Russland (Russische Föderation) - unterwegs auf der Weltreise 2019

Chomutkowka - Orjol - Pensa - Tolyatti - Ufa - Omsk - Novosibirsk - Krasnojarsk - Irkutsk - Baikalsee - Ulan-Ude - Kjachta
(01.03.-05.04.2019)

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Freitag 01.03.2019: Baturyn/Ukraine-Chomutowka/Russland (144 km).
Wir starten frühzeitig und sind kurz nach elf Uhr an der Grenze. Wir verpassen es noch die letzten ukrainischen Griwna zu vertanken und hoffen, dass wir sie an der Grenze wechseln können. Insgesamt verläuft der Grenzübertritt problemlos und nach gut zwei Stunden sind wir durch. An der Ukraine Grenze müssen wir etwas warten. Aber diesmal stehen wir in der richtigen Spur und kommen vorwärts. Die Beamten sammeln die Pässe und Autopapiere ein und gehen für uns die Stempel holen. Alle sind freundlich. Von zwei verschiedenen Beamten werden wir nach Münzen gefragt. Schilling, Lira etc. Haben wir aber nicht und sie lassen uns ziehen.

Am Russischen Zoll sind auch alle sehr freundlich. Wir geben wieder alles den Beamten und können im warmen Auto sitzen bleiben. Der Chef Zoll-Inspektor spricht sogar deutsch und hilft uns die Formulare auszufüllen, obwohl die diesmal schon in Englisch erhältlich sind. Das Zoll-Antragsformular für das Auto füllen wir zuerst falsch aus, jeder für sich. Aber gefordert wird, dass eines im Doppel vom Fahrer ausgefüllt wird. Dafür erhalten wir aber das endgültige Formular ohne etwas zu sagen mit einer Gültigkeit von einem ganzen Jahr.

Auf der russischen Seite stauen sich die LKWs kilometerweit. Wir fahren weiter, verlieren aber eine Stunde, weil wir die Uhr schon wieder vorstellen müssen. Wir begeben uns gleich zum 15 km entfernten Truckstopp, weil es hier eine Autoversicherung zu kaufen geben soll. Aber leider nein, hier gibt es die Versicherung nur für Autos mit russischen Kennzeichen. Am Zoll würden wir eine bekommen. Uns kommen böse Erinnerungen an das letzte Mal. Also machen wir uns auf den Weg zurück und mit Schrecken denken wir daran, dass wir an der langen LKW-Schlange vorbei müssen: das wird Ärger geben. Wir sind gerade wieder richtig auf der Strasse, da entdecken wir ein kleines Holzhäuschen mit Werbung "Green Card" und fragen dort nach. Der Inhaber spricht nur Russisch und das schnell und sehr viel. Er ist wohl etwas verwirrt, weil wir umgekehrt sind und nun eigentlich in Richtung Ukraine fahren. Aber irgendwann wir klar, dass wir hier eine Versicherung bekommen. Die Versicherung kostet für drei Monate etwa 120 CHF umgerechnet. Tobias zeigt seine Kreditkarte, weil wir ja noch kein Bargeld haben, er nickt und fängt an Formulare aus zu füllen. Als es ans Zahlen geht, fragt er ob unsere Karte Handy-tauglich ist. Leider nein. Er telefoniert hin und her bis wir nach einem Bankomaten fragen und anbieten dort Geld zu beziehen. Er erklärt den Weg in den nächsten Ort.
 
Zuerst finden wir einen ATM der nicht funktioniert und die dazugehörende Bank will uns gar nicht erst rein lassen. Im Zentrum entdecken wir einen anderen Bankomaten, vor dem sich schon eine lange Schlange gebildet hat. Tobias hebt ab, aber der Maximalbetrag ist nur 5000 Rubel (ca. 80 CHF). Wir gehen in die Bank und wollen Euro in Rubel wechseln. Die Dame am Schalter meint, wechseln sei ok, aber nicht diese Scheine. Wir finden die Noten sind optisch einwandfrei, aber die Bankangestellte findet sie sind abgenutzt und geknickt, was sie aber nur unter dem Lichtmikroskop feststellen kann. Wir strecken unsere restlichen ukrainischen Griwna hin, aber die nimmt sie schon gar nicht. Wir können es nicht glauben. Die russische Bürokratie schlägt uns gnadenlos ins k.o. Frustriert verlassen wir die Bank. Ich hole schnell meine Bankkarte und beziehe auch noch einmal 5000 Rubel, das sollte jetzt für die Versicherung reichen. Die Zeit schreitet voran und wir müssen uns beeilen, bevor der Versicherungsmensch weg ist.

Es klappt dann doch noch mit der Versicherung und wir haben ein Problem weniger. Wir stellen uns zum Übernachten auf den Truckstopp.
 
Samstag 02.03.2019: Chomutowka-Studenets (423 km).
In der Nacht war es kalt und es hat geschneit. Wir machen uns fertig zum Abfahren. Der Parkplatz ist spiegelglatt, aber ich drehe eine Runde zu den LKW-Fahrern und frage, ob jemand ukrainische Griwna gegen Rubel tauscht. Abwinken und Kopfschütteln sind die Reaktionen. Ich frage noch im Kaffee nach, aber auch ohne Erfolg. Wir werden wohl darauf sitzen bleiben. Einen usbekischen LKW-Fahrer frage ich noch nach den Strassenverhältnissen Richtung Saratov/Samara. Wir wollten eigentlich auf der gemäss unserer Karte als besser eingezeichneten Strasse via Kursk nach Saratow fahren. Aber die Strecke von Saratow nach Samara sei sehr schlecht. Das wissen wir ja eigentlich schon, denn 2017 sind wir diese üble Strecke gefahren. Also fahren wir gemäss Rat des Truckers via Tambow und Pensa nach Samara.
Dann geht es los. Die Strasse ist zwar gut, aber es liegt noch Schneematsch. Ein Gemisch aus Sand, Salz und Schnee. Der Matsch auf der Strasse klebt auch bald an unserem Auto. Jeder LKW oder Bus der an uns vorbei rast, klatscht uns eine Ladung Matsch an die Scheibe und diese lässt sich kaum mehr während der Fahrt reinigen. Alles ist vereist und die Scheibenwischer kommen nicht nach, sondern verteilen den Dreck nur gleichmässig, so dass wir mit einer Milchglasscheibe unterwegs sind. Schnee- Nebel- Niesel-Wetter taucht alles in Einheitsgrau. Es hat eine geschlossen Schneedecke auf den riesigen Feldern, die Natur ist darunter noch in tiefstem Winterschlaf. Entlang der Strasse ist eine Birken-Allee gepflanzt um Schneeverwehungen von der Strasse abzuhalten und das über Kilometer. Die schwarzweiss gesprenkelte Rinde der Birken ist farblich auch kein Hingucker und wir fragen uns, ob das jetzt ein Vorgeschmack auf die nächsten fünfeinhalb tausend Kilometer ist.

