2010 - Sudan

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Vor der Reise, zuhause beim Erzählen unserer Pläne, hatten fast alle grosse Bedenken vor einer Reise durch den Sudan. Diese Bedenken sind allerdings unbegründet. Wir haben im Sudan nur gute Erfahrungen gemacht. Die Menschen sind sehr freundlich und zurückhaltend und die Ortschaften sehen sauber und gepflegt aus. Offensichtliche Armut haben wir im Sudan nicht gesehen. Das zumindest in dem von uns bereisten Nordosten.

Der Sudan (inklusive dem heutigen Südsudan) ist mit einer Fläche von 2.5 Millionen Quadratkilometern sehr gross. Um diese Fläche mit Europa zu vergleichen, muss man die Flächen von Portugal, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Österreich und der Schweiz zusammen addieren! Im Sudan leben 40 Millionen Menschen, auf der europäischen Vergleichsfläche hingegen 360 Millionen.

Am 9. Juli 2011 wurde der Südsudan unabhängig. Etwa 9 Millionen Menschen leben in diesem neuen Staat auf einer Fläche von 0.6 Millionen Quadratkilometern.

Das ist der unscheinbare Hafen von Wadi Halfa. Der Papierkrieg der Zollabfertigung wird schon auf dem Schiff in kurzer Zeit mit Hilfe von Mr. Magdi Boshara erledigt. Magdi ist uns auch behilflich im Zollgebäude und organisiert am Ende einen Transport zum Hotel. Im Hotel angekommen, sammelt er gleich unsere Dokumente und das Carnet de Passages ein und erledigt die Formalitäten für die Fahrzeuge (Kosten inklusive Gebühren 120 USD). Danach haben wir frei, bleiben aber bis am späten Nachmittag im Hotel, da es wieder extrem heiss ist. Es hat zwar Ventilatoren im Hotel, aber die fühlen sich an wie Heissluftgebläse.
Heute kann man sich kaum mehr vorstellen, dass das alte Wadi Halfa eine grüne Oase mit Palmenhainen war, bis es durch den Stausee überflutet wurde. In Wadi Halfa ist wenig los, erst auf den zweiten Blick ist es aber doch ein interessanter Ort. Wir sitzen lange in einem Restaurant und beobachten das Treiben um uns herum.
Viele Eselkarren und oft schwerbeladene Landrover Oldtimer sind unterwegs.
Wir haben eine heisse Nacht im Hotel, die Wände speichern die Hitze. Am besten kühlt es den Körper, wenn man sich auf die Seite legt, da dann die grösstmögliche Oberfläche vom heissen trocknenden Ventilatorwind berührt wird. Am Morgen hat es immer noch über 30 Grad im Zimmer. Wie gut haben wir es da im Autodach, da kühlt es viel schneller ab.

Wir stellen uns auf einen freien Tag ein, da wir den Kahn mit den Fahrzeugen erst morgen erwarten. Zuerst besorgen wir unser Foto-Permit. Man sagt uns, dass es dieses im blauen Haus gibt. Nur ist hier jedes zweite Haus blau, doch schliesslich finden wir es ca. 500 Meter ausserhalb der Stadt.
Keiner wird auf der ganzen Reise je nach diesem Permit fragen...
Am Mittag gibt es plötzlich Alarm: der Kahn mit den Fahrzeugen ist schon angekommen! Also alle Reisenden die im ganzen Ort verteilt sind zusammen trommeln und ab zum Hafen. Der Kapitän ist die Nacht durchgefahren, was nicht üblich ist und verdient sich so ein kleines Bakschisch. Ein Holländer bemerkt am Hafen, dass er den Autoschlüssel im Hotel gelassen hat und muss nochmals zurück...

Schnell sind die Fahrzeuge abgeladen und auch die Endkontrolle am Zoll ist kurz und speditiv. Der Kühlschrank im Auto läuft noch, aber die Batterie ist schon fast leer.
 
Kurz vor Sonnenuntergang können wir als erste losfahren. Am Ortsausgang hat es eine Polizeikontrolle. Die faulen Beamten bleiben in ihren Autos hocken und man muss zu ihnen gehen um zu sehen was sie überhaupt wollen. Wir fahren auf der neu gebauten und geteerten Strasse. Die GPS-Koordinaten unserer gesammelten Übernachtungsplätze sind aber alle an der alten Strasse die nicht mehr befahrbar ist. Wir finden doch noch einen Abzweig zur alten Strasse und übernachten hinter einem Hügel als Sichtschutz vor der neuen Strasse.
Die neue Strasse ist in bestem Zustand. Der einzige Nachteil ist, dass die neue Strasse nicht mehr direkt am grünen Nil- bzw. Seeufer entlang geht, sondern nur durch unbewohnte Wüstengebiete.

Den Abschnitt zwischen Dongola und Abu Dom finden wir wie auch andere Reisende uninteressant und langweilig.
 
