2010 - Kenia

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Wir wechseln das Land und auch die Strassenseite. In Kenia wird auf der linken Seite gefahren und wir kleben die selbstgedruckte Tafel "LHD left hand drive" an die Heckscheibe. Wir werden sehr freundlich in Kenia empfangen, immer wieder hören wir "you are welcome". Auf einer Bank in Moyale wechseln wir Geld, da wir dem Schwarzmarkt nicht trauen.

Danach fahren wir zum Campingplatz des Kenya Wildlife Service, flüchten aber gleich weiter als wir hören, dass die Übernachtung 15 USD pro Person kosten soll.
Bei der Polizeistation fragen wir nach dem Zustand der berüchtigten Piste von Moyale nach Marsabit. Auf dieser Strecke wurden immer wieder Reisende überfallen. Ein sehr freundlicher Beamter informiert uns über die entspannte Situation und den Strassenzustand. Der Zustand der Piste sei zwar schrecklich, aber am Tag sei alles "no problem". Er fragt ob wir eine Eskorte wünschen, betont aber zugleich, dass er kein Personal habe. Spontan bietet er uns einen Übernachtungsplatz auf dem Polizeigelände kostenfrei an.
Gegen Abend kommt ein kurzer Regenschauer, der erste seit wir auf der Fähre an Griechenland vorbeifuhren. Und das ausgerechnet jetzt, wenn wir diese Piste fahren müssen. Bei Regen kann diese schnell unbefahrbar werden. Für den Notfall haben wir ein Paar Schneeketten dabei, aber die Piste ist mehrere Hundert Kilometer lang.
Bei Dienstablösung stellen sich uns die neuen Beamten vor und versichern uns, dass wir an diesem Platz sicher stehen. Kurz vor Sonnenuntergang landen noch zwei Polizeihelikopter auf dem Gelände. Offenbar wird diese Gegend wirklich gut überwacht.
 
Nach einer etwas unruhigen Nacht stehen wir vor Sonnenaufgang auf um möglichst früh wegzukommen. Am Ortsausgang hält uns ein freundlicher Polizist an und betont, dass die Strecke ok sei, hakuna matata.

Zuerst führt die überwiegend aus erdigem Wellblech bestehende Piste durch dichten Busch. Die Gegend sieht einsam aus, keine Siedlungen sind zu sehen.
Nach 80 Kilometer kommt eine erste kleine Ortschaft. Bei Turbi wechselt die Landschaft von Busch zu Steinwüste. Es sind immer noch 120 km bis Marsabit. Am Anfang kommen wir auf knapp 30 km pro Stunde, doch dann wird die Piste noch rauer und ist mit groben kantigen Steinen übersät. Wir schaffen immer weniger Kilometer pro Stunde. Der Dieselverbrauch liegt weit unter 10 Litern pro 100 Kilometer. Ohne Gas zu geben suchen wir mit ca. 25 km/h im fünften Gang unseren Weg über die holperige Piste.
Die Spurrinnen sind zum Teil sehr tief.

Kurz vor unserem Ziel hat sich wieder ein Steinchen zwischen Bremse und Schutzblech eingeklemmt und es quietscht ohrenbetäubend. Wir versuchen das Ding raus zu bekommen, aber ohne Erfolg. So kurz vor dem Ziel beschliessen wir weiter zu fahren. Die Passanten rufen uns zu und fuchteln mit den Armen. Irgendwann ist das Steinchen abgeschliffen und fällt von alleine raus.
Auf Henrys Camp in Marsabit werden wir freundlich empfangen und sind die einzigen Gäste. Später kommen zwei Holländer vorbei und wollen Henry den Schweizer besuchen. Sie verwechseln Tobias mit Henry, da wir am Auto ein Swedish Cross haben wie sie sagen. Waren wohl eher Südafrikaner, Holländer sollten das Swiss Cross doch kennen.
Nach den gestrigen 250 Kilometer Piste folgen heute nochmals 120 Kilometer übelste Piste. Danach beginnt fast unglaublich und unwirklich die neue Asphaltstrasse. Ausgerechnet auf dieser Superstrasse fliegen aber die Kieselsteinchen vom Randstreifen hinter den schnell fahrenden Lastwagen hoch. Zwei davon hinterlassen bleibende, zum Glück aber kleine Spuren auf unserer Windschutzscheibe.
In Archers Post wollen wir das Nötigste einkaufen. Sofort werden wir von mehreren Shopping-Guides umringt die uns auf unserem Einkauf begleiten und uns immer wieder aufschwatzen wollen was wir kaufen sollen. Zum Schluss meint einer noch, dass wir den unbeteiligten Boys auch noch 100 KSH geben sollten (was wir natürlich nicht machen).
 
