Russland (Russische Föderation) - unterwegs auf der Weltreise 2017

Teil 1: Narva/Ivangorod - St. Petersburg - Vytegra - Kostroma - Vologda - Yaroslavl - Moskau - Vladimir - Suzdal
(01.07.-29.07.2017)

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Unser Russland Visum ist ab 1. Juli gültig und wir hatten uns vorher für den Grenzübertritt via Internet zwischen 11 und 12 Uhr angemeldet. Drei Stunden vorher müssen wir uns in der Wartezone einfinden. Das ist ein grosser Parkplatz mit einer Leuchtanzeige, an der die Autonummer erscheint, wenn man zur Grenze zum estnischen Zoll fahren darf. Wir haben erst einmal gefrühstückt und gewartet, bis wir kurz nach 11 Uhr aufgerufen werden. Der Aufruf erfolgt zusätzlich noch via SMS.

Es läuft eigentlich ganz entspannt, Pässe zeigen, Autopapiere zeigen. Dann gerät der Fluss etwas ins Stocken, weil die sehr freundliche Beamtin auf unserem Fahrzeugausweis keine Nummer für den Ausweis selbst findet. Der Chef muss kommen und die Schweizer Stammnummer wird in das Computerfeld eingetippt und wir können weiter gehen. Mit etwas Verzögerung eine freundliche und problemlose Ausreise.

Wir fahren weiter zum russischen Zoll. Da wir am estnischen Zoll überall als LKW durchgingen, haben wir uns gleich auf die leere LKW Spur begeben, vorbei an einer langen PKW Schlange. Ein Zollbeamter kommt auf uns zu und sagt uns sehr freundlich und sogar auf Englisch, er wisse nicht wie er uns einordnen soll, wir seien zwar ein LKW aber ohne Güter und deshalb müssen wir auch die PKW Spur benutzen, andernfalls müssten wir sehr lange für die Abfertigung warten. Also fahren wir wieder rückwärts und reihen uns hinten wieder ein. Es geht aber zügig voran und wir passieren die erste Kontrolle, wo wir die Einreiseformulare bekommen. Wir fahren weiter und kommen zu mehreren Schaltern. Am ersten ist die Personeneinreise. Ausgefüllten Zettel (englisch) und Pass abgeben, Der Pass wird gestempelt und weiter geht es. Vor dem nächsten Schalter wird das Auto kontrolliert. Die Kontrolle scheint nur die Neugierde der Zöllnerin zu befriedigen. Sie öffnet zurückhaltend einzelne Schränke und macht bewundernde Gesten und Bemerkungen. Am letzten Schalter findet die Autoeinreise statt. Das Formular ist auf Russisch. Wir hatten zum Glück eine Kopie einer schon ausgefüllten Vorlage von Tom und Sandy, die wir in Lettland getroffen haben, bekommen. An der Scheibe des Schalters finden wir schliesslich noch ein Formular auf Deutsch und können, nun fast schon zu spät, nochmals kontrollieren, was eigentlich alles gefragt wird. Wir bekommen einen Einfuhrstempel für 12 Monate und sind fertig. Insgesamt ein freundlicher und zügiger Grenzübertritt.

Da wir von der Schweiz aus keine Versicherung für Russland (grüne Versicherungskarte) bekommen haben, müssen wir jetzt hier eine abschliessen. Tom und Sandy, die uns inzwischen eine Woche voraus sind, haben uns ein Mail geschickt in dem sie uns die Koordinaten und Infos zur Versicherung geschickt haben. Vielen Dank nochmals! Obwohl wir glauben, das richtige Büro gefunden zu haben, will uns hier niemand eine Versicherung verkaufen. Wir werden von Büro zu Büro weitergeschickt, aber alle verneinen nur.

