Islamische Republik Iran - unterwegs auf der Weltreise 2018

Bandar Abbas - Sirjan - Yazd - Tabas - Gonabad - Mashhad - Sarakhs
(19.03.-31.03.2018)

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Nach einer ruhigen Überfahrt legt die Fähre um 1 Uhr nachts in Bandar Abbas an und das Chaos beginnt. Alle strömen zum Treppenabgang und versperren mit ihren grossen Gepäckstücken die Gänge. Dann kommt die Anweisung, alle sollen auf ihre Plätze und die träge Menschenmasse zieht sich wieder zurück. Als fast alle wieder sitzen, kommt das Signal zum Aussteigen und das Gedränge geht von vorne los. Die Eisentreppe nach unten ist eng und steil, da kann es schon passieren dass ein Zipfel vom Chador oder der Lenker vom Dreirad am Geländer hängen bleibt. Irgendwann sind alle draussen und finden auch ihr zusätzliches unten abgestelltes Handgepäck wieder.

Wir denken, jetzt können wir raus fahren, aber Fehlanzeige. Wir werden zuerst zur Passkontrolle geschickt und kommen als Letzte in der Halle der Immigration an, wo jetzt schon hunderte Passagiere warten. Der Beamte sagt "sit and wait", also warten wir, bis wir um etwa 3 Uhr auch wieder als Letzte unsere Pässe gestempelt bekommen. Wir sind durch und erfahren, dass wir jetzt bis um 8 Uhr warten müssen bis der Zoll auf macht. Wenn wir wollen, können wir in der Wartehalle schlafen, aber ins Auto dürfen wir nicht. Also setzen wir uns gegenüber des Gepäck-Ausgabe-Förderbandes auf eine Bank und beobachten das wilde Treiben. Dachten wir schon die Leute haben viel Gepäck dabei, so fallen uns jetzt fast die Augen aus dem Kopf. Überdimensional grosse Kisten, Fässer und zusammen geschnürte Säcke werden vom Förderband gezerrt und auf alte Transportwagen gehievt. Immerhin ist das Freigepäck pro Passagier 75 kg (Kinder nur 35 kg). Da die Transporter Mangelware sind wird so viel wie möglich drauf gepackt. Was auf der einen Seite beladen wird fällt auf der anderen wieder herunter oder die sperrigen Gegenstände bleiben an anderen Wägen hängen, weil kein Durchkommen ist. Die Transporter sind sehr schwer und die kleinen mit Öl und Sand verklebten Räder drehen sich kaum. Aber irgendwie geht es doch vorwärts und das Gepäck wird abtransportiert.

Es ist 4:30 Uhr und wir sind müde. Mir fallen immer wieder die Augen zu. Plötzlich kommt ein von weitem strahlender Mann auf uns zu. Er fordert uns per Handzeichen auf ihm zu folgen. Er spricht kein Wort Englisch und die ganze Sache ist seltsam. Er führt uns zu seinem Auto und will mit uns weg fahren, aber das wollen wir nicht. Ein Passagier übersetzt und es wird schnell klar, dass es sich um einen dubiosen Agenten handelt. Wir machen deutlich, dass wir seine Hilfe nicht wollen und dass wir auch nichts zahlen werden. Wie ein warmer Kaugummi am Schuh klebt er sich an uns und folgt uns auf Schritt und Tritt und lässt uns keine Ruhe mehr.
 
Um 6 Uhr kommen die Leute von der Reederei und beginnen unsere Papiere zu bearbeiten. Der Agent mischt sich natürlich wieder ein, verschwindet dann aber für eine Zeit lang als der Zollbeamte kommt. Der Beamte erledigt jetzt alle weiteren Schritte zur Abfertigung mit Tobias. Der Beamte der das Carnet stempelt, ist heute am Feiertag extra wegen uns zur Arbeit gekommen. Nach etwa zwei Stunden ist alles erledigt und wir können um 9 Uhr den Hafen verlassen. Wir sind froh diesem Agenten entkommen zu sein, aber ganz gratis war die Dienstleistung des Zollbeamten auch nicht, er fragte via Englisch sprechender Tochter am Handy auch nach zusätzlichem Geld. Am Gate am letzten Posten wird Tobias noch gefragt, ob er dem Beamten Geld gegeben hat...