Den Nachmittag verbringen wir auf dem Umoja Camping direkt am Fluss. Man sagt uns, dass es Krokodile im Fluss habe. Wir sehen keine. Aber am Abend ist plötzlich grosses ein Geschrei am Fluss. Ein Krokodil hat eine schwarze Ziege gepackt. Ein Hirte hält die Ziege an einem Bein fest und andere werfen mit Steinen nach dem Krokodil. Schliesslich wird die Ziege befreit, hat aber ein Vorderbein gebrochen und wird wohl geschlachtet. Das Personal von Camp betont darauf nochmals, dass wir hier ober sicher seien.
Später durchquert eine grosse Rinderherde den Fluss an einer flachen Stelle, es sieht aus wie in der Massai Mara, wenn die vielen Gnus durch den Krokodil-verseuchten Fluss ziehen.
 
Wir besuchen das Samburu National Reserve. Am Gate ist Monika unentschlossen wegen den horrenden Eintrittspreisen: 60 USD pro Person plus 1000 KSH für das Auto, und das pro Tag. Zum Vergleich: eine Campingplatz-Übernachtung ausserhalb des Parks kostet etwa 1000 KSH.

Auf Camping im relativ kleinen Park verzichten wir (nochmals 10 USD pro Person). Am Gate begreifen sie es nicht, dass wir nur einen Tag Gamedrive machen und dann den Park wieder verlassen wollen, immer wieder werden wird gefragt, wo wir campieren oder wo wir schlafen. Erster Eindruck: mehrere Minibusse voll Touristen rasen mit einer grosser Staubfahne aus dem Park.
Aber der Park ist schöner als wir gedacht haben, wir sehen auf kleiner Fläche viele Tiere: Zebras, Affen, Elefanten, Giraffen, Impalas, Duiker, Krokodile und viele Vögel.
 
Auf der Ringroad fahren wir um den Mt. Kenya, den wir leider nicht sehen, da seine über 5000 m hohe Spitze in Wolken gehüllt ist. In Meru kaufen wir im Nakumatt Supermarkt ein. Hier gibt es alles: 20 verschiedene Gasherde, eine ganze Einkaufsstrasse mit Tupperboxen und alles was man sich an Lebensmitteln vorstellen kann. Bezahlt wird natürlich mit Kreditkarte.
Der Verkehr auf der Ringroad ist ziemlich chaotisch, alle rasen mit Höchstgeschwindigkeit und in den Kurven kommen uns Autos entgegen, die gleich umzukippen drohen. Die Strasse geht zwar auf und ab, bleibt insgesamt aber etwa auf gleicher Höhe. Die Vegetation ist üppig grün, es wächst Kaffee, Tee, Bananen und Gemüse.
Wir haben unser GPS so programmiert, dass es die Überquerung des Äquators ankündet. Schon überall davor und auch danach haben eifrige Shop-Besitzer Tafeln aufgestellt, mit dem Hinweis, dass hier der Äquator sei, in der Hoffnung dass jemand anhält und etwas in ihrem Laden kauft.
 
Bei Solio besichtigen wir die Solio Game Ranch. Alles scheint noch neu zu sein und wir bekommen Visitenkarten mit Angaben, wie man von Nairobi aus buchen kann. Auf unsere Frage ob wir hier campieren könnten, werden wir auf die verteilten Visitenkarten verwiesen.

Der Park ist sehr schön. Wir treffen darin keine weiteren Touristen an. Es hat Rhinos, Zebras, Büffel, Wasserböcke, Impalas und viele Vögel. Am Fluss im Tal hat es einen Fieberbaum-Wald und Wasservögel.
 
In Nyahururu wollen wir die Thomson Falls ansehen, aber hier kostet alles nochmals Extra-Eintritt: die Falls kosten, aggressive Krieger stehen da und wollen fotografiert werden natürlich gegen Entgelt, der Spielplatz kostet 20 KSH pro Kind und so weiter. Unsere Kamera hat ein 18-Fach Tele und wir verzichten wie auch eine andere anwesende Touristin auf den offiziellen Eintritt...
 
An einem schönen Viewpoint am Rift Valley machen wir einen Fotostopp. Hier hat es jede Menge Verkäufer die Karten vom 9200 Kilometer langen Rift Valley verkaufen wollen. Die Höhenangaben auf einer Tafel sind gemäss unserem GPS ziemlich übertrieben.

Da wir uns am Äquator bewegen, hat es auch hier immer wieder Hinweistafeln darauf, die selten exakt stimmen, aber den Verkauf ankurbeln sollen.
 