Nach bald zwei Stunden Irrlauf sind wir wieder beim ersten Büro und erfahren jetzt, dass der Drucker kaputt ist. Kaputt ist wohl das einzige Wort, welches wir und der Versicherungsbeamte gemeinsam verstehen. Auf jeden Fall verzieht sich sein stures Gesicht ein wenig in Richtung Freundlichkeit. Laut Mail von Sandy war der Drucker schon bei ihnen am abserbeln. Wir bekommen aber diesmal eine Adresse in Kingisepp von einem Versicherungsbüro. Wir fahren die 32 km dorthin und finden auch gleich das Büro. Da jetzt Samstagnachmittag ist, hat es aber zu und öffnet erst am Montag wieder.

Versicherungsbüro Ivangorod: kleines Haus mit blauem Dach (59.37656, 28.219091).
Versicherungsbüro Kingisepp: Karl Marx Prospekt 18, Seiteneingang (59.37179, 28.603992).

In den ersten 30 Tagen wollte noch keiner diesen Versicherungsnachweis sehen.

Wir beschliessen ohne Versicherung nicht weiter zu fahren und stellen uns auf den Parkplatz eines Sport- und Erholungsparks. Als wir ankommen, findet gerade ein Fotoshooting einer Hochzeitsgesellschaft statt. Es ist ein reges Kommen und Gehen und am Abend sind wir schliesslich alleine. Es wird ruhig, bis um 3 Uhr in der Nacht ein Auto mit drei Besoffenen auftaucht. Vom Dröhnen der Musik aus dem Auto (natürlich so nahe wie es nur geht an unserem Auto) und den grölenden Typen werden wir wach. Sie wollen wohl provozieren, verschwinden aber als wir die Rollladen öffnen. An Weiterschlafen ist erst mal nicht zu denken. Später ohne weitere Störung schlafen wir bis um 9 Uhr. Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang durch den Park und schreiben dann Reiseberichte.

Am Nachmittag fahren wir durch die Stadt um einen anderen Stellplatz zu suchen. Die Stadt ist nicht sehr einladend, viele grosse Wohnblocks. Da es auch hier geregnet hat, sind überall grosse Wasserpfützen und auf den Gehwegen steht die braune Regenbrühe knöcheltief. Es sieht grau, öde und trostlos aus. Nach dem sauberen Bilderbuchland Estland ist das Kulturschock pur! Da es Wochenende ist, sind viele Menschen in der Stadt unterwegs.

Wir verbringen also den Nachmittag und Abend wieder auf dem Parkplatz im Park. Als nach 22 Uhr wieder die 3 besoffenen Typen auftauchen, fahren wir noch vom Park weg und finden vor einer Kirche einen Parkplatz, wo wir ungestört übernachten können.

Am Montagmorgen stehen wir um 9 Uhr vor dem Versicherungsbüro und hoffen, dass es mit der Autoversicherung klappt. Wir haben Glück und gehen mit einer Versicherung für 90 Tage raus. Die freundliche Dame hat das schnell und kompetent erledigt.
 
Heute scheint die Sonne, es ist warm und wir fahren gut gelaunt nach St. Petersburg. Wir fahren die uns bekannten Stell- und Campingplätze ab, aber leider ist Tom‘s Campingplatz geschlossen, den Stellplatz beim Baltic Hotel gibt es nicht mehr und der Camping am Jachthafen ist auch nicht mehr. Bei letzterem soll in einer Hütte noch ein älterer Herr anwesend sein, doch der wurde wohl nach dem Ende der Sowjetzeit vergessen. Aber hier am Jachthafen treffen wir zwei deutsche Motorradfahrer und den 82 jährigen Deutz Willi, der auf seiner St. Petersburger Tour hier sein Ziel erreicht hat.
Kurz darauf erscheinen seine Tochter und sein Sponsor. Von ihnen erfahren wir vom Hotel Elizar im Zentrum, wo man im Hof campieren kann. Daniel und Katharina, die beiden Motorradfahrer und wir fahren also hin und bleiben dort die nächsten Tage.

