Russland (Russische Föderation) - unterwegs auf der Weltreise 2019

Altai-Region - Tashanta - Kosh-Agach - Aktash - Kulchegen - Onguday - Gorno-Altaysk - Biysk - Barnaul - Mikhailovka
(10.05.-28.05.2019)

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Freitag 10.05.2019: Myangani/Mongolei - Kosh-Agach/Russland (84 km).
In der Nacht hat es gestürmt und immer wieder geschneit, aber der Schnee ist gleich wieder weggetaut. Wir fahren zur Grenze, wo wir um 9.30 Uhr eintreffen. Es hat schon eine kleine Schlange mit Autos und LKWs. Eine Frau kommt vorbei und kassiert noch eine Roadtax ein. Um 10 Uhr wird der Zoll geöffnet und es dürfen immer 4 Autos in den Zollhof fahren. Im Zollhof wird das Auto kontrolliert, man geht danach in das Gebäude und kann dort alles recht geordnet erledigen: Ausfuhrstempel und Autoausfuhr Abwicklung.

Zwei Stunden später, also um 11.30 Uhr passieren wir das Tor nach Russland. Dann geht die Fahrt durch etwa 30 km Niemandsland bis wir am russischen Zoll ankommen.
Hier am Russischen Zoll hat sich inzwischen auch eine Autoschlange gebildet und päckchenweise darf man in den Zollhof einfahren. Wir müssen uns zuerst zur Quarantäne-Baracke begeben und werden dort von einer Frau mit Mundschutz und Pelzmütze herein gebeten. Uns wird Fieber gemessen und mit einem langen aaah in den Mund geschaut. Wir erhalten ein Info Merkblatt zur Beulenpest die hier im Umkreis von etwa 70 km grassiert. Weiter geht es zur Fahrzeugkontrolle. So intensiv wie hier sind wir noch nie kontrolliert worden. Wir müssen die ganze Garage ausräumen bis in den letzten Winkel.

Danach beginnt ein unbeschreiblicher Horrortrip für die Autoeinfuhr. Es ist eisig kalt mit einem schneidenden Sturmwind. Die Beamten sitzen in einem Kabäuschen und machen ohne alle Hektik ihre Arbeit, aber wir müssen draussen anstehen. Alle zittern und frieren in der Kälte. Die Mongolen und Russen drängen sich ohne Rücksicht nach vorne oder reichen ihre Unterlagen von hinten nach vorne. Komischerweise sind wir immer die Letzten. Endlich schaffen wir es unsere Unterlagen durchs Fenster zu reichen. Nach wenigen Minuten taucht eine englisch sprechende Beamtin auf und bittet uns mit zu kommen. Sie füllt mit uns einen Zoll-internen Fragebogen aus, wegen Autoschmuggel von der Mongolei nach Russland, was hier häufig vorkommen soll. Danach müssen wir wieder am Kabäuschen anstehen, wo sich schon wieder eine dicke Menschentraube angesammelt hat, denn Schlange stehen gibt es hier nicht. Als wir wieder unsere Papiere eingereicht haben, beginnt das Ganze von vorne. Unsere Papiere sind, da alles nur auf Russisch ist, falsch ausgefüllt und wir müssen wieder zurück auf "Feld 1". Wir haben von der eisigen Kälte blau marmorierte Gesichter und sind am verzweifeln und Tobias hat so kalte Finger, dass er gar nicht mehr schreiben kann. Die Englisch sprechende Beamtin hilft auch diesmal und nach 4 Stunden können wir endlich einreisen und weiterfahren.

Das war mit 6 Stunden bisher unser längster und auch schlimmster Grenzübertritt.
Wir fahren etwa 60 km in den nächsten grösseren Ort Kosh-Agach und gehen einkaufen. In einem Supermarkt erwartet uns ein richtiges Schlaraffenland mit viel frischen Früchten, Gemüse und Milchprodukten. Sogar Kamelmilch aus Kasachstan (hier leben viele Kasachen) gibt es hier, die wir natürlich probieren wollen (schmeckt etwas bissig).
Wir fahren aus dem Ort und stellen uns für die Nacht an ein Flussufer.
 
