Lettland (Latvija) - unterwegs auf der Weltreise 2017
(30.05.-09.06.2017)

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Unser erstes Ziel in Lettland ist das barocke Schloss Rundales, das nicht weit nach der Grenze zu Litauen auf einer Patchwork-Strasse zu erreichen ist, zwar ohne Schlagloch, aber jeder Flicken ist sehr gut spürbar.
Beim Schloss Rundales angekommen, starten wir unseren Rundgang durch die prunkvollen Zimmer und prächtigen Festsäle.
Sehenswert ist auch der riesige, wunderschön angelegte Schlossgarten mit den Wasserspielen.
 
Eigentlich ist geplant, dass wir bis in die Hafenstadt Ventspils an der Küste fahren. Aber die Strasse ist dermassen schlecht, dass wir nur langsam vorwärts kommen und deshalb vorher einen Übernachtungsplatz suchen. An der Strasse stehen oft braune Hinweisschilder, die irgendeine touristische Attraktion ankündigen. Bei diesen Sehenswürdigkeiten hat es meist einen Parkplatz. Wir biegen also ab und kommen so an einen mitten im Wald gelegenen Parkplatz mit Aussichtsturm, für uns ein wunderbarer, ruhiger Schlafplatz in der Natur.
 
Am Morgen beschliessen wir die Hafenstadt Ventspils zu umfahren, da fast die ganze Stadt mit einem LKW-Fahrverbot belegt ist (wir müssen uns noch vertraut machen damit, dass wir ein Wohnmobil und keinen LKW haben) und unser Reiseführer verlockende einsame Sandstrände an der nördlichen Küste bis ans Kap Kolka verspricht. Einsame Strände hat es viele fast durchgängig bis ans Kap, aber die Stichstrassen zum Strand enden immer an einer Verbotstafel bei einem Privatgrundstück.

Die Strasse führt durch schöne und endlose Kiefernwälder, immer der Küste entlang, aber ohne Sicht auf des Meer. Die hochstämmigen Kiefern lassen soviel Licht durch, dass der Waldboden aus einem lückenlosen Teppich vom Heidelbeersträuchern besteht, die im Sonnenschein hellgrün leuchten.

Wir kommen in den Ort Mazirbe. Hier ist das Zentrum der Liven, eines der kleinsten Völker Europas, das auch eine eigene Sprache spricht. Es gibt nur noch ca. 100 Menschen, die dieses Livisch sprechen.
 
Schlussendlich fahren wir bis ans Kap Kolka und bleiben auf einem kostenlosen Parkplatz mit Aussichtsturm ca. 500 m vor dem Kap. Wegen den hohen Parkgebühren pro Stunde sind Gäste direkt am Kap scheinbar weniger willkommen oder die Touristen bezahlen die paar "Teuros" um sich einige Fussschritte zu ersparen.
Da wir uns wieder in einem Nationalpark (N.P. Slitere) befinden, sind auch hier schöne Wanderpfade durch zum Teil urwaldartige Kiefernwälder in einer Dünenlandschaft angelegt. Am Strand entlang wandern wir bei Sturmwind zum Kap Kolka, wo die sehr gefährlichen Strömungen der Ostsee und der Rigaer Bucht aufeinander treffen, welche schon manchem Schiff zum Verhängnis wurden.
 
Wir fahren an der Küste der Rigaer Bucht entlang. Hier ist die Strasse näher am Wasser und wir sehen öfters von der Strasse aus das Meer. Wir finden einen Badestrand mit grossem Parkplatz, der im Sommer sicher voll, aber jetzt noch leer ist. Es taucht noch ein Wohnmobil auf und zum ersten mal haben wir über Nacht Gesellschaft auf dem Platz mit Meersicht. Wir lassen uns Zeit bei der Weiterfahrt. Wir fahren durch den landschaftlich sehr schönen Kemeri Nationalpark. Die Schotterstrasse führt durch ein Moorgebiet mit saftig grünen Wäldern.
Gerne würden wir hier bleiben, aber die wenigen Parkplätze die es hat, sind entweder kostenpflichtig und nur zeitlich begrenzt zu nutzen oder für Wohnmobile ganz verboten.
 
