Nepal - unterwegs auf der Weltreise 2020

Teil 2: Lumbini - Pokhara - Chitwan Nationalpark
(01.01.-18.01.2020)

zur Übersicht 2020

Mittwoch 01.01.2020: Lumbini-bei Butwal (44 km).
Die Nacht auf dem Parkplatz war ziemlich unruhig, ein Kommen und Gehen um unser Auto herum. Immer wieder tauchen in der Nacht Leute auf, die bei unserem Auto stehen bleiben und die Weltkarte mit den Fingern anschauen. Sie klopfen drauf und an Schlaf ist dabei nicht zu denken. Auch ein paar Hunde machen sehr seltsame Gesänge, vielleicht sind es Füchse?

Vom Jahreswechsel hingegen bekommen wir nichts mit, denn Nepal hat eine andere Zeitrechnung. Heute ist ein ganz normaler Tag in Nepal, der 15.09.2076.
Lumbini ist der Geburtsort von Siddhartha Gautama, auch bekannt als Buddha. Er wurde 563 v. Chr. hier geboren Nach dem Frühstück gehen wir die verschiedenen Tempel und Klöster besichtigen. Es wird immer noch sehr viel gebaut, anscheinend kommen noch viele weitere Tempel dazu. Die Tempel die schon fertig sind, stehen bunt und prächtig in der Landschaft. Die ganze Anlage ist ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Die einzelnen Tempel werden von einem Land gesponsert und gebaut. So hat es z.B. einen deutschen und französischen Tempel. Wir besichtigen einige Tempel und haben das Gefühl eher in einem Freilichtmuseum zu sein und die Behauptung, es handle sich hier um das buddhistische Disneyland scheint voll zuzutreffen. In keinem der Tempel die wir besichtigen hat es erkennbare Gläubige und niemand betet.

Junge Leute in Gruppen albern herum und schiessen in verrückten Posen Selfies. Wir haben auch bald genug gesehen und gehen wieder zurück zum Auto.

Wir sind hier im "Himalaya-Land" Nepal. Da denkt man eigentlich nur an hohe 8000er-Berge. Umso mehr erstaunt es uns, dass wir hier am "Tiefstpunkt" unserer Reise im Jahr 2019 angekommen sind: Lumbini liegt auf einer Höhe von nur 69 Metern über Meer!

Wir wollen nicht noch eine weitere Nacht hier auf dem Parkplatz verbringen und beschliessen wenigstens ein Stück weiter bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit zu fahren. Die Strasse, die gemäss unserer Karte eine Nebenstrasse ist, ist überraschend gut. Wieder auf dem Mahendra Highway, ist die Fahrbahn wie schon die Tage davor eine schaukelnde Angelegenheit.

In einem Vorort von Butwal, einer grösseren Stadt, finden wir einen Metzger der Schweinefleisch verkauft. Er hat eine ganze Gefriertruhe voll, abgepackt in normal grossen Portionen. Wir kaufen ein Päckchen und ich freue mich schon auf ein Schweinegulasch mit Spätzle.
Wir fahren weiter und finden leider nichts Passendes vor der Stadt für die Übernachtung. So müssen wir uns erst mal durch die grosse Stadt kämpfen bevor wir auf den Siddhartha Highway nach Norden abbiegen können. War der Mahendra Highway schon sehr wellig und nicht toll zu fahren so ist der Siddhartha Highway der Horror. Die Betonplatten haben sich verschoben und weisen jetzt grosse Absätze auf. An den Kanten fehlen grosse Plattenteile und aus den grossen Schlaglöchern ragen die Armierungseisen heraus. Zudem hat es teuflisch viel Verkehr. Die Strasse ist sehr eng und die vielen Baulaster die Steine hin und her transportieren rasen wie die wilden.

An einem Aussichtspunkt mit Tempel und Parkplatz bleiben wir spontan für die Nacht stehen.
Unser Schweinefleisch ist inzwischen schon so weit aufgetaut, dass ich es weiter verarbeiten kann. Leider ist es so fett, dass ich nur die Hälfte gebrauchen kann, aber trotzdem noch genug. Im Dampfkochtopf wird es gegart bis es schön weich ist und wir geniessen unser trotzdem noch recht fettiges Gulasch.