Hier sind die detaillierten Kosten der Fähre Sharjah-Bandar Abbas aufgelistet.
 
Auf der Fahrt in die Stadt kommen wir zuerst am Fisch- und Gemüsemarkt vorbei und decken uns mit Fisch und frischem Gemüse ein. An den chaotischen Verkehr gewöhnen wir uns schnell wieder. Es wird links und rechts überholt und an Fahrspuren hält sich niemand. In der Stadt angekommen, klappern wir zwei Versicherungsbüros für eine Autoversicherung ab, aber ohne Erfolg. Viele Büros haben wegen dem grossen und langen Nouruz Fest (Neujahrsfest) heute schon geschlossen. So lassen wir das bleiben und laden schnell vor 12 Uhr mittags noch unsere SIM vom letzten Jahr auf. Wir gehen zum Auto zurück und essen erst einmal etwas.
 
Es ist heiss und übermüdet wie wir sind, fühlen wir uns wie durch die Mangel gedreht. Jetzt wollen wir ein schönes ruhiges Plätzchen, wo wir uns entspannen können. Die Strände sind jetzt schon überfüllt und zum Teil muss man sogar Eintritt bezahlen.

Wir beschliessen uns in einem Wohngebiet an den Strassenrand zu stellen und werden auch bald an einem kleinen Park fündig. Wir haben noch nicht einmal richtig geparkt, will uns schon jemand einladen. Er spricht nur Farsi und wir machen auf "nicht verstehen".

Dann erscheint Behrooz. Er spricht Englisch und lädt uns zu seinem Neujahrsfest mit seiner Familie ein. Wir lehnen erst ab weil wir so müde sind, aber er bleibt hartnäckig und wir willigen für zwei Stunden ein. Wir schlafen zwei bis drei Stündchen und duschen.
 
Um 19 Uhr werden wir mit dem Auto abgeholt. Schon auf der Fahrt in den Salon, eine Halle in einer Schule, erfahren wir, dass seine Familie sehr gross ist: etwa 100 Verwandte werden kommen. Oh je! Als wir ankommen sind erst seine Frau Fatema, seine zwei Söhne und ein paar Schwager und Schwägerinnen, sowie Grossonkel und Grosstante da. Wir werden vorgestellt und begrüsst.
Behrooz zeigt uns dann den prächtig aufgebauten Neujahrstisch Sofreh, auf dem die Glücksbringer wie Knoblauch, Münzen, Weizen, Goldfische etc. stehen und auf dem zuoberst natürlich der Koran liegt. Sogleich beginnt ein Fotomarathon und wir werden unzählige Male in unterschiedlichen Kombinationen fotografiert. Dazwischen sitzen wir am Tisch und werden mit Früchten, Nüsse, Kernen und süssem Gebäck versorgt.
Nebenher erscheint der Rest der Familie. "Das ist die Grosstante, sie hat sieben Kinder, vier Söhne und drei Töchter. Meine Frau Fatema ist eine davon. Das ist... sie ist die Schwester meiner Frau, und das ist ihre Tochter" und so weiter. Wir werden jedes Mal herzlich begrüsst und dürfen dann wieder mit den neu Angekommenen zum Fotoshooting. Zurück am Tisch versorgt uns der Grossonkel mit Obst und frischen Gurken, die er für uns schält. So langsam scheinen alle da zu sein.
Plötzlich ertönen seltsame Geräusche, alle jubeln und das neue Jahr hat begonnen. Das Händeschütteln beginnt von vorne, alle wünschen sich ein gutes Neues Jahr und dann ist schon wieder Zeit für das Gruppenfoto, was einige Zeit in Anspruch nimmt, da jeder auch mal mit seinem Gerät fotografieren will. Natürlich wird nicht nur fotografiert.
Immer wieder kommen Leute für Gespräche an den Tisch und alle betonen wie sehr sie sich freuen, dass wir hier bei ihnen sind. Wir freuen uns auch und sind begeistert von den hiesigen traditionellen Kleidern mancher Frauen, die sie nur am Nouruz tragen und von der Herzlichkeit der Menschen.