Die Metrostation ist in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar und in 15 Minuten ist man mit der pausenlos tief unter dem Boden fahrenden Metro im Zentrum. Auf dem Weg zur Metro kommen wir an der Post vorbei, wo wir Briefmarken kaufen, da sich meine Tante eine traditionelle Postkarte aus St. Petersburg gewünscht hat. Briefmarken gibt es nur auf der Post und diese zu kaufen ist schon fast ein Tage füllendes Programm.
 
In St. Petersburg sprechen viele Russen ein wenig Englisch und so ist die Kommunikation etwas einfacher. Auch in der Metro oder in der Stadt ist vieles in Englisch angeschrieben.
Wir gehen 3 Tage in die Stadt und auf verschiedenen Touren zu Fuss und etlichen Kilometern sehen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg. Eigentlich wollen wir auch in die Eremitage, aber 3-4 Stunden Anstehen bei kaltem Wind und Regen für den Einlass, haben uns abgeschreckt und wir haben darauf verzichtet. Das nächste Mal!
Etwas erstaunlich ist, dass in diesem Markt kaum Kunden anzutreffen sind.
 
Wir verlassen St. Petersburg in Richtung Puschkin um den Katharinen Palast mit dem berühmten Bernsteinzimmer zu besichtigen. Wir stellen unser Auto ein paar Querstrassen entfernt ab und gehen den Palast besichtigen. Auch hier hat es eine lange Warteschlange. Im 15 Minuten Intervall wird man eingelassen und wir haben es nach 1.5 Stunden geschafft. Aber auch drinnen sind die Räume mit Menschen überfüllt und die Aufseherinnen treiben die Massen an weiter zu gehen. Vor lauter Bewegung in der Menschenmasse vergisst man beinahe die Räume des Palastes anzusehen. Die einzelnen Säle sind beeindruckend, aber vom Bernsteinzimmer haben wir mehr erwartet. Oder haben wir schon zu viele Amber-Shops gesehen? Vielleicht auch, weil so ein Rummel um dieses Zimmer gemacht wird.
Wir beschliessen in Puschkin zu bleiben und parken unser Auto in besserer Position, Kopf nach oben im Bett, in der Strasse.
Wir haben es uns gerade gemütlich gemacht, als es an der Tür klopft und ein freundlicher Herr uns seine Visitenkarte entgegenstreckt. Er lädt uns ein, in seinem Hof nur wenige Meter weiter zu stehen. Wir besichtigen den Hof zu Fuss. Es stehen bereits zwei Wohnmobile hier. Eines gehört Michael, dem freundlichen Herrn. Er gehört dem hiesigen Wohnmobilclub an. Er zeigt uns alles. Der Portier macht uns das grosse Tor auf und wir fahren in den Hof und richten uns ein. Es hat Strom, Trinkwasser, eine Entsorgungsstation, WC, Dusche und sogar eine Sauna.

Später kommt Michael und zeigt uns die Hallen, die den Hof umschliessen. Hier war einst das erste mit Kohle und Dampf betriebene Elektrizitätswerk Russlands. Die Hallen werden jetzt renoviert und es entsteht ein Theatersaal. Ausserdem ist ein Institut für angehende Juristen angeschlossen.

Wir bekommen Michaels Passwort für das WiFi und sind rundum versorgt. Etwas später kommt noch der Besitzer des anderen Wohnmobils dazu und es entsteht ein interessanter Gedankenaustausch, denn beide sprechen gut Englisch.

Wir dürfen bleiben so lange wir wollen. Am nächsten Tag wird wieder mal Wäsche waschen. Der Pförtner schleppt Garderobenständer ins Schulzimmer des Instituts, zwischen die wir die Wäscheleinen spannen. Es hat sich Einiges angesammelt und 5 Maschinen Wäsche hängen im Schulzimmer zum Trocknen, während wir nochmals den grossen Park beim Katharinen Palast geniessen. Heute ist Samstag und im Park treffen wir etwa 10 Hochzeiten, die hier zum Fotoshooting sind.