Leider hält bei mir die Freude am Essen nicht lange an, denn ich muss in der Nacht aufstehen und alles wieder von mir geben. Nach der langen Zeit mit vegetarischer Kost war es wohl doch ein bisschen zu viel des Guten bzw. des zu Fetten. Tobias hat alles (gut) vertragen, kann aber freiwillig auf solche fettige Kost verzichten;-)
 
Donnerstag 02.01.2020: bei Butwal-Tansen (38 km).
Heute wollen wir bis Tansen, einem kleinen Gebirgsort, fahren. Die Strasse lässt Tobias noch eine Weile fluchen bis wir an einer Kreuzung abzweigen. Die Baustellen-Fahrzeuge fahren in die andere Richtung und der Belag wird auch besser, so dass man doch ab und zu einen Blick in die Landschaft werfen kann (Anmerkung von Tobias: ausser der Fahrer).

Obwohl die Sicht nicht sehr gut ist, können wir doch unten im Tal die filigran angelegten Terrassenfelder erkennen. Im Moment wächst nichts darauf, sie sind mit ihren Steinmäuerchen aber trotzdem schön anzusehen.
Bald taucht auch das Bergörtlein Tansen auf. Wie in einem Mosaik kleben die bunten Häuser am steilen Hang. Wir wollen auf einen Platz mit Aussicht am höchsten Punkt im Ort. Dazu müssen wir uns durch die kleinen steilen Strässchen des Dorfes zwängen. Aber die beschwerliche Anreise hat sich rentiert, wir werden mit toller Aussicht belohnt.
Leider sind wir am Aussichtspunkt nicht die Einzigen. Es tummeln sich noch andere hier am Aussichtspunkt. Auch Jugendliche, die meinen sie müssen alle unsere Türen und Schlösser ausprobieren. Oder ein junger Mann der Rollerfahren lernt, die Kurve nicht kriegt und gegen unser Auto fährt. Zum Glück ist dem Fahrschüler und auch Onkel Benz nichts passiert.

Am späten Nachmittag fängt es an zu regnen und alle verziehen sich.
 
Freitag 03.01.2020: Tansen-Syangja (89 km).
Es hat fast die ganze Nacht geregnet und am frühen Morgen sogar heftig gewittert. Wir fahren weiter. Es regnet den ganzen Tag und das meist ziemlich heftig. Die Schlaglöcher füllen sich mit Wasser und wir erkennen die Tiefe der Löcher nicht mehr. Von den Hängen fliessen braune Bäche über die Strasse.
Wir fahren im Regen bis etwa 40 Kilometer vor Pokhara und bleiben auf einem grossen geteerten Parkplatz bei Syangja bei einem Tempel stehen.

Wir wollen lieber morgen früh in Pokhara ankommen, da wir ja noch einen Stellplatz in der zweitgrössten Stadt Nepals finden müssen.
 
Samstag 04.01.2020: Syangja-Pokhara (45 km).
Die Nacht war ruhig und wir nehmen die restlichen 40 Kilometer in Angriff, für die wir aber auch nochmal 2 Stunden brauchen. Der Regen hat aufgehört und zwischen den Wolken blinzelt ab und zu die Sonne hervor und wir können zum ersten Mal einen kurzen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Himalaya werfen.
Leider ist auch heute die Strasse weiterhin sehr schmal und ein rücksichtsloser Baulaster rast ohne Rücksicht auf Verluste an uns vorbei und rasiert unseren neuen indischen Rückspiegel ab. Schon wieder, so eine Sch... Tobias klebt notdürftig die Scherben zusammen, so dass er noch halbwegs etwas sehen kann.



