Armenien - unterwegs auf der Weltreise 2017
(27.09.-06.10.2017)

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Der Grenzwechsel bei Zhdanovakan/Bavra verläuft problemlos. Auf georgischer Seite werden die Pässe gestempelt - fertig. Am armenischen Zoll werden ebenfalls zuerst die Pässe gestempelt und zur Autoeinfuhr werden wir von einem englisch sprechenden Beamten durch die einzelnen Stationen geschleust. Inzwischen wird auch hier alles am Computer ausgefüllt und es gibt keine handgeschriebenen Fresszettel mehr. Per Fahrzeugausweis wird die Gebühr ermittelt.
Man bezahlt den Betrag bei der Bank in gleichen Gebäude zu einem sehr guten Wechselkurs ein und wird weitergeleitet an einen anderen Schalter. Was die einzelnen Beamten da jeweils in ihren Computer hacken ist für uns nicht so nachvollziehbar, scheint aber korrekt zu sein. Zumindest scheint die Autoeinfuhrgebühr mit 19350 AMD im Rahmen zu liegen. Alle sind sehr freundlich. Ins Auto wollen sie nur aus Neugierde von der Türe aus schauen. Nach gut einer Stunde sind wir durch und werden mit einem "welcome to Armenia" verabschiedet.
Wir müssen jetzt nur noch in einer der Buden nach dem Zoll eine Versicherung abschliessen. Es kommt auch schon ein Agent angerannt und verkauft uns eine Versicherung. Wir haben zu wenig gehandelt und dafür sicher zu viel bezahlt. Ausrede des Agenten: grosser Motor...

Als wir unser Tages-Ziel Gyumri fast erreicht haben, sieht der Himmel sehr nach Regen aus. In Gyumri steht dann auch schnell alles unter Wasser und wir warten erst mal ab, bis der Gewitterregen aufhört.
 
In Gyumri wechseln wir unsere restlichen Laris zu einem schlechteren Kurs als an der Grenze und kaufen eine armenische SIM Karte. Auf die Frage "do you speak English" antwortet die Verkäuferin "of course" und spricht in fliessendem Englisch weiter. Eine Überraschung nach den Erfahrungen in Russland und Georgien. Die Verkäuferin lebt wohl in besseren Verhältnissen. Sie beginnt in ein paar Monaten ein Studium in Italien und will natürlich auch die Schweiz besuchen.
Wir übernachten an einem Platz in der Nähe des Basars. Gegenüber ist ein Spielzeugladen aus dessen Lautsprechern endlos Kinder- und Weihnachtslieder während der Öffnungszeiten plärren.
So viele Ruinen, verlassene oder unbewohnbare Häuser wie hier haben wir noch in keiner anderen Stadt gesehen. Hier ist die Zeit stehen geblieben, und das auf einem sehr tiefen Niveau. Nach dem schweren Erdbeben von 1988 wurde nur wenig wieder aufgebaut und es sieht noch sehr sowjetisch aus. Die meisten Menschen scheinen arm zu sein, bis auf ein paar wenige, die extrem gut gekleidet durch die Strassen laufen. Und trotzdem ist das Preisniveau eher hoch: 1 Liter Milch kostet knapp 2 CHF.
Am Vormittag geht es auf einen Stadtrundgang und auf den Basar.

Auf dem Basar bestaunen wir das armenische Warenangebot und kaufen ein. Wir wagen uns an eine lange Fleischtheke hinter der die Metzger ihr Fleisch anbieten. Mit muh, määh und grunz fragen wir nach den Fleischsorten und bald stimmen die Metzger in ein lustiges muh, määh und Gelächter mit ein.
 
Wir wollen zum Dilijan National Park und zum Kloster Haghartsin. Je näher wir den bewaldeten Bergen kommen umso nebliger wird es und schliesslich regnet es noch heftig. Wir fahren trotzdem bis zum Kloster hinauf, kehren dann aber um weil es zu nass und neblig ist. Auf dem Weg zum Kloster hat es jede Menge schöne Picnic Plätze etwas abseits der Strasse im Wald. Wir suchen uns einen mit einer Lichtung aus und wollen dort übernachten. Schon bei der Abfahrt von der Strasse kommen wir auf dem aufgeweichten Boden ins Rutschen und ein paar Meter weiter stecken wir dann endgültig im Matsch. Beim Manövrieren graben wir uns fast ein und nur mit viel Feinarbeit schaffen wir es wieder zurück auf die Strasse. Wie oft bei solch Nerven-aufreibenden Situationen vergessen wir dabei wieder einmal Fotos zu machen...
 
