2011 - Ruanda

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In Ruanda ist der Empfang sehr freundlich und die Beamten an der Grenze helfen uns ohne dass wir danach fragen müssen. Wir geben unsere Formulare für das Visum aus dem Internet ab und bezahlen 60 USD pro Person für das Visum. Da man auf den Einreiseformularen immer ein Ziel angeben muss, geben wir Ruhengeri an, werden aber vom Beamten freundlich belehrt, dass diese Stadt jetzt Musanze heisst. Wie viele andere Städte hat auch diese nach den schrecklichen Bürgerkriegswirren einen neuen Namen erhalten. Bei einem Geldwechsler an der Grenze wechseln wir Geld. Und schon bald können wir weiter fahren.

Während des Völkermordes in Ruanda sind 1994 innert 100 Tagen 800'000 bis 1'000'000 Menschen ermordet worden. Die Erinnerung daran bleibt natürlich bestehen. Das Ausland sah während des Völkermordes ziemlich tatenlos zu. Danach wurde Ruanda beim Wiederaufbau unterstützt, dies auch heute noch. In der Zwischenzeit hat sich das Land erholt.
Die Regierung will in ihrer "Vision 2020" das Land vom Agrar- zum Hightechland führen, was aus heutiger Sicht durchaus möglich erscheint. Mehr dazu in einem Zeitungsartikel.

Auf den Strassen in Ruanda ist sehr viel los, viele Fussgänger, ein paar Velofahrer und ganz wenige Autos sind unterwegs. Es erinnert uns an Äthiopien, dort waren die Strassen genauso bevölkert, nur dass hier in Ruanda die Fussgänger aktiv auf den Verkehr aufpassen, was in Äthiopien überhaupt nicht der Fall war. Die Ortschaften machen einen sauberen Eindruck. Das Verbot von Plastiksäcken in ganzen Land trägt sicher dazu bei.

Schon bald erreichen wir Musanze, wo wir abzweigen nach Kinigi, weil dort ein Hotel ist, bei dem man auch campieren kann. Die meisten Reisenden gehen allerdings dorthin, weil hier die berühmten Gorilla-Trackings starten. Unterwegs kaufen wir an der Strasse ein paar Tomaten und Zwiebeln, 500 Francs je sollen sie kosten. Vom Haus nebenan ruft schon jemand "two thousand"...
 
An der Reception des Kinigi Guesthouse fragen wir die Dame, ob wir hier campieren können, worauf sie antwortet "NO!        problem", mit Betonung auf "no" und einer langen Pause vor "problem". Bezahlen müssen wir an der Bar. Dort steht eine Dame hinter der Theke, deren Frisur aussieht als ob sie unter Hochspannung steht.
Ich gehe vor das Hotel um die Umgebung etwas anzusehen, doch schon am Ausgang werde ich von einem Jugendlichen angequatscht, der mit etwas zeigen will. Bald will er fotografiert werden und möchte das Foto per Email erhalten. Schnell sind zwei weitere Jugendliche aus seinem Fussballteam da, die ebenfalls fotografiert werden wollen. Dann geht es zur Sache, ich soll ihnen Geld geben damit sie sich gemeinsam ein Buch für die Schule kaufen können. Sie seien fleissig am Lernen, benötigen aber gute Lehrmittel. Alle wollen Medizin studieren, Veterinärmedizin, Gorilla-Doktor. Sie sagen ich soll ihnen das Geld geben, sie würden dann in die Stadt rennen um das Buch zu kaufen und es mir anschliessend zeigen. Tönt alles sehr einleuchtend. Nachdem ich das Monika erzählt habe, ist es nicht mehr so klar. Sicher bequatschen die alle Hotelgäste, sind ja alle reich und bezahlen hier mehrere Hundert US-Dollar für den Besuch bei den Gorillas. Da lohnt sich der Kauf eines Lehrbuches sicher für die Jugendlichen, da sie es immer wieder neu kaufen können und den Touristen als Beweis vorzeigen können. Vielleicht ist es auch ganz anders, aber die Dollar-beladenen Touristen sind sicher eine zu grosse Versuchung...

Das Nachtessen nehmen wir im Hotel ein, da es draussen ziemlich kühl und ungemütlich wird, wir sind hier auf 2200 Metern über Meer. Es gibt sehr guten Fisch, Tilapia-Filets mit Chips.
 
Von Kinigi aus fahren wir zuerst die Strasse am Gebirge entlang weiter, doch schon bald wird diese zum holprigen Feldweg der durch viele kleine Dörfer führt. Irgendwann realisieren wir, dass unsere Landkarte nicht ganz korrekt ist. Die Strasse sollte eigentlich hinter Musanze wieder zur Hauptstrasse führen, doch sie geht immer ins Gebirge. Einzelne Autos sind zwar noch zu sehen, doch wir wollen nicht zu weit in diese Grenzregion zum Kongo eindringen und beschliessen deshalb, wieder zurück zu fahren nach Kinigi und von dort direkt nach Musanze.
Auf der schönen Teerstrasse fahren wir von Musanze in Richtung Gisenyi durch malerische Gebirge. Und weil es gar keine Schlaglöcher hat, kann auch der Fahrer die Aussicht geniessen.
 