In Pokhara angekommen, kreisen wir erst einmal in die Stadt hinauf zum grossen Supermarkt. Hier gibt es alles was wir suchen und wir können ganz entspannt einkaufen. Man muss hier nicht handeln, die Preise sind angeschrieben und sind meist auch etwas tiefer. Und wir können ihn Ruhe alles genau ansehen und vergleichen. Fast auf allen Produkten hat es einen maximalen Preis vom Hersteller aufgedruckt (MRP, maximum retail price). In kleinen Shops ist der Preis zumindest für uns Touristen oftmals viel höher als der MRP...
Nach dem Einkauf geht es zurück an den Phewa See, das touristische Zentrum. Weil es den Campingplatz und andere Parkplätze wo man stehen konnte nicht mehr gibt, müssen wir nach etwas Passendem suchen. Via Google haben wir vorher einige Hotels mit grossen Parkplätzen ausfindig gemacht. Diese wollen wir nun vor Ort erkunden. Wir lassen das Auto an der Hauptstrasse am See stehen und laufen in die Seitenstrasse zum ersten Hotel. Das Hotel Tara, das wir ausgesucht haben, hat tatsächlich einen grossen Parkplatz mit für uns passender Einfahrt und der Platz ist leer. Wir steuern die Rezeption an.

Der Rezeptionist telefoniert gerade, aber eine Nepalesin daneben fragt ob wir ein Zimmer suchen. Wir schildern unser Anliegen und sie ist gleich Feuer und Flamme als sie erfährt wie wir unterwegs sind. Sie ist die Schwester der Hotelbesitzerin und lebt mit ihrem Mann in den USA.
Beide, Maya und Dave sind frühpensionierte Lehrer und reisen mit einem Camper in den USA und Kanada durch die Gegend. Sie will so viel wie möglich über unsere Reise wissen und leitet alles in die Wege, damit wir hier stehen dürfen und das sogar gratis. Wir gehen das Auto holen und als wir durch das Nadelöhr bzw. Tor endlich auf dem Platz stehen, werden wir gleich einmal zu einem echten nepalesischen Essen eingeladen. Eine andere Schwester hat ein Restaurant, wo wir hingehen und ein köstliches Essen serviert bekommen. Wir unterhalten uns angeregt, erfahren viel von Nepal und Pokhara und wir erzählen von unserer Reise. Nach dem Essen zeigt sie uns noch die Geschäfte und die anderen Restaurants in der Strasse. Die meisten Einrichtungen gehören dieser Familie. Wir werden überall vorgestellt und die Angestellten werden aufgefordert keine überhöhten Preise von uns zu verlangen wenn wir auftauchen. Bevor wir uns trennen werden wir noch zum Frühstück im Hotel für morgen eingeladen.

Wir bringen unsere Wäsche in die Wäscherei gegenüber, wo sie zum von Maya ausgehandelten Vorteilspreis gewaschen werden soll. Naja, Vorteilspreis...

Den vom Laundry-Besitzer angegeben Wäschetrockner gibt es wohl auch nicht. Von der Terrasse des Hotels sehen wir unsere Wäsche auf einer Wäscheleine hängen...
Sonntag 05.01.2020: Pokhara.
Beim gemeinsamen Frühstück erfahren wir, dass Maya ein Waisenhaus hier in Pokhara unterstützt. Es leben 85 Mädchen dort. Maya fördert den Musikunterricht mit alten nepalesischen Instrumenten, damit dieses Brauchtum nicht verloren geht. Und zum Teil unterrichtet sie selbst auch dort.

Um 9 Uhr verabschiedet sich Dave, weil er zum nepalesisch Unterricht geht. Wir plaudern noch eine Weile mit Maya und verabschieden uns.
Wir gehen am See entlang und erkunden die Stadt. Es ist ein richtiger Touristenort, der praktisch nur aus Hotels, Restaurants, Cafes, Souvenirshops, Outdoorläden und Reiseveranstaltern besteht. Also nichts Besonderes.
Es ist jetzt Nebensaison, aber es sind doch noch einige Touristen unterwegs. Der Hunger treibt uns in ein japanisches Restaurant, wo wir sehr gut essen.
Von den vielen bunten Booten auf dem Phewa See sind nur einige wenige mit Touristen unterwegs. Am Berg von Sarangkot sind viele Gleitschirm-Flieger unterwegs, es sieht aus wie ein Moskito-Schwarm.

Die vielen Touristen-Shops haben alle etwa das gleiche Angebot: Trecking-Ausrüstung mit viel versprechenden Marken-Namen, hinter welchen aber nicht das Original steht.

Die Verkäufer und Verkäuferinnen sind ziemlich unaufdringlich, spielen meist mit ihrem Smartphone und sitzen vor einem wärmenden kleinen Feuerchen.

