Aserbaidschan - unterwegs auf der Weltreise 2018

Alat - Baku - Shamakhi - Ismailli - Gabala - Saki - Balaken
(08.07.-13.07.2018)

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08.07.2018: wegen zu heftigen Winden hatten wir zwei Extra-Tage in "internationalen Gewässern" vor Baku geankert. Aber heute hat sich der Wind beruhigt und wir können endlich mit der Fähre Mercuri-1 in Alat einlaufen. Die Passagiere sind inzwischen alle sozusagen zeitlos, mit einer Frage wie "was hat es vorgestern zum Abendessen gegeben", kann man jeden total verwirren. Natürlich hat es wie immer Chicken gegeben, aber was war da noch die Beilage?
Gleich bei Ankunft im Hafen erhalten wir auf dem Schiff wieder unsere Pässe. Mit diesen geht es zur Passkontrolle, was ewig dauert, weil wir an der Sonne vor der Tür des Gebäudes warten müssen. Danach können wir mit dem Auto von der Fähre fahren zur nächsten Station im Zollgelände.

Dort muss Tobias die Zollabfertigung und Fährgebühr fürs Auto sowie den Brückenzoll zahlen. Die Zollabfertigung zieht sich über Stunden hin. Die Beamten machen ein sehr ineffizientes Multitasking, kreuz und quer kommen Reisende dran oder auch nicht. Dazwischen werden in Pausen in aller Seelenruhe Bisquits verzehrt, die Essen natürlich nur die Beamten. An anderen Grenzübergängen haben wir in solchen Situation auf was zum Knabbern angeboten bekommen.
Fährgebühr und Brückenzoll sind zwei weitere Stationen auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt, immerhin geht das etwas schneller. Von 13:45 bis um 17:30 ist er damit beschäftigt, auch hier meist warten, warten, warten. Völlig entnervt fahren wir endlich aus dem Hafen. Die getankte Energie der zwei Extra-Ruhetage auf der Fähre ist schon wieder aufgebraucht.

Das ist mit knapp 6 Stunden bisher unser längster und nervenster Grenzübergang. Aber wir haben kein Schmiergeld bezahlt, die meisten haben hier irgendetwas "zu viel bezahlt".
 
Details zur Fähre Aktau-Alat/Baku: die Fährkosten in Aktau müssen mit Tenge bezahlt werden. Es hat eine kleine Bank und ein ATM im Hafen. Die Fährkosten in Alat müssen mit USD bezahlt werden. Inbegriffen sind das Essen und Trinken auf der Fähre und ein Platz in einer Kabine. Einzelreisende wurden in Mehrbett-Kabinen untergebracht. Es gibt Bettwäsche, aber kein Handtuch und kein Toilettenpapier. Die Klimaanlagen hatten nicht funktioniert.

Kosten total: 810 USD (ca. 700 EUR) für 2 Passagiere, Fahrzeug 10.25/12 Tonnen/7 m Länge.

Kosten im Detail:
- Ticket 2 Passagiere Aktau: 55'000 Tenge (2 x 80 USD)
- Gebühr Fährbüro Aktau: 12'540 Tenge (abhängig von Fahrzeug-Grösse)
- Gebühr Zoll Aktau: 10 USD (haben alle Mitreisenden bezahlt, Schmiergeld?)
- Ticket Fahrzeug Alat : 560 USD (80 USD pro Meter Länge)
- Brückenzoll Alat: 40 USD (abhängig von Fahrzeug-Art, gleich viel wie die Road Tax für ganz Aserbaidschan...)
 
Gleich hinter dem Ort Alat befinden sich die einzigen via Fahrweg zugänglichen Schlammvulkane. Dort wollen wir hin und übernachten. Dabei kommen wir durch ein Wohngebiet von Alat. Alle paar hundert Meter hat es einen Abfallcontainer, der wohl nicht geleert wird, denn überall liegt Müll, um den Container, im Gelände und auf der Strasse. Nicht gerade ein einladender Anblick, aber die Leute scheint das nicht zu stören. Viele sitzen draussen im Schatten oder vor einem Spielbrett.
Bei den Schlammvulkanen sind kaum noch Leute. Wir suchen uns ein Plätzchen mit schöner Aussicht und machen dann bei untergehender Sonne noch einen Rundgang zu den blubbernden Schlammhügeln, die uns sehr faszinieren.







