf. Wie in jedem Ort hat es auch hier einen schönen Park im Zentrum.
 
Die Fahrt der Küste entlang ist sehr interessant. Die Häuser sind in der Regel auf Stelzen stehend am Hang gebaut.

In den vielen malerischen Fischerdörfern ist das Fischen noch harte Handarbeit.
 
Vor Constitucion an bester Lage an der Küste steht eine riesengrosse Zellulosefabrik in welcher das Holz aus den Waldplantagen verarbeitet wird.
 
Südlich der Zellulosefabrik liegt ein schönes Stück Küste mit grossen Felsen die voller Pelikane und Möwen sind.
Lange beobachten wir die faszinierenden gewaltigen Wellen am Meer.
 
Die Küste gefällt uns sehr gut. Die Landschaft ist interessant und immer wieder hat es schöne Küstenorte, teils Ferienorte, teils Fischerdörfer.
 
Besonders interessant ist der Ort Duao. Hier ziehen Ochsen die ankommenden Fischerboote aus dem Wasser an den Strand. Sobald das Boot herausgezogen ist, werden fleissig die Fische aus den Netzen geholt, sortiert und abgepackt.
Manchmal gehen auch kleine Haifische ins Netz.
Im Restaurant am Hafen essen wir feinen Fisch.
 
Durch gebirgige Waldplantagen machen wir einen kleinen Abstecher ins Landesinnere zur alten Stadt Vichuquen.

In diesem Ort hat es noch viele traditionelle Häuser mit dicken Lehmmauern und Dächern mit grossen Ziegeln.
Am Nachmittag machen wir einen kurzen Rundgang durch den Ort, nichtsahnend dass wir wahrscheinlich die letzten Besucher sind, die diesen schönen Ort noch in seiner vollen Pracht vor dem grossen Erdbeben am nächsten Morgen sehen können...
 
Unterwegs suchen wir immer wieder nach einem Übernachtungsplatz direkt am Meer, finden jedoch keinen. So fahren wir weiter bis Pichilemu, einem Badeort voll von Touristen. Es ist Freitag und das Wochenende beginnt. Auf einer kleinen Anhöhe etwas oberhalb vom Meer finden wir einen Campingplatz.
Am Abend geniessen wir den romantischen Sonnenuntergang, ziehen uns aber bald ins Auto zurück da es ziemlich kühl wird.

Am Morgen des 27. Februars 2010 um 03:34:14 Uhr werden wir unsanft wachgerüttelt. Die Zeltwand flattert und knattert heftig und das Auto schaukelt heftig hin und her. Wir können uns kaum halten. Das ist kein Wind, das ist ein ERDBEBEN! Monika versucht herunter zu steigen, kann sich aber nicht halten. Ich sage ihr sie soll warten bis das Beben fertig ist. Durch das Moskitonetz sehen wir wie es überall funkt. Nach langer Zeit hört es endlich auf, alle Lichter sind aus, nur der Vollmond leuchtet gespenstisch. Da wir Wind und Rütteln aus Patagonien gewohnt sind, haben wir wahrscheinlich das halbe Beben verschlafen.
Das heftige Beben dauerte insgesamt mehr als drei (3) endlose Minuten!
 
Monika will sofort losfahren und vor einem möglichen Tsunami flüchten, ich will zuerst eher abwarten. Wir machen das Auto startklar und starren gespannt auf das im Mondschein silbern glitzernde Meer. Schon sehr kurze Zeit nach dem Beben zieht sich das Meer zurück, viele grosse Felsen werden plötzlich sichtbar, dann kommt das Wasser wieder zurück. Eine Welle spült über die sichtbar gewordenen Felsen hinweg an den Strand und weiter bis zur Strasse. Jetzt fahren wir los, immer aufwärts, gemäss GPS zwar Sackgasse, aber es geht nach oben.
In einer langsam fahrenden Kolonne geht es extrem diszipliniert weiter nach oben, an Kreuzungen schön nach Reissverschluss-Prinzip, ganz ohne Panik. Oben angekommen, ca. 25 Meter über Meer und ca. 1 km vom Strand entfernt sagt uns das dort anwesende Sanitätspersonal, dass wir hier in Sicherheit seien. Viele sind zu Fuss unterwegs und setzen sich hier auf den Boden. Oft sind sie nur leicht bekleidet und erhalten Decken von den Sanitätern. Ein paar kleine wärmende Feuer brennen, ansonsten ist es jetzt stockdunkel da der Mond untergegangen ist.
Jeder zweite hängt am Handy und versucht zu telefonieren. Monika ist mit ihrem Handy während des Bebens schon online gewesen und kann auch eine SMS nachhause senden um die Kinder zu informieren dass wir ok sind. Ich komme mit meinem frisch eingeschalteten Handy nicht mehr ans überlastete Netz.
Als es hell wird, beschliessen wir aus der Stadt zu fahren, denn andere fahren auch los. Wir wissen zwar nicht wohin, kommen aber problemlos aus der Stadt raus. Kaum etwas ist zerstört an den Häusern, am Stadtausgang sehen wir ein eingefallenes altes Lehmhaus.
Eine endlose Autokolonne verlässt die Stadt, alle Touristen wollen nachhause.
 
