Georgien - unterwegs auf der Weltreise 2018

Lagodekhi - Telavi - Tiflis - Gori - Borjomi - Akhaltsikhe - Vale
(14.07.-23.07.2018)

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14.07.2018: Nachdem ich als Fussgängerin und Tobias als Fahrer am aserbaidschanischen Zoll getrennt waren, fahren wir nun gemeinsam zum georgischen Zoll. Wir werden wieder getrennt, ich gehe durchs Passbüro, Tobias bleibt beim Auto. Je näher wir (Mittel-) Europa kommen, um so komplizierter werden die Grenzübergänge. Das Auto wird von Zollbeamten kontrolliert. Tobias fährt etwa 10 m weiter und der nächste Grenzer macht nochmal genau die gleiche Kontrolle. Was soll in den 10 m dazwischen passiert sein??? Ich verkneife mir ein Kopfschütteln.

Tobias bekommt noch ein Merkblatt wegen der Autoversicherung, die man seit März 2018 haben muss und wir können endlich los fahren. 3 km nach der Grenze ist das Versicherungsbüro. Alles ist genau mit ausgeschrieben und geregelt. Wir befürchten, dass wir für unser grosses Fahrzeug wieder mal viel Geld bezahlen müssen. Doch Onkel Benz wird als "Special Vehicle" eingestuft und mit 25 Lari ist die Versicherung sogar 5 Lari günstiger als für einen normalen PW.
 
Danach geht es in die nächste Stadt Lagodekhi zum Geld abheben und SIM-Karte kaufen. Das dauert ewig wie letztes Jahr in Georgien auch schon. Die Karte kann nicht registriert werden und wir gehen in der Zwischenzeit etwas Essen. Danach endlich kann sie mit Guthaben beladen werden, funktioniert aber immer noch nicht. Zum Verzweifeln. Wir fahren erst mal weiter.
 
Die Fahrt führt uns durch das Alazanital, dem grössten Weinanbaugebiet Georgiens. Viele Schilder weisen auf Weinkeller oder eine Weinroute hin. Wir wollen aber heute etwas in die Höhe in kühlere Gefilde. Bei Paschaveli biegen wir ins Storital ab und bleiben vor Lechuri am Fluss stehen. Es ist Samstag und am Flussufer sind Familien und kleine Grüppchen beim Lagerfeuer am Grillen. Es fängt an zu regnen und bis es dunkel ist haben sich ausser uns alle verzogen.
 
15.07.2018: Es hat in der Nacht immer wieder geregnet und auch am Morgen ist es noch trübe und regnerisch. Es hat angenehm abgekühlt und wir beschliessen heute noch hier zu bleiben. Tobias hat das Internet zum Laufen gebracht (mit jahrelanger IT-Erfahrung und Intuition der APN auf beeline.ge gesetzt) und ich kann ein paar neue Bücher von der Bibliothek herunterladen. Sobald das Wetter etwas freundlicher wird, setzen wir uns nach draussen an den Fluss. Heute sind nur wenige Einheimische aufgetaucht, das Wetter ist wohl zu unsicher. Wir verbringen einen gemütlichen Tag.
 
16.07.2018: Wir machen uns auf den Weg in Richtung Telavi. Unterwegs besichtigen wir noch die Klöster Alaverdi und Ikalto.

Beide sind nur notdürftig renoviert so dass sie zumindest nicht einstürzen.
Nach der Stadt Telavi ist in einem kleineren Dorf das Weingut Schuchmann. Dort wollen wir hin, denn im Internet finden wir den Hinweis, dass man nach der Weinprobe dort (im Auto) übernachten kann. Wir essen etwas und trinken je ein Glas Wein dazu. Danach informieren wir uns wegen der Weintour und der Weinprobe und ob wir hier übernachten können. Der Manager muss gefragt werden und lehnt das ab. Also gibt es auch keine Weintour, Weinprobe und Weinkauf.
Aber Trinkwasser tanken wir noch ab einer Quelle am Strassenrand. Auch die Einheimischen holen hier Wasser, teils in Flaschen und teils mit Schubkarren voll beladen mit Behältern.
Als wir noch auf dem Parkplatz stehen entdeckt Tobias, dass unser grosser Dieseltank wieder nach unten hängt, diesmal auf der hinteren Seite. Die eine Schraube, die ihn festhalten sollte fehlt. Wir fahren zur nächsten Werkstatt die wir unterwegs antreffen und lassen den Tank neu befestigen.
Weiter geht es in Richtung Tiflis. Wir halten lange Ausschau nach einem schönen Platz, was aber wieder einmal schwierig ist, da man praktisch nicht die Passstrasse verlassen kann, zumindest mit unserem grossen Auto. Endlich finden wir doch noch einen schönen Platz neben der alten Strasse auf einer Weide.
 
