Die Evaluation des Basisfahrzeugs

Für die Wahl des Basisfahrzeugs benötigten wir viel Zeit und auch Geduld. Auf den ersten Blick ist die Auswahl riesengross. Doch schon bald kommen kritische Fragen auf. Auf jeden Fall war die Evaluation unseres Basisfahrzeugs ein langer aber auch sehr interessanter Weg.

Die nachfolgende Aufstellung entspricht unseren ganz persönlichen Kriterien und ist deshalb nicht allgemeingültig.

 
Wohnkomfort, Reiseziele und Reisedauer

Das wohl wichtigste Kriterium ist die Art der Reise. Bei Kurzreisen und schönem Wetter ist ein Dachzelt sehr praktisch und angenehm. Da wir aber beabsichtigen länger oder gar auf unbefristete Zeit unterwegs zu sein, gelten ganz andere Kriterien. Das Fahrzeug sollte gross genug sein um Komfort für zwei Personen auf Langzeitreisen zu bieten. Aber nur so gross wie notwendig, weil ein zu grosses Fahrzeug wegen seinen Abmessungen und dem Gewicht auch wieder Nachteile hat.

Der Komfort-Anspruch bestimmt die Grösse der Wohnkabine. Wir wollten den Wohnraum so gestalten, dass Sitzgruppe und Bett ohne etwas umzubauen immer zur Verfügung stehen. Auch sollte Bad und Toilette ohne Umbau immer zugänglich sein. Die Innenhöhe sollte so hoch sein, dass auch ein grosser Mensch aufrecht darin stehen kann. Raumspar-Optionen wie Kajütenbett, Hubdach, Sitzgruppe in Bett umbauen oder Dusche im Eingangsbereich lassen die Grösse, aber auch den Komfort der Wohnkabine schrumpfen.

Mit unseren persönlich wichtigen Kriterien wird die Wohnkabine somit etwa 5 Meter lang, was natürlich auch einen Einfluss auf die Grösse und Länge des Basisfahrzeuges hat.

 
Gesamtgewicht unter 7.5 Tonnen?

Zu Beginn dachten wir, das Gewicht könnte unter der magischen Grenze von 7.5 Tonnen bleiben. Bei den Allrad-getriebenen Fahrzeugen wären das zum Beispiel Mercedes Sprinter, Fuso Canter, Iveco Daily, Unimog, Renault TRM, MAN FAE oder auch kleine Lastwagen wie Mercedes Atego.

Beim Studieren der Leergewichte wurde uns schnell klar, dass die noch verbleibende Zuladung für unsere Anforderungen zu gering ist. Auch wird das Fahrgestell sehr stark belastet, wenn das Fahrzeug immer mit maximal zulässigem Gewicht und wo möglich noch auf schlechten Strassen unterwegs ist.

Durch unsere vorgegebene "Auflastung" auf über 7.5 Tonnen schieden schon einige Basisfahrzeuge aus.

 
Altes oder neues Fahrzeug?

Die neuen Fahrzeuge sind mit modernster Technik ausgestattet. Für die Abgasbehandlung wird in der Regel der Harnstoff Zusatz AdBlue benötigt. Die ganze Technik wird mit viel Elektronik gesteuert. Zum Teil soll sogar die Software welche die Abgasbehandlung steuert mit Tricks so optimiert sein, dass auf dem Prüfstand möglichst gute Abgaswerte gemessen werden können, welche mit der Realität nicht viel gemeinsam haben.

Ausserhalb von Europa oder in grossen Höhen kann das schnell zu Problemen führen, auch wenn es nur ein elektronischer Fehlalarm ist. Bei einem Motorproblem mit unserem gemieteten Landrover 2005 in Mosambik schaute der hilfsbereite Dorfpolizist in den Motorraum, stellte fest "oh it’s a new one" und war ratlos.

Zwar hörten wir immer wieder, dass man diese Technik ausbauen oder mindestens zurückbauen könne. Es soll später sogar Umrüst-Sätze geben um ausgediente Fahrzeuge in Entwicklungsländer verkaufen zu können.

Da wir in verschiedenen Reiseberichten aus fernen Ländern kaum Positives über die moderne Fahrzeugtechnik hörten, entschlossen wir uns ein älteres Fahrzeug zu suchen, welches mit möglichst wenig komplizierter Technik auskommt. Zudem sollte es ein wenn möglich weltweit verbreitetes Fahrzeug sein, was mögliche Reparaturen im fernen Ausland erleichtert. Es sollte aber auch kein Oldtimer sein, wie zum Beispiel ein Magirus, Mercedes Rundhauber oder Hanomag.