Samstag 11.05.2019: Kosh-Agach (26 km).
Wir brauchen dringend Wasser und so fahren wir zurück in den Ort Kosh-Agash. Wir klappern alle ehemaligen Wasserstellen gemäss Maps.Me ab und fragen dann an einer Tankstelle. Die freundliche Dame erstellt uns nach einigen Sprachproblemen mit Google Translator einen genauen Plan, wo wir hin müssen. Wir finden die einzige offene Wasserstelle. Das Wasser ist ziemlich eisenhaltig, und läuft nur in einem dünnen Strahl. Aber wir brauchen dringend Wasser und füllen deshalb mal einen Tank.
Das dauert ewig, weil zwischendurch auch ein paar Einheimische kommen um ihre Gefässe zu füllen. Es wird immer schwieriger in Russland an Wasser zu kommen, da die Häuser inzwischen Wasseranschluss haben und die ehemaligen öffentlichen Pumpen verschwinden.

Danach holen wir noch eine Beeline SIM-Karte für mich, die für 30 GB gerade mal 3.20 CHF kostet und bestens funktioniert (Nachtrag: die CHF 3.20 für 30 GB waren nur eine "Anzahlung", schon bald war das Guthaben aufbraucht und die Karte funktionierte nicht mehr). Anschliessend skypen wir mal wieder und gehen danach nochmal in einen Supermarkt, wo uns die Kaufwut befällt.
Etwa 10 km ausserhalb stellen wir uns an ein trockenes Flussbett mit herrlicher Aussicht in alle Richtungen.
 
Sonntag 12.05.2019: bei Kosh-Agach.
Wir wollen das schöne Plätzchen heute auch noch geniessen und bleiben hier. Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf um die Gegend zu erkunden bevor der Wind heftiger wird. Wir laufen das trockene Flussbett hinauf. Leider nimmt der Wind zu und wir müssen uns gegen den Wind vorgebeugt weiterbewegen. Den Kopf und den Blick nach unten gerichtet, entdecken wir dafür die grosse Vielfalt an schönen und ungewöhnlichen Steinen und die ersten kleinen gelben Blüten der Frühlingsblumen.
Am Nachmittag buchen wir den Flug für unseren Kurztrip nach Hause um unsere Pässe auszutauschen, ein paar Dinge zu erledigen und unsere Lieben wieder zu sehen.



Auch hier in der Wildnis kann man "online" sein...
...wie auch der moderne Schafhirte, der in einer Pause seine Mails checkt oder einfach nur ein Spielchen spielt.
 
Montag 13.05.2019: Kosh-Agach - bei Kuray (56 km).
Wir fahren nur 56 km weiter und bleiben an einem kleinen Bach abseits der Strasse stehen. Am Ufer des Bachs entlang hat es viele schöne Platze, die zum Teil schon mit Feuerstellen ausgestattet sind. Der Bach scheint bei Anglern beliebt zu sein. Interessant ist wieder einmal, dass obwohl so viel Platz ist, sich die Angler rechts und links neben uns aufbauen um ihre Angel in den Bach zu werfen.
Und es schneit wieder einmal und die vorbei ziehenden Kühe finden wegen der Schneedecke kein Gras mehr.
 
Dienstag 14.05.2019: bei Kuray-bei Iodro (71 km).
Auch am nächsten Morgen ist noch alles weiss, aber mit etwas Sonne ist der Schnee schnell wieder weg.
Auf dem weiteren Weg kommen wir durch Aktash, wo wir eine Kleinigkeit im Supermarkt einkaufen. Es hat daneben einen kleinen Markt, wo aus dem Kofferraum der Autos Kleider oder auch Obst und Gemüse verkauft wird. Wir staunen nicht schlecht, denn es werden sogar Kirschen verkauft.
Wir fahren weiter am Fluss entlang das Tal hinab und entdecken ein paar River Rafter auf dem Wasser. Fast von einem Meter zum nächsten ändert sich die Landschaft.

Plötzlich ist es grün. Die Birken haben Blätter, die Obstbäume in den Gärten blühen und die Wiesen sind grün mit gelben Blumen. Richtiger Frühling!
Wir finden einen schönen Stellplatz oberhalb der Strasse auf einer grossen Wiese. Hier blühen lila Glockenblumen und ein Teppich aus Schlüsselblumen.
 