Zurück am Auto holen wir zuerst unsere 15 kg Wäsche ab und versorgen diese, was auch noch einiges an Arbeit ist...

Am Abend schreiben wir via Facebook an Dave Goodchild und bitten ihn um Infos zu unserer Thailand-Einreise.
 
Montag 06.01.2020: Pokhara.
Heute scheint die Sonne und gleich am Morgen meldet sich Maya. Sie meint der Tag wäre ideal um vom Sarangkot Aussichtspunkt die Himalaya Berge zu sehen. Sie schickt uns ein Taxi, das uns vom Hotel abholt. Gemeinsam mit Maya und Dave fahren wir im Taxi auf den Berg.
Wir klettern noch die restlichen Meter zum Aussichtspunkt und sind überwältigt. Die Aussicht auf die Berg-Gipfel ist wirklich gewaltig.
Es ist angenehm warm und wir können die vielen Annapurna-Gipfel und den eindrücklichen Machhapuchare (Fischschwanz) ausgiebig an der Sonne geniessen. Der Machapuchare ist zwar über 1000 Meter kleiner als die Annapurna-Gipfel im Hintergrund, aber sehr imposant, so etwa wie das Matterhorn in der Schweiz.

Wir sitzen in einem kleinen Restaurant und probieren mit Büffelfleisch gefüllte Momos zum Lunch.

Danach geht es mit dem Taxi wieder zurück nach Pokhara. Maya dirigiert den Taxifahrer zu einer Tata Werkstatt, damit wir einen neuen Rückspiegel für Onkel Benz kaufen können. Maya geht zuerst alleine hinein und verhandelt als Nepalesin den Preis. Der Spiegel made in India ist dann auch super günstig, umgerechnet nur 4 Euro und so kaufen wir gleich zwei Stück davon ;-).

Am Abend kochen wir mal wieder selbst etwas von unseren guten Gemüsen, damit diese nicht verderben.
 
Dienstag 07.01.2020: Pokhara.
Wir wollen uns um 11 Uhr zu einer Fahrt zur Friedenspagode treffen, von wo man auch eine schöne Aussicht auf die Berge hat. Leider ist es bewölkt. Wir verschieben die Zeit immer mehr nach hinten, bis dann klar ist, dass es heute nichts wird mit diesem Ausflug.
Wir gehen stattdessen am See entlang und schauen den bunten Ruderbooten nach, die auf dem See schaukeln.
Warm eingepackt mit Windjacke und Mütze sitzen wir später in einem Restaurant auf dem Balkon und geniessen heissen Lemon/Ginger Tee und ein scharfes Thai Essen.
 
Mittwoch 08.01.2020: Pokhara.
Heute sieht es mit dem Wetter noch schlechter aus. Es hat schon in der Nacht angefangen zu regnen. Also heute auch kein Pagoden Ausflug. Und Tobias aktualisiert erst mal die Homepage. Später laufen wir durch den Regen bis zum Japan Restaurant wo wir schon mal gut gegessen haben und kaufen dann noch ein.

Es ist ungemütlich kalt und feucht draussen. Die Einheimischen sitzen überall vor dem Haus vor einem kleinen rauchenden Feuerchen um sich aufzuwärmen. Beheizte Räume gibt es nicht und draussen ist es wohl gemütlicher als in den feucht-kalten Räumen.
Wir haben inzwischen schon den Yak-Käse aus dem Supermarkt probiert und der schmeckt uns sehr gut. Deshalb wollen wir Nachschub holen und Bier brauchen wir auch. Mit einem Rucksack voller Einkäufe geht es zurück zum Auto.
 
Donnerstag 09.01.2020: Pokhara.
Der Tag beginnt wieder mit dickem Nebel und wir hoffen, dass er sich bald auflöst und wir eine Fahrt zur Pagode wagen können oder eine Bootstour auf dem Phewa See machen können. Wir warten den Vormittag im Auto ab, wursteln rum. Ich kontrolliere unseren Vorrat an Lebensmitteln und Medikamenten und erstelle eine Liste mit den Dingen, die wir aus der Schweiz mitbringen müssen.

