Mongolei - unterwegs auf der Weltreise 2019

Altanbulag - Amarbayasgalant - Ulan Bator - Kharkhorin - Tsetserleg - Tariat - Tosontsengel - Telmen - Numrug - Songino - Naranbulag - Ulaangom - Üüreg Nuur - Tsagaannuur - Myangani
(06.04.-09.05.2019)

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Samstag 06.04.2019: Kjachta/Russland-Orchon/Mongolei (194 km).
Wir haben nur noch 5 km bis zur Grenze. Als wir am Russischen Zoll ankommen, hat es nur wenige LKW und PKW. Wir können es kaum glauben. Wir stellen uns hinter einen PKW und kommen schon als zweite dran. Soweit läuft alles glatt. Keiner fragt nach einer Registrierung. Die russischen Beamten nehmen es mit der Kontrolle aber sehr genau. Alle Schränke aufmachen und die Medikamente wollen sie auch noch sehen - jetzt bei der Ausreise - seltsam.
Wir kommen weiter zum mongolischen Zoll und es läuft ebenfalls bestens. In Rekordzeit von nur zwei Stunden sind wir durch. Von anderen Reisenden haben wir gelesen, dass sie 6-8 Stunden gebraucht haben. Im Zollgebäude heben wir am Bankomaten noch 300'000 mongolische Tugrik ab. Das sind etwa 100 EUR aber das Notenbündel das rauskommt ist fast einen Zentimeter dick.

Nach einer weiteren knappen Stunde haben wir auch die Autoversicherung und eine SIM-Karte (SKYtel, 6 GB für 15000 MNT/3 EUR). An der Strasse hat es ein paar Shops und wir holen uns ein Toastbrot für umgerechnet 10 Cents (Nachtrag: das war das günstigste Brot, in Ulan Bator kostet es das 10-fache, auf dem Land sonst etwa das 5-fache). Wir essen gleich hier unser Mittags Picnic und fahren danach weiter.
Wir wollen das Amarbayasgalant Kloster besichtigen, das etwas abseits auf dem Weg nach Ulan Bator liegt. Hier haben wir zwar eine Teerstrasse, aber die ist sehr schlecht und hat Streckenweise Betonplatten mit grossen Absätzen. Wir haben bald genug von der Hoppelei und biegen an einem Fluss ab und stellen uns etwas versteckt ans Ufer. Am Abend kommt eine Kuh-Herde auf dem Heimweg in den Stall bei uns vorbei. Sie schauen neugierig und kratzen sich das Fell am Auto, so dass die Kabine wackelt.
 
Sonntag 07.04.2019: Orchon-Amarbayasgalant (92 km).
Wir haben gut geschlafen und es war ganz ruhig und stockdunkel. Bis zum Kloster sind es nur noch wenige Kilometer, aber alles Piste. Es ist anfangs ein bisschen schwierig den Einstig in die Piste zu finden, denn von der Teerstrasse gehen viele Pisten ab, nur welches ist die Richtige. Wir fahren nochmal zurück zum Wegweiser und kommen dann auf die richtige Spur. Die Piste ist wie erwartet sehr schlecht. Es sind oft fünf und mehr Spuren nebeneinander und man muss entscheiden, welche die beste sein könnte. Der Weg führt immer wieder über kleine Pässe, der Pfad ist ausgewaschen und hat steinige Passagen.
Endlich ist das Kloster sichtbar, aber davor muss noch ein Bach überquert werden. Es hat eine kleine Brücke die mit 3 Tonnen angeschrieben ist. Wir fahren am Bächlein entlang um eine Furt zu finden. Leider hat sich der Bach tief eingegraben und die Uferböschung ist überall steil und eng, oder bereit und schlammig. Da wir keine Lust haben unseren Onkel Benz aus dem Bach zu graben, entscheiden wir uns für die Brücke. Sie macht eigentlich einen stabilen Eindruck und mit etwas Tempo kommen wir mit unseren 11 Tonnen gut drüber und die Brücke steht danach auch noch.
Das Kloster liegt in einem weiten Tal und wir finden ein ruhiges Plätzchen mittendrin vor dem Kloster. Auch hier hat es viele Tierherden: Schafe, Ziegen, Kühe und Pferde. Die meisten Herden sind ohne Hirte alleine unterwegs.
Besonders witzig sind die kleinen Erdmännchen, die in wildem Tempo von Loch zu Loch rasen, Männchen machen und dann im Bau verschwinden.

Als es schon fast dunkel ist, trottet noch eine Herde Pferde vorbei. Das Leitpferd hat ein rotes Blinklicht um den Hals. Es ist gut sichtbar und alle folgen der Stute (wahrscheinlich nicht wegen dem Blinklicht). Vielleicht hat es sogar einen GPS Sender, damit der Hirte immer auf dem Smartphone sieht, wo seine Pferde sind. Ja auch hier hat die moderne Technik Einzug gehalten.
 
Montag 08.04.2019: Amarbayasgalant.
Nach dem Frühstück besichtigen wir das buddhistische Kloster Amarbayasgalant. Es wurde 1727 in chinesischem Stil erbaut, wurde aber leider von den Kommunisten teilweise zerstört. Jetzt wird es mit UNESCO Geldern wieder restauriert. Weit ist man damit noch nicht gekommen. Wir wissen allerdings nicht, wie es früher ausgesehen hat. Das Areal ist eine riesige Baustelle und alles ist erst einmal verschlossen.
Die Mönche (ca. 50) hören wir beten, sie sind bei einer Zeremonie und als sie fertig sind, schliesst uns ein Mönch für 4 CHF (5000 MNT) Eintritt den Haupttempel auf, so dass wir ihn besichtigen können. Die bunten Farben sind beeindruckend und strahlen eine spezielle Atmosphäre aus. Neben verschiedenen Gottheiten sind auch Mandalas ausgestellt. Anschliessend steigen wir die ca. 350 Treppen zur weissen Stupa hinauf. Man kann sie in einem Rundgang im Uhrzeigersinn mit vielen Buddhas und Gebetsmühlen umrunden. Leider ist es sehr windig und wir gehen zurück zum Auto essen und uns aufwärmen.
 
Dienstag 09.04.2019: Amarbayasgalant-Bayangol (183 km).
Wir fahren weiter und nehmen einen anderen Weg zurück an die Hauptstrasse. Wir kommen durch ein weites Tal in Richtung Sant. Hier hat es weniger Berge zu überqueren, so ist der Weg viel besser und wir kommen gut vorwärts. Das letzte Stück ab dem Ort ist sogar eine neue Teerstrasse. Die Hauptstrasse in Richtung Darchan ist relativ gut, bis auf etwa 7 km schiefe Betonplatten-Piste. Ab Darchen in Richtung Ulan Bator ist sie aber miserabel. Es hat sehr viele Schlaglöcher und sogar die Einheimischen sind langsam unterwegs. Wir suchen uns bald einmal ein Plätzchen abseits der Strasse unten in einem Tal. Ausser einer Rinderherde und ein paar Pferden ist niemand zu sehen. Ausser natürlich die Erdmännchen und Vögel, vor allem Krähen und Elstern.
 