Wir kommen nach Jürmala, dem Hausstrand von Riga. Da es auch hier keine Parkmöglichkeit für uns hat und alles sehr touristisch ist, fahren wir früher als geplant nach Riga direkt auf den City Camping. Ein Kälteeinbruch beschert uns hier erst einmal einen Sturm, so dass das ganze Auto wackelt und die Aussentemperatur nur bei kalten 7° ist
 
Für unsere Besichtigung von Riga am nächsten Tag haben wir aber Glück und der Himmel strahlt am Samstag in wolkenlosem blau. Die 2 km in die Altstadt gehen wir zu Fuss. Die Altstadt ist autofrei und wirkt dadurch recht entspannt und beschaulich. Ohne Hektik schlendern wir durch die Strassen und Gassen. Alle Sehenswürdigkeiten sind in Gehdistanz gut zu erreichen.
Wir kommen zum Rigaer Zentralmarkt, einem der grössten Märkte Europas. Er ist in ehemaligen Zeppelin Hallen untergebracht. Wir beobachten eine Weile das interessante und bunte Treiben in und um die Markthallen. Die Hallen sind nach Waren getrennt. So gibt es neben einer Halle für Milch und Käse auch eine für Fisch. Fisch wird überwiegend geräuchert angeboten, etwas weniger gibt es frischen Fisch. In der Fleischhalle findet man zu 95 % Schweinefleisch, je fetter und weisser um so beliebter scheint es zu sein. Frisches Gemüse, Salat und Früchte wird an Ständen rund um die Hallen verkauft. Meist nichts Lokales, EU-Ware wie üblich, z.B. Erdbeeren aus Spanien. Aber hier kaufen die Einheimischen fleissig ein, also nicht nur eine touristische Kulisse.
Nachdem wir uns auf dem Markt Appetit geholt haben, gehen wir in ein Restaurant zum Mittagessen. Es ist ein Selbstbedienungsrestaurant (Lido) mit lettischen Gerichten. Man kann in die Töpfe schauen und sich aussuchen auf was man Lust hat. Das Essen ist sehr gut und auch günstig. Und auch free Wifi hat es um die letzten mehr oder wenige wichtigen Nachrichten abzurufen bzw. abzusenden.
Wir schlendern gemütlich zurück. Durch Parks, am Fluss entlang und durch Strassen mit eindrucksvollen Jugendstilbauten. An mehreren Orten in der Stadt gibt es Veranstaltungen. So stellt sich die Rigaer Polizei in einem Park vor. Die Bevölkerung, vor allem kleine und auch grosse Kinder, dürfen in die Blaulicht-Polizeiautos sitzen. Ein älterer Herr lässt sich auf einem grossen Polizei-Motorrad von seiner Frau fotografieren. Auf einer Matte zeigen trainierte Polizisten wie sie böse Angreifer mit Messer, Beil oder Pistole sehr effizient überwältigen. Am späten Nachmittag kehren wir voller Eindrücke und müden Füssen wieder zum Campingplatz zurück.

Darauf hat es die ganze Nacht geregnet und wir nutzen die Infrastruktur des Campingplatzes mit sogenanntem Highspeed Internet. Das ist aber nervend laaaaaaaaangsam und viele Fotos die wir auf unsere Homepage laden, kommen dort defekt an.
Auch waschen und putzen von Fahrzeug und Passagieren ist wieder mal angesagt.
 
Wir machen uns auf zum Gauja Nationalpark. Unser erstes Ziel ist der Ort Sigulda, ziemlich touristisch alles. Wir kommen bei der Burg Tureida an. Viele Souvenirstände schrecken uns gleich ab. Sobald wir angehalten haben, kommt schon eine Frau und verlangt Gebühren für den Parkplatz. Wir beschliessen zuerst zum Landgut Krimulda zu fahren. Wir finden den Parkplatz der Seilbahn, die zur Zeit nicht fährt und so ist es recht ruhig hier. Es tröpfelt immer wieder und wir packen uns für den Spaziergang regensicher ein. Wir wandern durch die alte Gutsanlage und durch einen abwechslungsreichen alten Wald.
Gegen Abend treffen noch weitere Reisende ein, die den Parkplatz auch als Übernachtungsort gewählt haben. Hier treffen wir die Berner Familie wieder, der wir schon in Riga begegnet sind. Sandy und Tom sind mit ihren Kindern Lars und Charleene schon seit April für 4 Monate unterwegs. Wir verbringen einen tollen Abend, tauschen Reiseerlebnisse aus und hoffen, dass wir uns auf der Weiterreise wieder irgendwo begegnen, denn sie haben in etwa die gleich Route wie wir.
 
