Russland (Russische Föderation) - unterwegs auf der Weltreise 2017

Russlands Westen : unsere ganz persönlichen Impressionen
St. Petersburg - Moskau - Goldener Ring - Kazan - Tolyatti - Volgograd - Astrachan - Elista - Grosny - Kaukasus

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Schon bei der Einreise nach Russland haben wir grundlegende Bekanntschaft mit der Sprache und Verständigung gemacht. Sehr wenige Russen sprechen Englisch oder Deutsch. Wenn ein Russe erkennt, dass er nicht verstanden wird, versucht er es mit viel zu vielen umschreibenden Worten zu erklären, die von uns natürlich noch weniger verstanden werden. Aber die Freundlichkeit siegt, auch wenn man sich sprachlich nicht versteht, resultiert das meist am Ende in einem freundlich verständnisvollen Gesichtsausdruck. Ein ernster und unfreundlicher aussehender Gesichtsausdruck ist bei Russinnen und Russen ganz normal, auch bei Kindern. Tendenziell scheinen die jungen Menschen etwas aufgeschlossener zu sein. Oft hilft noch der Google-Translator die Probleme zu lösen.
Das Problem mit der Sprache zeigt sich auch bei Sehenswürdigkeiten und Museen, an Tankstellen, in Läden oder einfach überall. Meistens ist alles nur in kyrillischer Schrift angeschrieben. Manchmal werden freundlich und stolz ein paar Englische Worte gewechselt wie "thank you", "goodbye" oder auch "money". Oder die Antwort auf "do you speak English?" ist "no, I am Russian".
Wir haben auch schon das Restaurant verlassen, weil wir leider nach der Übersetzung des Menus nicht mehr verstanden haben als "meat" und "soup". Ab und zu gibt es Restaurants mit Buffet, wo man mit dem Finger auf das zeigen kann, was man gerne haben möchte...
 
Die kyrillische Schrift zu entziffern kann zum Spiel werden. Einige Worte bekommen dadurch plötzlich Sinn, da sie für uns bekannt klingen. Bei anderen Worten verstehen wir aber trotz korrekter Umsetzung der Schrift nur "Bahnhof".
In den grossen Städten trifft man eher noch Leute, die ein paar Brocken Englisch können. Manchmal, aber selten, spricht jemand Englisch, auch wo man es gar nicht erwartet. Meist wird die Unterhaltung noch mit dem Google-Translator überprüft.
Besonderer Einsatz zeigt gemäss unseren bisherigen Erlebnissen Tatarstan. In Kazan haben wir sogar ein paar gute Info-Broschüren auf Deutsch und Englisch bekommen.
 
Moderne Kommunikation: Das Kaufen einer Briefmarke für eine traditionelle Ansichtskarte (ja die gibt es noch) ist fast so aufwändig, wie das Kaufen einer sehr günstigen prepaid SIM-Karte mit 10 GB Datenverkehr von MTS (MTC in kyrillischer Schrift) für 400 Rubel, 10 GB für 30 Tage, inkl. einiger Gesprächsminuten innerhalb Russland.
Etwas aufwändiger wird der Kauf einer SIM-Karte in der "Provinz", also ausserhalb von Moskau oder St. Petersburg, wegen den Verständigungs-Problemen.
Häufig gibt es free WiFi, aber ohne Russisch-Kenntnisse oder Russischer Telefonnummer hat man keine Chance davon zu profitieren. Etwa jeder zweite Autofahrer, PKW oder LKW, hat sein Smartphone am Ohr. Und auch telefonierende Fussgänger stören den Verkehr. Das mobile Telefonnetz ist sehr gut ausgebaut. Schnelle Internet-Verbindungen via Telefonnetz sind weit verbreitet, zumindest in den grösseren Ortschaften.
 
Lebensmittel: es gibt viel mehr als wir erwartet haben, es gibt eigentlich alles und in sehr grosser Auswahl und guter Qualität.

Kleine Läden (Magazin), haben das Wichtigste, wie etwas Obst und Gemüse, Brot, Milchprodukte und Getränke wie Vodka.

Kleine Verkaufsstände auf den Märkten und entlang von Strassen und auch Autobahnen verkaufen, was sie gerade haben: Gemüse, Beeren, Pilze, Obst, Honig oder auch Körbe und riesige Plüschtiere.
 