Mittwoch 10.04.2019: Bayangol-Ulan Bator 1 (147 km).
Wir machen uns wieder auf den Weg. Die Teerstrasse ist extrem schlecht. Auch wenn mal gerade keine Löcher da sind, ist sie so uneben und wellig, dass es ständig harte Schläge gibt. Wir kommen nur langsam vorwärts, aber bis Ulan Bator sind es zum Glück nur 150 km. Nach unserem Mittags Picnic stellt Tobias fest, dass die Kontrollleuchte der Handbremse weiter brennt und erst nach längerer Zeit ausgeht.

Wir fahren erst einmal weiter und lassen beim Immigration Office unser Visum um 15 Tage verlängern, was mit ein paar bürokratischen Hürden aber gut funktioniert (ca. 20 EUR pro Visum).
Da ganz in der Nähe eine Mercedes Werkstatt liegt, fahren wir dorthin und kommen gerade noch vor Feierabend an (MSM, Koordinaten 47.8915, 106.8685). Wir können auf dem Areal übernachten und morgen wird man sich um das Handbremsen/Luftproblem kümmern.
 
Donnerstag 11.04.2019: Ulan Bator (9 km).
Gleich am Morgen und pünktlich wie abgemacht, fahren wir um 8.30 Uhr in die Werkstatthalle. Wir setzen uns ins angeschlossene Restaurant zum Warten und ich habe Zeit Reisebericht zu schreiben. Zudem hat es WiFi und wir können alle Apps und Kartendaten aktualisieren. Zwischendurch kommt jemand und informiert uns über den Stand der Dinge: ein Lufttank hat sich durch die Rüttelei auf den schlechten Strassen verdreht und die Schläuche sind deshalb abgeknickt. Das bringt man jetzt wieder in Ordnung. Wir essen im Restaurant noch zu Mittag und können um 13 Uhr unseren Onkel Benz wieder in Empfang nehmen.
Wir fahren in die Stadt und peilen die von uns vorher ausgesuchten Standplätze bei Hotels an. Der Verkehr ist schlimm, aber auf den vierspurigen Strassen kommen wir doch, wenn auch langsam, voran. Zur ersten Adresse kommen wir erst gar nicht durch, weil alles schon chaotisch zugeparkt ist. Wir fahren erfolglos noch zwei andere Plätze an, bis wir im Hof des Hotel Epos Glück haben. Grade noch rechtzeitig bevor Tobias einen Nervenzusammenbruch erlitten hätte. Wir dürfen hier auf dem umzäunten Parkplatz für drei Nächte stehen bleiben. Der Platz ist ziemlich zentral und wir können zu Fuss das Zentrum erreichen.
Wir machen uns sogleich auf um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Inzwischen ist Feierabend-Verkehr und der Verkehr ist mörderisch. Zum Teil geht gar nichts mehr. Die Autos stehen Stossstange an Stossstange und Kreuzungen sind oft total blockiert. Als Fussgänger ist man das schwächste Glied im Verkehr und es wird keine Rücksicht genommen. Denn wer Rücksicht nimmt, hat schon verloren und eventuell die nächste Lücke in die er sich quetschen könnte verpasst. Grüne Ampeln für die Fussgänger werden nicht beachtet. Wir kommen total erledigt zurück zum Auto.
 
Freitag 12.04.2019: Ulan Bator.
Heute wollen wir auf den sogenannten "Russen Markt" (Narantul Markt). Wir laufen die 2,5 km dort hin und kommen dabei durch verschiedene Gegenden. Überall wird gebaut und die riesigen Hochhäuser spriessen wie Pilze aus dem Boden. Die Stadt hat jetzt schon 1,4 Millionen Einwohner, die Infrastruktur ist aber nur für 400 Tausend Menschen geschaffen.
In den vielen Hochhäusern wohnen massenhaft Menschen von denen die meisten ein Auto haben, das auf den engen Strassen unterwegs ist, aber kaum Platz zum Parken hat. Fast jeder fährt einen Toyota Prius, weil diese als Hybrid Auto steuervergünstigt sind. Diese haben auch den Vorteil, dass sie fast lautlos unterwegs sind, was wenigstens den Lärm etwas reduziert. Zudem sollen sie auch im bitter kalten Winter gut starten.
Der Narantul Markt ist riesengross und hier gibt es so gut wie alles. Vom Pferdesattel über Möbel, Kleider und Lebensmittel bis zur Pferdekopfgeige. Es hat hauptsächlich Einheimische, die hier günstiger einkaufen können als in der Stadt. Wir haben Hunger und suchen lange nach einem Restaurant, bis wir in einer einfachen Baracke fündig werden. Hier wird mongolisch für Mongolen gekocht, was jetzt nicht so meinen Geschmack trifft. Zumindest das knorpelige, fette Fleisch in meinem Nudelgericht ist für mich nicht geniessbar. Tobias hat mit seinem geschnetzelten Rindfleischberg mehr Glück. Wir gehen auf einer anderen Route wieder zurück zum Auto.
 
Samstag 13.04.2019: Ulan Bator.
Wir schlafen lange aus und laufen nach dem Frühstück in den Nordwesten der Stadt wo der Gesar Tempel und daneben das Gandan Kloster liegt. Wir kommen durch eine ganz andere Gegend, die schon etwas ausserhalb der modernen Stadt liegt. Die Häuser werden einfacher und die Mongolen tragen hier zum Teil doch noch ihre traditionelle Kleidung.
Im Gesar Tempel wird gerade gebetet und viele Gläubige stehen am Eingang und beten, so dass wir nur einen kurzen Blick hinein werfen können.

Wir gehen weiter zum Gandan Kloster. Es ist eine riesige Anlage mit mehreren Tempeln. Um den Haupttempel zu besichtigen müssen wir Eintritt bezahlen (4000 MNT pro Person, Fotografieren 7000 MNT) und dürfen dann die gigantische Statue der Göttin Janraisig besichtigen. Sie ist 26,5 Meter hoch. Wir gehen durch die Anlage und kommen bei anderen Tempeln vorbei, wo gerade religiöse Zeremonien stattfinden. Da heute Samstag ist, haben doch einige Zeit um den Tempel zu besichtigen und zu beten.
Wir gehen im Zickzack zurück und kommen unterwegs an einigen Koreanischen Restaurants vorbei und entschliessen uns in einem zu essen. Für uns das erste Mal und es schmeckt sehr gut. Wir bekommen einen Löffel und Essstäbchen dazu. Da wir aber mit den Stäbchen nicht geübt sind, essen wir mit dem Löffel, sonst würden wir vielleicht vor den vollen Tellern verhungern. Auf dem Rückweg zum Auto kaufen wir in einer Mall noch eine zweite SIM-Karte (Mobitel, 3 GB in 30 Tagen für 16500 MNT).