Wir fahren nach Dilijan zurück und bleiben dort an einem kleinen Teich stehen.

Da sich das Wetter nicht gebessert hat, beschliessen wir weiter zu fahren.
Wir kommen an den Sevan See und besichtigen das Kloster Sewanawank, das auf einer Halbinsel am See liegt. Es ist richtig kalt geworden und ein eisiger Wind pfeift uns um die Ohren. Der See sieht schön aus und im Sommer oder bei schönem Wetter ist hier sicher die Hölle los.
Wir gehen in ein Restaurant am Seeufer zum Aufwärmen und essen gegrillten Fisch aus dem Sees.

Da der See bei dieser Kälte nicht so einladend ist, fahren wir weiter nach Jerevan.
 
Der Verkehr in Jerewan ist nicht ganz so schlimm wie in Tiflis, aber trotzdem halt Grossstadt. Wir kurven durch die Stadt bis zum Genozid Denkmal.

Wir besichtigen das Genozid Denkmal Tsitsernakaberd und übernachten in der Nähe auf einem Parkplatz vor dem Jerewan Konzert Komplex Karen Demirtchian mit schöner Aussicht auf die Stadt und den Berg Ararat, der sich aber hinter einem Wolkenschleicher kaum zeigt.
Am Samstag gehen wir in die nahegelegene Mall mit grossem Supermarkt einkaufen. Wir haben zwar alles bekommen was wir gesucht haben, aber das Preisniveau ist hier schon etwas höher als in den Ländern zuvor.
 
Danach fahren wir nach Echmiadzin und wollen die Kathedrale besichtigen, welche ein UNESCO-Kulturerbe ist.

Aber zuerst sind wir irrtümlich bei der Kirche St. Gayane gelandet (dem Navi sei gedankt). In dieser romantischen altertümlichen Klosterkirche findet eine Hochzeit nach der anderen wie am Fliessband statt.
Bei der Hochzeit wird geklotzt und nicht gekleckert... Das Brautpaar wird im Rolls-Royce gefahren und die Hochzeitsgäste fahren in mehreren schwarzen Mercedes G vor. Wie immer laut hupend und mit überhöhter Geschwindigkeit. Das ganze Geschehen wird von A-Z mit der Drohne verfolgt.
 
Anschliessend haben wir dann die "richtige" Kathedrale besichtigt, welche sich leider gerade hinter einem Baugerüst versteckt.
Direkt neben dem UNESCO-Erbe hat es als Kontrast einen ziemlich herunter gekommenen Park...

Eigentlich wollten wir in Echmiadzin übernachten, doch wir finden keinen uns zusagenden Stellplatz und fahren deshalb wieder zurück nach Jerewan...

...und auch noch gleich weiter nach Goght zum Camping 3Gs, wo wir kurz vor Dunkelheit ankommen.
 
Der Campingplatz ist in den Bergen mit wunderschöner Aussicht gelegen. Ausgestattet mit Swimmingpool (jetzt ist es leider zu kalt dafür) sauberen heissen Duschen und einer gut eingerichteten Wohnküche. Geleitet wird er von Sandra, einer Holländerin, die sich sehr um ihre Gäste bemüht. Wir verbringen den ersten Tag mit Wäsche waschen und putzen und geniessen danach die Sonne auf dem Liegestuhl im Garten. Wir haben Glück und unsere Wäsche trocknet, bevor der grosse Regen kommt. Der nächste Tag ist total verregnet und wir machen es uns im Auto gemütlich und faulenzen.
Bei interessanten Gesprächen mit Sandra erfahren wir viel über Land und Leute aus erster Hand. Sie lebt seit 5 Jahren in Armenien hier.
So sind die Geschlechter-Rollen immer noch sehr ausgeprägt, mit Nachteilen natürlich für die Frauen.
Ein Problem sind auch die jungen Soldaten bzw. die Armee. Sie müssen ihren Dienst leisten, die Bedingungen sind hart und traumatische Erlebnisse prägen die jungen Männer, so dass sie nur schwer wieder in der Gesellschaft integriert werden können.
Einen Auto-Führerausweis kann man auch kaufen (ca. 200 EUR), was wohl häufig der Fall ist, wenn man den Verkehr beobachtet...
Bei der Abfahrt bekommen wir noch einen grossen Sack mit ganz frischen Walnüssen geschenkt, mit besten Wünschen von Sandra, Daisy der Hündin und Bram dem Kater!
 