Es ist inzwischen 21 Uhr, die zwei abgemachten Stunden sind um. Behrooz lädt zum Dinner, aber wir lehnen ab, winken nochmals in die grosse Runde und werden mit einem grossen Sack Früchten, Gebäck und Nüssen wieder zurück gefahren.

Als wir gehen, haben wir das Gefühl in eine grosse Familie adoptiert worden zu sein.
 
Am Morgen im Auto neben dem Park begrüsst uns die Nachbarin und beschenkt uns mit Früchten, feinem Gebäck und einem Fächer. Wir fahren weiter nach Sirjan.

Auf der recht eintönigen Strecke beschäftigt uns das Nouruz Fest noch immer und wir versuchen wenigstens die nächsten Verwandten von Behrooz noch zusammen zu bekommen... und die ersten Whatsapps von unseren neuen Freunden mit Fotos treffen ein.

In Sirjan übernachten wir beim Womens Park und fahren am nächsten Tag weiter in Richtung Yazd.
 
In Mehriz, etwas südlich von Yazd, besichtigen wir den Pahlavanpur Garden, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Den Garten haben wir uns etwas anders vorgestellt.

Aber in der Wüste hat ein Garten und Wasser einen ganz anderen Wert als in Mitteleuropa.
Vielleicht durch die Jahreszeit bedingt gibt es wenig zu sehen, aber die Wasserläufe zwischen den alten Bäumen sind sehenswert.

Nach der kurzen Besichtigung fahren wir weiter nach Yazd.
 
In Yazd finden wir wieder an einem Park einen passenden Platz. Die Lage ist gut und in ein paar Minuten ist man zu Fuss mitten in der Stadt.
Am Morgen machen wir uns zu Fuss auf zur Stadtbesichtigung von Yazd. Yazd ist eine Oasenstadt in der Wüste und bietet neben einem alten Stadtbild auf viele Sehenswürdigkeiten. Obwohl heute Freitag ist haben viele Läden offen (dafür einige Museen geschlossen) und die Stadt scheint aus allen Nähten zu platzen vor lauter Besuchern.
Auch hier stehen vor den Moscheen und auf Plätzen noch die Tische mit den Neujahrs Glücksbringern.
Nach einigen Kilometern alte Gassen, Moscheen und Bazar sind wir hungrig und gehen in ein Restaurant. Es ist voll und wir sind die einzigen westlichen Touristen. Das Essen ist lecker und günstig wie immer. In einem grossen Bogen gehen wir zurück zum Auto.
Auch am nächsten Tag gehen wir nochmals in die Stadt und erkunden weitere alte Gässchen. Der Bazar ist jetzt geöffnet und die Gassen sind auch heute wieder sehr belebt.

Wir besuchen auch die Ksuhknoo Wassermühle, ein UNESCO-Erbe. Die Treppen führen tief unter die kühle Erde. Es ist erstaunlich, was hier schon vor langer Zeit gebaut wurde. In Anbetracht der grossen Besuchermassen verlassen wir die Katakomben aber schon bald wieder...
 
Wir besichtigen auch die sehenswerte Jame Moschee. Ausländische Besucher müssen hier Eintritt bezahlen (80'000 Rial pro Person). Wie in jeder Moschee, sitzen die Besucher am Boden und unterhalten sich. Nur dass es hier wegen den Feiertagen viel mehr Besucher sind als sonst.
 

Da wir nach drei Wochen noch immer keine Rückmeldung betreffend unserer Visa von der Botschaft von Turkmenistan in der Schweiz bekommen haben, rufen wir heute dort an. Das kostet gleich mal einige Franken für ein kurzes Gespräch. Man will uns Bescheid geben, wenn es Neuigkeiten gibt.
 
Heute verlassen wir die interessante Stadt Yazd und machen wir uns auf den Weg in Richtung Mashhad, das wir in etwa drei Tagesetappen durch die Wüste erreicht haben sollten. Es ist heiss. Die milchige Sonne und die sandige Luft tauchen die Landschaft in graues Pastell, so dass auch auf einem Foto nicht viel von der Landschaft zu erkennen ist.
 