Vor Gisenyi biegen wir ab auf die Strasse die nahe dem Lake Kivu entlang nach Süden führt. Es ist eine kleine ungeteerte Strasse und wir fragen deshalb Leute an der Kreuzung ob dies der richtige Weg nach Kibuye ist. Es ist der richtige Weg. Hier wird viel Tee angepflanzt. Ein paar Überreste von ursprünglichen Wäldern hat es noch, doch die scheinen auch bald abgeholzt zu sein. Der gefahrene kurvige Weg durch das endlose Gebirge ist um ein Mehrfaches länger als die Luftlinien-Distanz.
Im Prinzip wäre die Strecke ja interessant, doch die Piste ist ziemlich schlecht und wir kommen nur langsam voran. Und Monika hat nicht den besten Tag erwischt, hat schon bald Kopfschmerzen und kann die Rumpelpiste nicht mehr ertragen.

Nach dieser Strecke wissen wir, weshalb Ruanda auch das Land der tausend Hügel genannt wird.
Schliesslich erreichen wir die Teerstrasse, welche die letzen paar Kilometer nach Kibuye führt. Auch hier kommt man nicht sehr schnell vorwärts, denn es geht ständig steil nach oben und in engen Kurven auch wieder steil nach unten.

Kibuye ist ein viel besuchter Badeort am Lake Kivu. Eine gute neue Teerstrasse führt von der Hauptstadt Kigali bis nach Kibuye. Hier suchen wir zuerst das Kibuye Guesthouse, wo man auch campieren kann. Gemäss Reiseführer wird es 2006 renoviert und danach wieder eröffnet. Doch wir sehen nur eine hohe Bretterwand um das Grundstück. Das Hotel wurde wohl nicht wieder eröffnet.
Dann entdecken wir das Holiday Hotel, finden die Lage nicht schlecht und fahren deshalb mal hin um nachzufragen. Es klappt, wir können direkt am Lake Kivu campieren und dürfen in einem Hotelzimmer duschen.
 
Auch hier sind wir wieder in Grenznähe, die grosse Insel die wir im Lake Kivu sehen, gehört schon zur Demokratischen Republik Kongo.
Wir wollten mal einen Tag hier ausspannen, doch am Morgen gefällt es uns hier doch nicht mehr so. Es fehlen schattige Bäume, der Boden ist relativ uneben und das Gras ist hoch und ungemäht.

Auf einen Besuch im Nyungwe Forest Nationalpark weiter südlich verzichten wir, da die Anfahrt wieder über ein Piste führen würde. Auch sind wir uns nicht sicher, ob sich ein Parkbesuch wirklich lohnen würde, wir haben ja schon so viel Interessantes gesehen.

Das Wetter ist heute sehr diesig. Der Himmel ist zwar nicht bedeckt, doch die Sonne dringt kaum durch. Die schöne Hügellandschaft verblasst im Dunst. Je weiter wir nach Osten kommen, desto sanfter werden die Hügel.
 
Wir fahren in die Hauptstadt Kigali, alles auf einer sehr guten Teerstrasse. In Kigali ist einiges los. Auch einige Weisse sind hier zu sehen. Im Supermarkt gehen wir etwas einkaufen. Auf dem Parkplatz unterhalten wir uns kurz mit zwei nicht mehr ganz jungen Engländern. Auf ihrem Landrover steht der Spruch "adventure before dementia" (Abenteuer vor Demenz).
 
Von Kigali fahren wir an den Lake Muhazi. Hier soll es Camping-Plätze haben. Beim ersten könnten wir auf dem nicht sehr schönen Parkplatz übernachten, die Camping-Wiese ist am See unten und nicht befahrbar. Wir beschliessen deshalb, den nächsten Platz anzusehen, finden diesen jedoch nicht, da die Beschreibung zu allgemein ist: "am Nordteil des Sees", was bei diesem langen See sehr vage ist.

Unterwegs sehen wir immer wieder bunte Hinweistafeln zum Akagera Nationalpark auf welchen viele schöne Tiere abgebildet sind. Deshalb fahren wir kurz entschlossen schon heute zum Akagera Nationalpark um dort zu übernachten.
 