 
Unsere Basisfahrzeug-Kandidaten
  • Mercedes 1428 AF

    Ein Reisefahrzeug-Ausbauer gab uns (neben der teuersten Ausbau-Offerte) den wertvollen Tipp, ein schon in der Schweiz zugelassenes Fahrzeug zu suchen. Und da fanden wir zufällig eines, sozusagen Liebe auf den ersten Blick, einen MB 1428 AF. Baujahr 1989 und erst 18'000 Kilometer. Gemäss der Bezeichnung 1428 AF mit 14 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, 280 PS, Allrad, Feuerwehr. Und das sogar mit Automatik-Getriebe für schaltfaule Verkehrskreisel-Fahrer. Von der Feuerwehr Langenthal wurde das Pionierfahrzeug (Rüstwagen) während 26 Jahren sehr gut gepflegt und gehegt. Mit dem V8-Dieselmotor OM 422 hat das Fahrzeug mehr Leistungsreserven als zum Beispiel der MB 1017 mit 170 PS, um im heutigen Strassenverkehr nicht zum Hindernis zu werden. Mit dem kurzen Fahrerhaus ohne Motorhaube steht mehr Fahrzeuglänge für den Wohnraum zur Verfügung.
  • Steyr 12M18

    Der österreichische Steyr war in unserer engeren Wahl. Den Raum für das sehr grosse Fahrerhaus des Steyr hätten wir zwar lieber im Wohnraum. Die Geländegängigkeit war uns fast zu gut, denn wir beabsichtigen nicht in extremem Gelände unterwegs zu sein. Wichtig ist für uns ein robustes Fahrgestell und etwas Fahrkomfort. Das bietet der Steyr zwar. Zur gleichen Zeit haben wir unseren Mercedes 1428 AF im Internet entdeckt und uns für den Mercedes entschieden. Vielleicht hätten wir uns auch für den Steyr entschieden, wenn die Lieferzeiten bei Excap nicht so lange gewesen wären. Ersatzteile müssen in der Regel via MAN aus Deutschland besorgt werden.
  • Mercedes 1017 A 4x4

    Das ist ein Militärfahrzeug, welches noch relativ günstig zu bekommen ist. Von der Technik her eine der letzten Mercedes Serien welche ohne elektronische Hilfstechnik auskommt. Dieses Fahrzeug ist als Basis für Expeditionsfahrzeuge sehr beliebt und weit verbreitet.
  • MAN

    Wenn man sich in der Expeditionsmobil-Szene umsieht, ist MAN ein sehr oft verwendetes Basisfahrzeug. Die aktuellen Modelle haben wie alle Fahrzeuge zu viel an moderner Technik für Weltreisen. Ältere Modelle mit wenig Kilometerleistung sind kaum erhältlich. MAN Stand für uns nicht in der engeren Wahl.
  • Fuso Canter 4x4

    Der Fuso war eine Weile unser Favorit. Es ist ein weltweit verbreiteter Kleinlastwagen des Daimler Konzerns, bekannt als Mitsubishi Fuso oder Canter. Beeindruckend ist die hohe Nutzlast, was sogar ein Gesamtgewicht von maximal 7.5 Tonnen erlauben würde. Auch im Anschaffungspreis ist ein Fuso Canter im Vergleich zu ähnlichen Fahrzeugen günstig. Nachteile für uns: zu moderne Technik. Das Fahrzeug ist zwar weltweit stark verbreitet, ist aber je nach Kontinent und Land mit ganz unterschiedlichen Motoren und Abgasaufbereitungen unterwegs.
  • Renault TRM 2000

    Klein und wendig und mit den Portalachsen (wie beim Unimog) sehr geländegängig. Mit einem Radstand von 2.7 Meter aber zu kurz für "unsere" Wohnkabine. Etwas schwach motorisiert mit 117 PS. Für Weltreisen für uns zu wenig weit verbreitet. Der Renault war in der engeren Auswahl, als wir noch meinten, unter dem Gesamtgewicht von 7.5 Tonnen bleiben zu können.
  • Mercedes Sprinter / VW Crafter 4x4

    Die Zuladung ist zu gering für unsere Bedürfnisse. Zudem zu viel moderne Technik. Der Preis macht nochmals einen Quantensprung, wenn man anstelle des serienmässigen Allradantriebs die Allradvarianten von Oberaigner oder Achleitner haben will.
  • Iveco Daily 4x4

    Für uns und zu geländegängig zu teuer. Und auch der Iveco hat zu viel moderne Technik. Während unserer Evaluation gab es zudem einen Modellwechsel, das bisherige Modell wurde nicht mehr hergestellt und das neue Modell gab es noch nicht.
  • Unimog

    Der Unimog kam nicht wirklich in die engere Wahl, da wir die extreme Geländegängigkeit dieses Baustellenfahrzeugs nicht benötigen und lieber etwas Fahrkomfort haben.
 
 
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