Die Strasse trifft auf eine andere Querverbindung gegen Norden. Es wird heller, der bedeckte Himmel bekommt blaue Flecken und schliesslich kommt die Sonne ganz durch und scheint bis zum Abend. Sie Strasse ist jetzt gut und trocken und breit genug mit wenig Verkehr. Die Fahrt durch die kleinen Orte mit den bunten Holzhäuschen ist abwechslungsreich und die Stimmung steigt. Es läuft wie geschmiert und wir fahren und fahren und fahren und irgendwann haben wir dann den letzten einigermassen passenden Truckstopp schon verpasst.
Am späten Nachmittag bei Sonnenuntergang sind die Häuser im weissen Schnee in den Ortschaften wunderbar beleuchtet. Es wird aber immer später und beginnt bereits dunkel zu werden. Wir biegen schliesslich ab in eine kleine Ortschaft mit einer Kirche und Friedhof. Leider gibt es keine Parkplätze, weil alles dick voll Schnee ist und jeweils nur eine Fahrspur frei geräumt ist. Am Friedhof werden wir dann fündig und bleiben auf einem Schneefeld davor stehen. Der Himmel ist Sternenklar mit einem herrlichen Abendrot. Es wird sehr schnell sehr kalt.
 
Sonntag 03.03.2019: Studenets-Shiryayevo (325 km).
Mit 20 Grad unter null war das eine knackig kalte Nacht, dabei sind wir noch nicht einmal in Sibirien. Wir haben auch zum ersten Mal seit wir unterwegs sind die Heizung nachts laufen lassen. In der Wohnkabine ist es schön warm, kalt hatten wir bisher noch nie. Die Fensterscheiben haben innen eine kleine Eisschicht und die Dachfenster sind zugefroren. Die noch schmutzigen Fahrerhaus-Fenster lassen sich kaum reinigen. Das Wasser am feuchten Putzlappen bildet sofort eine Eisschicht über dem Schmutz am Fenster. Auch Wasser aus Flaschen gefriert sofort und bildet Eiszapfen. Beim Aufstehen hat uns noch die Morgensonne begrüsst, aber bis wir dann loskommen, ist die Sonne hinter Schleierwolken verschwunden. Tobias hat den Motor mit der Dieselheizung von der Wohnkabine vorgewärmt und unser Onkel Benz startet problemlos. Zum Glück, so mitten im verschneiten Abseits will ich nicht unbedingt hängen bleiben. Unterwegs hat es heute nicht immer den Birkenhain und deshalb weht der Wind den Schnee auf die Strasse, was zu kurzen rutschigen Passagen führt. Gegen Mittag wird der Wind dann heftiger.
Wir müssen den kleinen Heizungs-Dieseltank füllen und während dem Tanken erfriert Tobias fast. Es hat zwar nur 5 Grad unter null, aber der eisige Wind geht durch und durch. Bis der Tank voll ist, sind bei Tobias alle unbedeckten Körperteile rot/blau: Hände und Gesicht. Im Auto bekommt er aber schnell wieder warm. Je weiter wir kommen, umso mehr nimmt der Wind zu und entwickelt sich zu einem richtigen Sturm.
Wir finden einen Übernachtungsplatz, wieder ein Truckstopp. Das Auto schaukelt im Sturm und als wir aussteigen, peitscht uns der Wind die aufgewirbelten Eiskristalle wie Nadeln ins Gesicht. Da auf unserem Einreiseformular steht, dass wir uns innerhalb von 3 Tagen registrieren lassen sollen, fragen wir im angeschlossenen Hotel nach. Die Dame erklärt uns, dass wir keine Registrierung brauchen wenn wir nicht im Hotel übernachten, sondern quasi im Transit im Auto schlafen. Gehört hatte ich das auch schon, ich hoffe, dass das so stimmt. Nachtrag: wir hatten uns nie registriert, bei der Ausreise hat keiner danach gefragt.
 
Montag 04.03.2019: Shiryayevo-Pensa (210 km).
Wir haben sehr gut geschlafen. Der Wind hat sich gelegt, es hat um die 0 Grad und Tauwetter. In der nächsten grösseren Stadt Pensa wollen wir eine SIM-Karte kaufen. Wir kommen gut vorwärts.
Einmal stoppt uns die Polizei. Die Polizeikontrollen laufen immer ungefähr ähnlich ab. Tobias öffnet das Fenster. Der Polizist redet auf Russisch auf uns ein. Da das Wort Dokument oder das böse Wort STRAF nicht fällt legt Tobias auch los: "Tourist schwitzaria" (und zeigt auf uns), zeigt aufs Auto "Awtodom" (heisst Autohaus, Camper). Der Polizist: "Awtodom???" Tobias: "da". Erneuter Redeschwall vom Polizisten. Tobias zeigt nach vorn und nennt die nächste Stadt. Der Polizist verzieht einen Mundwinkel zu einem zaghaften angedeuteten Lächeln und winkt uns weiter.
In Pensa kaufen wir eine SIM-Karte von MTS (russisch/kyrillisch MTC), für 3 Monate unlimitierter Internetzugang für 1200 Rubel (18.50 CHF). Unlimitiert für die "beliebtesten" Internetseiten, wir werden sehen, was das bedeutet.
Danach fahren wir noch ein Stück raus aus der Stadt auf einen Truckstopp.
 
Dienstag 05.03.2019: Pensa-Perevoloki (260 km).
Das Wetter ist nicht so toll, es taut, dafür ist es nicht so kalt. Wir fahren erst einmal bis Syzran.
In Syzran besichtigen wir den Kreml und eine orthodoxe Kirche. Sie ist von aussen sehr schön und innen bombastisch mit vielen Ikonen und goldig verkleidet.
Wir machen noch einen kleinen Stadtrundgang. Interessant ist, dass die Bäckereien hier sehr usbekisch geprägt sind. Neben Samosas gibt es das typische Samarkant Fladenbrot.
Auf dem Parkplatz vor dem Kreml könnte man sicher übernachten, aber wir fahren noch ein Stück und bleiben wieder auf einem Truckstopp.
 