Zurück beim Auto kommt Michael und sagt, er habe die Sauna für uns eingeheizt. Wir geniessen die Sauna, die bei den noch immer kühlen Temperaturen gut tut.

Am Sonntag Vormittag besichtigen wir eine Kirche im Ort, wo gerade eine orthodoxe Messe stattfindet und schlendern danach über den Markt. Erstaunlich ist, dass hier sehr viel Einheimische einkaufen, ganz im Gegensatz zu den Märkten die wir in St. Petersburg gesehen haben. Wir finden zufällig eine Bäckerei, die fantastisch frisches knuspriges Brot hat. Und auch Bananen für das Frühstücksmüesli gibt es bei einem Englisch sprechenden Händler.

Unsere zwei neuen Camping-Freunde kommen noch vorbei um sich zu verabschieden. Sie wollen am Nachmittag mit ihren Wohnmobilen für ein paar Tage nach Finnland. Michael überreicht uns beim Verabschieden noch einen Zettel mit Koordinaten für weitere Stellplätze in Städten, die auf unserer Route liegen (Moskau, Wolgograd, Astrachan, Tiflis). Wir sind sprachlos über so viel Gastfreundschaft. Vielen Dank!

Unterwegs steht am Strassenrand ein einsamer Polizist und winkt mit seinem Stab relativ unauffällig. Etwa verzögert halten wir am Strassenrand an und warten ab, was nun geschieht. Er kommt zu uns und verlangt die Papiere. Mercedes sagt er und als er den Führerausweis gesehen hat, ist er voll zufrieden und wir können weiter fahren.
 
Wir erreichen Schlisselburg und besichtigen die Festung auf einer im Ladogasee liegenden Insel. Die Geschichte und die wechselnden Funktionen der Festung werden anschaulich gezeigt.
So kann man Gefängniszellen besichtigen aus der Zeit, als die Festung (ähnlich wie Alcatraz) als Gefängnis genutzt wurde. Bezahlt wird für die Fähre zur Insel, plus Eintritt in die Festung und als Extra-Zugabe für den Aufstieg auf die Festungsmauer. Ob der Abstieg auch was kostet, wissen wir nicht. WC ist gratis.
Wir versuchen im Ort einen Stellplatz am Ufer zu finden, aber die Zufahrten sind sehr eng und auch sumpfig und die Strandplätze meistens vermüllt. So stellen wir uns am Bahnhof neben eine alte Dampflokomotive und ein Kriegerdenkmal, von denen es in jedem Ort mindestens eines hat.
 
Da es von Westrussland keine aktuellen deutschsprachigen Reiseführer gibt, entdecken wir das Land auf eigene Faust.
Auf unserer weiteren Route entdecken wir Klöster, alte Holzkirchen, kleine Dörfer mit bunten Holzhäusern.

Oder wie in Vytegra ein Unterseeboot von 1950, welches zu besichtigen ist.
 
Die Strassen in Russland sind recht gut. Dem konnten wir bis gestern voll zustimmen. Teilweise hat es aber wie in Richtung Vytegra übelste Pisten mit Schlaglöchern so angeordnet, dass ein Umfahren der Löcher einfach unmöglich ist. Auch die Einheimischen LKW-Fahrer sind hier auffällig langsam unterwegs. Es wird viel an den Strassen gebaut, aber im grössten Land der Welt ist das eine grosse und nicht endende Aufgabe.

Auf unserem Weg nach Ferapontov machen wir einen Zwischenstopp bei Ryumino und finden abseits der Hauptstrasse zufällig einen wunderschönen Platz an einem grossen See. Es ist sehr friedlich hier und wir haben schönes Wetter. Abends tauchen ein paar Dorfbewohner auf, die von der nahen Brücke aus angeln.
 