Die Wüstenlandschaft ist eintönig und einschläfernd und wir sind froh, als wir endlich unser Tagesziel Tabas erreicht haben.
 
In Tabas stellen wir uns in eine Seitenstrasse und bekommen vom Nachbarn frische gekühlte Datteln auf einem Silbertablett zur Begrüssung überreicht. Die Nacht ist ruhig.
Am Morgen besichtigen wir noch den Stadtpark, der mit einem Teich (mit einem einigen Pelikan) und bunten Frühlingsblumen sehr schön angelegt ist.
 
Danach geht es wieder in die Wüste.

Eine interessante Abwechslung unterwegs bietet der kleine Ort Esfahak. Das Lehmziegeldorf wurde bei einem Erdbeben 1978 zerstört und wird jetzt für den Tourismus wieder aufgebaut. Der Rundgang durch das Dorf erinnert mich sehr stark an meine Sandkastenzeit, als wir mit Sandmatsch auch Häuser, Burgen und Mauern gebaut und natürlich Sandkuchen gebacken haben.
 
Weiter geht es nach Gondabad. Die Eintönigkeit der Geröll- und Sandwüste wird nur ab und zu durch einen Gebirgszug mit bunten Felsen z.B. kurz vor Gondabad, unterbrochen.

Am Rand eines Parks in Gondabad übernachten wir um dann ausgeruht in die letzte Etappe bis Mashhad zu starten.
 
Wir bekommen endlich eine Rückmeldung von der Botschaft von Turkmenistan per Email. Erfreulich ist, dass unsere Visa genehmigt wurden, was gar nicht selbstverständlich ist, wenn man die Berichte von anderen Reisenden liest. Weniger erfreulich ist, dass wir unsere Pässe an die Botschaft in der Schweiz senden sollen. Wir hatten doch im Schreiben erwähnt, dass wir die Schweiz schon verlassen haben und ein Einladungsschreiben per Email erhalten sollten, mit welchem wir an der Grenze zu Turkmenistan die Visa erhalten sollen. Wir melden dies der Botschaft per Email.
 
Waren die Strassen der letzten Abschnitte eher schlecht, so fahren wir heute auf einer guten Autobahn, was uns zügig voranbringt. Landschaftlich hat sich nichts geändert und ein Güterzug am Horizont, der wie ein schwarzer Wurm durch die Wüste kriecht, ist schon ein Highlight. Sobald die ersten Gebirgszüge auftauchen und wir fast bis auf 2000 m hinauf fahren, wird es wieder interessanter. Die Berge mit den rötlichen Gesteinsschichten sind ein richtiger Augenschmaus.

Kurz vor Mashhad ist ein grosser Polizei Kontrollposten. Wir werden heraus gewunken, wir rollen noch ein paar Meter weiter und der Uniformierte rennt uns nach. Er reicht uns durchs Fenster zwei eingepackte Brote, heisst uns willkommen in Mashhad und wünscht uns einen schönen Tag.
 
In Mashhad angekommen trifft uns erst einmal das Grossstadtchaos mit aller Härte. Wir suchen einen Parkplatz und als wir eine Abzweigung verpassen, müssen wir erst noch mal eine weitere Stunde im Stau stehen. Aber schlussendlich finden wir einen anderen gut gelegenen und bewachten Parkplatz etwas ausserhalb vom Zentrum beim Bus Terminal.

Mashhad, Tag 2
Heute ist Mittwoch der 28. März und am Sonntag den 1. April sollten wir nach Turkmenistan einreisen, die Zeit wird knapp. Da wir wieder keine neuen Infos bekommen haben, rufen wir nochmals in der Schweiz an. Man sagt uns, dass wir die benötigte Einladung per Email bekommen werden. Um sicher zu sein, dass wir das Visum auch bekommen, wollen wir dieses eigentlich in Mashhad auf der Botschaft besorgen, da wir von anderen Reisenden gelesen haben, dass sie Probleme hatten das Visum an der Grenze zu bekommen.