Mittwoch 06.03.2019: Perevoloki-Kurskaya (290 km).
Heute ist einkaufen angesagt. Es ist nicht weit bis in die Lada-Stadt Tolyatti, wo es einen grossen Supermarkt (Lenta) gibt. Es muss wohl eine Lieferung mit Tulpen angekommen sein, denn die Leute stürzen sich darauf und es bilden sich schon Schlangen vor den Blumenkübeln. Wir schlendern durch den ersten russischen Supermarkt und entdecken Neues und Altbekanntes. Nachdem wir alles was wir gesucht haben eingeladen haben, geht es weiter.
Die Sonne scheint immer wieder zwischen den Wolken durch und es ist so richtig fieses Tauwetter. Da es keine Abläufe gibt oder diese noch zugefroren sind, bilden sich in den Senken knietiefe Schlamm-Seen und die braune Brühe spritzt meterhoch an die Scheiben wenn man durchfährt. Unser Scheibenwischer mag das gar nicht. Die Qualität der Strasse speziell in der Stadt lässt auch immer wieder nach, was wegen den Wasserpfützen aber kaum zu erkennen ist.
An langen Baustellen wird erneuert, was auch bitter nötig ist, denn die Magistrale ist zum Teil ausgelatscht wie ein alter Schuh. Die Sonne scheint jetzt und wir fahren fast bis zum Sonnenuntergang, was uns wieder herrliche Lichtverhältnisse in die Landschaft zaubert.

Wir kommen zu einem Truckstopp mit Motel und dem verheissungsvollen Namen "Riviera" und einer Kilometernummer. Wir besichtigen die Duschen. Die sind super, sauber und geräumig, warm und mit viel heissem Wasser aus dem grossen Duschkopf. Wir gönnen uns also eine lange Genuss Dusche mit viel heissem Wasser. Das Duschen bei uns in der Kabine fällt wegen schwieriger Wasserbesorgung eher unter die Rubrik Reinigungsdusche: nassmachen, einseifen, abspülen. Und dann muss die Feuchtigkeit wieder raus aus der Wohnkabine, was gar nicht so einfach ist bei diesen winterlichen Bedingungen.

Es wird sehr schnell sehr kalt und der Parkplatz gefriert und wird spiegelglatt. Ein LKW bleibt hängen und probiert mit viel Gas geben loszukommen. Aber die Räder der Antriebsachse drehen weiter und weiter...
 
Donnerstag 07.03.2019: Kurskaya-Sharlash (369 km).
Heute ist vom Morgen an wolkenloser blauer Himmel und die Sonne scheint. Während dem Frühstück beobachten wir weiter, wie sich der stecken gebliebene LKW versucht zu befreien. Selbst die grossen Räder des zur Hilfe gekommenen Baggers drehen durch und der schwere LKW bewegt sich keinen Millimeter. Mit Schaufeln und Schubkarren wird nun Sand und Split drunter geschaufelt.
Wir machen uns auf den Weg und kommen problemlos weg. Die Schneelandschaft leuchtet, es ist gar nicht langweilig und es gibt immer etwas zu entdecken. Die ersten Ölpumpen tauchen auf und es wird auch jetzt fleissig gepumpt.

Wir umfahren Ufa, eine grosse Industrie Stadt mit einem Hochhausgürtel. Etwas weiter auf dem Land kommen dann die riesigen Datscha Siedlungen. Anscheinend hat jeder sein Gartenhäuschen und ein Stück Pflanzgarten zum Ausspannen im Sommer. Etwas entfernt der Stadt gibt es auch neue Steinhäuser mit blauen oder grünen Dächern, die sich wohl die etwas Wohlhabenderen dort hingestellt haben.
Wir kommen in die Ausläufer des Ural "Gebirges", wo es immerhin Gipfel bis gegen 1500 m gibt. Aber für das im Westen sonst topfebene Russland ist das natürlich gewaltig. Heute haben wir unterwegs 2 Stunden verloren. Wie und wo das passiert ist wissen wir auch nicht so genau. Auf jeden Fall sind wir jetzt der MEZ schon 4 Stunden voraus.

Da wir den Jetlag verarbeiten müssen, machen wir morgen eine Fahrpause.
 
Freitag 08.03.2019: Sharlash.
Wir sind zwischen bewaldeten sanften Hügeln im Ural. Beim Truckstopp hat sich ein kleines Strassendorf mit Verkaufsbuden gebildet. Wir machen eine Runde durch die Buden und staunen, was es alles zu kaufen gibt.
Ins Auge stechen vor allem die glänzenden Schnapsbrennanlagen, mit denen wohl selbst Vodka gebrannt wird. Aber auch sonst gibt es alles was das Trucker-Herz begehrt: Öle, Leuchtbirnen, Kühlerflüssigkeit, Werkzeuge, Ersatzteile und natürlich Kanister-weise Scheibenwaschmittel.
Leider wird es mit einem Spaziergang im verschneiten Wald nichts, denn nur die Strasse ist geräumt, sonst liegt überall Schnee. Und der Schnee ist heimtückisch, denn man weiss nicht wie tief er ist und wie der Untergrund unter der glatten Oberfläche ist.

Wir haben unterwegs schon öfters beobachtet, wie Fahrzeuge, LKW und PKW auf den Randstreifen der Strasse gefahren sind und dann mit einer Seite in den tiefen Schnee weggesunken sind. Das gibt dann eine grössere Bergeaktion. Wir verbringen den Rest des Tages mit Entspannen.
 
Samstag 09.03.2019: Sharlash-Vakhrushevo (330 km).
Wir fahren weiter in den Ural hinein. Die Berge werden etwas höher und wir schrauben uns auf Schwindel-erregende 820 Meter hoch, bevor die Strasse wieder nach unten Richtung Cheljabinsk führt. Die Stadt liegt schon in der Ebene und ist das "Tor zu Sibirien".
 
Sonntag 10.03.2019: Vakhrushevo-Makushimo (365 km).
Wir sind in Sibirien angekommen. Die Gegend ist kaum besiedelt und die Ortschaften die zwischen den grösseren Städten liegen sind klein. Oft gibt es zu den Orten abseits der Hauptstrasse nur einen halbwegs geräumten Weg. Die anderen Strassen werden gar nicht geputzt und sind seit der Schnee liegt nicht mehr benutzbar. Auch die Truckstopps werden immer weniger und sind nicht mehr so komfortabel, so dass wir Mühe haben einen uns zusagenden zu finden bevor es dunkel wird. Wir wollen am Abend skypen, aber leider reicht das Netz hier nicht aus und so müssen wir das verschieben.

Standard-Tagesablauf: weiterfahren, durch schöne Birkenwälder, mal nasse Strasse dann wieder trockene Strasse. Übernachten auf einem Truckstopp.
 
Montag 11.03.2019: Makushimo-Abatskiy (254 km).
Unsere Route macht jetzt einen Bogen um Kasachstan. Durch Kasachstan wäre es 100 km kürzer, aber das bedeutet Ausreise in ein anderes Land und erneute Einreise nach Russland. Da wir unsere zweite Russland Einreise nach der Mongolei brauchen, können wir das also nicht machen. Es ist sowieso fraglich wie denn dort die Strasse wäre (bei der letzten Kasachstan Durchreise 2018 waren sie sehr schlecht) und auch wie lange die Grenz-Formalitäten dauern würden.
Wir fahren noch bis Abatskiy, einen etwas grösseren Ort und finden dort einen Platz bei einem Motel. Hier können wir kostenlos unsere Wassertanks wieder auffüllen und schön heiss duschen (150 RUB pro Dusche).

Dienstag 12.03.2019: Abatskiy.
Wir geben unsere Wäsche zum Waschen und vor allem zum Trocknen im Motel ab. Für einen riesen grossen Sack auch mit Bettwäsche bezahlen wir nur 400 RUB. Da dies bis 15 Uhr dauert, beschliessen wir heute auch noch hier zu bleiben. Es gibt einen wasch/putz/schreib Tag.
 
Mittwoch 13.03.2019: Abatskiy-Kalachinsk (374 km).
Bei milden Temperaturen aber heftigem Wind starten wir wieder. Der Himmel ist hellblau mit einzelnen Wolken und die Sonne scheint milchig. Die Landschaft ist ziemlich gleichbleibend. Grosse weite Schneefelder, die von mehr oder weniger grossen Birkenwäldern unterbrochen werden. Man könnte meinen, dass das langweilig ist, aber uns gefällt es. Die Landschaft strahlt eine gewisse Ruhe aus. Die Strasse ist meist gut, breit und trocken und wir gleiten schon fast meditativ dahin. Omsk umfahren wir auf der weiten Ringautobahn und halten ausserhalb wie immer an einem Truckstopp zum Übernachten.
 
Donnerstag 14.03.2019: Kalachinsk-Ubinskaya (325 km).
Heute ist wieder strahlend blauer Himmel und die Sonne scheint als wir abfahren. Und so bleibt es auch den ganzen Tag. Wir fahren den ganzen Tag und es gibt landschaftlich gegenüber dem Vortag keine Veränderungen. Wir sind in der Nähe von Novosibirsk und die Zeit auf unserem Handy hat schon wieder einen Sprung von zwei Stunden in die Zukunft gemacht.
 
Freitag 15.03.2019: Ubinskaya-Moshkovo (292 km).
Ich habe schlecht geschlafen. Ich bin irgendwie der Zeit nicht hinterher gekommen und am Morgen wie gerädert. Ausserdem haben wir in der Nähe der Bahnlinie geschlafen. Die Transsibirische ist schon am Tag viel befahren, ein Güterzug nach dem anderen, und nachts ist es nicht besser. Immer wieder hört man das dunkle Grollen der vorbei donnernden alten lärmigen Züge.
Wir sind bald einmal in der 1,6 Millionen Stadt Novosibirsk.
Die Stadt Novosibirsk sieht jetzt im Winter schmutzig aus. Hohe schwarze Schneeberge häufen sich an jeder Strassenecke und das schwarzbraune Tauwasser steht wieder einmal knietief in den Strassen und spritzt beim Durchfahren in die Höhe.
In der Stadt fallen uns erstmals die Menschen mit etwas breiteren Gesichtern und dunklerer Haut auf.
Wegen den Schneemassen gibt es noch weniger Parkplätze als sonst und so wir beschliessen, nach dem Einkaufen weiter zu fahren. Unterwegs sehen wir viele grosse Helikopter, die hier unterwegs sind. Wahrscheinlich ist das hier in Sibirien das ideal Transportmittel.
 
Samstag 16.03.2019: Moshkovo-Nikolayevka (329 km).
In der Nacht hat es ein paar Zentimeter geschneit und die hässlichen schwarzen Schneehaufen sind wieder neu bezuckert. Bald nach der Stadt geht es in hügelige Landschaft, durch die wir den ganzen Tag unterwegs sind. Die Hügel sind bedeckt mit Mischwald. Zuerst Kiefern und Birken, später auch Tannen. Hier hat es wohl auch Tiere. Gesehen haben wir nur die Spuren von Hasen und Huftieren, die über die Strasse gewechselt sind. Auch Verkehrsschilder mahnen hier zur Vorsicht.

Hier im Osten ist alles nur noch kyrillisch angeschrieben, aber das können wir ja inzwischen recht gut lesen. Und so freuen wir uns, als wir zum ersten Mal Irkutsk auf einer Distanztafel entziffern: Juhu nur noch 1731 km, wir haben mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns.
 
Sonntag 17.03.2019: Nikolayevka-Achinsk (241 km).
Gleich am Morgen kommt ein russischer LKW-Fahrer von nebenan zum Plaudern. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir nicht Russisch reden, was ihn aber nicht beeindruckt, denn er redet munter weiter und unser Beitrag zur Unterhaltung besteht aus Schulterzucken und fragendem Dreinschauen. Manchmal ist es schon interessant wie die Leute reagieren wenn wir nicht Russisch verstehen. Neulich in der Wäscherei hat die Frau für uns alles in schwer lesbarer kyrillischer Handschrift auf einen Zettel geschrieben, in der Hoffnung, dass es dann mit der Verständigung besser klappt. Andere heben die Stimme und schreien einem ins Ohr, damit wir es endlich kapieren. Aber leider waren diese Methoden bisher nicht erfolgreich. Am besten klappt es mit Pantomime und mit Handy und Translator-App.
In der Nacht hat es geschneit und auch als wir abfahren, hat es noch ein wenig Schneegestöber. Das Wetter wird bald besser und die Sonne kommt durch. Dafür wird die Strasse nicht besser. Seit Novosibirsk ist sie insgesamt schlechter und es ist mühsamer, so längere Zeit unterwegs zu sein. Andererseits ist auch weniger Verkehr je weiter östlich wir kommen. Die Schneehöhe ist sehr unterschiedlich, je nach Gegend. Manchmal scheint der Schnee meterhoch zu liegen und an einigen Stellen hat es auf den Hügelkuppen vor Achinsk schon keinen Schnee mehr und wir sehen seit langem wieder mal braune schneelose Landflächen.
Unterwegs kommen wir durch Strassendörfer mit schön verzierten alten Holzhäusern.

Da wir beide durch das tägliche Fahren (vor allem Tobias) müde sind, suchen wir heute früher einen Stellplatz und wollen morgen auch einen Pausentag einlegen.

Etwa einen Kilometer bevor wir am geplanten Ziel sind, ist aber unser Dieseltank leer und der Motor geht aus. Wir müssen das Fahrerhaus kippen und pumpen. Das hätte jetzt nicht sein müssen im kalten Wind. Eine Ursache für den leeren Dieseltank ist sicher das Prozedere an den Tankstellen. Man kann nicht volltanken. Man muss immer eine Anzahl Liter zum Voraus kaufen. Somit wird der Tank nie wirklich ganz voll (ausser das eine Mal, wo Tobias fast die Finger abgefroren sind als er die letzten gekauften Tropen in den Tank gequetscht hat).
Wir bleiben später beim Motel Amigo im Hof stehen.

Montag 18.03.2019: Achinsk.
Nachts war es seit langem wieder einmal mit 10 Grad unter null kalt. Wir haben warm gehabt, aber das Kondenswasser ist an der Scheibe angefroren. Bald kommt die Sonne. Wir verbringen den Tag mit Rumtrödeln, Visum-Recherchen und Reisebericht schreiben.
 
Dienstag 19.03.2019: Achinsk-Kuskun (227 km).
Am Morgen gehen wir zuerst mal in Achinsk tanken und einkaufen. Dann geht es weiter. Die Gegend ist weiterhin hügelig und bewaldet.
Es muss hier eine wilde Region sein, denn am Strassenrand werden ausgestopfte Füchse und Bären neben allerlei Korbwaren angeboten. Wir sind schon in der Nähe von Kansk, als uns auffällt, dass es keinen Schnee mehr hat, was für uns ganz ungewohnt ist. Auch als wir durch die Stadt fahren, sehen wir kaum Schnee und auch die typischen dreckigen Schneehaufen an den Strassenecken fehlen. Dieses Gebiet hat wohl weniger Niederschläge, aber eisig kalt ist es trotzdem.
 
Mittwoch 20.03.2019: Kuskun-Alzamay (406 km).
Es hat auch heute wieder ein bisschen Schnee am Morgen, was aber kein Problem ist. Es hat nie den ganzen Tag das gleiche Wetter. Während wir fahren begegnen uns Schneeschauer, Sonne, Nebel und Wolken.

Wir kommen heute ein grosses Stück weiter und bleiben wieder bei ??? ja, einem Truckstopp!
 
Donnerstag 21.03.2019: Alzamay-Mikhaylovka (470 km).
Es hat weiterhin wenig Schnee und wir sehen erstmals wieder Tiere auf den Weiden: Kühe, Schafe und Pferde. Die Strasse verläuft immer noch unweit der transsibirischen Eisenbahnlinie und wir fahren mit den vielen langen Güterzügen, die wie ein Tatzelwurm durch die Landschaft ziehen, um die Wette.
An einem Bahnübergang müssen wir anhalten und wir zählen zwei Lokomotiven und 61 Güterwagen.

An den Bahnübergängen hat es neben Schranken und Rotlicht auch spezielle Klappen die aufgestellt werden können um den Übergang "idiotensicher" zu machen. Denn offenbar wissen nicht alle, was geschlossene Schranken und rote Ampeln bedeuten.
Es läuft heute wieder wie geschmiert und wir schaffen mit 470 km die bisher längste Etappe dieser Reise. Auch die bisher höchste Übernachtung haben wir auf 550 m Höhe. Und das am Frühlingsanfang. Am Abend sind wir aber auch geschafft.
 
Freitag 22.03.2019: Mikhaylovka-Listvyanka (196 km).
Es sind nur noch 112 km bis Irkutsk.

In Irkutsk decken wir uns in einem Supermarkt noch mit frischen Lebensmitteln ein und fahren weiter zum Baikalsee.
Anfangs ist die Strasse von Irkutsk zum Baikalsee noch gut, aber dann wird sie miserabel und Tobias flucht bei jeder Bodenwelle. Wir fahren noch ein Stück am Fluss Angara entlang, dem einzigen Abfluss des Baikalsees. Der Fluss gefriert erst 15 km nach dem Baikalsee wieder ein und der Übergang von gefrorenem See zum Fluss sieht interessant aus. An den Rändern schwimmen ein paar Eisschollen im glasklaren Wasser.
Wir fahren durch den Ort Listvyanka um uns ein Bild zu machen, wo wir uns hinstellen könnten. Ganz am Ende des Ortes ist das Hotel Gold mit einem Parkplatzschild und wir fragen im Hotel nach und können für 150 Rubel (1.6 CHF) hier bleiben.
Wir stellen uns ganz frech quer an den Rand und haben eine wunderbare Aussicht auf den Baikalsee. Es ist fantastisch und wir können uns kaum satt sehen, vor allem als die Sonne untergeht und den Baikal noch einmal mit herrlichen Farben verzaubert.
 
Samstag 23.03.2019: Listvyanka.
Der Abend und die Nacht ist wunderbar still. Bis um 1:30 Uhr. Dann kommen zwei Autos mit höllisch lauter Bassmusik und angetrunkenen jungen Leuten. Sie trinken auf dem Parkplatz weiter, hören laute Musik und singen fröhlich mit. Uns ist von den Bässen schier die Schädeldecke weggeflogen. Wie schön ruhig war es dagegen auf den Truckstopps zwischen den Brummis. Wir können es kaum glauben, dass sogar jetzt im Winter bei Minustemperaturen das Gelage draussen stattfindet. Aber Vodka heizt ein. Zum Glück werden sie nach etwa einer Stunde wohl vom Hotelpersonal weggeschickt. Es herrscht jetzt fast gespenstische Stille und wir können wieder einschlafen.
Wir schlafen erst mal aus und machen uns dann fertig für eine Tour in den Ort Lisvyanka.
Wir gehen bis zum Hafen, wo die im Eis eingefrorenen Schiffe stehen.
Vorher kommen wir noch am Markt vorbei. Hier gibt es unzählige Stände mit geräuchertem Omul, dem Fisch aus dem Baikalsee.
Daneben werden Strickwaren aus Yak- oder Kamelwolle aus der Mongolei verkauft.