Auf der Desert Road von Karima nach Atbara kommen wir für eine Weile in einen Sandsturm. Etwas später hat es mitten in der Wüste einen kleinen See. Von allen Seiten kommen Tiere und Menschen dorthin zum kostbaren Nass.
Auf der Strasse von Port Sudan nach Khartoum hat es sehr viele LKWs. Der ganze Strassenrand ist übersät von zerfetzten Reifenteilen.
 
Bei den Pyramiden von Meroe hat es inzwischen schon ein paar etwas lästige Kameltreiber die uns immer wieder einen Ritt anbieten. Die wenigen Souvenirverkäufer wollen uns unbedingt ihren Market zeigen. Es gibt einfache Souvenirs wie grobgeschnitzte Holzpyramiden.
In der Nacht kommt ein Sandsturm. Der Sand knirscht zwischen den Zähnen und liegt auch schon auf dem Kopfkissen. Wir richten deshalb das Auto nach dem Wind aus und schliessen die Dachluke...
Am Morgen erscheint zuerst ein Hund auf einer Düne und schaut uns von Weitem zu. Später kommt ein Einheimischer auf seinem Kamel vorbei und möchte etwas zu essen. Wir geben ihm Brot, worauf er uns aus seinem am Kamel befestigten Lederbeutel sauer-salzige Dickmilch in einer Blechschüssel überreicht. Es ist wohl ein Tauschhandel. Wir können uns kaum verständigen. Er bekommt noch eine Tomate, die er gleich wie einen Apfel isst. Dann will er "Gruusch" und reibt sich dabei den Bauch, nach langem hin und her erkennen wir, dass er Geld meint, welches er in seine Tasche am Bauch schieben will. Wir geben ihm 2 Pfund und strahlend mit erhobenen Händen dankt er Allah.
 
Nach kurzer Fahrt im immer dichter werdenden Verkehr erreichen wir Khartoum. Der bekannte Treffpunkt Blue Nile Sailing Club gefällt uns überhaupt nicht: schmutzige WCs, Werkstatt-Atmosphäre auf dem ganzen Areal und campieren müsste man auf dem Parkplatz zwischen parkierten Autos, und das noch zu überrissenen Preisen.

Wir fahren weiter zum National Camping Resort. Hier ist es viel gemütlicher, es sind auch viele Einheimische da. Am Nachmittag heisst es Wäsche waschen. Das Waschen dauert fast länger als das Trocknen im heissen Wind.
Heute wollen wir den Souk in Omdurman besuchen. Auf dem Campingplatz erzählt uns Mustafa was es dort Schönes gibt: Sachen aus Krokodilleder, Elfenbein und so weiter. Aber wegen diesen Dingen fahren wir sicher nicht dorthin. Mit Hilfe unserer GPS-Karte finden wir problemlos den Souk, parkieren unseren Toyota neben einer Moschee und erkunden zu Fuss den Markt.
Es ist hier überhaupt nicht touristisch. Die Menschen wollen oft fotografiert werden. Wir werden auch zum Kaffee eingeladen, einfach so, ohne dass wir später bedrängt werden etwas zu kaufen.
Zum Mittagessen gehen wir in die klimatisierte Afra Mall, wo wir im Food Court chinesisch essen. Es hat viele junge Menschen. Abgesehen von der Schrift könnte es auch in Amerika sein. Im Supermarkt der Mall gibt es sogar Fleisch und frischen Fisch, angeboten in Theken wie wir es gewohnt sind. Wir kaufen aber nur Getränke, Cola light und ein paar 0%-Bierdosen, da wir nicht wissen, ob und wie wir an der äthiopischen Grenze kontrolliert werden.
 
Auf der Strecke von Khartoum nach Gedareff kommen wir langsamer vorwärts als erwartet. Es hat relativ viel Verkehr und immer wieder Ortschaften. Unterwegs kommt uns ein Buschtaxi (Toyota HZJ78) entgegen, was ja hier überhaupt nichts Besonderes ist. Aber dieses hat Lörracher Kennzeichen! Es sind unsere Bekannten Nicole und Dirk, die schon seit 2 Jahren in Afrika unterwegs sind. Wir unterhalten uns zwei Stunden und vergessen dabei fast die glühende Hitze und die Sonne die senkrecht von oben sticht.

Die Landschaft wird grüner, es hat mehr Vegetation und auch Ackerbau. Am Abend suchen wir einen Übernachtungsplatz in den Feldern, doch überall arbeiten auch kurz vor Sonnenuntergang noch fleissige Menschen. Erst bei Sonnenuntergang finden wir einen passenden Platz abseits der Strasse. In der Nacht sehen wir ringsum Lichter von Dörfern. Ein Traktor mit Anhänger und grölenden Passagieren fährt in der Ferne hin und her. Und mitten in der Landschaft hat es erstaunlicherweise optimalsten Handyempfang.

Wir sind nur noch etwa 100 Kilometer von der äthiopischen Grenze entfernt. Somit sollten wir morgen genug Zeit haben für die Zollformalitäten und die Weiterreise in Äthiopien.
 
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