Wir fahren mit dem Bus in die Stadt. Der Kontrolleur fragt uns, wo wir herkommen, ist begeistert und lässt uns gratis fahren. Wir wechseln zuerst mit Hilfe eines freundlichen älteren Iraners unsere noch übrig gebliebenen Dirham von VAE in einem Juweliergeschäft.
Danach gehen wir zum Bazar. Am Eingang macht mich eine böse dreinschauende Frau im schwarzen Chador darauf aufmerksam, dass ich mein Kopftuch weiter ins Gesicht ziehen müsse. Aber einige einheimische Frauen laufen genauso "freizügig" umher. Der neu gebaute Reza Bazar ist langweilig, denn das Sortiment beschränkt sich auf Süssigkeiten und Schmuck mit diversen Edelsteinen im arabisch asiatischen Design.
Die vielen einheimischen Touristen und Pilger aber kaufen gerne etwas für die zuhause gebliebenen.
Wir halten uns nur kurz im Bazar auf und wollen jetzt das Heiligtum, den Holy Shrine von Imam Reza besuchen. Da man nicht mit Rucksack oder Tasche hinein darf versuchen wir zweimal, jeweils mit Hilfe von Einheimischen, unser Gepäck abzugeben. Leider erfolglos. Den Grund erfahren wir nicht. Also verzichten wir auf die Besichtigung von Innen und laufen nur aussen herum. Im Vergleich zum Heiligtum in Qom ist man hier in Mashhad nicht auf ausländische nicht-islamische Besucher eingestellt.
Wir schlendern in einem grossen Bogen durch enge Gassen mit kleinen belebten Shops zuück zur Buslinie. Unterwegs essen wir wieder in einem kleinen Restaurant einen Kebap für kleines Geld. In der Stadt selbst gibt es gar nicht so viele Sehenswürdigkeiten und westliche Touristen haben wir hier keine gesehen. Mashhad liegt auch nicht auf der typischen Touristenroute. Die Menschen hier haben wir auch als zurückhaltender und mit weniger freundlichem Gesichtsausdruck empfunden, der sich aber schnell ändert, wenn man sie freundlich ansieht oder mit "salam" grüsst.

Mashhad, Tag 3
Den heutigen Tag verbringen wir mit putzen und aufräumen im Auto und gehen am Nachmittag kurz in ein Beizli um einen Burger zu essen.
Wir bleiben eigentlich nur in Mashhad, weil wir immer noch auf Infos zum Turkmenistan Visum warten. Da jetzt Gründonnerstag und ab morgen überall Feiertage sind (Freitag im Iran, Karfreitag, Ostern), rufen wir nochmals auf der Botschaft in der Schweiz an. Die Dame am Telefon kennt uns inzwischen schon. Als wir den Hinweis auf die Feiertage geben, bemüht sie sich etwas intensiver um uns. Sie ruft uns sogar zurück. Scheinbar gibt es ein Problem mit dem System und das Einladungsschreiben kann nicht erstellt werden. Wir sollen per Email einen Bestätigungscode erhalten und mit diesem und dem ausgedruckten Email an der Grenze das Visum bekommen. Das Visum hat uns bis jetzt alleine an Telefongebühren schon etwa 85 CHF gekostet. Aber immer noch billiger als den weiten Umweg über Aserbaidschan und Fähre nach Kasachstan zu nehmen um Turkmenistan zu umfahren.
Mashhad, Tag 4
Heute ist Karfreitag der 30. März. Der Bestätigungscode für unser Visum ist inzwischen angekommen. Aus ihm ist ersichtlich, dass das Visum schon am 5. März genehmigt wurde, aber wohl danach nicht mehr viel unternommen wurde. Wir hoffen immer noch, dass das offizielle Schreiben kommt.

