Russland (Russische Föderation) - unterwegs auf der Weltreise 2019
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![]() In der Nacht hat es gestürmt und immer wieder geschneit, aber der Schnee ist gleich wieder weggetaut. Wir fahren zur Grenze, wo wir um 9.30 Uhr eintreffen. Es hat schon eine kleine Schlange mit Autos und LKWs. Eine Frau kommt vorbei und kassiert noch eine Roadtax ein. Um 10 Uhr wird der Zoll geöffnet und es dürfen immer 4 Autos in den Zollhof fahren. Im Zollhof wird das Auto kontrolliert, man geht danach in das Gebäude und kann dort alles recht geordnet erledigen: Ausfuhrstempel und Autoausfuhr Abwicklung. Zwei Stunden später, also um 11.30 Uhr passieren wir das Tor nach Russland. Dann geht die Fahrt durch etwa 30 km Niemandsland bis wir am russischen Zoll ankommen. | |||||||
Hier am Russischen Zoll hat sich inzwischen auch eine Autoschlange gebildet und päckchenweise darf man in den Zollhof einfahren.
Wir müssen uns zuerst zur Quarantäne-Baracke begeben und werden dort von einer Frau mit Mundschutz und Pelzmütze herein gebeten.
Uns wird Fieber gemessen und mit einem langen aaah in den Mund geschaut.
Wir erhalten ein Info Merkblatt zur Beulenpest die hier im Umkreis von etwa 70 km grassiert.
Weiter geht es zur Fahrzeugkontrolle. So intensiv wie hier sind wir noch nie kontrolliert worden.
Wir müssen die ganze Garage ausräumen bis in den letzten Winkel.
Danach beginnt ein unbeschreiblicher Horrortrip für die Autoeinfuhr. Es ist eisig kalt mit einem schneidenden Sturmwind. Die Beamten sitzen in einem Kabäuschen und machen ohne alle Hektik ihre Arbeit, aber wir müssen draussen anstehen. Alle zittern und frieren in der Kälte. Die Mongolen und Russen drängen sich ohne Rücksicht nach vorne oder reichen ihre Unterlagen von hinten nach vorne. Komischerweise sind wir immer die Letzten. Endlich schaffen wir es unsere Unterlagen durchs Fenster zu reichen. Nach wenigen Minuten taucht eine englisch sprechende Beamtin auf und bittet uns mit zu kommen. Sie füllt mit uns einen Zoll-internen Fragebogen aus, wegen Autoschmuggel von der Mongolei nach Russland, was hier häufig vorkommen soll. Danach müssen wir wieder am Kabäuschen anstehen, wo sich schon wieder eine dicke Menschentraube angesammelt hat, denn Schlange stehen gibt es hier nicht. Als wir wieder unsere Papiere eingereicht haben, beginnt das Ganze von vorne. Unsere Papiere sind, da alles nur auf Russisch ist, falsch ausgefüllt und wir müssen wieder zurück auf "Feld 1". Wir haben von der eisigen Kälte blau marmorierte Gesichter und sind am verzweifeln und Tobias hat so kalte Finger, dass er gar nicht mehr schreiben kann. Die Englisch sprechende Beamtin hilft auch diesmal und nach 4 Stunden können wir endlich einreisen und weiterfahren. Das war mit 6 Stunden bisher unser längster und auch schlimmster Grenzübertritt. | |||||||
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![]() Wir brauchen dringend Wasser und so fahren wir zurück in den Ort Kosh-Agash. Wir klappern alle ehemaligen Wasserstellen gemäss Maps.Me ab und fragen dann an einer Tankstelle. Die freundliche Dame erstellt uns nach einigen Sprachproblemen mit Google Translator einen genauen Plan, wo wir hin müssen. Wir finden die einzige offene Wasserstelle. Das Wasser ist ziemlich eisenhaltig, und läuft nur in einem dünnen Strahl. Aber wir brauchen dringend Wasser und füllen deshalb mal einen Tank. | |||||||
![]() Danach holen wir noch eine Beeline SIM-Karte für mich, die für 30 GB gerade mal 3.20 CHF kostet und bestens funktioniert (Nachtrag: die CHF 3.20 für 30 GB waren nur eine "Anzahlung", schon bald war das Guthaben aufbraucht und die Karte funktionierte nicht mehr). Anschliessend skypen wir mal wieder und gehen danach nochmal in einen Supermarkt, wo uns die Kaufwut befällt. | |||||||
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![]() