Schweiz - Ukraine - unterwegs auf der Weltreise 2019

Schweiz - Österreich - Deutschland - Polen - Ukraine
(08.02.-28.02.2019)

zur Übersicht 2019



Endspurt vor dem Neustart in der Schweiz (bis 07.02.2019)

Wir sind intensiv mit den Reisevorbereitungen beschäftigt. Wir machen noch letzte Besorgungen und packen. Da wir uns eine Dachbox für das Fahrerhausdach in Polen machen lassen, packen wir die Sachen die in die Box kommen separat, bis wir die Box in Polen abholen können. Es wird gepackt, umgepackt und neu gepackt bis schliesslich doch alles verstaut ist, ohne dass irgendwo noch Kartons oder Säcke herumstehen.

Am Samstag sind wir nochmals bei unseren Freunden Bea und Louis zu Raclette eingeladen. Am Sonntag werden wir nochmal richtig eingeschneit, aber wir kommen problemlos mit einem PW zu Tim, unserem Sohn, von dem wir uns auch noch verabschieden wollen. Wir werden nochmal mit einem feinen von ihm gekochten Mittagessen überrascht. Überall heisst es erstmals Abschied nehmen, was wie immer nicht leicht ist.


Schweiz / Österreich / Deutschland (08.02. - 13.02.2019)

08.02.-10.02.2019: Endlich ist es soweit und wir können unsere Reise starten. Unser erstes Etappenziel ist Ismaning bei München, wo wir unseren quirligen Enkel Moritz mit Familie besuchen. Unterwegs gehen wir noch beim Campingausstatter Bantam vorbei und kaufen einen Vorfilter für die Wasserpumpe und einen Befüllkanister. Dann geht es bei sonnigem Wetter weiter. Unsere Reisefreude wird aber ausgebremst, denn vor St. Gallen ist eine Vollsperrung der Autobahn und wir stehen über zwei Stunden im Stau. Wir fahren auf der Autobahn durch Österreich, wir haben ja eine GO-Box. Leider piepst das blöde Ding 4 Mal, was nichts Gutes bedeuten kann? Wir kommen erst in der Dunkelheit um 18 Uhr in Ismaning an. Aber dann ist die Freude gross und wir dürfen uns an den gedeckten Tisch setzen, wo uns ein leckeres Essen erwartet.

Am Samstag telefoniert Tobias mit dem Servicecenter von GO-Box und erfährt, dass die Box aus unerklärlichen Gründen gesperrt wurde, obwohl sie noch mit 120 Euro geladen ist. Evtl. steht uns nun der nächste österreichische Strafzettel ins Haus. Wir haben jetzt endgültig genug von Österreich und beschliessen nicht durch Österreich und die Slowakei, sondern via Deutschland nach Polen zu fahren.

Das Wetter am Wochenende ist gut und lädt zu allerlei Unternehmungen ein und ist viel zu schnell vorbei.
 
Montag 11.02.2019: Ismaning-Plauen (334 km).
Wir fahren am Morgen los und geben zuerst die GO-Box an einer Autobahntankstelle in Vaterstetten ab, was in Gegensatz zum Gebrauch der Box problemlos und schnell geht. Es ist neblig, schneit und die Sicht ist sehr eingeschränkt. Kilometer um Kilometer fahren wir auf der Autobahn nach Norden. Je weiter wir kommen umso heller wird es und zwischendurch zeigt sich kurz die Sonne.

Am Nachmittag kommen wir in Plauen, unserem heutigen Ziel an. Auf einem Parkplatz, auch für Wohnmobile, finden wir ein Plätzchen am Rande der Altstadt.
Wir marschieren Richtung Zentrum und drehen unsere Runde um den Marktplatz und die Altstadt. Es hat ein paar nette alte Häuser, aber insgesamt wirkt der Ort etwas verschlafen, was sicher auch an der Jahreszeit liegt. Wir gehen in ein gemütliches Restaurant am Platz und bekommen leckeres einheimisches Essen.