09.07.2018: In der Nacht sind wir ganz alleine hier oben und hören immer wieder das tiefe Blubbern einzelner Schlammpötte. Wir packen zusammen und fahren in Richtung Baku.
Unterwegs füllen wir noch unsere Wassertanks. Der Wasserhahn ist gleich neben einer Polizeistation und als wir gerade fertig sind, kommt ein Polizeiauto. Wir denken schon oh je, was wollen die von uns. Aber einer steigt aus fragt woher wir kommen und lädt uns zum Tee und Mittagessen ein. Wir lehnen dankend ab und fahren weiter in die Stadt. Entlang der Strasse hat es bis in die Stadt überwiegend Industriegebäude, Ölpumpstationen und Ölraffinerien.
Auf dem Parkplatz an Bakus Uferpromenade steht bereits ein anderes Reisemobil. Die Engländer sind in die Gegenrichtung unterwegs und wir versorgen uns gegenseitig mit Tipps. Es ist heiss und wir ruhen zuerst etwas aus.
Am späteren Nachmittag laufen wir die Uferpromenade entlang zum Fountain Square in die Stadt. Wir kaufen unterwegs eine SIM-Karte, die vom Verkäufer sehr schnell installiert wird. Nachtrag: der Kerl hat uns beschissen, anstatt nach 7 GB ist schon nach 2 GB aus und fertig mit Surfen. Danach gehen wir Geld wechseln. Euro und Dollar sind kein Problem, aber unsere restlichen Kasachstan Tenge will niemand wechseln und auch keiner weiss wo wir sie wechseln könnten.
Wir essen etwas in einem der recht teuren Restaurants und besichtigen auf dem Rückweg die beleuchtete Altstadt.
Wie schon im Stadtzentrum sind auch in der Altstadt luxuriöse Läden und Restaurants. Und in den Gassen stehen Hochglanz-polierte Luxuskarossen von Mercedes AMG bis Maserati herum. Die Stadt ist bunt beleuchtet und vor allem die drei Flammen, die drei Hochhäuser die eines der Wahrzeichen von Baku sind, wechseln ständig die Farben.
Baku hat sich wohl einige Ideen von anderen Städten geholt. So fahren hier z. B. London-Taxis, im Wasser unweit der Promenade spritzt eine Fontäne wie in Genf aus dem Wasser und etwas ausserhalb wird eine künstliche Insel wie in Dubai angelegt.
Es ist immer noch sehr schwül hat nur ein wenig abgekühlt, aber es treibt alle Menschen auf die Strassen, auf die Plätze und an die Promenade. Die Stadt ist gerammelt voll, alles ist unterwegs und selbst die kleinen Kinder halten locker bis 23 Uhr durch. Obwohl ringsherum Einiges los ist, ist es relativ ruhig, keine laute Musik etc. und wir können gut schlafen.
 
10.07.2018: Wir schlafen aus und es wird schnell heiss. Wir wursteln etwas im Auto herum. Betten neu beziehen, was schon lange fällig ist und ein bisschen den Steppenstaub wegputzen. Dann hocken wir vor dem Computer im Internet, denn das schnelle und free WiFi der Stadt Baku wollen wir nutzen (geworben wir mit "Baku loves you").
 
11.07.2018: Wir fahren weiter. Bei der Einfahrt in den Parkplatz hatten wir vorgestern 5 Manat pro Tag bezahlt (normale Gebühr wäre 1 Manat). Wir fahren einfach mal so an der Porte des Parkplatzes vorbei und es klappt, der Wärter drin winkt uns freundlich zu und wir sind auf und davon.
Wir fahren durch die Stadt zum Heydar Aliyev Zentrum. Das imposante Gebäude wurde von der irakisch/englischen Architektin Zaha Hadid entworfen. Es gibt weder innen noch aussen gerade Linien, alles hat geschwungene Formen und ist sehr beeindruckend.

Heydar Aliyev war der erste Präsident, der sich auch schon zu Sowjetzeiten sehr für Aserbaidschan eingesetzt hat und noch immer sehr verehrt wird.
Wir fahren aus der Stadt und wollen dann eigentlich auf die Strasse, die zum Grenzübergang südlich von Tiflis und Rustavi führt, aber wegen einer Baustelle ist die Strasse für LKW höher als 2.5 m gesperrt. Die andere Strasse ist nur für LKW bis 8 t. Wir fahren trotzdem durch, sonst müssten wir über Baku kehren?
Wir finden einen schönen Platz bei Murganli oberhalb der Strasse.
 
12.07.2018: Wir hängen hier noch einen Tag an und nutzen die Zeit zum Waschen, Putzen, draussen sitzen und im Internet surfen.
 