Obwohl Ulan Bator keinen historischen Kern hat und auch sonst nichts Spezielles zu bieten hat, waren wir doch einige Kilometer zu Fuss unterwegs. Wir haben einiges entdeckt und es ist irgendwie trotzdem eine interessante Stadt.
 
Sonntag 14.04.2019: Ulan Bator-Hustai Nationalpark (94 km).
Heute geht es ein Stück weiter. Der erste Stopp ist an der Tankstelle, wo wir problemlos voll tanken können, mit Kreditkarte und ohne Vorausbezahlung wie in Russland. Tobias kauft noch Motoröl und füllt gleich nach. Leider verlieren wir weiterhin kontinuierlich etwas Öl. Auf dem Weg aus der Stadt gehen wir in der Hunnu Mall einkaufen.
Hier sind einige echte Dinosaurier ausgestellt, die man in der Wüste Gobi gefunden hat. Gewaltig. Im Food Court hat es viele japanische Restaurants und wir essen Teriaky Hähnchen, das sehr fein schmeckt. Anschliessend gehen wir in den Supermarkt einkaufen. Leider ist das Angebot hier ausserhalb nicht mehr so umfangreich wie in der Stadt, aber wir bekommen alles was wir brauchen.

Etwa eine Stunde weiter liegt der erste National Park. Hier sollen Wildpferde wieder angesiedelt worden sein. Wir biegen von der Hauptstrasse ab und die Piste wird sogleich schlecht. Nur wenige Kilometer weiter sind schöne Dünen und wir bleiben zum Übernachten an diesen Dünen.
 
Montag 15.04.2019: Hustai Nationalpark-Elsen Tasarkhai (187 km).
Da wir nirgends Informationen gefunden haben ob man überhaupt mit dem Auto in den Park fahren kann und der Weg dorthin sehr schlecht ist, entschliessen wir uns lieber weiter zu fahren. Denn ein Abstecher von 20-30 km bei übler Piste kann gleich einmal mehrere Stunden dauern. Wir nehmen uns als nächstes das Dünenband "Mongol Els" als Ziel vor.
Unterwegs sehen wir grosse Herden mit Gazellen die in der Ferne mit grossen Sprüngen über den Boden fliegen. Ein paar Kilometer vor den Dünen hat es interessante Felsformationen und wir halten bereits hier. Grosse Felsburgen ragen aus dem Boden, die aussehen als ob ein Riese Felskugeln aufeinander gestapelt hat. Wir finden ein schönes Plätzchen zwischen drin und habe in alle Richtungen Aussicht auf die Felsen. Abends weht ein heftiger Wind, der sich in der Nacht aber legt.
 
Dienstag 16.04.2019: bei Elsen Tasarkhai.
Wir bleiben heute auch noch hier. Es ist angenehm warm, die Sonne scheint und es ist ein idealer Ort zum Wäsche waschen. Die Temperaturen steigen bis am Nachmittag auf gute 20 Grad und wir geniessen es seit langem wieder einmal draussen zu sitzen. Wir bekommen Besuch von einer Ziegenherde, die es sich rund um uns gemütlich macht. Einige legen sich für eine Pause hin, die anderen grasen weiter und es ist eine friedliche und ruhige Stimmung. Es ist ganz still, bis auf die zwei Ziegen unter unserem Auto, welche die letzten Salzkrusten von den russischen Winterstrassen ablecken und mit den Hörnern ans Blech klopfen. Eine braune Ziege hat sogar ein Milchlämmlein adoptiert, das anscheinen auch mit Ziegenmilch gross wird. Die "Chefziege" springt von einem Felsen und wie auf Kommando stehen alle auf und ziehen weiter.
Wir bleiben noch draussen sitzen, aber den Wind nimmt zu und entwickelt sich schliesslich zu einem richtigen Sandsturm. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig ins Auto um alle Türen und Fenster zu schliessen bevor der Wind den Sand in die Kabine bläst. Innerhalb weniger Minuten ist kaum noch etwas zu sehen und es tobt ein richtiger Sandsturm, so dass das Auto wackelt von den Böen. Der Wind lässt heute nicht nach und stürmt bis weit in die Nacht.
 
Mittwoch 17.04.2019: Elsen Tasarkhai-Ogii See (162 km).
Wir fahren weiter und es scheint, dass sich die Vegetation nach diesen warmen Temperaturen schon verändert hat. Denn die Ebenen und Hügel wechseln die Farbe von strohgelb/beige in zartes pastellgrün.
Unterwegs begegnen wir der ersten Herde der zottigen Kamele, die auch Trampeltiere genannt werden.
Da unsere Wasservorräte zu Ende gehen, haben wir im Ort nach Wasser gesucht und nach einigem nachfragen und suchen das Wasserhaus gefunden. Aus einem dicken Schlauch können wir unsere Tanks in Rekordzeit füllen und bezahlen 1.20 CHF für etwa 300 Liter Wasser.
Wir kommen nach Kharkhorin, wo das Kloster Erdene Zuu liegt. Es ist das erste und älteste buddhistische Kloster der Mongolei. Es wurde 1586 auf den Ruinen der Dschingis Khan Stadt Kharkhorin erbaut, aber in den 30er Jahren teilweise zerstört. Heute gehört es zum UNESCO Kulturerbe.
Die Anlage ist schön restauriert und die Tempel sind beeindruckend. Leider darf man in den Tempeln nicht fotografieren, deshalb keine Fotos von Innen.
Wir wollen etwas ausserhalb des Ortes einen Stellplatz suchen, fahren dann aber doch noch bis zum Ogii See. Er ist noch zugefroren, nur ein Streifen am Rand ist schon aufgetaut. Es hat einige Wasservögel, vor allem Kormorane, die hier im eiskalten Wasser tauchen.
 
Donnerstag 18.04.2019: Ogii See.
Die Vögel haben sich wohl an unsere Anwesenheit gewöhnt und sind in grossen Scharen im Wasser und am Ufer und wir können sie vom Fenster aus beobachten.
Wir packen uns warm ein und laufen ein Stück am Ufer entlang. Wir finden schöne Eisformationen.
Etwas entfernt hat es eine Lagune, wo es anscheinend Vögel hat. Wir gehen dorthin. Leider entpuppen sich die weissen Punkte, die wir von weitem gesehen haben nicht als Vögel, sondern als Müll. Plastiksäcke, PET-Flaschen und Styropor lässt der Wind durch die Gegend fliegen. Die leeren Vodka-Flaschen aus Glas bleiben liegen. Enttäuschend und widerlich.
 