17.07.2018: Es sind nur noch 30 km bis Tiflis. Zuerst geht es in den Carrefour Supermarkt für einen Grosseinkauf. Wir finden den ersten Eisbergsalat seit Monaten und andere Leckereien. In der Weinabteilung werden wir von einer jungen Dame gut beraten (die gibt es in jedem Carrefour in der Weinabteilung) und kaufen noch ein paar Flaschen Wein. Leider gibt es in den georgischen Carrefour kein Alkohol-freies Bier zu kaufen.

Die 10 km zu DHL kommen wir gut vorwärts. Unsere Original-Autoschilder sind da und können abgeholt werden. Wir hatten die Schilder letztes Jahr aus Russland an die Motorfahrzeug-Kontrolle zurück gesendet und hinterlegen lassen. Für Europa ab der Türkei brauchen wir wieder eine Schweizer Autoversicherung und natürlich eine ganz offizielle Zulassung.
Auf einem bewachten und gut gefüllten Parkplatz in Altstadtnähe finden wir ein freies Loch und quetschen uns hinein. Am Abend leert sich der Platz und wir stellen uns auf ein passenderes Fleckchen.
18.07.2018: Nachdem sich die Jugendlichen mit ihren Rollbrettern etc. verzogen hatten war die Nacht relativ ruhig. Wir schlafen aus und machen uns dann auf den Weg in die Altstadt.

Unterwegs sehen wir viele fliegende Händler, welche einen einfachen Karren haben und alles Mögliche verkaufen, Getränke und Imbiss, Ice Cream oder Kleider.
Die Altstadt ist UNESCO Kulturerbe. Neben den touristischen Fress-Gassen gibt es auch kleine authentische Gassen, mit Reben bewachsenen oder Blumen geschmückten Balkonen und historischen Bauten.

Wir besichtigen die Sioni Kathedrale und setzen uns dann in ein kleines Restaurant zum Essen. Das Restaurant hat gerade keinen Strom und bis das Essen kommt dauert es recht lange. Das stört uns heute nicht, wir sitzen im Schatten und können in der Zwischenzeit die vorbei flanierenden Passanten beobachten.
Auf dem Rückweg kommen wir bei einem kleineren aber gut besuchten Carrefour vorbei und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten.

Gegen Abend skypen wir noch mit Simone, die heute Geburtstag hat und der Family.
 
19.07.2018: Auch heute wollen wir noch in Tiflis bleiben. Am Vormittag gehen wir zuerst in die Public Service Hall nebenan. Es ist eine Art Rathaus, hat aber auch Banken und ein Cafe. Die einzelnen Büros sind in einer grossen Halle in runden Nischen untergebracht und wenn man sich nicht auskennt, kann man sich leicht wie in einem Labyrinth verlaufen.