Die Sonne geht schon unter, als wir auf der Piste das Gate zum Park erreichen. Wir wollen eigentlich zwei Nächte im Park campieren, doch die horrenden Preise halten uns davon ab. Neben dem Eintritt von 60 USD pro Person plus 20 USD für das Auto pro 24 Stunden kostet Camping praktisch ohne Infrastruktur weitere 30 USD pro Person und Nacht. Also buchen wir erst mal nur eine Nacht.
Wir fahren weiter zum Campingplatz. Dann die grosse Enttäuschung: kaum sind wir im Park, verfolgt uns schon wieder mal ein Schwarm von Tsetse-Fliegen. Auch beim Campingplatz, bzw. dem Platz auf dem man campieren darf, sind diese Biester. Wir verschliessen die Fenster und verbringen den schon angebrochenen Abend geschützt im Innern des Autos.
Schon früh morgens sind die Tsetse-Fliegen wieder aktiv und wir frühstücken im Innern. Vorsichtshalber holen wir schon mal unsere Insektengift-Sprays hervor. Das Wetter ist trübe und dunstig und man kann kaum den See weiter unten erkennen.
Wir müssen zurück zum Gate um von dort dem See entlang zum nördlichen Gate zu fahren, wo wir den Park wieder verlassen wollen. Beim Gate sitzen gegen zehn wahrscheinlich schon von der Schlafkrankheit befallene Ranger lustlos herum. Keiner regt sich als wir anhalten und zögern. Wir sind unsicher, welchen Weg wir nehmen sollen und erwischen auch prompt den falschen.
Der Gamedrive ist eher enttäuschend. Die Werbeplakate an der Hauptstrasse vermitteln ein zu viel versprechendes Bild des Parks. Es hat meist dichten Busch, kaum etwas ist zu sehen ausser ein paar Impalas und Schweinen. Der See ist fast immer hinter dichten Büschen versteckt.

Und die Tsetse-Fliegen werden immer zahlreicher. Die Autofenster bleiben geschlossen. Zeitweise ist die weisse Motorhaube fast schwarz vor lauter Fliegen welche diese Mitfahrgelegenheit nutzen. Und auch der Weg wird immer schlechter.
Unterwegs kommt uns ein einziges Auto entgegen, ein Pickup mit ein paar Parkangestellten hinten drauf. Die sind dick mit Kleidern eingepackt und haben eine Kapuze auf. Als sie die mit uns mitfliegende Tsetse-Wolke durchkreuzen, fuchteln alle wie wild mit den Armen.
Unsere Fotos die wir im Park schiessen, haben fast nur ein einziges Motiv: Tsetse-Fliegen (glossina morsitans).
Kurz vor dem nördlichen Gate gibt es fast keinen Weg mehr. und es wird zur richtigen Offroad-Strecke, zum Teil müssen umgefallene Bäume umfahren werden. Kurz vor dem Gate sehen wir endlich doch noch ein paar wenige Tiere wie Wasserböcke, Giraffen und Zebras. Auch Elefanten muss es haben, wir sehen Elefantendung und abgebrochene Bäume.
 
Kaum haben wir den Park verlassen, halten wir begeistert an für ein Foto: da steht eine Herde Ankole-Rinder mit ihren spektakulären langen gebogenen Hörnern.

Wir wollen heute Ruanda via Kagitumba verlassen. Da wir noch einige Ruanda Francs haben, wollen wir Diesel tanken damit wir sie nicht zurück wechseln müssen. Deshalb machen wir einen kleinen Abstecher nach Nyagatare, gemäss Karte eine etwas grössere Stadt, um dort eine Tankstelle zu suchen. Die gibt es auch, doch hat sie keinen Diesel. Also fahren wir wieder zurück um festzustellen, dass es nur ein paar Meter weiter bei der Abzweigung nach Nyagatare auch eine Tankstelle hat. Dem Tankwart teilen wir unsere restliche Geldsumme mit, für die wir tanken wollen. Er tippt die Summe an der Säule ein und schon wird ganz exakt die bestellte Menge getankt.

Die Strasse nach Kagitumba an der Grenze nach Uganda ist schön geteert. Sehr speditiv läuft die Ausreise aus Ruanda ab, bis wir an der Schranke stehen. Dort sitzt reglos eine Beamtin. Nach einer kurzen Wartepause gehe ich zu ihr hin. Sie will das Carnet sehen. Also gehe ich die etwas 20 Meter zum Auto und hole es. Mit sturer Mine schaut sie das Carnet an, es sieht aus, als ob sie nichts davon versteht. Dann will sie den Führerausweis sehen, das erste Mal in Afrika, dass den jemand sehen will. Ich gehe wieder zum Auto und hole diesen. Da sie noch nie einen Schweizer Führerausweis gesehen hat, kann sie damit nicht viel anfangen und ich darf ihr die Nummer darauf zeigen. Darauf möchte sie den Pass sehen. Also nochmals zum Auto zurück und den Pass holen. Jetzt kommt Monika auch mit, mit allen Dokumenten die wir haben. Nachdem sie den Pass angeschaut hat, kommt sie mit zum Auto. Die offene Fahrertür schlägt sie so heftig zu, dass angetrockneter Schlamm unter der Tür auf die Strasse fällt. Die Tür eines weiteren Autos schlägt sie ebenso heftig zu, worauf wir dies nicht mehr so persönlich nehmen. Nach einem Blick hinten ins Auto sind wir endlich fertig. Doch die Schranke geht noch nicht auf für uns. Aus Uganda kommt jetzt ebenfalls ein Auto und erst als sie dieses auch abgefertigt hat, öffnet sie die Schranke sehr effizient für beide Autos gleichzeitig und wir dürfen nach Uganda bzw. zur nächsten Schranke fahren.
 
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