Freitag 19.04.2019: Ogii See-Chotont (62 km).
Beim Frühstück sehen wir vom Fenster aus, dass sich der aufgetaute Wasserspalt zwischen Eisplatte und Ufer immer mehr verringert. Die Eisplatte vom See schiebt sich ans Ufer und drüber hinaus. Wir ziehen unsere Windjacken an und laufen zum Ufer, wo wir beobachten können wie sich das ungefähr 40 cm dicke Eis die Böschung am Ufer hochschiebt und dort klirrend auseinander fällt. Fasziniert schauen wir diesem Naturschauspiel zu.
Wie auf Kommando, als ob jemand den Schalter umgelegt hat, stoppt das Spektakel. Auf dem See hat sich ein Riss gebildet und verhindert das Weiterschieben.
Noch während wir zum Auto zurückgehen sehen wir, wie sich in der Ferne ein Sandsturm bildet und näher kommt. Innerhalb einer halben Stunde ist er bei uns. Der Wind treibt eine gewaltige Sandmauer vor sich her und hüllt uns ein. Wir setzen uns auch in Bewegung und fahren weiter. Wir müssen heute alles Piste fahren, bis wir wieder an der Hauptstrasse sind. Irgendwann haben wir die falsche Piste erwischt und unsere Route verloren. Aber egal, alle Pisten führen zur Hauptstrasse, wir halten uns einfach in Richtung Süden.

Ein paar Kilometer vor der Strasse stellen wir uns abseits hin zum Übernachten. Es bleibt bis zum Nachmittag stürmisch und die Luft ist vom Sand und Staub diesig. Erst am Abend kommt die Sonne nochmal durch.
 
Samstag 20.04.2019: Chotont - Ich-Tamir (119 km).
Als wir noch am Frühstückstisch sitzen taucht plötzlich ein Hirte auf. Er hat uns nicht gesehen und steigt erst mal am Fahrerhaus hoch. Wir öffnen das Fenster und rufen "Hallo". Er erschrickt, springt ab und nimmt seine Sturmmaske vom Gesicht. Wir stellen uns als Schweizer Touristen vor, was er mit einem "da, da" kommentiert und dann ohne weiteren Kommentar wieder weiter zieht.

Wir packen zusammen und fahren erst mal die restlichen Rumpel-Kilometer bis zu Teerstrasse. Die Teerstrasse hat in diesem Abschnitt auch viele schlechte Stellen. In der Aimag Hauptstadt Tsetserleg wollen wir einkaufen.
In Tsetserleg hat es einen Markt unter dem Motto "aus der Region, für die Region". Es gibt Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten und Weisskraut aus grossen Säcken, daneben liegen blutige Ziegen- und Schafffelle.
Wir halten nach einem Supermarkt Ausschau und finden gleich mehrere. Hier verkauft man ein wenig nicht mehr ganz frisches Obst und anderes Gemüse und hauptsächlich Konserven, aber auch: Erdnüsse "gut und günstig" oder "Black Forest Honey" der wirklich aus dem Schwarzwald kommt. Fleisch finden wir leider nur im 5 kg Sack tiefgefroren, also nichts für uns...
Wir suchen anschliessend die auf unserer Karte angegebenen Felsformationen, finden sie aber nicht und fahren deshalb wieder abseits ins Gelände zum Übernachten.
 
Sonntag 21.04.2019: Ich-Tamir - Canyon bei Tariat (101 km).
Heute ist Ostern, aber davon bekommt man in der Mongolei gar nichts mit. Nur die lieben Osterwünsche unserer Familien und Freunden erinnern uns daran.

Wir sind inzwischen schon auf etwa 1600 m und je höher und weiter wir nach Westen kommen, umso mehr Yak-Herden tauchen auf. Mit ihrem bis zum Boden hängenden zottigen langen Fell trotzen sie hier oben Wind und Kälte.
Heute ist die Strasse sehr gut und wir kommen gut und entspannt vorwärts und erreichen schon kurz nach Mittag den Horseshoe Canyon, unser Ziel für heute.
Ein kleiner Fluss hat sich tief in die Felsen gefressen und schlängelt sich in grossen Schleifen das Tal hinunter. Wir stehen mit schöner Aussicht am Canyon Rand und bleiben hier für die Nacht.
 
Montag 22.04.2019: Canyon bei Tariat-Tariat beim Vulkan (36 km).
Ganz in der Nähe ist der Chorgo Vulkan und der sogenannte "Weisse See". Beides liegt in einem National Park. Nach einem kurzen Stück Teerstrasse geht es durch den Ort Tariat, wo auch der Parkeingang ist. Das Parkhäuschen ist unbesetzt, aber danach kommt gleich eine Brücke, die nur für 5 Tonnen zugelassen ist. Während wir noch überlegen ob wir trotzdem drüber fahren, kommt ein Kleinlaster und fährt drüber und wir schliessen uns an.
Sogleich führt die Piste über das erste Lavafeld. Bis zum Vulkan sind es zwar nur 4 Kilometer, aber wir kommen nur im Schritttempo und weniger voran. Der Weg ist gespickt mit kantigen Lavasteinen und tiefen Mulden, die man nur langsam vorwärts rollend bewältigt kriegt. Aber wir kommen endlich an und bleiben etwas abseits des Weges auf einem Lavafeld stehen. Wir sind umgeben von knorrigen Lärchen, die aus den Lavaspalten wachsen.
Im Moment scheint die Sonne und wir beschliessen gleich zum Kraterrand hoch zu laufen. Es geht steil hinauf, wir kommen ins Schwitzen, aber leider nimmt auch der frische Wind zu. Bis wir oben sind bläst es recht und wir müssen aufpassen, dass der Wind uns nicht über den Kraterrand ins Loch pustet. Auf die Umrundung des Kraters verzichten wir deswegen und steigen wieder ab.
Wir sitzen im Auto und lesen als eine kleine Touristengruppe mit mongolischem Guide auftaucht. Zwei junge Paare und ein Japaner werden von einer Frau als Guide begleitet. Die Mongolin ist sehr kontaktfreudig und will ins Auto schauen und die Anderen dann natürlich auch. Sie ist ganz erstaunt über unseren Backofen, so ein Ding hätten die meisten Mongolen nicht bei sich zuhause. Wir plaudern eine Weile und die Mongolin will wissen ob wir Fragen haben, wir dürften sie alles fragen. Sie erzählt ein bisschen von der Mongolei, den Nomaden und wie sie in der Gruppe so reisen, was sehr interessant ist. Sie ziehen weiter, denn sie wollen ja noch zum Krater. Auf dem Rückweg kommen sie nochmal kurz vorbei und erzählen, dass sie in den Krater hinab gestiegen sind.
 