Wir warten etwas zu lange, denn nachdem Nebel fängt es jetzt auch noch an zu regnen. Trotzdem steigen wir in unsere Regenjacken und gehen los. Zuerst laufen wir am See entlang und dann in die Stadt.
Die Farben des Sees und der bunten Boote sind gedämpft im Nebelregen. Das hindert die chinesischen Reisegruppen jedoch nicht, sich mit viel Gejohle über den See schippern zu lassen. Wir biegen in die Stadt ab und suchen uns ein Restaurant.

Bei einer Pizzeria landen wir, die aber nicht so überzeugt. Dafür haben wir eine schöne Aussicht auf den See. An der Hauptstrasse geht es zurück. Wieder vorbei an zig Restaurants, Hotels, Outdoorshops etc.

Maya meldet sich und wir verabreden uns für morgen 16 Uhr für den Besuch im Kinderheim.
 
Freitag 10.01.2020: Pokhara.
Auch heute wieder keine klare Sicht auf die Berge...
Und wieder nichts mit Bootsfahrt oder Pagoden-Ausflug...
Wir wollen uns aber nicht beklagen, schliesslich hatten wir einen wunderbaren Tag am Sarangkot Aussichtspunkt.

Tobias montiert heute den neuen Aussenspiegel und erledigt kleinere Arbeiten am Auto. Plötzlich tauchen Kurt und Marlis auf. Ein Schweizer Paar, das ähnlich lange wie wir mit einem Mercedes Sprinter unterwegs ist. Wir verabreden uns für morgen zu einem Treffen, da wir schon fast auf dem Sprung zum Kinderheim sind.
Wir packen unsere restliche Schokolade und ein paar kleinere Geschenke für die Kinder zusammen und treffen dann Maya und Dave. Gemeinsam laufen wir zum Kinderheim, wo wir freudig empfangen werden. Es leben hier nur Mädchen, insgesamt etwa 80.

Die Mädchen sitzen schon mit ihren Musikinstrumenten im Kreis, bereit zu ihrer Musikstunde. Die Hälfte der Mädchen spielt Sarangi, ein Geigen-artiges altes nepalesisches Streich-Instrument und die andere Hälfte hat eine Trommel. Es werden Instrumente gestimmt und ausprobiert bis es losgehen kann.
Der Musiklehrer, dessen Familie auch die Instrumente gebaut hat, gibt das Zeichen zum Anfangen. Das Spiel beginnt. Zuerst die Trommeln, dann die Sarangis und dann wird dazu gesungen. Es ist faszinierend. Selbst noch kleine etwa 3-4 jährige Mädchen klopfen auf die Trommel. Zwar noch etwas unkoordiniert, dafür singen sie aus voller Kehle und mit leuchtenden Augen.
Maya tanzt einen typischen nepalesischen Tanz dazu. Auch Dave kennt diesen Tanz schon und steigt mit ein. Man sieht mit wie viel Freude die Kinder spielen und singen, wie die Augen zu leuchten beginnen. Das ist auch die Absicht von Mayas Intervention: die Musik und der Gesang hilft den Kindern mit ihrer teils traumatischen Vergangenheit besser zurecht zu kommen und diese alte nepalesische Tradition soll nicht in Vergessenheit geraten.

Die Geschenke und die Spende die wir mitgebracht haben bringt Maya den "Mothers" (Betreuerinnen), die sie dann gerecht an die Kinder verteilen.
Nach dem Besuch laufen wir auf Nebenwegen bis zum nördlichen Ende des Sees, wo Maya ein feines koreanisches Restaurant kennt. Die Besitzerin ist Koreanerin und das Essen ist wirklich sehr gut, was ja in der Touristen-Hochburg Pokhara nicht selbstverständlich ist.

Eigentlich wollten wir schon am Samstag weiterreisen, aber weil uns Maya und Dave für Samstag zum Mittagessen bei sich zu Hause eingeladen haben, fahren wir erst am Sonntag.
 
Samstag 11.01.2020: Pokhara.
Wie abgemacht erscheinen wir um 11 Uhr bei Maya und Dave. Wir lernen die leider schon etwas demente Mama von Maya und die Hausangestellten kennen. Für uns wird ein sehr feines Thakali Thali gekocht und wir essen bis wir fast platzen. Die verschiedenen Gemüse, Dhaal, etwas Hühnchen und Reis schmecken prima, sind leicht und liegen nicht schwer auf.

