Turkmenistan - unterwegs auf der Weltreise 2018

Sehras - Mary - Turkmenabat - Farap
(01.04.-02.04.2018)

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Heute ist wieder einmal ein Grenzübergang und deswegen stehen wir früh auf um rechtzeitig an der Grenze zu sein. Von anderen Reisenden wissen wir schon, dass es schwierige Grenzen sind.

Um 7:45 Uhr sind wir an der Grenze und müssen warten, weil sie erst um 8 Uhr öffnet. Es sind kaum PKW und nur wenige LKW da. Um 8:00 melden wir uns am iranischen Grenzhäuschen für die Ausreise. Wir sollen 10 Minuten warten. Nichts passiert. Ich gehe noch schnell gegenüber zu einem SUV mit eingeschaltetem Licht und wechsle die restlichen iranischen Rial in turkmenische Manat. Um 8:30 melden wir uns wieder. Wir sollen reinkommen und warten, das System funktioniere nicht. Wir bekommen einen heissen Tee. Um 9:00 kommt dann der für das Carnet zuständige Beamte und bearbeitet dieses. Nach einigem hin und her sind wir fertig und können weiter zur nächsten Station.
Im Auto kontrollieren wir das Carnet und natürlich ist es nicht ausgestempelt. Also geht Tobias wieder hinein und verlangt den Stempel. Der Beamte sagt, den brauchen wir nicht weil alles elektronisch bearbeitet wird. Er macht dann aber einen hinein, aber leider einen zweiten Entry- und keinen Exit-Stempel. Wir gehen zur nächsten Station und geben das Carnet ab. Der Beamte fragt, welcher Idiot den Stempel gemacht hat, das sei so nicht in Ordnung, also wieder zurück zu Punkt eins. Wir sollen aber mit dem Auto aussen herumfahren. Inzwischen hat sich der Hof mit vielen LKW gefüllt, an denen wir nicht vorbeikommen, also wieder warten. Beim Warten treffen wir immer wieder Hassan, einen iranischen LKW Fahrer. Er spricht gut Englisch und Russisch und ist uns immer wieder behilflich beim Übersetzen.
 
Um 11 Uhr haben wir es dann geschafft und wir können weiter zur Einreise nach Turkmenistan. Als erstes müssen wir durch eine Desinfektionswanne fahren, die wahrscheinlich nur mit schmutzigem Wasser gefüllt ist und die so tiefe Schlaglöcher hat, dass sogar unser Onkel Benz abtaucht... Danach müssen wir mit dem Auto durch die Röntgenanlage (ohne uns). Eigentlich sollten wir jetzt die Pässe stempeln lassen. Da Turkmenistan eine halbe Stunde voraus ist, ist es jetzt also 12 Uhr und alle verschwinden zum Mittagessen. Die vielen Soldaten die hier herumschwirren müssen sich zum Appell aufstellen und marschieren dann gemeinsam zur Kantine. Also verziehen wir uns auch in die Kabine und essen etwas. Nach einer halben Stunde tauchen alle wieder auf und es geht weiter. Wir bekommen mit unserem Einladungsschreiben problemlos unsere Visa und die Pässe werden gestempelt.
Wir werden getrennt, ich muss in einer Halle warten und Tobias macht die Autoeinfuhr. In unzähligen Runden werden die Autopapiere geprüft und abgeschrieben und dann wieder von vorne geprüft und wieder abgeschrieben. Dann wird das Auto kontrolliert. Alle Türen und Schränke werden mit der Taschenlampe ausgeleuchtet. Zum Schluss kommt dann der wichtigste Teil: unsere genaue Fahrtroute wird auf der Landkarte eingezeichnet und wir bekommen einen GPS-Tracker mit ins Auto, den wir immer eingeschaltet lassen müssen, damit sie uns immer unter Kontrolle haben. Tobias ist für diesen Prozess fast zwei Stunden weg und friert in der Kälte und dem eisigen Wind. Alle Beamten sind sehr freudlich. Ich unterhalte mich in der Zwischenzeit mit einem jungen Soldaten. Er ist sehr nett und hilfsbereit. Er kann nur wenig englisch und träumt, von tiefen Seufzern begleitet von der grossen weiten Welt, die er gerne sehen würde.
 