Wir wollten eigentlich nach San Antonio ans Meer und Morgen früh den Fischmarkt ansehen. Jetzt getrauen wir uns nicht mehr ans Meer und fahren nach Santa Cruz ins Landesinnere.

Unterwegs merken wir, dass das Beben doch einiges zerstört hat, vor allem die traditionellen Lehmhäuser sind fast alle eingestürzt. Die alten Dachziegel sind wie eine Schneelawine mindestens ein bis zwei Meter nach unten zusammen gerutscht.
In Zentrum von Santa Cruz hat es enorme Schäden, die halbe Kirche ist eingefallen und das grosse gläserne Kirchenfenster liegt zertrümmert mitten auf der Strasse davor. Überall sind die Menschen schon am Aufräumen.

Eine junge Frau steht mit drei gefüllten Schubladen vor ihrem total zerstörten Haus.
 
Wir fahren zum Weingut Caliterra. Weingut ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn es ist eher eine Weinfabrik mit vielen stählernen Tanks. Kein Mensch ist da, alle Arbeiter sind wohl jetzt nachhause um zu sehen was nach dem Beben übrig ist.
 
So langsam wird uns klar, dass das Beben wohl doch mehr angerichtet hat als wir zuerst meinten.

Am Lago Rapel verbringen wir den Nachmittag am See.

Ich stehe zwei Meter hinter dem Auto, dann beginnt es zu wackeln und die Federn quietschen. Monika fragt was ich denn mache, nichts das ist ein Nachbeben! Es bebt noch den ganzen Tag und auch die Nacht weiter und zwar alle paar Minuten.
Die Nachbeben werden zur Gewohnheit. Am See ist es schön warm, es bläst ein sanfter Wind und die Sonne scheint. Die schöne Umgebung und das strahlende Wetter sind ein krasser Gegensatz zu den ständigen Nachbeben.
Die Replicas / Nachbeben können nach ansteigender Stärke eingeteilt werden: spürbar im Sitzen, spürbar im Stehen, offene Hecktüre knarrt, Autofedern quietschen, Auto schaukelt noch eine Zeit nach.
Oder nach Bewegungsrichtung: auf und ab, seitlich hin und her wie ein Wackelpudding, in alle Richtungen.
Oder auch nach Dauer: ein kurzer Stoss oder Seitwärtsbewegung bis hin zu mehreren Sekunden andauernden Beben.

Manchmal rumort auch die ganze Umgebung gut hörbar in tiefen Tönen und bevor dieser Ton aufhört, bebt es schon wieder.
Wir wollen oder müssen heute nach Valparaiso, denn Morgen soll die Containerverladung organisiert werden. Wir fragen nach der am besten zu befahrenden Route. Wir bekommen aber von jedem widersprüchliche Informationen. So fahren wir einfach mit der Kolonne mit. Für die Containerverladung sollte der Tank praktisch leer sein. Jetzt ist so wenig drin, dass es nur auf direktem Weg nach Valparaiso reicht. Die Tankstellen sind alle geschlossen da kein Strom für die Pumpen da ist. Am Strassenrand stehen schon Autos ohne Treibstoff. Schliesslich finden wir doch noch eine funktionierende Tankstelle und können ein Dieselvorrat tanken, der auch für einen möglichen Umweg nach Valparaiso reicht.


Besser und schneller als wir denken, erreichen wir unser Endziel Valparaiso.
 
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