Grosse Supermärkte, oft 24 Stunden an 7 Tagen geöffnet, haben einfach alles. Zum Beispiel original Heidi Swiss Cheddar Cheese (?!?) von Emmi, oder echte schwäbische Spätzle aus Deutschland. Manchmal ist die Auswahl fast zu gross und man wird dazu verleitet, zu viel zu kaufen.

Oft hat es grosse Theken mit allen erdenklichen fertig zubereiteten Lebensmitteln wie verschiedene Salate, diverse Fleischgerichte und viele Beilagen, welche man sich abpacken lassen kann.
Es gibt viel Fisch, oft eingelegt in Öl oder geräuchert, aber auch frisch oder in Konservendosen. Es sieht so aus, als ob die Russen Fisch sehr mögen, am liebsten wohl selbst geangelt oder eben auch gekauft.
Meist kann man sich an der Frischtheke die gewünschte Portion abschneiden lassen, aber genauso oft geht das nicht. Dann muss man das ganze grosse Stück Lachs kaufen oder die ganze Rinderleber, oder halt darauf verzichten.
Bei den Tiefkühlregalen gibt es sogar einen offen-Verkauf: Fischstäbchen, Gemüse und weitere Dinge können mit einer Schaufel abgefüllt und abgepackt werden.
Wie schon in den baltischen Staaten gibt es eine erstaunlich grosse Auswahl an Müesli und Porridge bzw. Getreideflocken.
Erstaunlich ist, dass viele eingelegte Lebensmittel verkauft werden, in Supermärkten und auch entlang den Strassen. Es gibt viel eingelegtes Gemüse und Pilze. Wir haben nicht herausgefunden, wieso es das heute noch so gibt und wie man das zubereitet.

Der eigene Gemüsegarten gehört auch dazu. Neben Wohnblocks oder den Datschas und natürlich in der Dörfern wird fleissig Gemüse und Kräuter wie Dill angebaut und bei Überproduktion an der Strasse weiter verkauft.
 
An Getränken gibt es die bei uns üblichen Softdrinks und eine sehr grosse Auswahl an Bieren, le alkoholfreie. Ausländische Biere sind oft günstiger als inländische. Die Auswahl an Weinen ist gross, aber in der Regel sind diese "sweet" oder "semi-sweet", manchmal auch "semi-dry". Die ausländischen Weine sind sehr teuer und kosten ein Mehrfaches wie in Deutschland oder der Schweiz. Riesig ist natürlich die Auswahl an Hochprozentigem wie Vodka.

An speziellen Getränken gibt es zum Beispiel Kwas, ein erfrischendes alkoholfreies Getränk auf Basis von Schwarzbrot, oder auch Getränke auf Beeren-Basis.
 
Essen und Trinken: was ist ein typisches Russisches Gericht? Ein Gericht aus dem grössten Land der Welt mit vielen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen? Schweiz Käse, Deutschland Sauerkraut, Russland... wir lassen das offen. Jedenfalls ist das Essen sehr gut, egal ob im Restaurant oder selbst aus gekauften Zutaten zubereitet. Auch eingefleischte Vegetarier werden in Russland nicht verhungern.
Oft gibt es Piroggen, eine Art Pastete aus luftig gebackenem Teig mit diversen Füllungen von Gemüse bis Fisch und Fleisch. Beliebt sind auch Pelmeni, Nudelteigtaschen gefüllt in der Regel mit Fleisch und in Brühe gekocht.
Sehr vielfältig und sehr gut sind die verschiedenen Kuchen und Süssigkeiten. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, sei es fruchtig oder süss oder farblich kunterbunt.
 