Um 15 Uhr sind wir endlich durch und dürfen losfahren, nachdem wir insgesamt für Visa und Autoeinfuhr 340 USD bezahlt haben. Wir haben zwar 5 Tage Transit genehmigt bekommen, aber wer länger als 2 Tage für diese Strecke braucht gilt als verdächtig und muss sich Fragen gefallen lassen.
Also machen wir uns auf die Socken und fahren zu einem Truck Stopp bei Hauz-Han. Die Landschaft sieht langweilig und trist aus. Vielleicht auch, weil es heute bewölkt ist, keine Sonne scheint und viel Staub in der Luft liegt. Menschen sind kaum zu sehen und wenn, dann ist sicher jeder zweite ein Polizist oder Soldat.
 
 
Auf den Strassen sind meist ältere Toyota Personenwagen zu sehen, die auch voll besetzt sind. Dies weil die Fahrer Passagiere vom Strassenrand mitnehmen. Etwas komisch sehen die meisten Traktoren aus, da sie nur drei Räder haben (eines vorne). Auch grosse Lastwagen sind unterwegs, meist türkische und auch ein paar iranische.
 
 
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir am Morgen weiter. Wir wollen bis Turkmenabat kommen. Nach ein paar Kilometern sehen wir plötzlich den mit Glas beladenen LKW von Hassan vor uns. Wir halten beide an und freuen uns über das Wiedersehen. Wir wollen gemeinsam Mittagessen und fahren hinter ihm her. Bei den schlechten Strassen muss er fast Schritttempo fahren, damit seine Glas-Ladung nicht zerbricht.
Nach einer Stunde kommen wir in einem bei Fernfahrern beliebten Restaurant an. Er bestellt für uns "Agosht" sein Lieblingsgericht. Es ist eine Schafshaxe, die sehr lange in einer Brühe gekocht wird und deshalb sehr weich und auch gut ist. Also so eine Art Ersatz für das Osterlamm (heute ist Ostern).
Hassan fährt seit 10 Jahren nach Turkmenistan und hat uns einiges über das Land erzählt. Es sei ein grosses Gefängnis. Er hat uns geraten, mit den Einheimischen nicht über die Regierung zu sprechen, da diese sonst Schwierigkeiten bekommen.
Unterwegs treffen wir wieder das französische Paar Fleur und Aurélien welches wir schon an der Grenze getroffen haben. Die beiden sind mit einem Tandem unterwegs in die Mongolei sind. Auch Hassan ist wieder mit dabei.

Wir verabreden uns mit Hassan für die Übernachtung an einem Truck Stopp vor der Stadt und wollen am nächsten Tag gemeinsam auf den Bazar in Turkmenabat. Wir fahren voraus weil wir viel schneller sind. Die Strasse ist gespickt mit Polizisten. Etwa alle 1-2 Kilometer stehen sie an der Strasse und picken willkürlich Autos aus dem Verkehr und kontrollieren sie. Es ist kaum möglich Fotos zu machen, weil immer irgendwo Polizei im Zivilauto oder Militär lauert. An einer Kontrolle hat ein zwielichtiger Polizist voll erkannt, dass wir Touristen mit Wohnmobil sind und fragt uns nach einem Tee, was wir natürlich nicht verstehen.

 
In Turkmenabat kurven wir lange in der Gegend herum, können aber den verabredeten Truck Stopp nicht finden. Enttäuscht steuern wir einen anderen Übernachtungsplatz an.
Am Morgen wollen wir alleine auf den Bazar, aber der einzige Bazar den wir sehen ist überfüllt mit Menschen und mit Polizei durchsetzt. Deshalb fahren wir direkt zur Grenze nach Farap. Wir wollen für die turkmenischen Manat die wir noch haben im Ort etwas einkaufen. Als wir jedoch in den Ort abbiegen wollen, werden wir laut hupend auf den rechten Weg gewiesen. Wir fahren über eine grosse neue Bücke, für die wir bei Einreise die Gebühr schon bezahlt haben. Nach der Brücke ist wieder ein Kontrollposten. Wir werden zur Passkontrollen ins Häuschen aufgefordert. Tobias geht mit den Pässen, aber der Uniformierte verlangt von ihm 10 USD Brückengebühr. Alles diskutieren und zeigen auf die Quittung von der Grenze hilft nichts. Er redet auf Russisch auf ihn ein und verlangt das Geld. Als Tobias ihm die 10 Dollar gibt, steckt er sie sich gleich ungeniert in seine Hosentasche. Etwas wütend fahren wir weiter und sind froh, dieses sehr sonderbare Land wieder verlassen zu können.
 
Unsere Reise geht weiter in Usbekistan.
 
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