Hier zu touristischen Preisen, an anderen Orten sind die Strickwaren günstiger zu haben...
Wir suchen und finden ein Bänklein an der Sonne im bzw. auf dem See und essen unser mitgebrachtes Picnic.

Den Omul essen wir lieber im Restaurant oder Auto wo man sich danach die Fisch-Hände waschen kann.
Zurück geht es auf dem zugefrorenen See. Heute am Samstag und bei Sonnenschein ist viel los auf dem See. Die Propeller betriebenen Luftkissenboote rasen an uns vorbei und bieten noch eine Schleudereinlage.
Man kann aber auch mit einer Pferdekutsche, einem Rentierschlitten, mit Quad, Pferd oder motorisiertem Drachen oder Gleitschirm unterwegs sein.
Der Baikalsee ist der grösste Süsswasser See auf unserer Erde. Etwa 20 Prozent des weltweit vorhandenen Süsswassers soll im Baikalsee sein. Er ist etwa 600 km lang und ca. 60 km breit. Und er ist über 1600 Meter tief!
Wir geniessen aber wie viele andere auch die Wanderung über den See und bewundern die Eisformationen am Ufer und die ineinander geschobenen und gefrorenen Eisplatten. Das Eis ist zum Teil blau glänzend und glasklar.
Oder man sieht die eingeschlossenen Luftblasen, die in der Kälte erstarrt sind.
Zum Glück hat der Wind am Nachmittag etwas nachgelassen und an der Sonne ist es angenehm warm. Im Auto angekommen wärmen wir uns erst einmal auf.
Tobias hat noch nicht genug und macht noch eine extra Runde auf dem See.
Trotz dem Remmidemmi auf dem See gibt es aber auch für einige Menschen besinnliche Momente. Der Baikalsee wird sehr verehrt. Bei Ritualen werden bunte Bänder an Bäumen befestigt oder Reis wird in den See gestreut. Ein etwas anderes Ritual ist das Grillieren. Selbst bei diesen kalten Temperaturen sind alle Picnic-Plätze besetzt und die Grillstellen rauchen und duften.
 
Sonntag 24.03.2019: Listvyanka (15 km).
Die Nacht ist wieder ziemlich laut. Ankommende und abfahrende Autos mit lauter Musik lassen uns immer wieder kurz Aufwachen. Am Morgen schlafen wir erst einmal aus. Dann fahren wir mit dem Auto in den Ort und suchen uns einen anderen Stellplatz. Auf einem bewachten Parking dürfen wir gegen Bezahlung stehen bleiben und haben erst noch besseres Internet. Wir laufen zum Markt in der Nähe und kaufen uns je einen frisch geräucherten, noch warmen Omul zum Mittagessen. Heute ist das Wetter nicht so schön. Es ist kalt und nieselt immer ein bisschen und somit ist viel weniger los.
Wir gehen ins Baikal-Museum. Es ist sehr interessant und wir erfahren viel über den See.
Durch ein Mikroskop dürfen wir sogar verschiedene Wasser und Sandproben betrachten und die kleinen Wasserkrebse und Sandkörnchen sind faszinierend.

Leider ist nur nur sehr wenig auf Englisch angeschrieben.
Zum Mittagessen kaufen wir uns geräucherten Omul Fisch, mit typischem Kastenbrot und einer kleinen frischen Gurke (wo die Gurken jetzt wohl herkommen?).
Am späteren Nachmittag skypen wir noch und den Abend verbringen wir an der Wärme mit lesen.
 
Montag 25.03.2019: Listvyanka-Irkutsk (81 km).
Die Nacht ist herrlich ruhig und wir schlafen gut. Als Hauptaufgabe für heute haben wir uns "Wasser besorgen" vorgenommen, weil wir bald mit dem letzten Wassertropfen im Tank unterwegs sind. Jetzt im Winter ist es wirklich viel schwieriger an Wasser zu kommen, weil viele Wasserstellen geschlossen oder gar eingefroren sind. Ich frage den Parking-Wächter und der verweist uns an die Wasserpumpe hinter dem Parkplatz. Dort kann man leider keinen Schlauch anschliessen und zum Pumpen haben wir keine Lust. Zum anderen gibt er uns noch eine Adresse am Ende des Ortes. Wir fahren dort hin. Hier ist die Abfüllanlage, wo die grossen 20 Liter PET-Flaschen abgefüllt werden. Auch hier können wir nicht mit Schlauch tanken und ausserdem verlangen sie knapp 17 Franken für 200 Liter Wasser. Das ist uns zu viel und auch zu umständlich und wir beschliessen halt an der örtlichen Pumpe Wasser zu fassen. Wir brauchen mit unserer Teichpumpe über eine Stunde bis beide Tanks voll sind und in der Kälte und dem eisigen Wind ist das kein Vergnügen. Wir sind beide durchgefroren, wärmen uns erst einmal im Auto auf und essen zu Mittag.
Als wir fertig mit Essen sind und weiter wollen, entdecken wir, dass Wasser aus dem einen Tank ausläuft. Offensichtlich ist der Frostwächter angesprungen weil die Stauraumklappe so lange offen stand und hat das Ventil geöffnet. Fast 50 Liter von unserem kostbaren Baikal-Wasser sind so wieder ausgelaufen. Zum Glück haben wir das noch gemerkt, sonst wäre der Tank leer gelaufen. Wäre ja nicht das erste Mal passiert...