Mittwoch 15.05.2019: bei Iodro-bei Ongudai (123 km).
In der Nacht hat es schon wieder geschneit und alles ist wieder mit Schnee bedeckt. Es schneit weiter und ein Graupelschauer jagt den anderen. Wie Popcorn prasseln die kleinen weissen Schneekügelchen herab.
Heute haben wir ein kleines Jubiläum: seit genau zwei Jahren sind wir nun schon auf unserer Weltreise unterwegs.
Zum Mittags-Picnic stellen wir uns auf ein Plateau beim Zusammenfluss der Flüsse Katun und Chuya. Leider schneit es immer wieder und eine Sicht auf die Berge ist leider nicht möglich.
Vor dem kommenden Pass sehen wir in Kulchegen eine Wasserstelle und tanken noch Wasser. Zu Beginn scheint noch die Sonne, aber am Ende schneit es schon wieder.
Auch als wir über den Pass fahren ist es neblig und man sieht die Hand vor Augen kaum. Schade.

Wir fahren von der Hauptstrasse in ein Seitental ab und stellen uns an das kleine reissende Flüsschen Ursul.
 
Donnerstag 16.05.2019: bei Ongudai.
Wir bleiben auch heute noch hier. Erst am Wochenende soll das Wetter wieder besser werden. Es macht keinen Sinn, dass wir bei Schneetreiben durch die Berge fahren und nichts von ihnen mitbekommen. Am Morgen scheint die Sonne und wir machen uns noch vor dem Frühstück auf zu einem Spaziergang. Schon auf dem Rückweg bläst uns ein kalter Wind entgegen und die Sonne ist auch weg.
Wir wursteln im Auto herum und gegen Mittag tauchen Sonja und Michael auf, mit denen wir schon seit ein paar Tagen WhatsApp Kontakt haben. Sie sind in der Gegenrichtung unterwegs.

Wir verbringen einen netten Tag zusammen. Da sie auch schon viel gereist sind, geht uns der Gesprächsstoff nicht aus und wir palavern bis spät in die Nacht.
 
Freitag 17.05.2019: bei Ongudai-bei Tenga (87 km).
Am Morgen verabschieden wir uns. Die Beiden fahren in Richtung Mongolei und wir brechen in Richtung Norden auf. In Onguday gehen wir einkaufen, denn wir haben fast keine Lebensmittel mehr. Auf dem Parkplatz kaufen wir bei einem Händler einen riesengrossen Bund Bärlauch. Wir machen danach eine grosse Runde im Ort auf der Suche nach einem Beeline Shop, finden aber leider keinen. Bei meiner SIM Karte ist das Guthaben aufgebraucht und ich möchte gerne nachladen.
Nach Kurata biegen wir in ein Seitental ab. Wir suchen lange vergeblich nach einem schönen Stellplatz am Fluss. Nach ein paar Kilometern kehren wir um und stellen uns dann an einen Wiesenplatz am Fluss unterhalb der Strasse. Der Platz ist dann doch sehr schön und die etwas entfernte Strasse stört nicht.
 
Samstag 18.05.2019: bei Tenga.
Wir wachen mit strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel auf und wollen hier am Fluss das tolle Wetter geniessen. Wir holen zum ersten mal wieder unsere Stühle raus und sitzen den ganzen Tag an der Sonne und tanken Wärme und Licht. Herrlich. Zum Glück haben wir uns gut eingecremt.
Irgendwann taucht dann ein besoffener Motorradfahrer auf. Ihm ist das Benzin ausgegangen und er will uns anpumpen: Benzin oder Geld. Weil er uns gar nicht mehr von der Pelle rückt, geben wir ihm etwas Geld und er klettert wieder zu seinem Motorrad an die Strasse hoch. Dort probiert er noch vergeblich Autos anzuhalten, bis er dann beginnt zu schieben. Auch ein Mann und eine Frau kommen mit dem Motorrad bei uns vorbei. Sie sind neugierig und nach einer kurzen Kommunikation mit Händen und Füssen fahren sie weiter. Kurz danach kommt der besoffene Motorradfahrer wieder vorbei. Er strahlt, im Tank ist wieder etwas Benzin und er scheint auch etwas nüchterner zu sein. Er verabschiedet sich gleich wieder.
 