Dienstag 23.04.2019: Tariat beim Vulkan.
Wir bleiben heute noch hier. Es ist schönes Wetter, der Wind säuselt ein wenig und die Lärchen um uns sind ideal um eine Wäscheleine zu spannen. Also beste Bedingungen zum Wäsche waschen und somit gibt es in schöner Landschaft einen Putz/Waschtag ohne besondere Ereignisse...


...ausser einer vorbeiziehenden Yak-Herde.
 
Mittwoch 24.04.2019: Tariat beim Vulkan-Tosontsengel (227 km).
Nachts haben sich ganz leise Schneeflocken auf die Erde geschlichen und wir machen am Morgen grosse Augen als alles weiss ist. Immerhin sind wir auf knapp 2100 m Höhe und da ist das nicht ungewöhnlich. Aber bis wir abfahren, hat die Sonne die ganze weisse Pracht schon wieder weggetaut. Wir rumpeln die 4 Kilometer über Lavafelder wieder zurück nach Tariat auf die Hauptstrasse.
Die Strasse ab Tariat ist gut, nur über den Pass Solongotyn Dawaa mit 2560 m hat es eine passable Schotterpiste.



Zum Mittagessen stellen wir uns neben die Strasse und bekommen sogleich Besuch. Zuerst kommt ein älterer Hirte auf dem Pferd vorbei. Er interessiert sich für die Weltkarte und unsere Reiseroute. Anfangs ist er noch etwas skeptisch, aber dann strahlen seine Augen, die von vielen kleinen Lachfältchen eingerahmt sind. Leider können wir uns nicht verständigen und er reitet weiter zu seiner Herde.
Kurz darauf kommt ein Hirtenbursche in schnellem Galopp direkt auf uns zu. Auch mit ihm können wir uns sprachlich nicht verständigen, aber mit dem Smartphone kennt er sich bestens aus. Er wohnt oben zwischen den Hügeln in einem Ger mit der Familie und hütet eine Schafherde. Er fragt nach Zigaretten, die wir aber nicht haben. Er bekommt eine Tafel Schokolade, die er auch gerne nimmt, gleich einsteckt. Er bleibt solange noch bei uns, bis ich "good bye" sage. Das versteht er und er reitet davon.
Je nach Gegend ändert sich auch die Landschaft und nach dem Pass ist auch das Dorfbild anders. Hier hat es mehrheitlich Holzhäuser im Blockhausstil. Wir wollen eigentlich am die Strasse begleitenden Fluss übernachten. Aber leider finden wir nichts Passendes. Entweder kommen wir nicht von der neu gebauten Strasse runter oder der Boden ist zu sumpfig/zu sandig und die wenigen Bäume haben auch noch keine Blätter um sich etwas geschützt hinzustellen.
Schliesslich kommen wir in den Ort Tosontsengel. Ein (über-)eifriger Polizist hält alle Autos zur Kontrolle an und will Papiere sehen, alle, sogar unseren Pass. Danach dürfen wir weiter fahren und erwischen voll die falsche Strasse. Wir fahren gemäss Navi auf der alten Piste statt auf der nagelneuen Teerstrasse. Der Strassenverlauf ist völlig anders und noch in keinem Navi, Maps.me oder Landkarte eingetragen. Aber nach einem zeitraubenden Umweg stossen wir wieder auf die neue Strasse und können durchstarten.
Die neue Strasse ist auf einem Damm gebaut und schwer zu verlassen. Wir finden dann aber doch eine abgehende Fahrspur und stellen uns zwischen die Hügel.
 
Donnerstag 25.04.2019: Tosontsengel-Piste bei Telmen See (96 km).
Im Ort Telmen machen wir unseren Mittagshalt. Es hat wiedermal ein gutes Netz und wir checken und beantworten Emails. Der Ort wirkt sehr sauber. Auf einer Wiese gegenüber hat es eine Fahrschule, wo die Fahrschüler um rotweisse Pfosten kurven müssen.
Es hat weiterhin eine sehr gute neue Strasse der wir folgen. Auch hier stimmen Navi/Karte/Reiseführer nicht mit der Realität überein.

Irgendwann merken wir, dass die gesuchte Kreuzung wohl nicht mehr kommt und biegen auf eine Piste nach Norden ab und uns erwarten 72 Kilometer üble Piste oder eher Feldweg. Als wir genug vom Geschüttel, haben bleiben wir etwas abseits vom Weg stehen. Anscheinend ist das doch eine wichtige Verbindung, denn es kommen noch ein paar Autos vorbei, auch noch spät nachts.
 
Freitag 26.04.2019: Piste bei Telmen See-Numrug Salzsee (50 km).
Die Gegend hier ist zwar auch sehr schön, aber da die Piste doch recht befahren ist, beschliessen wir weiter nach Norden zu fahren. Wir steuern den Telmen Salzsee an.
 
In dieser Gegend hat es zwar Camps und Holzgatter aber bewohnt sind sie zu dieser Zeit noch nicht. Auch keine Tierherden sind zu sehen. Wir kommen nur langsam vorwärts und die Distanzen sind riesig. So brauchen wir für eine Tal Durchfahrt 30 Minuten, oder wir sehen den nächsten Ort schon, obwohl er noch 18 Kilometer entfernt ist. Am späten Nachmittag haben wir nach einem Fahrtag und 50 km den See erreicht. Wir stellen uns in einer recht einsamen Gegend an den Rand des Sees.
 
Samstag 27.04.2019: Numrug Salzsee.
Wir bleiben auch heute hier. Der Vormittag ist sonnig und fast windstill und wir erkunden die Gegend. Obwohl es ein Salzsee sein soll, ist das Wasser gar nicht salzig. Es hat einige scheue Vögel am und im Wasser und auch Pferdeherden ziehen in der Ferne vorbei.
 
Sonntag 28.04.2019: Numrug Salzsee-Airag See bei Songino (97 km).
Wir begeben uns wieder auf die Piste und rumpeln über Wiesen und durch Bäche bis zum kleinen Ort Numrug. Inzwischen entwickelt sich ein ausgewachsener Sandsturm und im Ort treibt der Wind Sand und Staub durch die nicht geteerten Strassen.
Nach einer Woche finden wir einen kleinen Lebensmittelladen. Die Auswahl an frischen Esswaren ist sehr bescheiden. Es gibt Kartoffeln und steinalte vergammelte Kohlköpfe. Wir kaufen vier Äpfel (gepolstert eingepackt wegen den Rüttelpisten) und 6 Eier. Ansonsten hat es nur Konserven, aber die haben wir selbst noch. Etwa ein Drittel des Ladens ist bestückt mit Alkoholflaschen, meist hochprozentigen, was auch das weit verbreitete Alkoholproblem erkennen lässt.