Wir können hier endlich nach vielen gescheiterten Versuchen auf der Bank of Georgia unsere wenigen restlichen kasachischen Tenge, die bisher keiner wollte, wechseln. Das gewechselte Geld hat immerhin für ein Mittagessen im Restaurant gereicht...
Danach laufen wir zur Gondelbahnstation und fahren auf den Berg über der Stadt zum Denkmal "Mutter der Georgier". Gemächlich schweben wir über die Altstadt und können von oben das verwinkelte Gassengewirr sehen. Vom Berg oben hat man einen tollen Ausblick über die Stadt. Immer wieder ragen dicke stämmige Kirchtürme aus dem Häusermeer heraus. Die Stadt ist gespickt mit Kirchen.
Wir wollen zurück laufen. Zuerst geht es viele steile Treppen hinunter, bis man die ersten Gassen erreicht. Die Gegend hier ist weniger touristisch und auch nicht so heraus geputzt.
Wir gehen durch Gassen, die noch mit altem Kopfsteinpflaster belegt sind und von einsturzgefährdetem historischem Mauerwerk umstellt sind. Die über die Gassen wachsenden Reben bieten immer wieder Schatten.

Wir essen wieder in einem der vielen Restaurants zu Mittag und gehen dann gemütlich zurück.




In der Altstadt gibt es viel zu entdecken. Enge Gassen, interessante Treppen-Konstruktionen, renovierte Häuser und auch solche die nur vor dem Einsturz "gerettet" werden.


Wie in jeder Stadt in dieser Region hat es auch in Tiflis überall interessante und fotogen lustige Skulpturen.
Tiflis haben wir dieses Mal ganz anders erlebt als letzten Herbst, als wir gestresst vom intensiven und chaotischen Verkehr fluchtartig die Stadt verlassen hatten. Vom jetzigen Parkplatz in Altstadtnähe kann man alles zu Fuss erreichen.
 
20.07.2018: Bei der Weiterfahrt kaufen wir noch in Tiflis unsere bisher grösste Wassermelone mit einem Gewicht von 15 kg!

Wir fahren auf einer kleinen aber recht guten Nebenstrasse bis Kareli. Dabei kommen wir durch kleine Bauerndörfer und bekommen ein wenig von Alltagsleben am Rande mit.

Bei einer kleinen Kirche bei Gori hat es eine schöne Aussicht. Aber übernachten wollen wir hier nicht, denn alle Parkplätze sind voll "bemalt" mit Brems- und Schleuderspuren...
Neben einem Feldweg zwischen Kartoffelfeldern und Obstbäumen finden wir ein nettes Plätzchen im weiten Tal. Abends türmen sich Gewitterwolken auf und es windet heftig. Aber wie so oft fallen nur wenige Regentropfen.
 
21.07.2018: Wir bleiben auch heute noch hier. Am Vormittag kommt der Bauer, dem der Kartoffelacker gehört mit seinen beiden kleinen Töchterchen vorbei. Wir schenken den beiden schüchternen Mädchen Schokolade und unterhalten uns etwas mit dem Bauer. Leider kann er nicht Englisch und wir nicht Russisch, aber wir verstehen, dass das nächste Seitental auch sehr schön sein muss. Bevor er abfährt, bringt er uns noch viele rotbackige Äpfel frisch vom Baum. Aber sie sind wohl noch nicht ganz reif, weil sooooo sauer. Wir verbringen den Rest des Tages am Auto. Es geht ein böiger Wind, der die Temperaturen angenehm macht. Der Wind weht wohl regelmässig. In der Nähe stehen ein paar sehr grosse Windräder die nachts sogar beleuchtet sind.
 
22.07.2018: Heute fahren wir weiter. Anfangs noch durch die kleinen ländlichen Dörfer bis die Nebenstrasse auf die verkehrsreiche Strasse nach Borjomi und an die Grenze trifft.
 
In Borjomi machen wir einen Halt zum Supermarkt. Die "Mineralwasser-Stadt" Borjomi macht keinen sehr einladenden Eindruck. Alles sieht etwas Russisch vergammelt aus. Danach fahren wir weiter bis zum Eingang des Borjomi-Karagauli Nationalparks. Vor dem Eingang liegt ein Picnic Gelände im Wald. Heute am Sonntag ist reger Betrieb. An allen Grillstellen wird gefeuert und gegrillt.
Wir bekommen von einer Familie einen Teller mit gegrillten Lammkottelets, Brot, Salat und grüne georgische Limonade. Danach noch ein grosses Stück Wassermelone (als ob wir nicht schon genug Melone hätten). Sie packen zusammen und fahren ab.