Als wir zum Auto zurückkommen bemerkt Tobias, dass es unter der Kabine tropft. Beim Öffnen der Klappe zur Abwasserpumpe wird sichtbar, dass die Schlauchverbindung defekt ist und das Abwasser in den Trittstufen-Kasten landet und dort trübe herum suppt. Es ist gegen 0 Grad kalt. Tobias versucht die Schläuche wieder zu verbinden, was aber, weil abgebrochen, nicht gelingt und Tobias kriegt die Krise. Wir lassen es erst mal, fangen das Abwasser mit Lappen und Schüsseln auf und leeren es ins WC.
 
Dienstag 12.02.2019: Plauen-Görlitz (264 km).
Wir fahren bis Görlitz. Bei Caravans Hoke am Rande der Altstadt finden wir einen Stellplatz. Wir fragen Herrn Hoke (er vermietet WoMos) ob er uns bei der Lösung des Abwasserproblems behilflich sein kann. Er schaut sich das an und bastelt dann Stunden bis um 19.30 Uhr bis er das Problem gefunden hat. Ausser dem abgebrochenen Schlauch hat auch das Messingverbindungsstück einen Haarriss, wo die Brühe raus läuft. Herr Hoke bietet an, morgen zum Baumarkt zu fahren um die Teile zu besorgen. Wir wollen morgen die Altstadt besichtigen und uns am Nachmittag zum Einbau wieder treffen.
Mittwoch 13.02.2019: Görlitz.
Am Morgen gehen wir zeitig los und gehen in ca. 30 Minuten in die Stadt. Wir wollen am geführten Stadtrundgang teilnehmen. Wir haben uns warm eingepackt, denn es hat nur nasskalte 3 Grad.

Die Führung ist interessant und dauert etwa 1,5 Stunden. Wir erfahren viel über die Stadt und ihre historischen Gebäude. Es hat ca. 4000 davon, nicht alle sind renoviert, aber die meisten im Altstadtkern schon, und zwar so toll, dass in Görlitz immer wieder bekannte Filme mit der Kulisse von Görlitz gedreht werden.

Unsere Nasen sind inzwischen vor Kälte rot und tropfen und die steifen Zehen in den Schuhen schmerzen. Es wird Zeit zum Aufwärmen. Wir gehen in eines der wenigen geöffneten Restaurants und essen etwas.
Danach gehen wir zügig zurück zum Auto und melden uns bei Herrn Hoke, der auch gleich erscheint und die Abwasser-Teile erfolgreich einbaut.

Wir sind glücklich und dankbar, dass das so toll geklappt hat und alles wieder funktioniert.
 


Polen (14.02. - 22.02.2019)

Donnerstag 14.02.2019: Görlitz/Deutschland-Waldenburg/Polen (167 km).
Görlitz liegt direkt an der polnischen Grenze. Wir fahren ein paar Kilometer und kaufen an einer Raststätte noch auf deutscher Seite erst einmal eine ViaTOLL Box für die Autobahn.

Unser erstes Ziel in Polen ist der kleine Ort Hirschberg (Jelenia Gora). Hier soll es auch eine nette Altstadt haben. Wir fahren über Landstrassen, vorbei an riesigen Feldern, die von kleinen Wäldern unterbrochen werden. Die Gegend ist sehr wildreich. Immer wieder sieht man Rehe in Gruppen von 10 bis 20 Tieren zusammen stehen, die das erste Grün von den Feldern knubbern.
Im Hirschberg angekommen, gehen wir zum Marktplatz der das Zentrum der Altstadt bildet. Die Häuserreihe auf der einen Seite ist renoviert und leuchtet in schönen Farben, während die Rückseite noch nicht restauriert, grau und baufällig aussieht.