Nach dem Essen bekommen wir noch eine Führung durchs grosse Haus. Es hat viele Zimmer mit gepflegter Einrichtung und viele Figuren von verschiedenen Hindu Gottheiten schmücken die Räume.
Wir trinken einen Kaffee und übergeben unser Mitbringsel (ein Schweizer Taschenmesser) und bekommen beide einen Schal geschenkt. Unglaublich diese Gastfreundschaft! Dann verabschieden wir uns. Es fällt wirklich schwer, denn wir haben die beiden ins Herz geschlossen. Wir bleiben per WhatsApp in Kontakt.



Auf dem Rückweg zum Auto kaufen wir noch eine neue Matte für unser Badezimmer, die wir gleich zuschneiden und verlegen. Sie passt. Die alte Matte hatten wir vor über einem Jahr in Konya in der Türkei gekauft und die hat inzwischen ausgedient.
Um 17 Uhr kommen Marlis und Kurt. Wir trinken zuerst einen Tee bei uns im Auto und gehen dann gemeinsam essen. Die beiden haben einiges erlebt auf ihrer Reise und es wird ein gemütlicher und interessanter Abend. Da sie in der Gegenrichtung unterwegs sind können wir Infos austauschen und erfahren viel Wissenswertes.

Wir haben unsere WhatsApp Nummern ausgetauscht und wollen in Kontakt bleiben.
 
Sonntag 12.01.2020: Pokhara-Sauraha (143 km).
Heute geht es weiter. Wir wollen zum Chitwan National Park. Nach einigem Gezirkel hin und her schaffen wir es wieder gut durch das enge Tor des Hotels und begeben uns auf den Weg. Obwohl heute Sonntag ist, hat es doch viel Verkehr und es braucht Zeit bis wir die grosse Stadt Pokhara passiert haben. Die Strasse ist anfangs noch rumpelig, wird dann nachdem wir Richtung Bharatpur abgebogen sind aber besser. Es hat leider auch heute noch zum Teil dicken Nebel und wir beschliessen den Abstecher nach Gorkha sausen zu lassen.
Am Nachmittag verflüchtigt sich endlich der Nebel und die Sonne scheint. Juhu. In Sauraha, dem Ort vor dem National Park-Eingang, steuern wir den ausgesuchten Stellplatz an. Wir kommen an einem kleinen Fluss entlang und sehen ein Panzernashorn im seichten Fluss schmatzend Wasserhyazinthen fressen.
Wir freuen uns, fahren weiter und werden von Marc, einem Schweizer angehalten, der hier seine zweite Heimat gefunden hat. Er erzählt uns, dass das Nashorn hier lebt und zahm ist, da es als Waise mit Menschenkontakt aufgewachsen ist. Wir plaudern kurz und verschieben ein Treffen auf später.

Unser Tharu Homestay (Tharu ist ein lokaler Volksstamm) mit dem Stellplatz ist nur etwa 100 Meter weiter. Wir fragen dort nach und dürfen uns auf die Wiese direkt am Fluss stellen. Ein traumhaftes Plätzchen. Ich setze mich mit einem Stuhl nach draussen und geniesse die Aussicht auf den Fluss.
Tobias macht einen Ausflug in den kleinen Ort und trifft dabei nochmals das Nashorn bei der Siesta.

Jeweils kurz vor Sonnenuntergang kommen einige junge Männer zur Wiese bei uns, spannen ein Netz auf und spielen Volleyball bis es dunkel ist.
 
Montag 13.01.2020: Sauraha.
Nachdem sich der Morgennebel aufgelöst hat, werden wir mit strahlendem Sonnenschein belohnt.

Wir machen uns bald auf und laufen ins Dorf, am Fluss entlang über die Brücke und auf der anderen Seite ein Stück weiter.

Eine Menschenansammlung verrät uns, dass dort wohl das Panzernashorn sein muss. Und tatsächlich frisst es neben einem Acker, den der Bauer mit seinem Traktor umpflügt. Der stört das Nashorn überhaupt nicht, aber den Bauern schon und er schubst das Nashorn mit seinem Traktor von hinten an. Im Galopp rast das Nashorn durch die Menschenmenge, die schreiend flüchtet.