Wir fahren zur Tankstelle, denn es wird so langsam knapp mit dem Diesel. Auf den zum Teil sandigen Pisten schluckt unser Onkel Benz doch mehr. Leider ist nach 32 Liter Schluss: Stromausfall. Wir könnten auch noch Wasser brauchen, aber bei dem Sandsturm haben wir keine Lust und bis zum nächsten Ort wird es reichen.
Ab Numrug ist die Strasse nicht mehr geteert, aber die Strassenbauer sind eifrig dran mit chinesischer Unterstützung - New Silk Road. Eigentlich fehlt nur noch der Teerbelag. Also sandige Piste fahren.

Wir müssen oft anhalten, weil man vor lauter Sand die Hand vor Augen nicht mehr sieht und schon gar nicht den Verlauf der holprigen Piste.
Wir dürfen dann auf der neuen, zwar noch nicht geteerten, aber gewalzten Strasse weiterfahren. Sie ist schön glatt, besser wie jede Autobahn. Dafür vermischt sich jetzt der Sand mit Schnee und mit entsprechend verschmierten Scheiben sind wir unterwegs.
Vor dem Ort Songino finden wir einen schönen Platz zwischen felsigen Hügeln und Aussicht auf den Airag See. Als das Wetter endlich aufklart, sehen wir was für ein wunderschöner Platz das hier ist.
Neben den Herden hat es auch ein paar wilde Tiere, Murmeltiere und verschiedene Vögel.
Den schwarz-weissen Vogel haben wir mal Wunderfitz-Vogel genannt, da diese Vogelart sehr neugierig ist. Immer wieder rennen sie auf unserem Dach herum, begutachten unser Fahrzeug und fliegen sogar vor unseren Fenstern herum um einen Blick hinein zu werfen.
 
Montag 29.04.2019: Airag See bei Songino.
Heute haben wir blauen Himmel und Sonne schon von früh an und wir bleiben hier. Bis mittags ist eine riesige Tierherde nach der anderen unterwegs zum See hinunter. Die meisten begleitet von Hirten auf dem Pferd, aber auch, wie schon oft gesehen, Hirten auf dem Motorrad, sogenannte "Easy-Reiter".
Wir gehen auch gleich zum See hinunter solange der Wind, der meist so gegen Mittag auftritt, noch nicht bläst. Etwas oberhalb hat es eine Quelle von der das Wasser zum See hinunter läuft. Das Wasser plätschert sanft vor sich hin und die meisten Tiere trinken hier schon, denn am See sind nur die Ränder aufgetaut, der Rest ist noch gefroren.
Auf dem Rückweg geht Tobias noch zum nahen Ovoo und ich schon zum Auto.
Der Frühling kommt so langsam, erste Mini-Bonsai-Blümchen beginnen zu blühen.
 
Dienstag 30.04.2019: Airag See bei Songino-bei Naranbulag (113 km).
Wir kommen nach Songino, ein kleiner Ort mit Tankstellen und Wasserhäuschen. Wir wollen zuerst Wasser tanken und finden auch gleich die Wasserstelle. Es ist Hochbetrieb, die Leute vom Ort kommen mit Kanistern und grossen Blechmilchkannen, die sie auf zweirädrigen Karren transportieren und anderen Gefässen. Vor dem Wasserhaus ist der Boden matschig mit grossen Schlammlöchern in denen sich die Schweinchen, von denen es hier sehr viele gibt, suhlen. Wir sind an der Reihe und müssen das Auto erst einmal in die Nähe des Wasserschlauchs bekommen und zirkeln hin und her bis wir dran kommen. Der Wasserchef brabbelt die ganze Zeit etwas was wir nicht verstehen. Als wir endlich stehen wissen wir auch was er gemeint hat. Es gibt keine Wasserpumpe, das Wasser läuft nur nach unten aus dem Schlauch und wenn man ihn hoch hält stoppt der Wasserfluss. Aber Hilfe kommt sofort, alle haben gute Ideen.
Schlussendlich deutet einer auf eine andere Wasserstelle. Er bringt sein Wasser nach Hause, steigt dann bei uns ein und wir fahren von einer trockenen Wasserstelle zur nächsten. Wir landen bei einem anderen Dorfbewohner der sich auf sein Motorrad schwingt und voraus fährt. Wir kommen bei seinem privaten Wasserhäuschen an. Er schliesst das Wasserhaus auf und stellt das Wasser an, das aus einem dicken Rohr in einen Tank und dann in eine Tiertränke fliesst.
Sie versichern uns, dass es Trinkwasser ist. Wir probieren es und es scheint okay zu sein, auch die Kühe trinken es. Mit einem ans Rohr gehaltenen Verlängerungsschlauch können wir dann unsere Tanks füllen. Die ersten durstigen Kühe tauchen auf und wollen trinken.
Wir fahren unseren Helfer nach Hause und er lädt uns noch auf einen Tee bei sich zu Hause ein. Wir laufen durch seinen Garten, in dem er Sträucher gepflanzt hat die er aus den Bergen geholt hat und jetzt bewässern muss.
Er zeigt uns seine Wohnung und ein Foto seiner Familie. Obwohl er nicht Englisch kann, können wir uns so halbwegs mit ihm unterhalten. Ausserdem ruft er eine Englisch sprechende Person an mit der wir gegenseitig Infos austauschen können. Er ist der Dorflehrer und lebt alleine hier, weil seine Frau und die drei Kinder im ganzen Land verteilt sind und dort arbeiten. Er muss bald zum Unterricht und wir ziehen auch weiter.

Anschliessend fahren wir noch zur Tankstelle und machen auch unsere Dieseltanks voll. Wie hier üblich, wird auch diese Tankstelle von einer Frau bedient.
Wir müssen noch ein kurzes Stück auf der Piste fahren bis wir auf die neu fertig gestellte Teerstrasse wechseln können. Ein paar Kilometer nach dem Ort fängt der Khan Khokhii National Park an. Wir biegen von der Strasse ab und stellen uns zwischen bizarre Felskugeln.
 
Mittwoch 01.05.2019: bei Naranbulag.
Dies ist ein toller Platz und wir bleiben auch heute noch hier. Zwischen den grossen Felskugeln kann man wunderbar herum klettern oder drumrum laufen und Hasen beobachten, die schnell in ihren Bau flitzen. Die Felsen sind zum Teil ganz weiss vom Vogeldreck. Aus der Ferne sehen wir zwei sehr grosse Greifvögel, die hier wohl ihr Nest haben.
Heute haben wir zum ersten Mal einen ganzen Tag nicht geheizt. Der Frühling kommt, aber langsam.
 