Nach dem herausgeputzten Görlitz reisst uns Hirschberg eher nicht vom Hocker und so ziehen wir bald weiter.
Im Hirschbergtal soll es einige Burgen und Schlösser geben. Herr Hoke hat uns den Park Miniatur im Hirschbergtal empfohlen, wo wir alle Schlösser als Miniatur besichtigen und dort auf dem Parkplatz übernachten könnten. Leider ist jetzt im Winter alles geschlossen und der Blick in die Anlage zeigt auch eher den Eiffelturm und den schiefen Turm von Pisa als Schlösser und Burgen.

Wir überlegen, ob wir hier bleiben oder noch nach Waldenburg zum Museum einer still gelegten Kohlenmine fahren. Da es erst Nachmittag ist, fahren wir weiter und kommen noch vor der Dunkelheit auf dem Parkplatz des Museums an. Wir dürfen hier übernachten und schauen uns morgen die Mine an.
 
Freitag 15.02.2019: Waldenburg-Breslau (85 km).
Um 10 Uhr nehmen wir an einer interessanten Führung durch die ehemalige Kohlengrube Stara Kopalnia in Waldenburg/Walbrzych teil.

Die Mine "Julia" war von 1770 bis 1996 in Betrieb und es ist beeindruckend, unter welch harten Bedingungen die Bergleute gearbeitet haben.
Die Grube ist zwar nicht mehr in Betrieb, doch geheizt wir weiterhin mit Kohle. Bei kaltem Wetter bleibt oft der Rauch über den Orten hängen und es stinkt und beisst in der Nase.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Breslau/Wroclaw. Auf einem 24 h Parking nahe am Zentrum können wir parken. Wir machen einen ersten kleinen Rundgang durch die Stadt und trinken in einer gemütlichen Beiz in einem alten Gewölbekeller noch ein sehr gutes Bier bevor es zurück zum Auto geht.
 
Samstag 16.02.2019: Breslau.
Wir wachen am Morgen mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel auf. Die Temperaturen sind frühlingshaft warm und es zieht uns hinaus. Wir sind begeistert von Breslau/Wroclaw.
In Breslau gibt es unzählige versteckte kleine Skulpturen von Gnomen oder Zwergen.
Jedes einzelne der pastellfarbenen Häuser die den grossen Rathausplatz säumen, ist eine Sehenswürdigkeit mit vielen Details. Wir schlendern durch Gassen, Parks, Plätze und Strassen. Es gibt viel zu sehen.

In einer Wechselstube wechseln wir noch Geld und finden dann zum Mittagessen ein kleines Restaurant mit polnischer Küche. Das Essen ist lecker und wir setzen unseren Rundgang fort.
Wie viele andere auch, geniessen wir die Stadt und das Wetter, setzen uns auf dem Platz oder am Oder Ufer auf eine Bank und beobachten das bunte Treiben. In einem grossen Bogen vorbei an der Kathedrale und der Oder entlang kehren wir zum Auto zurück.
 
Sonntag 17.02.2019: Breslau-Auschwitz (233 km).
Wir wollen weiterfahren und machen uns reisefertig. Tobias geht zum Kassenhäuschen um das Parken zu bezahlen. Dabei stellt er erschrocken fest, dass das Geld, das wir gestern gewechselt haben nicht an seinem Platz in seinem Portemonnaie ist. Er kommt zurück und wir suchen alle möglichen Orte ab wo es sein könnte. Schliesslich müssen wir resigniert feststellen, dass es wohl gestohlen wurde. Da Tobias seinen Geldbeutel immer in der Innentasche seiner Jacke trägt, gab es gestern nur eine Gelegenheit, wo er die Jacke nicht an hatte. Beim Mittagessen im Restaurant hatte er sie über seine Stuhllehne gehängt. Während wir dort sassen, setzte sich ein Paar direkt an den Nebentisch hinter Tobias, obwohl noch ganz viele andere Tische frei waren. Diese haben dann wohl das Geld aus dem Portemonnaie genommen. Erstaunt hat uns nur, dass sie das Restaurant gleich wieder ohne etwas zu bestellen verlassen haben. Es ist zwar sehr ärgerlich, dass die etwa 100 Euro in Zloti gestohlen wurden. Positiv ist aber, dass die Diebe das Portemonnaie mit allen Kreditkarten und dem nötigem Bargeld für das Mittagessen im Restaurant wieder in die Jacke von Tobias versorgt haben.