Am nächsten Tag sind wir auf einer gemäss Karte Fernstrasse in super Zustand unterwegs. Die normalen Hauptstrassen sind wieder übersät mit optimal angeordneten Löchern, die man in langsamer Fahrt umfahren muss, wenn man sein Fahrzeug und seinen Rücken schonen will.
In Ferapontov angekommen finden wir einen Parkplatz direkt beim Kloster, das wegen seiner beeindruckenden Fresken ein UNESCO-Kulturerbe ist. Es ist ein regnerischer Nachmittag. Die Einheimischen sind für dieses Wetter bestens gekleidet mit Gummistiefeln und Regen-Pelerinen. Auch der Tarn- oder Militäranzug ist sehr beliebt, da der Stoff sehr strapazierfähig sein soll.

Bei der Besichtigung der wirklich sehr schönen Fresken wird uns sogar vorher zur Erklärung ein Video auf Englisch gezeigt.
 
Das nur wenige Kilometer entfernte Kirillov hat ebenfalls ein Kloster mit Museum. Der Eintritt für dieses nicht-UNESCO-Kloster-Museum ist sehr teuer, nur der Eintritt für die wirklich sehenswerte Anlage ist gratis.

Der Gesamt-Eintritt umfasst in der Regel auch Eintritt in Museen, aber wenn man kein Russisch kann, bringt das nicht viel.
 
In einem Vorort von Vologda stellen wir uns zuerst an einen Friedhof mit einer Kapelle und hoffen, hier ein ruhiges Plätzchen gefunden zu haben, doch dem ist leider nicht so. Es ist wieder einmal Samstag und bald werden wir von zwielichtigen betrunkenen Typen umlagert, und so fahren wir direkt ins Zentrum und stellen uns in eine Seitenstrasse.
Am Sonntag ist hier einiges los. Um die Kirche werden Souvenirs verkauft, es gibt Elektroautos für Kinder und Ponyreiten.
Im Park wird Zuckerwatte verkauft und einige Sonnenanbeter quetschen sich auf eine kleine Terrasse am Fluss. Auf der Weiterfahrt machen wir am Stadtrand an einem riesigen Supermarkt halt, wo es wirklich alles gibt.

Wir nehmen auf dem Weg nach Kostroma nicht die grosse Fernstrasse, sondern wollen auf Nebenstrassen dort hin.
 
Gegen Abend suchen wir bei Lyubim einen Stellplatz. Leider ist die Suche über Land erfolglos. Die Abzweigungen von der Strasse enden entweder in sumpfigen Feldwegen oder wenn sie nicht sumpfig sind, so ist kein Platz vorhanden. So fahren wir in den Ort und und stehen zuerst beim Dixie-Lebensmittelladen. Nach Ladenschluss wir es aber immer lauter. Die Dorfjugend trifft sich hier und es wird ausgelassen mit viel Alkohol gefeiert. Rechts und links von uns stehen Autos mit geöffneten Türen und die Musik wird voll aufgedreht. Es ist ein Kommen und Gehen. Torkelnd wird das Auto bestiegen und mit quietschenden Reifen abgefahren. Erstaunlicherweise blinken diese Raser beim Abbiegen sogar noch. Für uns ist wieder einmal ein Platzwechsel nach Mitternacht angesagt. In einer Nebenstrasse bleiben wir stehen für diese Nacht.
 
Die Strasse von Lyubim nach Kostroma ist gemäss Landkarte eine Hauptstrasse und sollte geteert sein. Sie wurde aber mehrfach geteert und zu oft repariert. Sie ist nun zwar ohne wirkliches Loch, aber jedes ehemalige Schlagloch ist nun ein spürbares Anti-Loch, so dass wir z.T. mit unter 30 km/h unterwegs sind.
In Kostroma hat es mehrere schöne Kirchen und Klöster, so dass wir zuerst ein "falsches" aber trotzdem sehenswertes Kloster angesehen haben, bis wir das bekannte Ipatrios Kloster gefunden haben.
Auf dem Weg aus der Stadt werden wir bei zwei Polizeikontrollen angehalten. Die einzige Brücke weit und breit hat wegen Reparatur eine Gewichtsbeschränkung. Mit einem freundlichen "Nix-Verstehen" dürfen wir schliesslich weiterfahren. Die Strasse führt am Ortsausgang kilometerlang an einer riesigen Gazprom Erdölraffinerie vorbei.
 