Der Strassenverkehr ist viel entspannter als es uns die Dashcam-Youtube-Videos zeigen, aber doch recht hektisch. Jeder muss für sich schauen und tut das auch. Erstaunlich war für uns, dass die Fussgänger sehr beachtet werden und auch auf einer Autobahn-artigen Strasse auf dem Zebrastreifen den Vortritt haben und auch bekommen (scheinbar gibt es hohe Bussen).
Schlaglöcher im Originalzustand oder mit zu viel Füllmaterial repariert, sorgen zu oft für eine langsame entspannt-nervige Fahrt.
Speziell nervend können die Strassen-Zustände innerorts sein. Wo man es gar nicht erwartet, hat es tiefe Löcher oder im Boden versunkene Dohlendeckel. Speziell an Brücken muss man immer mit grösseren Absätzen rechnen, auch bei neu geteerten Abschnitten, bei denen dem luftgefederten Sitz sozusagen die Luft ausgeht.
Die Fernstrassen sind in der Regel gut ausgebaut, aber keine Regel ohne Ausnahme. Es hat immer wieder Abschnitte mit tiefen Spurrillen wie Eisenbahnschienen. Wenn es dann noch eine relativ schmale Strasse ist mit viel Gegenverkehr, so muss der Fahrer sich auf die Strasse konzentrieren und die Landschaft schwebt bzw. holpert unbeachtet vorbei.
Ein festes Prinzip scheint zu sein, dass der Vorausfahrende unbedingt überholt werden muss. Nach langem Zögern wird dann in einer nicht mehr übersichtlichen Kurve überholt. Manchmal sieht es aus wie auf einer zweispurigen Autobahn, wenn auf beiden Spuren die Autos entgegen kommen. Nach dem Überholen kann man dann Kilometer-weit hinter diesen Typen mit gleicher Geschwindigkeit herfahren.
Verwirrend kann auch der Schilderwald sein. Fahrverbot für LKWs über 2.5 Tonnen? Wer darf denn hier noch durchfahren? Gilt ein schweres Wohnmobil als LKW? Höchstgeschwindigkeit wegen nicht mehr existierender Baustelle reduzieren wie es angeschrieben ist? Und ein Auge muss dabei immer noch Ausschau halten nach Schlaglöchern oder Bodenwellen.
 
Steht schon die Polizei weiter vorne und wartet nur auf ein Opfer? Die russischen Polizisten seien alle "korrupt". Das ist noch so festgenagelt im "Internet". Das war vielleicht mal so, aber heute sind die Polizisten absolut korrekt.
Die Polizisten sind auf ihre Russische Art sehr freundlich. Meist wollen sie den Führerausweis sehen, aber noch mehr interessiert sie, woher wir kommen und wohin wir fahren wollen. Und wenn man was Verbotenes wie Gewichtsüberschreitung gemacht hat, hilft meistens "nichts vestehen" und man verabschiedet sich freundlich (soweit man das zeigen kann und sprachlich versteht).
Leider mussten wir gegen Ende der Russlandreise noch selbst erfahren, dass in der Gegend von Astrachan und Elista die Polizisten doch etwas korrupt erscheinen und nach Geld fragen. Bei fast jeder Polizeikontrolle, die hier auch viel häufiger sind, wurden wir nach "Money" oder "Dollar" gefragt, um den Durst zu löschen. Manchmal für Diesel, manchmals für Drinks. Wir haben aber immer mit freundlicher Geduld abgewartet und nie etwas bezahlt.
Wiederum ganz korrekt und freundlich verhielten sich die Beamten in den "Krisen-Regionen" Dagestan und Tschetschenien, wo sie an fast jeder Strassenkreuzung stehen und Präsenz zeigen.
Sehr viele Geschwindigkeitskontrollen hat es entlang den grossen bzw. langen Fernstrassen, was bewirkt, dass fast alle in relativ normalem Tempo unterwegs sind, aber dabei kann man trotzdem chaotisch überholen...

Betreffend Fernstrassen und Distanzen: auch wenn man schon 1000 km östlich von Moskau ist, sind es immer noch 8000 Kilometer bis Wladiwostok...
 
Sehr hilfreich ist unser Navi (Navigator App für Android, gratis) und zeigt uns meist den richtigen Weg, auch wenn auf der Strasse alles in kyrillischer Schrift angeschrieben ist. Man muss aber auch selbst entscheiden, ob das Abbiegen in den zugewachsenen sumpfigen Fussweg richtig ist oder nicht. Oder ein Umweg von sehr vielen Kilometern, weil eine Verbindung aus irgendeinem Grund nicht durchgängig ist.

Vorteil: auch auf dem Android-Smartphone hat man immer eine offline-Karte zur Verfügung, sei es in der Grossstadt oder in der "Pampa".
 