Dieses Erlebnis könnte fast die üblichen Vorurteile über die Polen bestätigen. Aber vor vielen Jahren hatte Tobias schon mal die genau gleiche schlechte Erfahrung im Hofbräuhaus in München gemacht.

Wir müssen uns also nochmal in Richtung Stadt bewegen und einen Bankomat suchen damit wir wieder Bares haben um den Parkplatz zu bezahlen. Anschliessend fahren wir nach Auschwitz/Oswiecim auf den Parkplatz wo wir übernachten um morgen das Museum bzw. das Konzentrationslager zu besuchen.
 
Montag 18.02.2019: Auschwitz - Bielsko-Biala (43 km).
Wir nehmen am Vormittag in Auschwitz Birkenau an einer Englisch-sprachigen Führung teil und sind erschüttert über das Ausmass des Grauens, das hier stattgefunden hat.

Und genauso schlimm ist es, dass die Menschheit wenig lernt und Fehler immer wieder wiederholt werden.
 
Auf der Weiterfahrt ist die Stimmung erst einmal gedrückt, bis wir in Bielsko-Biela bei Marek ankommen. Bei ihm (qualan.de) hatten wir eine Alu-Dachbox für das Fahrerhaus in Auftrag gegeben, die wir nun abholen wollen. Die Box wird sogleich von Tobias und Marek montiert und sie passt perfekt. Marek ist sehr freundlich und hilfsbereit und wir dürfen vor seinem Haus übernachten und bekommen zudem noch Trinkwasser für unsere Tanks.
 
Dienstag 19.02.2019: Bielsko - Biala-Krakau (101 km).
Bevor Marek am Morgen zur Arbeit geht, gibt er uns noch seinen Internetzugang und wir checken mal wieder unsere Mails und bezahlen via eBanking die Dachbox. Gegen Mittag fahren wir weiter. Wir fahren wieder über Land nach Krakau. Am Stadtrand von Krakau bietet ein Wohnmobilhändler Stellplätze an (Elcamp), wo wir dann auch bleiben.
 
Mittwoch 20.02.2019: Krakau.
In der Nacht hat es angefangen zu regnen und am Morgen ist es überwiegend trübe aber trocken. Eigentlich wollen wir mit dem Bus in die Stadt fahren. Dann beginnen wir aber die Dachbox einzuräumen. Als wir durchgefroren sind und es auch noch tröpfelt, haben wir keine Lust mehr und verschieben die Stadtbesichtigung auf morgen. Am Nachmittag machen wir es uns mit heissem Tee "zuhause" gemütlich.
 