In Yaroslavl finden wir ziemlich zentral einen Parkplatz und können von dort aus die UNESCO-Sehenswürdigkeiten besichtigen.
Sie sind über einen grossen Teil der Stadt verteilt und dazwischen mit Parkanlagen-Streifen aufgelockert. Es sind dann aber doch einige Fuss-Kilometer, die so zusammenkommen. Häufig wird Free WiFi angeboten, aber ohne Russisch-Kenntnisse ist es für uns nicht zugänglich.
Die ersten Pilze sind auf dem Markt erhältlich und wir kaufen ein grosses Körbchen Pfifferlinge. An kleinen Ständen entlang der Hauptstrasse werden auch verschiedene Pilze und Beeren verkauft, aber dort kann man im dicht fliessenden Verkehr schwer stoppen.
 
In der Kreml-Anlage in Rostov-Weliki muss man Eintritt für jeden einzelnen Teil der Anlage bezahlen. Als ausländischer Tourist muss man oft das Doppelte oder Dreifache der Einheimischen Eintritte bezahlen.
Keiner spricht Englisch und in den Museen und Ausstellungen ist alles durchwegs nur auf Russisch beschrieben.

Die einzige Englische Tafel die wir in der Anlage entdeckt haben, besagt zum schon selbst-erklärenden Symbol "no dogs" und "no smoking".
 
Pereslavl-Zalessky soll eine der ältesten Städte Russlands sein. Es hat wirklich alte unrenovierte und schon fast vergammelte Kirchen.
Daneben steht sehr unscheinbar die älteste erhaltene Kirche Russlands. Das Innere dieser Kirche aber ist eher mager.
 
Die Kremlanlage von Sergiev-Posad (ehemals Zagorsk) ist UNESCO Kulturerbe und schon im Dunstkreis von Moskau gelegen. Entsprechend gross ist der Rummel. Es ist schwierig einen Parkplatz zu finden. Die Anlage ist frei zugänglich und kostet keinen Eintritt.
Hier befindet sich die grösste Kirchenglocke der Welt (72 Tonnen und 4.5 m hoch). Deren tiefer Ton stellt das Trommelfell und den Bauch auf eine harte Probe...
Nach dem Kremlrundgang haben wir spontan im Ort keinen brauchbaren Übernachtungsplatz gefunden und sind deshalb weiter nach Moskau gefahren. Die Autobahn dahin ist gut. Zuerst zweispurig. Ab und zu hat es Fussgängerstreifen über die Autobahn oder Bushaltestellen. Auch Traktoren oder Bagger mit entsprechendem Stau dahinter sind unterwegs. In Moskau ist die Autobahn dann sechsspurig. Der schnellere überholt links oder rechts, Mitschwimmen im reissenden Verkehr geht gut. Wir haben Glück, dass es schon Abend ist, so ist der Stau auf der Gegenfahrbahn und wir kommen flüssig durch.
 
Dank Navi haben wir den Campingplatz in Moskau sofort gefunden. Die Begrüssung auf dem Platz ist Russisch unterkühlt. Kein "Welcome in Moskau", sondern nur ein formelles "Passport and Registration". WiFi gibt es nicht, "does not work", Rückfrage, wird es repariert? Does not work, is broken, das scheint zu bedeuten, dass es in der nächsten Zeit (die wohl etwas länger dauern kann) nicht repariert wird.