Bei Elmenteita campieren wir auf der Mbweha Lodge inmitten schöner Natur. Hier wachsen grosse Sukkulenten-Bäume, die Euphorbien. Am Nachmittag beginnt es leider zu regnen und die Temperatur fällt auf 14 Grad. Nachts hören wir immer wieder Tierlaute. Am Morgen scheint wieder die Sonne, es hat aber noch dichte Nebelschwaden die vorbei ziehen.
Der Weg zurück zu Hauptstrasse ist ziemlich matschig vom Regen und wir sehen wie schnell sich die Strassenverhältnisse ändern können.
 
Wir fahren am südöstlichen Nderit Gate in den Lake Nakuru Nationalpark. Die Rangerin braucht lange bis sie begreift, dass wir beide alle zwei non-Residents sind und deshalb den teuren Eintrittspreis von 60 USD pro Person zahlen müssen. Bezahlt werden kann hier aber nur mit der sogenannten SmartCard, eine Art Kreditkarte die für Ausländer nur am Maingate zu bekommen ist. Somit wird die Sache noch komplizierter, sie funkt mit dem Maingate. Schliesslich ist alles ok, aber wir müssen zuerst zum Maingate fahren und dort bezahlen, bevor wir den Gamedrive machen dürfen.
Unser Auto wird als 6-Seater eingestuft, was nur 300 KSH kostet (1000 für Minibus). Die Rangerin ist noch etwas verunsichert über unseren Innenausbau, könnten auf den Schränken eventuell noch mehr Personen sitzen? Kleine Babies könnten dort sicher sitzen, falls sie schon von alleine sitzen können. Ist unser Auto deshalb ein Minibus? Es bleibt beim 6-Seater.

Später im Park sehen wir vollbesetzte Schulbusse und die Gesichter aller Insassen scheinen an den Scheiben zu kleben.
Erster Eindruck vom Park: schwach, ein paar Fevertrees sind zu sehen und Büffel. Aber wo sind die vielen Vögel für die der Park so berühmt ist?
Nach dem Maingate im Nordwesten wird es aber deutlich besser, hier kommen wir direkt an den See und sehen die vielen Flamingos und Pelikane.
Auch dieser Park ist relativ klein, im Hintergrund ist meist die Stadt Nakuru zu sehen und man hat somit nicht das Gefühl wirklich in der Wildnis zu sein.
An einem Aussichtspunkt versammeln sich Schulklassen, die Kinder stehen immer dicht beisammen. Die grösseren fotografieren sich gegenseitig, die Natur scheint Nebensache zu sein.
Am Nachmittag kommen wir an eine Stelle, wo sich die Pelikane versammeln. Immer mehr kommen angeflogen und plantschen wild mit den Flügeln im Wasser.
Am gleichen Gate wo wir in den Park reingekommen sind verlassen wir ihn wieder.
Die Rangerin muss einiges rumtippen am Lesegerät als wir die SmartCard wieder abgeben.
Zum Schluss folgt noch der traditionelle Eintrag in das grosse Buch: Datum, Name, Kennzeichen, Nationality und so weiter. Für was die SmartCard wirklich gut ist, können wir nicht erkennen.
 
Am Lake Naivasha hat es viele riesige Gewächshäuser in welchen Schnittblumen und Gemüse für den Export per Flugzeug produziert werden. Meist steht eine Tafel davor, dass man diese nicht betreten und nicht fotografieren darf.
Während dem Frühstück auf dem Fishermens Camp sitzt etwas entfernt ein Mann an einem Tisch. Er sitzt dort die längste Zeit, was der hier macht? Später wird dies klar: gegen 9 Uhr steht er auf und stellt sich hin und wartet nochmals. Punkt 9 Uhr beginnt er von Hand mit einer Sichel die Wiese zu mähen. Gleitende Arbeitszeit ist hier noch unbekannt.
Nach einem ruhigen Morgen fährt ein Bus mit etwa 40 Leuten auf den Platz. Sie kommen zum Picnic und bauen gleich eine Küche mit riesigen Töpfen auf, andere schleppen alle Holztische die gerade nicht belegt sind heran. Später kommt noch ein Bus, und noch einer und noch viele, insgesamt 9 volle Busse mit je 40 Plätzen. Es sind Mitglieder der Missionary Chapel aus Nairobi. Mit einer Trillerpfeife werden alle zusammen gerufen bzw. gepfiffen und sie beginnen zu singen und beten.
Zwischendurch kommt der Manager des Camps bei uns vorbei und erklärt, dass heute ein grosses Picnic ist, die Leute aber am Abend wieder heimfahren. Später werden viele Arbeitsgruppen gebildet die irgendein Thema bearbeiten müssen. Gegen 3 Uhr nachmittags bildet sich eine einzige endlos lange Schlange und wir machen Witze, dass diese jetzt zum Essen anstehen. Es ist aber kein Witz, sie stehen wirklich schön diszipliniert für das Essen an...
Die vollen Busse sind noch nicht abgefahren, da fliegen schon viele Marabus an. Die riesigen nicht sehr schönen Vögel erinnern an den Film Jurassic Parc. Die Marabus klappern gleich alle Plätze und Abfallkörbe nach Essbarem ab. Von uns bekommen sie den alten Käse den wir gestern in die Tonne geworfen haben (sind schliesslich Aasfresser). Geschickt fangen sie die fliegenden Käsehappen mit dem riesigen Schnabel ein und lassen sich dabei aus der Nähe beobachten.
Am Abend backen wir uns ein Ciabatta, entsorgen darauf aber die Fertigmischung, da die Hefe nicht mehr aufgeht, sie hat wohl im Sudan zu viel Wärme abbekommen.