Donnerstag 21.02.2019: Krakau.
Wir schlafen aus und fahren nach dem Frühstück mit dem Bus in die Stadt Krakau/Krakow. Das Busticket kann man nicht mehr beim Fahrer lösen. Es hat jetzt in der Busmitte einen Billetautomaten, wo man nur mit Münzen ein Ticket kaufen kann. Für uns kostet eine Fahrt in die Stadt ca. 0.75 CHF. Der Busfahrer fährt recht ruppig durch Schlaglöcher, enge Kurven und macht heftige Bremsmanöver. Breitbeinig tanzen wir vor dem Automaten um unser Gleichgewicht zu halten. Es ist schier unmöglich das Ticket einzugeben und die Münzen aus dem Geldbeutel zu angeln. Den Schlitz für den Geldeinwurf zu treffen grenzt schon an Akrobatik. Aber wir schaffen es bevor wir unsere Zielstation erreicht haben und aussteigen müssen.
Leider ist das Wetter nicht so strahlend schön. Es ist eher kalt und windig und zwischendurch nieselt es. Da macht die Stadtbesichtigung weniger Spass und die Stadt wirkt auch nicht so bunt wie Breslau. Alles ist grösser und grossstädtischer. Die Plätze, Strassen und Gassen.
Zum Glück haben wir uns warm angezogen, aber trotzdem sind wir irgendwann durchgefroren und suchen ein Restaurant. Etwas abseits des grossen Touristenstroms finden wir ein reizendes Lokal mit lokaler Küche und Holzhütten-Feeling im Keller. Es ist gemütlich warm und das Essen lecker.
Ich bekomme eine Sauerkrautsuppe/Eintopf in einer Brotschüssel aus knusprigem frischem Brot. Tobias zwar die falschen, aber auch guten Pelmeni.
Danach gehen wir im Zickzack durch die Stadt und wieder zur Bus-Haltestelle und fahren dann wieder zurück. Nach Breslau bei strahlendem Sonnenschein hat uns Krakau nicht so gut gefallen wie erwartet.
 
Freitag 22.02.2019: Krakau-Przemysl (260 km).
Heute reisen wir weiter bis nach Przemysl, einem Grenzort an der polnisch-ukrainischen Grenze. Auf einem Parkplatz können wir übernachten. Wo im Sommer ein Schwimmbad ist, ist jetzt eine Eislaufbahn und ein Sessellift, der auf einen Skihügel fährt. Wir kommen dort nach einem Einkauf bei Lidl in der Dunkelheit an.
 
Fazit Polen: Das was wir von Polen gesehen haben, hat uns gut gefallen. Es gibt hier viel zu entdecken und die Städte mit ihren Altstadtkernen haben uns beeindruckt. Die Leute sind freundlich und die Strassen überwiegend gut. Wir würden wieder hierher kommen, dann allerdings besser auf unser Geld aufpassen;-)
 


Ukraine (23.02. - 28.02.2019)

Samstag 23.02.2019: Przemysl/Polen-Lviv/Ukraine (98 km).
Die Sonne scheint, und es ist mit -7 Grad bisher der kälteste Tag. Wir beobachten bevor wir abfahren noch eine Weile die Skifahrer, die auf den Berg bzw. Hügel wollen. Ausgerüstet mit Helm und Topskiausrüstung, als wollten sie ins hochalpine Skigebiet, besteigen sie den Lift.

Wir jedoch machen uns auf den Weg zur Grenze, die gar nicht weit weg ist. Dort angekommen, spuren wir uns wieder mal in die falsche Spur ein, was uns schlussendlich die meiste Zeit von 2,5 Stunden Grenzübertritt kostet. Auf der LKW Spur will man uns nicht und wir (und alle LKWs hinter uns) müssen zurückfahren, damit wir auf die PKW Spur können. Dann klappt es aber problemlos. Alle sind sehr freundlich und lassen uns aus- und einreisen. Direkt nach der Grenze können wir eine Autoversicherung für kleines Geld kaufen. Wir essen noch etwas zu Mittag und starten dann in die Ukraine, ein uns unbekanntes Land.
Wir wollen bis ins 80 km entfernte Lemberg/Lviv. Bereits am Anfang fallen uns die Kirchen und Kapellen mit den goldigen Kuppeln auf. Glänzend und bunt tauchen sie alle paar Kilometer auf und ziehen unsere Blicke auf sich. Der erste Eindruck ist nicht schlecht. Die Landschaft ist etwas hügeliger, die Dörfer gepflegt, aber etwas ärmlicher als in Polen. Mit dem fast letzten Tropfen Diesel kommen wir an eine günstige Tankstelle und machen unsere Tanks für 0.93 CHF pro Liter seit langem wieder einmal randvoll. Wir erreichen in Lemberg/Lviv das Hotel Jockey. Das Hotel ist zwar jetzt im Winter geschlossen, aber der Pförtner ist da und lässt uns auf dem Parkplatz übernachten. Sogar das WiFi funktioniert.
 