Wir fahren zum Freilicht Museum in Talzi. Wir würden gerne hier auf dem Parkplatz übernachten und morgen das Museum besichtigen. Leider ist das nicht möglich. Also gehen wir gleich hinein und schauen es an. Hier sind Holzhäuser und Gehöfte aus der Region Irkutsk aufgebaut. Meist Originale aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Damals hat man im Blockhausstil mit dicken Holzstämmen gebaut und die Häuser wurden noch nicht bemalt.
Es gibt einiges zu sehen, die Anlage ist recht gross, aber bei den kalten Temperaturen auch nicht so angenehm.
Nach über zwei Stunden fahren wir weiter nach Irkutsk in die Stadt. Der angepeilte Parkplatz beim Eisbrechermuseum Angara sagt uns nicht zu, nächtlicher lärmiger Besuch ist voraussehbar, so fahren wir zum Hotel Irkutsk. Hier dürfen wir auf dem bewachten Parkplatz etwas abseits hinter dem Hotel stehen.
 
Dienstag 26.03.2019: Irkutsk.
Die Nacht auf dem Platz hinter dem Hotel ist sehr ruhig und wir schlafen gut (was auch wichtig ist auf so einer anstrengenden Reise).



Wir starten zur Stadtbesichtigung. In einem grossen Bogen gehen wir bis zum Zentralmarkt.
Davor kommen wir am Kvartal 130 vorbei. Ein Stadtteil, das man im Holzhausstil neu errichtet hat. Eher touristisch aufgemacht, mit vielen Beizen, Restaurants und einer modernen Mall etc.
Wir kommen durchs historische Viertel mit den wirklich alten Holzhäusern, denen man das Alter auch ansieht. Oft sind sie krumm und schief und die Farbe blättert schon von den Fensterläden ab, aber die vergilbten Vorhänge und die Zimmerpflanzen in den Fenstern zeigen, dass sie durchaus bewohnt sind.
Am Zentralmarkt stehen zwei Hallen, eine neue und eine alte. Die neue sieht aus wie ein Kaufhaus im russischen Stil und bietet alles was der Russe so im Alltag braucht. Um beide Hallen herum hat es Marktstände mit Obst, Gemüse und Strickwaren, wo ich mir eine Mütze aus Yakwolle kaufe. In der älteren Markthalle gibt es alle Arten von Lebensmittel. Diese wie immer schön aufgereiht und angeordnet.
Auf dem Rückweg setzen wir uns in ein Kaffee und erholen uns bei einem feinen warmen Apfelstrudel, Brownie und einer Kanne Schai.

Die Sonne hat uns den ganzen Tag begleitet und so hat es richtig Spass gemacht durch diese schöne Stadt zu schlendern. Im Gegensatz zu anderen russischen Städten hat es hier wohl weniger Schnee gegeben und die schwarzdreckigen Schneehaufen fehlen.
 
Mittwoch 27.03.2019: Irkutsk.
Nach einer ruhigen Nacht und gemütlichem Morgenessen starten wir wieder zu einem Rundgang in die Stadt. Diesmal in die andere Richtung.
Es ist ein herrlicher Sonnentag mit angenehmen frühlingshaften zehn Grad. Wir spazieren wieder durch die Strassen und Gassen besichtigen die Gotteserscheinungskirche und landen wieder am Zentralmarkt, wo wir nochmal ein feines Brot am gleichen Stand wie gestern kaufen. Die Marktfrau kennt uns noch, holt uns ungefragt wieder das gleiche Brot und lächelt. Wir trinken gemütlich ein Bier und marschieren dann zurück zum Auto.
 
Donnerstag 28.03.2019: Irkutsk-Kultuk (102 km).
Heute wollen wir ein Stück weiter fahren. Unterwegs gehen wir noch beim Supermarkt Lenta ein paar Sachen kaufen, die es in der Mongolei ausser vielleicht in Ulan Bator vermutlich nicht gibt. WC-Papier, Wein, Milch und Käse. Zuerst müssen wir noch gehörig rumkurven, denn der Parkplatz ist recht eng und klein. Wir essen gleich noch zu Mittag im Auto. Um Irkutsk hat es sehr viele Neubau-Siedlungen welche gar nicht mehr nach Sowjet-Plattenbauten aussehen. Auch schöne Einfamilienhäuser sind häufig zu sehen. Auf einer kurvigen Strasse fahren wir durchs Gebirge. Nach etwa 100 km ist der Baikalsee wieder zu sehen.
Im Ort Kultuk übernachten wir auf einem grossen relativ neuen Truckstopp. Am Berghang hinter dem Ort sehen wir die vielen und endlos langen Züge der Transsibirischen Eisenbahn vorbeifahren.
 
Freitag 29.03.2019: Kultuk-Klyuyevka (176 km).
Mit gehörigem Abstand zum Baikal fahren wir weiter. Die Bahnlinie verläuft direkt am See entlang und die Unterführungen sind nur 3.5 Meter hoch, so dass wir nur an ganz wenigen Übergängen kreuzen können um an den See zu kommen. Unterwegs sehen wir ein kleines Resort mit Skiliften und vielen Skifahrern.
Für die Mittagspause finden wir einen Platz direkt am See. Er ist mit Bänken und Picnic-Plätze sehr begehrt und belebt. Deshalb essen wir hier nur zu Mittag, gehen auf dem See spazieren und fahren dann weiter.
Der weitere Verlauf der Strasse hier ist schrecklich. Die Strasse sieht zwar neu aus, was aber nicht heisst, dass sie gut. Einzelne Abschnitte haben sich gesenkt und so sind mehr oder weniger tiefe Mulden entstanden, die schlecht zu erkennen sind. In die erste Senke fahren wir mit Schuss hinein. Wie auf einer Sprungschanze schiessen wir hoch um nach einem "Freiflug" unsanft wieder auf den Rädern zu landen. Ich stelle mir schon vor wie unser Geschirr klirrend im Schrank herum purzelt. Aber es ist nichts kaputt gegangen. Die nächsten Senken versuchen wir in respektvollem Tempo zu nehmen, was nicht immer gelingt, weil sie oft kaum zu erkennen sind und einem heimtückisch überraschen.
Da sind wir froh anzukommen. Wir finden einen Parkplatz bei einem Kaffee mit Aussicht und in Gehdistanz zum See. Aber die viel befahrene Bahnlinie liegt noch dazwischen und Tobias freut sich über jeden vorbei ratternden Zug.
 