Sonntag 19.05.2019: Tenga-Cheposh (146 km).
Weiter geht es nach Norden. Wir kommen über den Seminski Pass mit 1720 m.
Auf der Passhöhe hat es viele Verkaufsbuden mit Strickwaren aus der Mongolei, Kräutern, Honig und Standard-Souvenirs wie Magnetbildchen.

Wir probieren uns durch die Honige und kaufen dann einen fast weissen Honig.
Nach dem Pass geht es relativ steil hinunter und kaum dass wir es merken, sind wir nur noch auf etwa 300 m. Hier unten ist es plötzlich warm, die Kinder laufen in kurzen Hosen und Hemden herum. Es ist recht touristisch und entlang des Flusses ist ein Feriencamp mit Holzhäuschen neben dem anderen. Wir biegen noch ins Katuntal ab, aber da ist es fast noch schlimmer, das ganze Ufer ist mit Ferienanlagen verbaut von einfach bis sehr luxuriös.
Wir haben keine Lust mehr und fahren zu ersten Mal nach laaanger Zeit wieder auf einen Campingplatz. Er liegt direkt am Fluss und wir sind die Einzigen. Jeder Platz ist mit einer Picnic-Hütte ausgestattet und wir buchen gleich für zwei Nächte.
 
Montag 20.05.2019: Cheposh.
Wir waschen fünf Maschinen Wäsche und tauschen die Winter gegen die Sommerkleider aus und nehmen auch gleich die Sommerdecken in Gebrauch. Das Wetter ist wechselhaft und es gibt immer wieder plötzliche Regenschauer, so dass wir die halbtrockene Wäsche von draussen ins Picnic-Häuschen umhängen müssen.
Aber bis zum Abend ist alles trocken und die Winterklamotten sind in der Dachbox verstaut. So sind wir den ganzen Tag beschäftigt und zum Hinsetzen und Relaxen sind wir kaum gekommen. Am Ufer des Katun Flusses sammeln wir noch ein paar kleine Steine. Es ist erstaunlich, wie viele ganz unterschiedliche und sehr schön geschliffene Steinchen hier herumliegen.

Tobias entdeckt noch, dass bei der Dieseltank-Halterung hinten wieder die Schraube abgebrochen ist (die gleiche wie schon mal in Georgien). Es steht also wieder mal ein Werkstatt-Besuch an.
 
Dienstag 21.05.2019: Cheposh-Polevodka (129 km).
Für heute ist per SMS Sturmwarnung angesagt. Wir haben zusammengepackt und sind gerade abgefahren, als es anfängt zu regnen. Es regnet sich ein und schlussendlich schüttet es wie aus Kübeln. Wir gehen kurz einkaufen und in Null-Komma-Nix sind wir patschnass.

Wir suchen von Ort zu Ort eine Werkstatt, die unseren Tank wieder befestigt. Da die kleineren Werkstätten keine Halle haben, will sich bei dem Sauwetter natürlich keiner unters Auto legen um eine Schraube zu montieren. Wir scheinen die Arbeiter nur bei der Beschäftigung mit ihrem Smartphone zu stören. So geben wir die Suche nach einer Werkstatt erst einmal auf.
Mit der Stellplatzsuche haben wir auch nicht viel Glück. Wir fahren einen Parkplatz vor einem Monument an. Die Strasse dorthin ist noch geteert, aber der Parkplatz selbst nicht. Er ist auch ziemlich schräg und wir wollen nicht bleiben. Tobias fährt auf den schlammigen Platz um zu kehren und schon rutschen wir seit- und rückwärts sanft gegen ein Geländer. Tobias muss immer wieder korrigieren und irgendwann sind wir draussen, aber der Platz sieht hinterher aus wie umgepflügt.

Wir suchen weiter. Die kleinen Strassen, die rechts und links von der Strasse abgehen sind unbefestigt und stehen unter Wasser. Das Risiko gehen wir nicht ein da hinein zu fahren. Etwas abseits der Strasse liegt der kleine Ort Polevodka (übersetzt Vodka-Feld). Er hat ein kleines Ethno Museum mit geteertem Parkplatz wo wir stehen bleiben.
Es regnet weiter, nach einer kleinen Pause am Abend auch nachts noch.
 