Auch der nächste Tag ist noch regnerisch und aus unserer geplanten Wanderung zum Kloster Geghard wird wieder nichts.

Nach vier entspannten Tagen ziehen wir weiter. Wir fahren zum Höhlenkloster Geghard, das UNESCO-Kulturerbe ist (eine Wanderung entlang der Strasse wäre gar nicht schön gewesen). Hier begegnen wir in schattigen Winkeln dem ersten Schnee.
 
Auf der Weiterfahrt klart der Himmel langsam auf und die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Bis zur nächsten Klosterkirche und Festung Khor Virap ist es nicht weit. Die Anlage liegt direkt an der türkischen Grenze, wo im Grenzstreifen Soldaten auf Streife sind. Bei Sonnenschein besichtigen wir diese schöne und viel besuchte Anlage.
 
Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang zum Kloster Noravank, das durch eine enge Schlucht mit roten Felsen erreichbar ist. Weil das Kloster gerade so schön in der Abendsonne liegt, besichtigen wir es noch, wer weiss wie morgen das Wetter ist? Wir übernachten hier in absoluter Stille und mit Vollmondbeleuchtung des Klosters. Der nächste Tag beginnt mit blauem Himmel und Sonne und wir streifen nochmal durch die Kloster-Anlage.
 
...und dann hätten wir beim Bewundern der vielen Berge fast den 5137 Meter hohen Berg Ararat übersehen, der sich heute ohne Schleier zeigt und den man von hier aus noch sehr deutlich sehen kann,
 
Wir möchten bis Goris kommen, aber die Landschaft ist so wunderschön, dass wir uns entschliessen, schon beim Observatorium Zorats Kar zu übernachten. Hier ist das Stonehenge von Armenien, das auf das 3.-4. Jahrtausend vor Christus zurück geht. Auf 1780 Meter war dies bisher mit -3° die kälteste sternenklare Nacht.
Der Tag beginnt wieder mit Sonne und blauem Himmel. Die weite Hochebene mit einem 360°-Kranz aus hohen Schneebergen ist atemberaubend schön.
 
Da die Strasse ziemlich schlecht ist, kommen wir nur langsam (20 km/h) voran und können das Panorama lange geniessen (vor allem ich). Auf dieser Strecke sind viele alte (wegen den schlechten Strassen?) iranische Lastwagen unterwegs, welche Öl nach Armenien transportieren. Die Landschaft verändert sich ständig bei unserer 3-Pässe-Fahrt bis Meghri: Hochebenen, tiefe und enge Täler, interessante Felsformationen, grosse Wälder, hohe Schnee-bedeckte Berge... Am Ende des Tages können wir gar nicht sagen, welche Landschaft jetzt die Schönste war.
 
Im Grenzort Meghri übernachten wir in einer Seitenstrasse, um am nächsten Tag bei Nurduz die Grenze nach Iran zu überqueren.
 
 
Fazit Armenien: Armenien ist landschaftlich sehr schön und interessant. Die Menschen begegneten uns aufgeschlossen und freundlich. Mit der Polizei hatten wir keine Kontakte gehabt. Das Land ist arm und in vielen Orten sind grosse Bauruinen aus Sowjetzeiten oder Erdbebenruinen. Die Strassen sind leider schlecht, auch Teerstrassen sind oft so wellig, dass sie einer Schlaglochpiste gleichkommen und man nicht schneller als 20 km/h fahren kann. Armenien war für uns durchaus ein interessantes Reiseland.
 
Weiter geht unsere Reise in der Islamischen Republik Iran.

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