Samstag 30.03.2019: Klyuyevka.
Wir bleiben heute noch hier. Nach dem Frühstück laufen wir in Richtung Baikal los. Zuerst müssen wir über die Bahnlinie klettern bis wir am See ankommen. Der See ist hier nicht so erschlossen und wir schauen nach einem Zugang, was sich etwas schwierig gestaltet.
Durch Schneeverwehungen liegt der Schnee sehr hoch was aber von oben nicht zu erkennen ist. Solange bis man bis zum Bauch im Schnee versinkt. Gegenseitig helfen wir uns wieder auf die Beine (vor allem Tobias mir). Wie auf Eiern tasten wir uns langsam vorwärts. Als wir zu einem offenen Bachzulauf kommen wird es uns doch ein bisschen unheimlich und wir befürchten, dass unter unseren Füssen möglicherweise doch nicht alles Eis ist. Die Sonne hat jetzt schon viel Kraft und taut die Spitzen der gefrorenen Eisschollen an.
Wir machen uns auf den Rückweg und gehen vorsichtshalber den gleichen Weg zurück. Im Auto füllen wir dann die Visaanträge für die Mongolei aus und drucken sie aus, was auch wieder einmal viel Zeit braucht.
 
Sonntag 31.03.2019: Klyuyevka - Ulan-Ude (179 km).
Heute fahren wir nach Ulan-Ude. Da es nicht weit bis dahin ist lassen wir uns Zeit und nehmen es gemütlich. In der Stadt ist nicht viel Verkehr, weil heute Sonntag ist und wir kommen gut bis zum Parkplatz vor dem Mongolischen Konsulat durch. Dort können wir gut parken und auch übernachten.
 
Montag 01.04.2019: Ulan-Ude.
Das Konsulat der Mongolei öffnet um 10 Uhr und wir treffen um 10:30 Uhr ein. Es werden ein paar Fragen gestellt, z.B. ob wir schon in islamistischen Ländern waren. Wir beantworten dies wahrheitsgemäss, da ja die Visa mit Stempel im Pass sind. Als unsere Anträge geprüft werden, vermisst der Beamte eine Hotelbuchung, denn diese sei Pflicht, auch wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Also wieder zurück ins Auto und ein Hotel in Ulanbaator buchen und die Bestätigung ausdrucken. Wir haben eines ausgewählt, das man kostenlos wieder stornieren kann, was wir sobald wir die Visa haben auch tun werden. Danach klappt alles reibungslos und wir können die Pässe mit Visa am Mittwoch Vormittag abholen.
Wir essen erst einmal zu Mittag und gehen dann bei strahlendem Wetter zur Stadtbesichtigung los. Riesig ist das Zentrum ja nicht, aber die Stadt macht einen sympathischen Eindruck. Wir schlendern über den Markt, setzen uns in der Sonne auf eine Bank und beobachten das Treiben. Nach einem Bier geht es wieder zurück.
 
Dienstag 02.04.2019: Ulan-Ude.
Heute haben wir ein grosses Programm. Nach dem frühstücken und duschen sammeln wir alle Schmutzwäsche ein und bringen sie in die Wäscherei. Sie ist gleich ums Eck in einem unscheinbaren Wohnblock im Keller (Koordinaten 51.8365, 107.5792). Sie macht aber einen sauberen und modernen Eindruck. In zwei Stunden können wir die Wäsche gewaschen und getrocknet wieder abholen.
Wir fahren in einen Titan Supermarkt zum Einkaufen und danach suchen wir eine Waschanlage für unseren Onkel Benz, er hat es bitter nötig. Aber es ist gar nicht so einfach, denn die meisten Autowäschen sind für PKW gebaut.
Aber schliesslich finden wir eine Waschanlage. Wir passen zwar auch nicht in die Halle, aber der Schlauch vom Hochdruckreiniger ist lange genug und so klappt es vor der Halle draussen. Der Autowäscher an der Wasserspritze hat sichtlich Freude. Denn mit jedem Wasserstrahl fliesst der Dreck und unser Onkel Benz erstrahlt darunter im neuen Glanz. Nach zwei Stunden ist er wieder halbwegs sauber und wir bezahlen nur 700 Rubel (ca. 11 Fr.) und der Mann strahlt. Wir gehen unsere Wäsche abholen und dann zurück.

Sobald wir wieder auf dem Parkplatz stehen, halten auch die ersten Passanten an und studieren unsere Weltkarte, die man jetzt wieder erkennt. Auch haben wir erfahren, dass die Russen bzw. die Burjaten östlich des Baikalsees einen offeneren und freundlicheren Eindruck machen.
 
Mittwoch 03.04.2019: Ulan-Ude.
Wir bleiben heute auch noch hier, wir haben es ja nicht eilig. Tobias bastelt den ganzen Tag an der Homepage und ich putze. Am späten Nachmittag gehen wir in ein nahes Restaurant essen und dann noch eine Kleinigkeit einkaufen. So ist der Tag auch schon wieder vorbei.
 
Donnerstag 04.04.2019:Ulan-Ude - Ivolginsk Kloster (39 km).
Wir fahren weiter. Auf dem Weg zur Grenze befindet sich ein buddhistisches Kloster, welches wir anschauen wollen.
Ivolginsk Datsan ist das wichtigste Kloster und das buddhistische Zentrum von Burjatien und Russland. Auf einem Rundgang kann man durchs Kloster gehen und dabei unzählige Gebetsmühlen drehen.
Es hat neben den Behausungen der Mönche und Studenten verschiedene Tempel die innen und zum Teil auch aussen sehr bunt gestaltet sind.
In einem der Tempel findet gerade eine religiöse Zeremonie statt. Wir setzen uns eine Weile hinein und lauschen dem monotonen Singsang, der hin und wieder von Trommeln und Trompeten unterbrochen wird.
Wir fahren mit dem Auto ein Stück beiseite vom Parkplatz weg, wo wir über Nacht stehen bleiben. Die Buddhisten schätzen jedes Lebewesen. Das wissen hier auch die Hunde. Im und ums Kloster hat es schätzungsweise über hundert von den Vierbeinern, die ganz selbstbewusst um Essbares betteln.
 
Freitag 05.04.2019: Ivolginsk Kloster-Kjachta (208 km).
Heute fahren wir bis kurz vor die mongolische Grenze. Die Strasse ist bis auf einen kurzen Abschnitt recht gut und es hat wenig Verkehr.
Im Grenzort Kjachta übernachten wir noch einmal um dann morgen in aller Frühe in die Mongolei einzureisen.


In einem separaten Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über Russland zusammengefasst.

Nach 36 Tagen und 6548 km verlassen wir das winterliche Russland. Unsere Reise geht weiter in der Mongolei.
 

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