Der Ablauf an einer Tankstelle in Russland ist etwas umständlich. Man muss zuerst an die Kasse gehen und z.B. für 200 Liter Diesel bezahlen. Haben keine 200 Liter im Tank platz, dann werden die zu viel bezahlten Rubel wieder zurück verrechnet. Nur mit etwas Glück und gutem Willen der Angestellten kann man im ersten Anlauf voll tanken und danach zahlen.
An einer Tankstelle haben wir nach Füllen der beiden Tanks vier Kreditkarten-Abrechnungen, wovon zwei Gutschriften sind für zu viel bezahlte Liter. Obwohl wir uns nicht wirklich verständigen können, ist die Abrechnung schliesslich absolut korrekt und auch die Kreditkarte wurde nicht gesperrt.
 
Alkohol, bzw. zu viel davon, ist so wie wir es gesehen haben immer noch ein weit grosses und verbreitetes Problem. Oft haben wir Betrunkene torkelnd auf der Strasse laufen gesehen oder Jugendliche im Alkoholkoma im Graben liegend. Und seltsam im zickzack fahrende Autofahrer sind keine Seltenheit.

Auch sehr viele Menschen rauchen. Immer sieht man irgendwo Menschen sitzen oder stehen, die gerade Raucherpause ausserhalb des Gebäudes machen.
 
An Autos gibt es zumindest in den Städten mehr Luxuskarossen als Schrott-Autos. Öfters sieht man noch nicht reparierte Unfallautos herumfahren. Sehr beliebt sind Mercedes, BMW und Audi oder auch luxuriöse asiatische Modelle. Russische Autos wie Lada werden gemäss unseren Russischen Bekanntschaften als minderwertig angesehen. f Nur noch wenige alte russische Autos (einige Volgas und mehr Ladas) sind unterwegs und deren Insassen sehen meist so aus, als ob sie ihr Auto schon mehrere Jahrzehnte besitzen.
Speziell bei kleineren Autos ist es äusserst wichtig, dass die Stereoanlage oder zumindest der Auspuff den Sound des Motors übertönt. Ansonsten wird auch mit quietschenden Reifen insbesondere Nachts versucht, etwas Sound zu produzieren.
Etwa jedes zweite Auto hat eine Dashcam hinter der Windschutzscheibe, deren Glas nicht selten ein Sprung hat, verursacht wahrscheinlich durch ein zu schnell überfahrenes Schlagloch.
Sehr gerne sitzen die Russen in ihren geparkten Autos, reden miteinander, dösen vor sich hin oder wischen auf dem Smartphone herum. Oder die Jugendlichen treffen sich so, da sie aus finanziellen Gründen bei den Eltern wohnen und keine sturmfreie Bude haben.

Häufig stehen Autos mit offener Motorhaube neben oder auf der Strasse. Auf dem meisten Rastplätzen hat es ein Bühne, damit man leichter unters Auto schauen kann.
Parkt ein Auto bei Sehenswürdigkeiten, so steigt meist eine grosse Familie mit mehreren Generationen aus und isst erst mal ausgiebig, zum Teil aus Plastikschüsseln oder auch aus riesengrossen Töpfen. Ob es regnet oder nicht, das ist dabei egal, man is(s)t neben dem Auto. Erst danach geht es weiter zum Besuch der Sehenswürdigkeiten.

Speziell im Süden entlang der Wolga haben wir immer wieder Familien beim romantischen Picnic direkt an der Hauptstrasse gesehen. Erwachsene, kleine Kinder und auch Haustiere geniessen die "Natur" in schon gefährlicher Nähe der vielbefahrenen Strasse.
 
Die Bekleidung von Frau und Mann ist nicht sehr anders als in Westeuropa. Aber ein paar Auffälligkeiten gibt es doch. Frauen sind meist besser gekleidet als Männer, z.B. mit elegantem Kleid, während der Mann sie in einer bequemen Trainerhose begleitet. Männer haben meist eine Handtasche dabei, egal was sie sonst anhaben. Menschen mit Rucksäcken sieht man kaum, das sind meist Touristen. Sehr beliebt ist der Tarnanzug, auch deshalb, weil der Stoff sehr strapazierfähig sein soll.
Die Bekleidung in Kirchen ist streng geregelt. Frauen mit Kopfbedeckung, Männer ohne Kopfbedeckung. Wenn es noch strenger wird, müssen Frauen ihre Hosen (auch lange) mit einem Rock-artigen Tuch verbergen. Handy ist in der Regel nicht erlaubt, doch meist ist es das Personal, welches trotzdem fleissig am Kommunizieren ist.
 