Mittwoch 22.05.2019: Polevodka.
Am Vormittag füllen wir erstmal den schon lange vor uns hergeschobenen Antrag für das Indien Visum aus. Die Frage "Countries visited in last 10 years" können wir nicht umfassend beantworten, da das Feld bei uns nicht mal für ein Jahr ausreicht. Wir senden auch die benötigten Unterlagen an die Chinesische Reiseagentur ab, damit wir das Einladungsschreiben zur Visa Beantragung für China bekommen.
Gerade beim Mittagessen taucht plötzlich ein Reisetruck auf. Er parkt ein Stück entfernt und nach dem Essen machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir wollen sowieso noch das Museum besichtigen. Gleich am Eingang treffen wir Kerstin und Thorben. Die zwei nehmen ein Jahr Auszeit und reisen jetzt im Altai Richtung Mongolei. Wir unterhalten uns angeregt, freuen uns über die Bekanntschaft und tauschen Kontaktdaten aus. Sie wollen nicht hier übernachten und ein Stück weiter fahren.
Wir sind noch am Plaudern, als ein weiteres Reisepaar aus Deutschland eintrifft. Gerlinde, Werner und Dackel Ulla aus Berlin sind mit ihrem Wohnmobil auch im Altai in Richtung Mongolei unterwegs und haben Zeit bis Juli. Kaum zu glauben, da sehen wir wochenlang keine anderen Reisenden und hier treffen wir gleich zwei Fahrzeuge. Die Unterhaltung geht noch eine Weile munter weiter. Dann verabschieden sich Kerstin und Thorben und wir gehen mit Gerlinde und Werner das Museum besichtigen. Hier wird Kultur und Schamanismus vom Altai gezeigt und ausgestellt.
Danach spendiert Gerlinde einen Kuchen und wir trinken bei uns im Auto Kaffee und plaudern begeistert weiter. Da die beiden zügig unterwegs sind, wollen sie auch noch weiterfahren und verabschieden sich um 18 Uhr nachdem wir auch Kontaktdaten ausgetauscht haben. Wir bleiben noch eine Nacht hier.
 
Donnerstag 23.05.2019: Polevodka-Polkovnikovo (153 km).
Heute hat die Tankbefestigung erste Priorität bevor noch mehr abreisst, was bei den zum Teil schlechten Strassen leicht passieren kann. Wir fahren nach Biysk, einer grösseren Stadt. Am Stadtrand ist das Schrauberviertel und wir werden bald fündig. Die erste Kamaz Werkstatt hat nur Ersatzteile und verweist uns an eine geeignete Werkstatt gleich gegenüber. Er kündigt uns dort sogar telefonisch an. Wir werden dort erwartet und sogleich sind wir umringt vom Chef samt ganzer Werkstattbelegschaft. Wir sind die Attraktion. Das Auto wird besichtigt und fotografiert. Der Chef fragt ob er die Fotos auf seine Firmen Website nehmen darf. Die Firma stellt hochwertige Ersatzteile für UAZ Fahrzeuge her und in mehreren grossen Hallen wird produziert.
Während seine Arbeiter den Tank befestigen, lädt uns der Chef zum Tee ein und zeigt uns interessante Videos von seinen Reisen im Altai und mit einem Boot auf dem Fluss Ob bis zur Mündung in der Kara See im arktischen Ozean. Er reist begeistert gerne und hat die Reisen mit einer Drohne gefilmt. Die Arbeit am Tank ist dann fertig und es sieht sehr stabil aus. Bezahlen dürfen wir dafür nicht und alle freuen sich über die Begegnung.

Wir fahren in Biysk zum Lenta Hypermarkt. Wir brauchen eigentlich nur ein Brot, verlassen den Laden dann aber mit einem ganzen Wagen voller Leckereien (und einem nicht besonders guten Brot).
Heute sind die Wege immer noch nass und schlammig und einen wilden Platz zu finden ist schwierig oder nur mit Risiko des Stecken-Bleibens möglich.
Wir landen dann mehr oder weniger zufällig auf dem geteerten Parkplatz des H. Titov Memorial Museums in Polkovnikovo.
 