Kurz darauf kommt die nächste Grossfamilie an diese Feuerstelle. Sie begrüssen uns schon von weitem mit "hello Tourist". Weil es kühl wird, verziehen wir uns ins Auto und nach einer Weile ruft einer "Tourist, Tourist". Wir öffnen die Tür und bekommen einen riesigen fertig gegrillten Fleischspiess mit zartem Rindsfleisch überreicht. Danach sind wir satt und unsere aufgetaute Hähnchenbrust machen wir eben erst morgen.
 
23.07.2018: Der Platz ist sehr schön, mitten im Wald umringt von steilen Felswänden und wir bleiben auch heute noch hier. Wir legen einen Putztag ein. Ich will die Fensterrahmen putzen und hole Wasser vom Bach. Blöderweise kippt mir die Wasserschüssel um und das Wasser läuft quer über die Küche. Nachdem ich alles trocken getupft habe, ist mir die Lust vergangen. Tobias bleibt aber hartnäckig dabei und putzt das Fahrerhaus und die Fenster. Zum Mittagessen kochen wir unsere Hähnchenbrust und später backen wir einen Kuchen.

Am Nachmittag kommen die ersten Familien zum Grillen. Wir bekommen eine selbst abgefüllte "rote Flüssigkeit" in einer Weinflasche geschenkt. Sie ist mit kunstvollen georgischen Buchstaben beschriftet. Wir wollen ein Stück Kuchen essen und den Wein probieren. Ich löse den Zapfen und sofort schiesst eine rot-klebrige Fontäne aus der Flasche und ergiesst sich über die Küche von der Decke bis zum Boden. Nachdem wir alles wieder aufgewischt haben, probieren wir das perlige Rot und kommen zum Schluss, dass es für unsere Zungen nicht geniessbar ist und schütten ihn weg.
Inzwischen ist der Alkoholgehalt in den Köpfen einiger Griller in der Nachbarschaft wohl auf ein bedenkliches Mass angestiegen. Ein Besoffener meint, er müsse mit seinem Auto Raser-Runden auf dem freien Platz vor uns drehen. Er kommt uns dabei so nahe, dass wir befürchten, dass er in uns knallt. Wir beschliessen den Platz zu wechseln und ein Stück entfernt zu parken. Wir packen (fast) alles weg und stellen uns um. Als ich danach die Tür zur Wohnkabine öffne, fallen mir schon die Scherben vom Teller entgegen und der Kuchen liegt zerbröselt auf dem Teppich. Heute ist wirklich Putztag...

Endlich kehrt Ruhe ein, wir essen Bröselkuchen und machen eine neue Flasche Wein auf.
 
24.07.2018: Die Nacht war ruhig, der Raser von gestern hatte sich nicht mehr gezeigt. Wir tanken noch Wasser und fahren weiter. Die Landschaft hier ist sehr schön, aber es zieht uns weiter.
Kurz vor der türkischen Grenze machen wir eine Mittagspause. Kaum halten wir an einem Feldweg, so kommt auch schon ein Auto vorbei gefahren. Ganz nach dem Motto "wo irgendein Weg ist, da wird auch gefahren". Wir essen georgisches Brot und Käse und einen ungarischen (!) Schinken.

Gestärkt fahren wir weiter zum Grenzübergang bei Vale und in Rekordzeit haben wir die Formalitäten hinter uns. Wir werden nach der neu obligatorischen Autoversicherung gefragt, aber ansonsten ist das Interesse an unserer Reiseroute und am Smalltalk viel grösser. Dieser kleine Grenzübergang ist wirklich sehr entspannt, nur einzelne LKWs sind da.
 
 
Fazit Georgien: Wir waren nur kurze Zeit in Georgien unterwegs, aber auch dieses Mal hat uns Georgien wieder sehr gut gefallen, vor allem Tiflis haben wir (im zweiten Anlauf) als schöne und interessante Stadt kennen gelernt und das Essen war wieder super lecker.
 
Nach kurzweiligen 10 Tagen und 499 km verlassen wir Georgien und unsere Reise geht weiter in der Türkei.
 
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