Nebenbei ist wieder einmal Haare schneiden, duschen und Wäsche waschen angesagt, die wir bei trockener Luft, auch in der Kabine aufgehängt gut trocken bekommen.
Und plötzlich kommt das Email mit dem Einladungsschreiben doch noch! Wir bedanken uns per Email bei der Botschaft für den grossen Einsatz. Danach holen wir den Drucker hervor und drucken das Schreiben und weitere Dokumente aus. Sogar der Drucker freut sich und druckt schon beim ersten Anlauf erfolgreich aus (keine Wifi-Probleme, keine leeren Patronen etc.). Mit den Dokumenten wollen wir morgen auf die Botschaft in Mashhad um unser Visum noch vor der Grenze zu erhalten.
Mashad, Tag 5
Wir stehen früh auf und fahren mit dem Taxi zur Botschaft. Leider ist sie wegen Nouruz immer noch geschlossen. Sie macht erst am Dienstag wieder auf. Also halt doch das Visum an der Grenze einholen. Wir wollen bis zur Buslinie gehen und dann mit dem Bus zurück zum Auto fahren. Auf dem Gehweg tritt Tobias über eine Kante in ein Loch und verknackst sich gehörig den linken Fuss. Ein heftiger Schmerz und Schreck fährt ihm in die Knochen. Er lehnt sich an eine Hauswand, wird zuerst blass, dann weiss und geht dann langsam in die Knie. Inzwischen sind schon einige hilfsbereite Passanten gekommen und Tobias wird mit vereinten Kräften sanft auf den Boden gelegt. Alle wollen helfen und mindesten zehn Hände fingern an Tobias herum. Tobias ist gleich wieder da und schaut erstaunt in die Runde.
Der Schmerz im Fuss hat schon etwas nachgelassen, aber ein Passant hat schon die Sanität verständigt. Auf einem Motorrad mit Blaulicht kommt relativ schnell ein Sanitäter und untersucht Fuss von Tobias und misst Puls und Blutdruck. Er möchte ihn zum Röntgen in eine Klinik bringen, aber Tobias lehnt heftig ab, er steht auf und kann den Fuss ein wenig belasten und gehen. Auf einem Quittungsblock in Farsi geschrieben muss der Anrufer und Tobias unterschreiben und einen Fingerabdruck geben, damit ist die Sache erledigt. Wir werden von einem Taxifahrer gratis zu unserem Onkel Benz gebracht. Tobias legt den Fuss mit einem kalten Umschlag noch eine Weile hoch, bevor wir uns dann auf den Weg in Richtung Grenze machen.
Unterwegs müssen wir erst einmal wieder etwas Frisches einkaufen. Wir kommen an einem Bauernmarkt vorbei und ich gehe dort hin. Der Bauernmarkt entpuppt sich als Obst- und Gemüsegrossmarkt, wo die Waren eigentlich nur kistenweise verkauft werden. Ich nehme mir unbeeindruckt was ich brauche aus den Kisten: Gurken, Tomaten, zwei Eisbergsalate, Paprika, Orangen und Kiwi. Als ich nach der Bezahlung frage wird meistens abgewunken und ich bekomme es gratis.
Die Landschaft ist anfangs etwas eintönig, ändert sich dann aber als wir ein Gebirge überqueren. Die Berge sind aus rötlichem Sandstein und die Ebene, die sich in die Berge hinaufzieht ist zartgrün und mit jungem Gras bewachsen, das von grossen Schafherden abgefressen wird. Auch grosse Hirtenhunde sind unterwegs zu sehen, ein sonst im Iran eher seltener Anblick.

Nach dem Gebirge kommt plötzlich ein starker Wind auf, der bald in einen richtigen Wüstensturm ausartet. Das Auto schwankt und wackelt und wenn man draussen steht prickelt es auf der Haut als ob man sandgestrahlt wird.
Im Grenzort Sarakhs angekommen, geben wir noch unser restliches iranisches Geld für Diesel, haltbare Lebensmittel und Wasser aus. Das Wasser ist sogar gefiltert und kostet 30'000 Rial für 100 Liter (36.53729, 61.15790). Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz an einem Park. Zweimal kommen Jugendliche vorbei und fragen nach Vodka oder Whisky. Der russische Einfluss ist also schon wieder spürbar und sie scheinen auch nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Da später abends die Jugendlichen immer lauter zu uns rufen, wechseln wir noch den Platz und übernachten auf einem Hotel-Parkplatz.

Wir legen unsere Dokumente bereit und hoffen, dass der morgige Grenzübertritt gut über die Runden geht.
 

In einem speziellen Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über den Iran (Reiseetappen vom Oktober/November 2017) zusammengefasst.


Unsere Reise geht weiter in Turkmenistan.
 
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