Freitag 24.05.2019: Polkovnikovo-Nowoaltaisk (47 km).
Am Vormittag besuchen wir zuerst das Museum, das zu Ehren des Astronauten bzw. Kosmonauten H. Titov eingerichtet wurde. Er war mit 25 Jahren der jüngste jemals ins All geschossene Astronaut. 1961 war er mit Yuri Gagarin und Nikolaiev im All unterwegs. Der Rundgang ist sehr interessant und die Beschreibungen sind zum Teil sogar auf Deutsch.
Das Museum ist eine Mischung zwischen "Space Center" und Dorf-Museum. Die Familie und der Heimatort des Kosmonauten Titov nehmen etwa gleich viel Platz ein wie die Heldentaten des Kosmonauten.

Die Seitenwege sind immer noch ziemlich nass und wir bleiben auch heute sicherheitshalber auf Asphalt und stellen uns in Nowoaltaisk an einen Truckstopp mit Restaurant, Magazin und Motel. Wir gehen in den Laden und kommen dabei an der Kuchentheke des Cafes vorbei. Da können wir natürlich nicht widerstehen und es gibt Kaffee und Torte (wobei Tobias einen Cafe Latte ohne Kaffee erwischt).
 
Samstag 25.05.2019: Nowoaltaisk-bei Topchikha (110 km).
Wir fahren noch ein paar Kilometer bis nach Barnaul. Das ist eine grosse, grüne und saubere Stadt, die einen sehr guten Eindruck macht (ca. 600'000 Einwohner). Heute scheint die Sonne und überall grünt, blüht und spriesst es. Auch viele Velofahrer sind unterwegs. Im sibirischen Winter hätte die Stadt wahrscheinlich mit schwarzen Schneebergen auch trostlos ausgesehen.
Ich wäre gerne über den Zentralmarkt geschlendert, aber wir haben ihn auf keiner Karte mehr gefunden. Er ist wohl auch der "Erneuerung" zum Opfer gefallen, wie so viele andere auch schon und steckt jetzt in irgendeiner modernen Halle.
Wir fahren zum Shopping Zentrum weiter. Dort hat es nahe beieinander einen Lenta Hypermarkt und eine grosse Mall, zum Glück wie fast überall mit grossem Parkplatz, wo auch wir etwas abseits gut parken können. Wir decken uns mit Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst ein, damit wir für eine Weile versorgt sind. Denn das Angebot in Kasachstan, wo wir in ein paar Tagen einreisen, war das letzte Mal nicht üppig. Nachtrag: im Osten Kasachstans ist das Angebot an frischen Lebensmitteln einiges besser als in der endlosen Steppe in Westen.

Wir streifen noch durch die Mall, aber das Vergnügen ist nur von kurzer Dauer, denn eine Life Karaoke Sängerin gekrächzt in ihr Mikrofon, dass einem das Trommelfell fast platzt. Die Russen sind begeistert. Wir gehen auch noch in einen riesigen Spielwaren Laden, wo es vom Kuscheltier bis zum Militärspielzeug alles gibt.
Wegen dem schönen und warmen Wetter sind viele unterwegs. In den Datscha-Siedlungen wird fleissig im Garten gearbeitet. Die Seen und Weiher an welchen wir vorbeifahren sind dicht belegt mit Anglern und Familien beim Picnic.
Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter und biegen auf einen Feldweg ab. An einem frisch gepflügten, riesigen Feld fahren wir bis zur nächsten Baumgruppe entlang und stellen uns auf eine Wiese zwischen die Bauminseln. Ein nettes Plätzchen im Grünen. Ab und zu fahren grosse Landmaschinen vorbei, welche die riesigen Kornfelder bearbeiten.




Sonntag 26.05.2019: bei Topchikha.
Am Morgen tröpfelt es immer wieder und der Himmel ist bedeckt. Leider nichts mit draussen sitzen. Wir bleiben aber trotzdem hier.
Draussen sitzen wäre sowieso nicht so toll gewesen, denn hier hat es massenhaft winzig kleine gemeine Biester, die uns schon gestern bei Ankunft gestochen haben. Bis wir sie als stechende, blutsaugende Ungeheuer erkannt haben, waren schon alle unsere unbedeckten Körperteile malträtiert. Jetzt sind wir wohl in der Moskito Saison angekommen.

Wir geniessen trotzdem den Tag im Grünen und ab Abend kommt sogar wieder die Sonne hervor.
 