Moskau Tag 1: angesagt ist waschen, putzen, reparieren und auch etwas entspannen. Lenin und Kreml müssen warten. Aber natürlich planen wir die Besichtigung der mit etwa 12 Millionen Einwohnern grössten Stadt Europas.
Moskau Tag 2: Wir haben gleich ein Metro- und Tram-Ticket für 3 Tage gekauft (400 Rubel) und uns Richtung Innenstadt und Kreml aufgemacht.
Die Besichtigung des Kreml beansprucht viel Zeit, weil sehr sehr sehr viele Menschen unterwegs sind und das gleiche wie wir vorhaben.

Durch eine Sportveranstaltung, welche fast den ganzen Roten Platz belegt, wird der Platz noch zusätzlich eingeengt. Beim Eintritt in den Kreml hat es Kontrollen wie am Flughafen. Taschen und Menschen werden gescannt. Unser Schweizer Taschenmesser wird bemängelt und wir müssen es schweren Herzens liegen lassen und haben es auch nicht zurückbekommen.
Im Gelände darf man nicht von den erlaubten Wegen abweichen, sonst wird man per schriller Trillerpfeife der Wächter wieder auf den richtigen Weg dirigiert.
Endlich können wir auch eine Russische SIM-Karte (10 GB Daten und 360 Minuten Gespräch in Russland) für 400 Rubel bei MTS (MTC in kyrillischer Schrift) direkt vor dem Kreml kaufen. Wir suchen ein Restaurant mit Englisch übersetzter Karte, wo man etwas entspannen und essen kann. Danach fahren wir todmüde zurück zum Campingplatz.
Krieger-Denkmale (Weltkrieg 1941-1945) gibt es in jeder Stadt, und sie werden beachtet und gepflegt.
Moskau ist auch, oder besonders, abseits der touristischen Routen interessant. Wir spazieren durch unbekannte Stadtteile und bekommen so einen interessanten Eindruck auch jenseits vom Roten Platz oder Kreml.
Moskau Tag 3: Heute ist Sonntag und ein idealer Tag für die Metrotour, weil die Züge dann nicht so voll sind. Einige der Metrostationen sind richtige Unterweltspaläste, die schon sehr alt und deshalb auch noch nicht komplett mit Rolltreppen ausgestattet sind. So kommen mit den komplexen und grossen Umsteigestationen doch auch ein paar Kilometer und Höhenmeter zusammen. Wir sind eine Weile bei unsrer Metro-hop-on-hop-off Tour im Untergrund bis wir wieder Sehnsucht nach der Sonne haben.
Die Metro fährt sozusagen pausenlos. Ein Zug folgt dem anderen. Bevor man eine Station verlassen hat, kommt schon der nächste Zug an. Die Reisenden starren vor sich hin, keiner schaut den anderen an. Interessant sind die Metro-Hunde. Grosse Hunde dürfen nicht in die Metro. Deshalb sieht man nur kleinste Hunde in der Metro, welche fast in die Hemdtasche passen. Im nicht Hauptberufsverkehr wird uns oft ein Sitzplatz angeboten. Sehen wir schon so alt aus?
Wir lassen uns durch die Stadt treiben und landen schlussendlich im Eremitage Garten, wo gerade ein Italien-Event mit vielen Besuchern stattfindet. Wir beobachten die russischen Familien, die ihre Decken auf dem Rasen ausbreiten und Picnickörbe auspacken.
Und natürlich den ausgefallenen aufreizenden Kleidungsstil junger Russinnen, mit ihren High Heels, die eigentlich zum Gehen in der Stadt ungeeignet sind. So wie die Frauen aufgedonnert daher kommen, so besch..eiden kommen die Herren in Trainerhose daher.
Schauen, posieren und fotografieren im Nobel-Kaufhaus GUS beim Kreml.

Einkaufen im günstigeren unterirdischen Kaufhaus Ochitnyj Rjad, das drei Etagen unter der Erde ist.
In fast allen Städten hat es mehrere Parks und Grünanlagen.