Donnerstag 02.05.2019: bei Naranbulag-Chjargas Nuur (153 km).
Wir fahren durch weite Steppe am Chjargas Salz See entlang. Die Gegend ist sehr trocken und deshalb werden hier mehrheitlich Kamele (Trampeltiere) gehalten. Die grossen Herden sind weit verstreut. Die Trampeltiere sind gemütlich unterwegs und verlieren wohl gerade ihr Winterfell, das in Fetzen von ihnen hängt. Der See selbst beeindruckt uns nicht sehr. Er ist zwar schön blau, aber die Ufer sind kahl und öde.
Wir biegen am Nordende des Sees ab, weil auf der Landkarte dort eine heisse Quelle eingetragen ist, die wir aber leider nicht finden. Das Gelände ist hügelig und sandig und wir graben uns beim Ausnivellieren im sandig-steinigen Boden fast ein.
 
Freitag 03.05.2019: Chjargas Nuur-Ulaan Dawaan (158 km).
Auf glatter Teerstrasse kommen wir ins Aimag-Zentrum Ulaangom, die erste grössere Stadt seit langem und die Erwartungen sind hoch. Wir vermissen schmerzlich frisches Obst, Gemüse und Salat.
Wir parken mitten in der Stadt und suchen einen Supermarkt. In einem Neubaugebiet werden wir fündig und kaufen alles was es an Frischem hat: Bananen, Mandarinen, Birnen, Salatgurke und grüne Paprika. Ein richtiges Schlaraffenland das seinen Preis hat. Von den unverpackten in der Tiefkühltruhe liegenden Hähnchenschenkel lassen wir die Finger. Also kein Fleisch. Eine junge Frau kauft sich nach längerem Preisvergleich eine Handvoll Trauben und einen Apfel. Vitamine sind gesund und nicht jeder mag Schaf-Fettschwanz...
Wir fahren die nördliche Route Richtung Tsagaannuur weiter. Die Teerstrasse hier ist bedeutend schlechter als die bisherige neue Strasse und wir kommen nur noch mit 40-50 km/h voran. Erstaunlich ist, dass auch viele Russen in voll bepackten Autos in Richtung Grenze unterwegs sind. Scheinbar kann man in Ulaangom besser einkaufen als in der russischen Tuwa-Region.

Nach der Abzweigung nach Tsagaanuur gibt es nur noch Piste.



Auf dem Pass Ulaan Davaa (1970 m) bleiben wir zum Übernachten.
 
Samstag 04.05.2019: Ulaan Dawaan-Üüreg Nuur See (36 km).
Am Morgen ist es etwas klarer und wir sehen die zackigen Schneeberge des Altai-Gebirges, welche sich gestern Abend in Wolken versteckt hatten. Wir wollen bis zum Üüregsee.
Da dieser nur 25 km entfernt ist, nehmen wir die kleine Piste dorthin, was keine so gute Idee ist. Wir müssen breite Geröllflächen und durch Flussbette fahren und auch zweimal wieder umkehren, weil die Piste an einem Eisfeld endet.

Wir befürchten schon alles zurückfahren zu müssen. Aber schliesslich kommen wir weiter bis zum See und können dort direkt am Ufer bleiben. Zwar taut der See am Ufer schon, aber der grösste Teil ist noch immer weiss gefroren. Und auch hier treiben die Eisplatten ans Ufer und schieben den Kies zu einem Damm zusammen, so dass sich dahinter eine Lagune bildet.
 
Sonntag 05.05.2019: Üüreg Nuur See-Ogotor Khamar Pass (58 km).
Wir wollen ein Stück weiter kommen, denn bis Tsangaannuur an der Teerstrasse ist es noch weit. Wir starten und ein Wegweiser gibt uns die Richtung an. Wir kommen an eine Weggabelung mit drei Möglichkeiten und entscheiden uns prompt, wie sich später heraus stellt für die falsche Abzweigung. Wir hoppeln der Piste entlang, fahren über ein Geröllfeld mit grossen kantigen Steinen und landen dann vor einem langen und breiten Eisfeld. Das Eis schmilzt und das Tauwasser läuft in vielen kleinen Bächen darunter hervor. Der Boden ist aufgeweicht und matschig. Wir checken zu Fuss die Lage und suchen eine passende Durchfahrt. Das Gelände so glitschig, dass selbst wir ausrutschen. Wir überlegen ob wir umkehren müssen oder vor dem Eisfeld in eine andere Richtung abbiegen können. Das scheint zu klappen, wir müssen dafür nur einen kleinen steinigen Bach überqueren, was ganz gut klappt.
Wir kommen aber wieder auf eine Piste die plötzlich endet und diesmal müssen wir zurück, bis wir auf eine Querverbindung kommen, die wieder zurück zum See führt. Es ist drei Uhr am Nachmittag und wir sind wieder am See und nur wenige Kilometer Luftlinie von dem Punkt entfernt von dem aus wir am Vormittag gestartet sind.

Jetzt sind wir aber auf der Hauptverbindung, auf der "Autobahn" A16, die hier mindestens 8-spurig ist und übles Wellblech hat. Wir bewegen uns eine Weile auf dieser weiter, aber schon bald weicht auch sie von ihrem in Navi angegebenen Verlauf ab. Wir bleiben auf der Piste mit den meisten Autospuren, die andere verläuft im Sande. Wir müssen über übles Wellblech. Auch bei vorsichtiger Fahrweise bei 15 km/h schaukelt sich das Auto auf. Alles was nicht Niet und Nagelfest ist zittert und wackel, ächzt und quietscht. Selbst wir werden durchgeschüttelt bis uns das Gebiss klappert. Dann hilft nur anhalten. Wir sind so sehr auf die schlechte Piste konzentriert, dass wir gar keinen Blick mehr für die eigentlich schöne Landschaft haben. Der Genuss der Landschaft bleibt regelrecht auf der Strecke.

Es ist wieder einmal erschreckend, wie viele leere Schnapsflaschen rechts und links am Wegrand liegen. Anscheinend saufen die hier Durchfahrenden und werfen dann die Flaschen aus dem Fahrzeug. Aber wen wundert's, diese Piste ist wohl nur im Suff zu ertragen.
Wir haben schon lange genug von der Rumpelei und halten nach einem Stellplatz Ausschau aber die Ebene ist wieder extrem weit und kein geschütztes Plätzchen in Sicht. Die Piste steigt langsam aber stetig an und schlussendlich sind wir auf dem Pass Ogotor Khamar (2300 m) angelangt. Hier hat es ein paar zackige Felsen zwischen die wir uns zum Übernachten stellen.
Und von hier aus können wir endlich in aller Ruhe die Landschaft betrachten, auf der einen Seite zurück ins Tal wo wir hergekommen sind und auf der anderen Seite bis zu den mit Schnee bedeckten Altai Bergen.
 