Keiner wird verletzt und das jugendliche Nashorn rennt zum Fluss.
Dem halbstarken Nashorn macht es wohl Spass die Wasserbüffel die dort weiden von einer Seite auf die andere zu treiben.

Wir verlieren es aus den Augen und gehen zurück.
Wir streifen noch durch das kleine Dorf des Tharu Stammes. Es ist ein friedliebendes freundliches Völklein. Die Menschen winken uns zu und die Kinder rufen "hello", "namaste" oder auch "bye-bye". Wir kaufen noch etwas Obst und gehen zurück.

Um die Dörfer hat es viele Gemüsefelder. Aktuell wird überall der Blumenkohl geerntet und in grosse Säcke abgepackt.
Am und im Fluss sind den ganzen Tag über Menschen. Frauen, Kinder und Männer baden im relativ warmen Wasser. Die Frauen waschen die Wäsche (und sich selbst). Einige fischen grosse Blätter aus dem Fluss und nehmen sie mit. Andere sind mit Körben im Fluss, die sie dem Flussboden entlang ziehen. Wahrscheinlich sammeln sie Schnecken.

Wir haben Schnecken auf der Speisekarte unseres Restaurants entdeckt.

Im Homestay buchen wir für morgen eine Jeep-Safaritour in den National Park. Pro Person kostet der Parkeintritt 2000 NPR und die Jeep-Safari 2500 NPR.



Von unserem Platz aus sehen wir viele Vögel am Fluss, Reiher, Störche, Enten und viele weitere.
 
Dienstag 14.01.2020: Sauraha.
Bereits um 12 Uhr werden wir für die Safari abgeholt. Ein Auto vom Homestay fährt uns zum Parkeingang. Ein Angestellter kommt mit und besorgt für uns die Eintrittskarten und bezahlt den Jeep. Um 13 Uhr geht es los.

Wir sind eine kleine Gruppe von elf Leuten. Zuerst müssen wir in ein Holzboot steigen und auf die andere Seite übersetzen, wo die Safari Jeeps warten. Am Flussufer liegen mehrere Krokodile auf einer Sandbank und sonnen sich mit weit aufgerissenem Maul. Die meisten sind weisse und ungefährliche Ganges-Gaviale. Sie haben ganz lange Schnauzen mit feinen spitzen Zähnen. Aber auch ein gefährliches "Kurzschnautz-Krokodil" ist dabei, vor dem man sich in Acht nehmen sollte.
Als alle im Jeep sind geht es los. Wir fahren durch dschungelartige Vegetation, die uns auch sehr gut gefällt. Alte mächtige Bäume mit Würgefeigen und viele andere exotische Gewächse. Unser Guide hält eifrig Ausschau nach Tieren, ist aber leider nicht sehr erfolgreich. Die Tiere, die wir sehen sind weit weg und im grünen Gestrüpp versteckt. Oft sieht man nur den Kopf und ein paar Ohren die wackeln.
Die Wildtiere die wir gesehen haben kann man fast an einer Hand abzählen.
Die zwei Affenarten Makaken und Lenguren, zwei Pfauen, zwei Nashörner im Garten der Rangerstation, wenige Axishirsche und einen grossen Hirsch mit Geweih ("Summerdeer").

Dafür viel Grün, was nach stundenlanger Fahrt auch eher langweilig wird.

An einer Brüt- und Aufzucht-Station für Gangesgaviale machen wir noch einen Halt. Die Gaviale sind vom Aussterben bedroht. Wenn sie gross genug sind, werden sie wieder im Park ausgesetzt.

Um 17 Uhr sind wir zurück und werden wieder mit dem Auto zum Homestay gefahren.

Wir treffen Marc und er lädt uns am Abend zu einem Glas Wein ein. Nach dem Abendessen laufen wir zu seinem kleinen Häuschen. Wir sitzen ums Feuer in seinem Hof und es wird ein geselliger Abend. Marc kommt schon seit fünf Jahren jeweils für ein halbes Jahr hier her. Länger als 150 Tage pro Jahr dürfen Ausländer nicht in Nepal bleiben. Die andere Hälfte des Jahres ist er in der Schweiz. Wenn er hier ist, unterstützt er die Bewohner im Dorf. So hat er zum Beispiel einer Familie geholfen ein Holzhaus zu bauen.