Die Hochzeitspaare und Gäste besuchen zum Fototermin gerne Sehenswürdigkeiten. In Volgograd haben wir ein Hochzeitspaar beim Fototermin vor einem Kriegsdenkmal mit durchschossenen Helmen gesehen. Im Garten des Katharinen Palastes in Pushkin haben wir gleichzeitig mehrere Hochzeitspaare gesehen.
Angereist kommen sie in Stretchlimousinen oder anderen geschmückten Fahrzeugen.
 
Wohnhäuser und Spielplätze - die typisch sowjetischen Plattenbauten gibt es kaum mehr, oder zumindest wurden sie renoviert. Wohnblocks haben in kleineren Orten etwa vier Stockwerke. In grösseren Städten sind sie entsprechend höher. In den Grossstädten wird fleissig weiter gebaut an grossen Siedlungen. Etwas Individuelles scheint die Terrasse sein. Diese ist sehr unterschiedlich gestaltet und genutzt. Überall gibt es bunte Spielplätze für Kinder, sei es in der Grossstadt oder auch im kleinsten Dorf.
Typisch sind in allen Städten die vielen Grünanlagen. Oft werden sie mit einem Denkmal geschmückt und auch ein Kinderspielplatz gehört dazu.
In Grossstädten gibt es meist mehrere Vergnügungsparks, wo man einfach herum flanieren kann. Oft gibt es Fahrzeuge zu mieten, Fahrräder, Segways, Fahrradautos oder man hat sein eigenes Gefährt dabei. Jeder Mann und jede Frau jeden Alters, mit oder ohne Kinder, fährt z.B. auf einem Fahrradauto durch den Park. Mindestens ein Insasse ist immer intensiv mit dem Smartphone beschäftigt...
 
Stadt und Land sind ein krasser Gegensatz. In den Städten leben die Menschen in grossen Wohnblocks, neu gebaut oder meist auch renoviert. Erstaunlich ist, wie viele Grünflächen es in den Städten gibt.
Wobei in den südlicheren Landesteilen die Grünflächen mangels Wasser auch gelblich und vertrocknet aussehen können.
Auf dem Land in den kleinen Dörfern scheint die Zeit noch ein paar Jahrzehnte zurück gedreht zu sein. Häuser die wir im ersten Blick als unbewohnt einstufen, sind beim genaueren Hinsehen, z.B. gepflegter Gemüsegarten neben dem Haus, doch noch bewohnt. Solche alten Holzhäuser stehen aber ebenfalls noch in älteren Stadt-Quartieren.
 
Die generelle Sauberkeit hat uns eigentlich überrascht. In der Regel sind Städte und auch Dörfer sehr sauber. Immer wieder sieht man Arbeiter, die allfälligen Müll einsammeln. Oder Passanten, die ihren kleinen Abfall nicht liegen lassen, sondern zum noch nicht abgeholten Müllberg dazulegen. Wie überall auf der Welt, ist natürlich ein Parkplatz ohne Abfalleimer schon etwas zugemüllt...

Etwas überrascht waren wir von den wilden Camping-Gebieten entlang der Wolga. Hier scheint es so, dass man seinen "Footprint" hinterlassen muss. Aller Abfall des mehrtägigen Aufenthaltes bleibt liegen. Es sieht fast schon so aus, wie eine Reservation des Platzes für das nächste Jahr...
 
Jede grössere Ortschaft hat ein Lenin-Denkmal und ein 2. Weltkriegs-Mahnmal.

Sehr beliebt sich auch Skulpturen auf den Strassen. Diese laden zum Fotoshooting ein und wenn man z.B. die Nase der Skulptur reibt, soll das Glück bringen (und der Nase zu ewigem Glanz verhelfen).
 
Baustellen gibt es wie Sand am Meer, aber die sind auch dringend nötig. An privaten Häusern wird dauernd gebaut und renoviert. In den Städten werden ganze Vororte im grossen Stil neu gebaut. Auch auf den Strassen gibt es viele Baustellen, wo dringend Benötigtes in Stand gestellt wird. Fast jede Strassenbrücke wird repariert und der Verkehr umgeleitet bzw. muss an einer Ampel lange warten. Oft sind die Baustellen sehr gross bzw. lang, es wird nicht ein Abschnitt bearbeitet, sondern das Ganze.