Montag 27.05.2019: bei Topchikha-Kolyvanskoye See (225 km).
Wir fahren ein gutes Stück weiter und kommen an riesigen Feldern vorbei, auf denen jetzt gearbeitet wird. Die Gegend ist wohl eine der russischen Kornkammern. Die grossen Traktoren führen meist neben dem Saatgutwagen auch einen Behälter mit Pestiziden mit, denn auf den angelegten Feldern wo jetzt schon das Getreide spriesst ist nicht ein einziges Unkräutlein zu sehen.
Wir wollen an den Kolyvanskoye See, an dem es laut iOverlander App schöne Stellplätze haben soll. Anfangs ist die Strasse noch gut, dann kommt eine Kilometer lange Baustelle. Als sie endet wissen wir auch warum hier gebaut wird. Die Strasse ist miserabel mit Bodenwellen und tiefen Schlaglöchern, so dass wir nur noch langsam vorwärts kommen.

Ein Vorgeschmack auf Kasachstan?
Je näher wir dem See kommen umso mehr verändert sich die Landschaft. Felsige Hügel und bewaldete Berge kommen näher. In der Ferne ist der Schnee-bedeckte Altai zu sehen.
Wir biegen Richtung See ab und schaffen es bis 500 m vor den See. Dann ist Schluss, weil die restliche Piste zu nass und schlammig ist. Tiefe Wasserpfützen und ausgefahrene Spurrillen in denen das Wasser und der Schlamm stehen lassen uns vorsichtshalber umkehren. Wir suchen ein trockenes Plätzchen an einem der Hügel und bleiben. Hier ist es auch sehr schön. Wir haben in alle Richtungen wunderbare Aussicht.
Es fahren immer wieder Personenwagen vorbei. Scheinbar haben die einen Weg durch den Schlamm gefunden, aber die wiegen auch nicht 11 Tonnen wie wir.
 
Dienstag 28.05.2019: Kolyvanskoye See.
Die Sonne scheint und es bläst eine steife Brise. Wir bereiten uns heute auf den morgigen Grenzübergang nach Kasachstan vor, schreiben Reiseberichte, aktualisieren unsere Homepage, drucken unsere Visa-Anträge aus damit wir diese per Kurier in die Schweiz senden können...

...und geniessen die Landschaft.
 
Mittwoch 29.05.2019: Kolyvanskoye See/Russland-bei Shemonaikha/Kasachstan (118 km).
Auf der Fahrt in Richtung Grenze kosten wir jede Bodenwelle aus. Die Teerstrasse hat zwar kein einziges wirkliches Schlagloch, aber zwischen kurzfristigem Abheben und Durchschlagen der Federn gibt es nichts.
In Staroaleyskoye besuchen wir den kleinen Markt und kaufen noch etwas ein.

Auch eine Autoversicherung für Kasachstan können wir hier in einem der vielen Versicherungsbüros kaufen.

Dann holpern wir weiter die letzten Kilometer in Richtung Grenze. Kurz vor der Grenze wird an der Strasse gebaut, etwa 47 Meter sind schon neu geteert. Es wird also besser in Zukunft...
 

Fazit Russland/Altai: Der Altai ist wunderschön und an vielen Orten hat es noch unberührte wilde Plätzchen. Leider wird aber gebaut wie verrückt, eine Ferienanlage mit Holzhäuschen entsteht neben der anderen und wir befürchten, dass es in ein paar Jahren hier noch touristischer zu gehen wird (so wie jetzt schon im Katun-Tal bei Chemal).
 
 
Das Wetter hat leider nicht so optimal mitgespielt, so dass sich die Berge mit den schneebedeckten Gipfeln oft in den Wolken versteckt haben. Bei Sonnenschein hat die Landschaft dafür in sattem frühlingsgrün geleuchtet und die angenehmen Temperaturen haben uns nach dem langen Winter erstmals für längere Zeit ins Freie und in die Natur gelockt.

Wie auch im restlichen Russland ist die Versorgung mit Lebensmitteln im Altai bis zur mongolischen Grenze super. Selbst in kleineren Orten gibt es eine grosse Auswahl an Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Nach der Mongolei ein richtiges Schlaraffenland.

Der Altai ist auf jeden Fall eine Reise wert und wir würden sofort wieder hier her kommen.
 
Nach 19 Tagen und 1336 km verlassen wir Russland (unser Visum läuft morgen ab) und unsere Reise geht weiter in Kasachstan.
 

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