Als der feuchte Nebel aufzieht und uns in die Kleider kriecht, verziehen wir uns nach einem netten Abend wieder in unser warmes Auto.
 
Mittwoch 15.01.2020: Sauraha.
Es ist auch heute wieder sonnig. Wir machen uns auf den Weg in die andere Richtung dem Fluss entlang. Weiter hinten gibt es eine Fussgänger-Brücke und man kommt so schneller in den Ort und zum Parkeingang.

In dem kleinen Ort Sauraha gibt es acht Arbeitselefanten, die gerade Pause haben und wir sehen sie von der Strasse aus. Entlang der Hauptstrasse laufen wir in Richtung Parkeingang. Es ist sehr touristisch hier und wir sind froh, dass wir so ein schönes ruhiges Plätzchen auf der anderen Seite des Flusses gefunden haben.
Wir laufen ein Stück die Strasse entlang und als wir genug gesehen haben kehren wir wieder um.

Plötzlich sehen wir das zahme Nashorn auf der Strasse in unsere Richtung spazieren. Zwischen Autos, Motorrädern und Bussen trottet es vorwärts und lässt sich durch nichts beirren.

Vor einem Reisebüro warten wir und der Besitzer erzählt uns, dass das Nashorn etwa 7 Jahre alt ist und als Waise im Park aufgezogen wurde und deshalb an Menschen gewohnt ist.

Wir warten bis es an uns vorbei gezogen ist. Eine seltsame Erfahrung, völlig fremd, kaum zu glauben, man meint man ist im falschen Film. Hier im Ort kann man also fast mit Garantie ein Panzernashorn sehen, ganz ohne Park-Eintrittsgebühr.
Auf dem Rückweg kommen wir an einer Trinkwasser-Abfüllstation vorbei und fragen, was so eine 20 Liter Wasserbombe kostet. 60 Rupien (53 Rappen) ist nicht viel und wir bestellen 12 x 20 Liter um unseren Trinkwassertank wieder zu füllen. Es ist etwas schwierig hier gutes Wasser zu finden. Das Wasser wird uns mit einem Tuktuk geliefert. Wir geben die Adresse an und gehen zurück am Fluss entlang.
Dort treffen wir noch drei Elefanten, die zum Trinken an den Fluss gebracht werden und sehen auch noch ein Krokodil. Wir haben ausserhalb des Parks inzwischen mehr Tiere gesehen als im Park selbst.
Bis wir zurück im Homestay sind, ist auch schon bald das Auto mit den Wasser Kanistern da. Wir schütten das Wasser in die Rakobox und lassen es von der Wasserpumpe aufsaugen. Als die Pumpe alles weggeschlürft hat, ziehen die Männer mit den leeren Flaschen wieder ab.
 
Donnerstag 16.01.2020: Sauraha.
Das Wetter schlägt um. Es ist trübe und am Nachmittag beginnt es zu regnen. Wir machen Hausarbeiten und gehen am Nachmittag erstmals ins Restaurant vom Homestay essen. Wir bestellen beide ein typisches Tharu Gericht. Das Essen ist lecker.
 
Freitag 17.01.2020: Sauraha.
Heute regnet es den ganzen Tag wie aus Kübeln. Das Wetter reizt nicht um vor die Tür zu gehen. So bleiben wir im Auto und beobachten vom Fenster aus die verschiedenen Wasservögel die immer wieder aufkreuzen. Schliesslich haben wir hier einen Logenplatz in der ersten Reihe. Am späteren Nachmittag gehen wir wieder ins Restaurant essen. Da man auch hier im Freien sitzt, wird es doch schnell kalt. Es wird gerade dunkel als wir fertig sind und zurück zum Auto gehen. Ein Kellner macht uns auf das Nashorn aufmerksam, das im Fluss vor unserem Auto Wasserpflanzen frisst. Wir beobachten es noch eine Weile und als wir nur noch einen schwarzen Fleck in der Dunkelheit sehen gehen wir an die Wärme.
 
Morgen fahren wir weiter in Richtung Kathmandu.

In einem speziellen Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über Nepal zusammengefasst.
 

zur Übersicht 2020