Aber nicht nur reparieren und renovieren... sondern wachsen und expandieren muss, will und kann das Land!
Hausfassaden bzw. die darunter verweilenden Menschen werden bei Bedarf auch mit Netzen gesichert.

Nicht selten sind sogar Sehenswürdigkeiten nur aussen renoviert.
 
Regen und Pfützen gehören zum Normalzustand, zumindest im Nordwesten. Die Häuser haben zwar riesige Dachkännel, doch meist läuft das Wasser sonstwo runter. Auch in guten Quartieren von Städten bilden sich bei Regen grosse Pfützen, zum Teil in Senken direkt neben den Abläufen.

In der Regel sind die Menschen ohne Regenschutz unterwegs und trotzen dem Regen nur mit einem eiskalten Poker-Face.
Manchmal können die Nebenerscheinungen des Regens auch romantisch sein, zumindest für den Beobachter...
 
Freizeit-Beschäftigung: das Angeln ist ein Volkssport. Es sieht so aus, als ob jeder Russe eine Angel hat und diese auch fleissig benutzt. Zumindest in der Sommerzeit ist das Sonnenbaden sehr beliebt, sei es in der Stadt an Flussufer, im Nationalpark am See, oder neben den Schlangen in der Wolga.
Das Lesen ist eine Standard-Beschäftigung der Russen. Auf Parkbänken oder wo auch immer werden Bücher gelesen. Auch in den Grossstädten in der Metro liest die Mehrheit noch in Papier-Büchern. Eher selten sieht man die e-Books.
 
Fotografieren, insbesondere Selfies, scheint ein Volkssport zu sein, bei einheimischen sowie ausländischen Touristen. Oft muss der Fotograf akrobatische Stellungen einnehmen um das beste Foto zu schiessen.

Was geschieht mit den unzähligen geschossenen Fotos? Werden die nochmals angesehen? Wir haben nach drei Monaten Reisezeit schon etwa 4000 Fotos...
Und nicht selten ist das gesamte Fotoshooting interessanter als das eigentliche Motiv.
 
Souvenirs gibt es in Massen an jeder Sehenswürdigkeit. Es gibt die internationalen Standard-Souvenirs, aber oft auch speziellere phantasievollere Sachen.
 
Das Interesse an ausländischen Touristen wie uns ist gross. Immer wieder werden wir angesprochen, doch leider wird der weitere Austausch wegen Sprachproblemen meist verhindert.

Sehr bewundert und begutachtet wird auch unsere grosse Maschina (Russisch=Auto). Oft hören wir die Worte Maschina und Mercedes... Und ab und zu will (und darf) mal einer einen Blick in unser "Autohaus" werfen.
Und unsere grosse Maschina verschafft auch Respekt: Wenn es mal eng wird auf der Strasse, bekommen wir freiwillig die Vorfahrt.
 
Nachfolgend noch ein paar Fotos von fremdartigen Begegnungen ohne weiteren Kommentar...
 
Fazit Russland: Nach zwei Monaten verlassen wir Russland mit gemischten Gefühlen. Insgesamt können wir sagen, dass das Reisen in Russland anstrengend ist. Das liegt vor allem an unseren mangelnden Sprachkenntnissen und an der doch nicht so einfachen Stellplatzsuche, vor allem im Norden. Die positiven Begegnungen mit gastfreundlichen, offenen Russen waren manchmal überwältigend. Auf der anderen Seite waren die betrunkenen und lärmenden Menschen sehr nervend. Landschaftlich waren die bereisten Landesteile nicht so abwechslungsreich: Im Norden fast nur Wald und Sumpf ohne Weitsicht, im Süden fast nur Weitsicht mit trockener baumloser Steppe ohne Ende. Als Stadt hat uns St. Petersburg mit seinen vielen herausragenden Sehenswürdigkeiten am besten gefallen. Auch das Reisen durch die Dörfer war interessant und hat Spass gemacht, wir haben uns manchmal in die Vergangenheit zurückversetzt gefühlt. Den Spass verdorben haben öfters die teilweise extrem schlechten Strassen. Im Moment müssen wir unsere Russlanderfahrung erst einmal setzen und nachwirken lassen.

Weiter geht die Reise nach Georgien. Nach über 5000 km Reise durch das flache Russland freuen wir uns als Schweizer schon darauf, in Georgien wieder mal richtige Berge zu sehen.
 
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