13.07.2018: Wir beschliessen den kleinen nördlicheren Grenzübergang zu nehmen, da wir ja sowieso schon auf dieser Strasse sind. Die Strecke dorthin ist interessant. Wir kommen durch das bewaldete Erholungsgebiet der Aserbaidschaner. Im Wald unter schattigen Bäumen ist ein Restaurant neben dem anderen. Manchmal mit grossen bunten Spielplätzen oder Vergnügungsparks und kleinen Bungalows zum Übernachten.
Auf grossen Tafeln sind die Fotos der Speisekarte. Leider ist es für uns noch zu früh zum Essen und als wir dann Mittagessen wollen, gibt es diese tollen Restaurants nicht mehr (so wie fast immer). Wir picnicen neben der Strasse auf einem Stoppelfeld und halten danach schon mal Ausschau nach einem geeigneten Nachtplatz, denn Tobias kriegt wegen der welligen, schlechten Strasse und dem vielen Verkehr schon die Krise. Aber es ist schwierig. Entweder Wald und wir passen nicht unter die Bäume oder sumpfiges Gelände.
Nach dem Waldgebiet fahren wir in einem weiten Tal. Hier sind immer wieder grosse Haselnuss-Plantagen zu sehen.

Wir sind schon fast an der Grenze und so bleiben wir im letzten grösseren Ort Balaken auf einem Parkplatz beim Heydar Aliyev Park stehen. Ich fühle mich nicht sehr wohl mit diesem Platz, denn es hat schon jetzt am späteren Nachmittag regen Verkehr mit lärmenden Autos mit lauter Musik.
Tobias macht einen Spaziergang durch die Stadt und entdeckt in einer Sackgasse neben einem Park etwas Besseres. Wir fahren dort hin und unterwegs tanken wir günstigen Diesel (0.32 Euro pro Liter).
An der Tankstelle hat es eine Waschanlage mit Hochdruckreiniger und unser Onkel Benz bekommt die lange ersehnte Dusche. Der Sand rinnt aus allen Ritzen und Fugen, immer und immer wieder. Zum Schluss erstrahlt er wieder in altem Glanz.

Da es schon spät ist, kochen wir nicht selbst und gehen in ein türkisches Restaurant und essen gute Lahmacun. Es gibt hier viele türkische Restaurants, da auch viele türkische Lastwagenfahrer unterwegs sind.
 
14.07.2018: Es sind nur wenige Kilometer zur Grenze. Die Strasse ist neu geteert und sehr gut. Wir erwarten wieder mal Regen beim Grenzübergang, da das schon fast dazu gehört. Aber nach der regnerischen Nacht ist es nun trocken (bei sehr feuchter Luft). An der Grenze das übliche Warten und Herausfinden, an welchen Schalter man muss. Zur Verwirrung sind hier die Schalter für Ein- und Ausreise auch noch nebeneinander. Ein Beamter prüft unsere Pässe. Ich muss weiter durch die Schleuse mit den Fussgängern. Tobias muss zurück ins Auto. Nach ca. 500 m wird mein Pass gestempelt und nach weiteren 500 m durch eine Fussgänger-Schleuse komme ich an die Grenzbrücke. Danach ist der georgische Zoll. Ich will aber nicht alleine durch den Zoll und so warte ich auf der Brücke auf Tobias. Es tröpfelt immer wieder und ich stelle frustriert fest, dass die anderen Beifahrer im Auto mitfahren. Nach einer Stunde kommt dann Tobias angefahren. Er musste noch 40 USD Road Tax bezahlen. Beim Bezahlen sind es dann aber 41 USD und weil Tobias etwas seltsam schaut, kommt sofort die Erklärung für den Extra-Dollar: Service-Charge... Ich steige ein und wir fahren gemeinsam zum georgischen Zoll.
 
 
Fazit Aserbaidschan: Die sechs Tage in Aserbaidschan haben uns gut gefallen. Baku ist eine sehr schöne und interessante Stadt mit einem gekonnten Mix aus alter und moderner Architektur und auf der langen, abwechslungsreichen Uferpromenade macht das Bummeln Spass. Landschaftlich war der erste Teil nach Baku mit seinen kahlen, braunen Hügeln nicht so interessant, aber die grünen, alten Wälder mit den Schneebergen im Hintergrund sind sehr schön. Auch in diesem Land hat uns die Polizei nie angehalten. Gott sei Dank, denn wir hatten gar keine Autoversicherung. Ausser mit der umständlichen, nervenaufreibenden Einreisebürokratie haben wir nur positive Erfahrungen in Aserbaidschan gemacht.
 
Nach kurzen 6 Tagen und 524 km verlassen wir das interessante Land Aserbaidschan und unsere Reise geht weiter in Georgien.
 
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