Sonntag 24.02.2019: Lviv/Lemberg.
Heute wollen wir die Altstadt von Lemberg/Lviv besuchen. Weil heute Sonntag ist, sind wir gar nicht sicher ob sich ein Besuch der Stadt lohnt. Fast direkt vor dem Tor fährt der Bus in die Stadt ab. Hier darf man beim Fahrer zahlen, was einheitlich in die Stadt umgerechnet 0.26 CHF pro Person kostet. Weil das Busfahren günstig ist, sind die Busse auch meist gerammelt voll. Wir ergattern aber so kurz nach der Endstation noch einen Sitzplatz. Bei jeder Station steigen noch mehr Leute ein. Heute ist Sonntag und die Damen führen stolz und ohne Gewissensbisse ihren echten Pelzmantel aus. Ich habe noch nie so viele echte Pelze auf einmal gesehen. Als wir schon denken der Bus ist gestopft voll steigen immer noch Leute ein. Anscheinend lassen sich die Pelze noch komprimieren. Da die Ukrainer, vor allem die Frauen eher klein sind, reichen die Arme nicht bis an den Haltegriff an der Decke und so landet in der Kurve der eine oder andere Fuss auf meinen Zehen. Autsch. Zahlen müssen alle unter 70 Jahre. auch die Personen die hinten einsteigen. Sie geben ihre Geldscheine von Hand zu Hand an den Busfahrer weiter. Das Wechselgeld kommt auf die gleiche Weise zurück. Es funktioniert! Nach ca. 40 Minuten sind wir in der Stadt.
Zu unserem Erstaunen sind auch am Sonntag die Strassen dicht bevölkert und die Läden sind offen. Anscheinend haben die Leute heute Zeit zum Flanieren, obwohl es kalt ist. Wir schlendern durch die Altstadt, die recht interessant ist. Aber die Gebäude sind nicht so restauriert und herausgeputzt wie an anderen Orten die wir schon gesehen haben.
Durch das langsame Herumlaufen und Stehen bei der Stadtbesichtigung bekommen wir bald kalte Füsse und der Hunger zieht uns in ein Restaurant. In einem georgischen, gemütlichen Restaurant gibt es für uns beide georgische Kachapuri mmh!
Wir gehen danach fast bis zur Bus-Endstation in der Stadt, damit wir noch einen Sitzplatz bekommen und fahren zurück. Die Endstation des Busses ist fast gegenüber von unserem Hotel an einer grossen Mall. Wir gehen noch hinein. Es ist Hochbetrieb und die meist westlichen Geschäfte sind gut besucht, wobei die meisten Leute sich die Sachen nur ansehen und nichts kaufen. Denn die Markenartikel sind auch jetzt im Ausverkauf teurer als bei uns zu Hause und kaum einer wird sich das leisten können.
 
Montag 25.02.2019: Lviv-Braniv (262 km).
Wir haben unsere CH-Nummernschilder ausgetauscht, da ab der Ukraine die CH-Versicherung nicht mehr gültig ist. Wir wollen sie gleich am Morgen via DHL zurück an die MFK schicken. Leider ist die Adresse die wir haben nicht mehr aktuell, denn seit einer Woche ist das DHL Büro umgezogen. Da alles nur auf Kyrillisch angeschrieben ist, finden wir uns nicht zurecht und werden sie später von wo anders wegschicken.
Wir wollen nach Kiew weiter und wir fahren den ganzen Tag. Wir übernachten unterwegs bei Braniv an einem Truckstopp an einer Tankstelle.
 