Am nächsten Nachmittag besichtigen wir den riesigen unterirdischen Bunker von Skalupe.

Hier sollte im Falle eines Atomkrieges die Elite von Sowjet-Lettland für ca. 3 Monate untergebracht werden. Mit viel Aufwand und viel Geld (3stelliger Millionenbetrag) wurde in 20-jähriger Bauzeit bis in die 1980er Jahre der Bunker erstellt. Zum Glück bestand nie die Notwendigkeit den Bunker in Betrieb zu nehmen, weil in der Praxis hätte er auch nicht funktioniert. So verbrauchten die 2 Generatoren des eigenen Kraftwerks 40 Liter Diesel pro Stunde und die Vorräte hätten nicht lange gereicht. Staunend folgen wir der interessanten Führung.
Die atomare Atemluft wäre durch Aktivkohle-Filter gereinigt worden, die hier lebenden Menschen hätten durch ihre eigene Körperwärme in tropischer Feuchte gelebt, aber es besteht die Hoffnung, dass die Menschen lernfähig sind, so wie die Geschichte es immer wieder beschreibt...
 
Bei Ligatne gibt es einen Naturpfad, der an Gehegen mit einheimischen Wildtieren vorbei führt. Wir übernachten auf dem dortigen Parkplatz und machen uns am Morgen gleich auf den Weg durch den Park. Es gibt zum Beispiel Eulen, Bären, Elche, Wildschweine und Füchse. Es sind alles Tiere, die verletzt aufgefunden wurden und hier versorgt werden.
 
Unseren Übernachtungsplatz finden wir beim Adlerfelsen (Ergli), einer Sandstein-Steilklippe in einer Flussbiegung der Gauja. Durch naturbelassenen, urwaldartigen Wald machen wir eine Wanderung am Fluss entlang.
 
Auf einem schönen kostenlosen Campingplatz direkt am Flüsslein Amata verbringen wir zwei Nächte. Wäschewaschen und kleinere Reparaturarbeiten sind angesagt. Im nächst grösseren Ort Cesis gehen wir nochmal einkaufen und verlassen dann Lettland in Richtung Estland.
 
Fazit Lettland: Direkt nach der Grenze machten wir gleich mit einer eher unschönen Seite von Lettland Bekanntschaft. Obwohl es nur 30 km zum Schloss waren, brauchten wir ca. 1 Stunde weil die Strasse so schlecht war. Bei schlechten Strassen in Litauen dachten wir manchmal es kann nicht schlimmer kommen, aber es kam öfters schlimmer. Die Qualität der Strassen hat sich kaum gebessert und blieb schlecht bis extrem schlecht. Bei den Strassen die wir befahren haben, waren selten Gute dabei. Manchmal war auf einer Hälfte der Strasse der Belag erneuert und auf der anderen nicht. Wahrscheinlich ist das Geld ausgegangen. Wir waren leider immer auf der miserablen Seite unterwegs.

Die Hauptstadt Riga hat uns sehr gut gefallen. Obwohl Riga die grösste Stadt des Baltikums ist, macht sie durch die autofreie Altstadt einen entspannten Eindruck und lädt zum Bummeln und Geniessen ein. Die kleinen Ortschaften unterwegs sind eher geprägt von sowjetischen Backsteinbauten. Sind die Häuser oder Fabriken baufällig, so lässt man die Ruinen stehen und baut daneben neu. Die Ruinen werden aus Mangel an Geld oder Motivation nicht weggeräumt. Insgesamt kommen uns die Orte oder die Gehöfte nicht so gepflegt vor. Lettland scheint noch mehr von den sowjetischen Altlasten geprägt zu sein als Litauen.

Ganz anders dafür die wunderbare Natur und Landschaft, die wieder den Ausgleich schafft und uns immer wieder begeistert hat. Auch die Nachtplatzsuche war einfach und wir haben immer schöne ruhige Stellplätze in der Natur gefunden.

Die lettische Sprache hat manchmal sehr viel Ähnlichkeit mit der unsrigen. So gibt es die Champignon Pilze unter den Namen Sampinjoni oder Gurken als Gurki, aber leider sind nicht alle Übersetzungen so einfach.

Das Preisniveau ist tief. Oft hat man die Wahl zwischen billigeren und teureren Waren, wobei wir dann bei der Qualität keinen offensichtlichen Unterschied feststellen konnten.

Weiter geht die Reise nach Estland.
 
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