Einer davon ist in Moskau der Sokolniki Park.
In einem Teil dieses Parks hat es Vergnügungsparks, wo man z.B. diverse Fahrzeuge von Velo bis Tretauto für Kinder oder Segways für Erwachsene mieten kann. Ein anderer Teil des Parks besteht aus dichtem Wald, der sicher die Stadtluft etwas reinigt.
Moskau Tag 4: da die russische Post langsam und auch unzuverlässig sein soll, bringen wir heute zwei Briefe mit ausgefüllten Fragebogen zur Beantragung der deutschen Rente von Monika zu DHL. Solche Formalitäten sind auf der Reise noch aufwändiger: Briefe zuhause einscannen lassen und per Mail an uns senden lassen (danke Felix!), wir müssen sie empfangen können, Drucker auspacken installieren und die Scans ausdrucken, Informationen sammeln und Formulare ausfüllen, Formulare zurücksenden per Briefpost da diese Ämter immer noch nur Briefpost akzeptieren. Damit sind wir dann erst einmal ein paar Stunden beschäftigt und lassen dann den Abend im Sokolnikipark ausklingen. Abendessen nicht im Park wegen Sprachverständigungs-Problemen, sondern in einem Restaurant ausserhalb des Parks.
 
Am Dienstag fahren wir weiter um die letzten zwei Orte auf dem goldenen Ring zu besuchen. Heute ist wesentlich mehr Verkehr mit gut gefüllten oder verstopften Autobahnen und auch einige Baustellen sind unterwegs zu bewältigen. Für die ca. 50 km vom inneren zum mittleren Autobahnring brauchen wir etwa 3 Stunden. So kommen wir erst gegen Abend in Vladimir an.

Wir übernachten in der Altstadtnähe und machen am nächsten Tag einen ausgedehnten Ausflug zu den UNESCO White Monuments (verschiedene Anlagen aus weissem Stein im 11.Jahrhundert erbaut). Auf dem Weg zu den Monumenten kommt man immer wieder an Parkanlagen und interessanten Plastiken (nicht-historischen Lenins) vorbei.
 
Wir fahren nach Suzdal, dem 2. UNESCO Ort mit den White Monuments. Hier gibt es einen der wenigen Campingplätze, auf dem wir uns für einige Tage einquartieren. Wir geniessen das Wifi (leider nur an der Rezeption) und entspannen erst einmal nach dem hektischen und lauten Moskau.

Am nächsten Tag werden die letzten Sehenswürdigkeiten des goldenen Rings besichtigt. Da sie weit auseinander liegen, kommen wieder einmal etliche Fuss-Kilometer zusammen.
Auf dem kleinen Bauernmarkt kaufen wir wieder schöne frische Pfifferlinge (über 600 g für 300 Rubel) und machen uns auf den Rückweg.

Unterwegs stärken wir uns noch mit einer Soljanka an schönster Aussichtlage.
Wir möchten den Campingplatz noch zum Wäschewaschen, Putzen, Relaxen und Aufbereiten unserer Homepage nutzen, bevor es in Richtung Kazan weiter geht, erst einmal ohne Kirchen und Klöster.
Bevor wir Suzdal verlassen, werden wir noch von einer Journalistin interviewt und fotografiert. Sie hat für eine Zeitung aus Vladimir das Übliche woher, wohin, warum gefragt. Wahrscheinlich lächeln wir jetzt auf einem Foto in der Zeitung zwischen unseren gewaschenen Unterhosen auf der Leine hervor.

Wir müssen die Überflutung mit Denkmälern erst einmal verdauen. Auch wenn jedes Einzelne davon sehr sehenswert und wunderschön ist, wird es halt mit der Zeit doch zu viel.
 
Weiter geht die Reise durch Russland von Moskau via Kazan in den Süden zum Kaukasus.

In einem speziellen Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über Russlands Westen zusammengefasst.
 
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