Dienstag 26.02.2019: Braniv-Kiew (292 km).
Wir hatten eine aussergewöhnlich ruhige Nacht hier. Wir fahren weiter. In einer Stadt zwischen drin in Schytomyr soll eine DHL Annahmestelle sein und wir fahren in den Ort. Zum Glück klappt es diesmal sofort. Wir gehen noch eine kleine Runde durch die Stadt. Sieht aus wie wohl eine typisch ukrainische Kleinstadt. Das Wetter ist ungemütlich und wir sind nicht sehr ausdauernd im Erkunden.
Wir fahren bei Schnee-Regen-Schmuddelwetter weiter. Eigentlich wollen wir abends nicht noch in die Stadt Kiew rein fahren, aber der Parkplatz den wir ausgesucht haben, will uns nicht hier übernachten lassen, also doch noch in die Stadt. Kiew ist mit 2,2 Millionen Einwohnern riesig und es soll nicht wirklich sehenswerte Attraktionen haben. Weil das Wetter neblig-nass-kalt ist, beschliessen wir die Stadt gar nicht anzuschauen. Wir übernachten auf einem bewachten Parkplatz auf einer Dnjepr Insel.
 
Mittwoch 27.02.2019: Kiew-Baturyn (226 km).
Wir fahren weiter in Richtung Osten.
Nach Kiew in den Norden sind die Strassen deutlich schlechter und die Gegend macht einen ärmeren Eindruck. Auf den schlammigen Seitenstrassen sind vermehrt Pferdefuhrwerke zu sehen.

Erst als wir nach Osten abbiegen, wird die Strasse zum Glück wieder besser.
Wir kommen in Baturyn an. Hier hat es ein Schloss und ein interessantes archäologisches Museum mit einer wieder aufgebauten Zitadelle. Das Schloss scheint nicht so interessant zu sein und wir besichtigen nur das Museum und die Zitadelle.
Auf der Fahrt durch den Ort sehen wir viele bunt bemalte alte Holzhäuser, die schon sehr russisch geprägt sind. Im Ort hat es auch einen Truckstopp hinter einem Hotel, wo wir übernachten.
 
Donnerstag 28.02.2019: Baturyn.
Da unser Russland Visum erst ab 1.3. gültig ist, beschliessen wir heute noch hier zu bleiben. Wir duschen, wachen Wäsche (die Wetter-bedingt leider nicht so einfach trocken wird) und können dann mit Hilfe des netten Platzwarts noch unsere beiden Wassertanks füllen.
Da wir noch ukrainische Griwna haben, gehen wir in die Shops gegenüber und wollen diese noch ausgeben. Leider gibt es ausser Bier und Brot nichts was wir brauchen könnten. Aber das Angebot an Plüschtieren und Spielzeug ist gross.

Dank WiFi surfen wir noch etwas im Internet und schon ist dieser Tag auch vorbei. Morgen fahren wir dann noch die restlichen 120 km zu Grenze und reisen nach Russland ein.
 
Fazit Ukraine: Die Ukraine ist ein armes Land und von der Entwicklung her noch zurückgeblieben. Obwohl es auch in den Grossstädten viele westliche Geschäfte hat, allerdings mit Preisen, die sicher nur wenige bezahlen können. Die Diskrepanz zwischen arm und reich scheint sehr gross zu sein. Die Altstädte sind kaum restauriert. Die Landschaft ist nicht herausragend. Die Menschen sind zurückhaltend freundlich, aber sehr hilfsbereit wenn man etwas braucht. Wir haben hier keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber das Land steht nicht zuoberst auf unserer Hitliste.
 
Seit der Abfahrt in Schweiz sind wir schon 2887 Kilometern unterwegs und haben nun die russische Grenze erreicht.
Weiter geht unsere Reise in Russland zum Baikalsee, das sind noch etwa 5500 Kilometer...
 

zur Übersicht 2019