Montag 06.05.2019: Ogotor Khamar Pass-bei Buchmurun (37 km).
Nach dem Frühstück begeben wir uns gleich wieder auf die Piste. Ich marschiere ein paar Kilometer zu Fuss. Ich hatte vier Wochen lang zwei starke Erkältungen hintereinander, habe mich ziemlich schlapp gefühlt und hatte keinen Unternehmungsgeist. Da ist die Bewegung zu kurz gekommen und jetzt muss ich ein bisschen nachholen.

Wir sind wieder auf der Wellblechpiste unterwegs. Dazu kein Foto, da dieses die Wellblechpiste nicht mit ihrer wirklichen Schrecklichkeit und Nervigkeit darstellt. Der Weg führt vom Pass hinunter und dann über eine kilometerlange flache Geröllebene ohne Erhebung. In einem nervenaufreibenden Stopp and Go quälen wir uns weiter. Wir sind so mit der Piste beschäftigt, dass wir beinahe eine Gruppe Gazellen übersehen hätten, die durch uns aufgeschreckt, davon gesprungen ist.
In der Ferne taucht ein einzelner grosser Felsen auf und diesen steuern wir an. Er ist etwas abseits der Piste und umgeben von Büschen. Im und am Felsen hat es viele Vogelnester. Es hat grosse Raben, Greifvögel, stinknormale Spatzen und auch Wiedehopfe. Hier gefällt es uns und wir bleiben gleich hier stehen.
 
Dienstag 07.05.2019: bei Buchmurun.
Heute planen wir einen "Ruhetag" ein. Das Wetter ist schön. Dann beschliessen wir aber Wäsche zu waschen und wursteln den ganzen Tag herum. Ich in der Kabine und Tobias streicht ein paar vom Sandsturm "sandgestrahlte" Autoteile neu.

Dazwischen bekommen wir Besuch von einem Hirten auf dem Pferd, der seine gemischte Schaf und Ziegen Herde vorbei treibt. Ganz selbstverständlich klettert er die Eingangstreppe hoch und öffnet die Türe. Wir sagen, dass wir Touristen sind. Er überlegt eine Weile, murmelt etwas und geht dann wieder zu seiner Herde.
Am Nachmittag machen wir einen kleinen Spaziergang um unseren Felsen. Die ganze Gegend hier ist wohl ein Bachbett, wo ab und zu mal Wasser fliesst. Es hat tiefe Rinnen und ab und zu hat es noch genug Grundwasser um etwas grünes Gras spriessen zu lassen.
 
Mittwoch 08.05.2019: bei Buchmurun-bei Tsagaanuur (72 km).
Der Himmel ist wolkenlos und wir nehmen die letzte Etappe bis Tsangaannuur in Angriff. Wir kommen weiterhin durch eine Geröllwüste in einer endlos breiten Ebene. Die mehrspurige Piste ist miserabel wie eh und je. Wir wechseln wo möglich die Spur in der Hoffnung, das die Fahrbahn nebenan besser ist um dann frustriert fest zu stellen, dass sie genauso beschissen ist.

Als der erste Ort auftaucht und wir ins Internet kommen, checken wir neue Nachrichten und erfahren via Felix aus der Schweiz, dass die etwa 80 km entfernte Stadt Ölgii unter Quarantäne steht, weil dort die Beulenpest grassiert. Verursacht durch zwei Kasachen, die traditionell rohes Murmeltierfleisch samt Innereien gegessen haben. Beide sind tot. Sie hatten Kontakt mit 158 Menschen, die jetzt in Ölgii festgehalten bzw. in Quarantäne gehalten werden.

Ursprünglich wollten wir auch dort hin, hatten aber das Vorhaben wegen schlechter Piste schon zuvor aufgegeben.
Für die 72 km sind wir abgesehen von einer kurzen Mittagspause an einem Bach den ganzen Tag unterwegs.
Nahe Tsagaanuur führt der Weg durch ein Gebirgstal, welches uns sehr an den Pamir-Highway in Tajikistan erinnert. Am Ende des Tals hat es ein paar Seen auf welchen wir erstaunlich viele Schwäne sehen, hier auf 2200 m Höhe.
Als wir uns dem Ort Tasngannuur nähern, werden wir erst einmal von Müllbergen und alten Bauruinen empfangen. Danach folgt ein kilometerlanger Zaun von einem Militärgelände. Hier ist schon Grenzregion.
Wir fahren in den Ort und suchen einen Laden mit Brot, was wieder einmal schwierig ist. Im zweiten werden wir dann fündig. Auch in diesem Ort ist das Angebot seeeehr bescheiden. Hier gibt es nicht einmal mehr Äpfel. Als wir zurück zum Auto kommen, sind wir umringt von Kindern und dem Hotelmanager/Tourismuschef des einzigen Hotels im Ort. Er versucht uns weis zu machen, dass wir hier nicht im Auto schlafen dürften weil das alles Militärgebiet sei. Und fotografieren dürften wir auch nicht. Er will uns unbedingt in sein Hotel lotsen.
Wir fahren aber weg, ein Stück weiter an einen See und wollen morgen die 35 km entfernte Grenze passieren.
 
Donnerstag 09.05.2019: bei Tsagaanuur-bei Myangani (32 km).
Heute ist es kalt und windig mit tiefhängenden Wolken, also ein typischer Grenztag. Die Grenze öffnet laut Tourismuschef um 10 Uhr. Wir starten kurz nach Zehn, es ist ja nicht weit. Leider ist nach ca. 5 km Schluss mit Teer und die altbekannte Wellblechpiste mit vielen Nebenspuren wartet auf uns. Wir kommen nur im flotten Schritttempo voran und brauchen lange bis wir im Grenzort sind. Wir befürchten schon, dass wir dann gerade da sind wenn die Grenzer Mittagspause machen.

Wir wollen hier im Grenzort noch unser mongolisches Restgeld in Rubel wechseln. Dabei erfahren wir, dass heute die Grenze gar nicht geöffnet hat. In Russland ist Feiertag: Tag des Sieges. Wir probieren und an die Grenze zu stellen, aber man schickt uns weg. Wir fahren ein Stück zurück ausserhalb des Ortes bleiben wir für die Nacht stehen. Wir hoffen, dass es morgen klappt mit dem Grenzübertritt.


In einem separaten Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über die Mongolei zusammengefasst.

Nach 34 Tagen und 2517 km verlassen wir die Mongolei. Unsere Reise geht weiter wieder in Russland.
 

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