In der Nacht kommen direkt bei uns zwei Hippos an Land und wir können unser Nachtsichtgerät endlich wieder einmal einsetzen. Zwischen uns und den Hippos hat es einen Elektrozaun, sie Hippos sind sehr scheu, können aber äusserst gefährlich werden wenn ihnen zum Beispiel der Weg zum Wasser abgeschnitten wird.
 
Den Hells Gate Nationalpark finden wir eher enttäuschend. Er kostet zwar "nur" 25 USD pro Person, aber das ist eigentlich immer noch zu viel. Man darf im Park wandern oder Velo fahren. Tiere sehen wir nur wenige und auch nur aus grosser Entfernung.
Monika entdeckt mit Schrecken eine Schlange in einem Erdloch neben ihrem Fuss. Beim Vergrössern des Fotos wird die Schlange zur Echse, da sie ein Bein hat.
Auf der westlichen Seite des Parks hat es viele Löcher im Boden, aus denen Dampf strömt. Der Dampf wird in geothermischen Kraftwerken genutzt, und das wohlbemerkt innerhalb des kostenpflichtigen Nationalparks. Eine dieser ohrenbetäubend lärmenden Dampfdüsen schauen wir uns näher an. Es hat keine Tafel, dass das verboten sei. Doch plötzlich steht ein Mann da und behauptet, dass wir no right to visit haben. Wir stellen uns dumm, was auch hier wieder funktioniert. Den Lake View Aussichtspunkt finden wir gar nicht mehr, da der Weg plötzlich nicht mehr signalisiert ist und die Strassen hier um die Kraftwerkdüsen zu einem Labyrinth werden.
An einem Strassenmarkt kaufe ich uns ein schönes günstiges Toastbrot. Ein weiterer Kunde kauft sich im gleichen Shop eine einzige Zigarette. Bei einer Frau kaufe ich Tomaten, Bananen und Mangos, alle 5 Schilling pro Stück. Die Verkäufer sind sehr freundlich und ehrlich. Zurück am Auto spricht mich ein Mann an und fragt woher ich komme. Aah Switzerland! Switzerland ok und so weiter. Dann kommt er zur Sache: "you buy me something, you are my friend..."

Die Glut vom gestrigen Lagerfeuer reicht noch um den weichen Toast zu toasten, er wird dabei knusprig und lässt sich somit auch bestreichen. Der Hund vom Campingplatz kommt auch wieder vorbei und holt sich ein paar Happen und Streicheleinheiten.
 
Heute geht es nach Nairobi. Wegen dem vielen Verkehr fahren wir nicht auf der Hauptstrasse sondern etwas südlich auf der B3 nach Nairobi.

In Nairobi finden wir uns mit Hilfe des GPS gut zurecht. Das intelligente Gerät weiss sogar wo und wie man auf der autobahnähnlichen Strasse über Kunstbauten umkehren kann. Unser erster Eindruck von Nairobi ist positiv, wobei wir durch sichtbar bessergestellte Gegenden fahren.
Auf dem Jungle Junction camp heisst es aufräumen, putzen und Wäsche waschen lassen. Auch unseren Toyota lassen wir komplett waschen. Nach der Rückkehr in das unter Wasser stehende Jungle Junction Camp sind die Reifen aber gleich wieder verschlammt.

In der Nähe finden wir einen grossen Nakumatt Supermarkt, wo es alles Mögliche an Lebensmitteln gibt. Für die Fortsetzung unserer Reise im nächsten Jahr werden wir hier alles finden was wir brauchen.
Nach vier Tagen in Nairobi ist für uns diese Reise zu Ende. Gegen Mitternacht fährt uns ein Taxi zum Flughafen. Die Strassen sind menschenleer, Autos sind fast keine zu sehen. Aus Sicherheitsgründen sind nur diejenigen unterwegs, die wirklich unterwegs sein müssen. Um drei Uhr früh geht es mit der Turkish Airlines via Istanbul nach Basel, wo wir schon kurz nach Mittag in der Kälte ankommen.
 
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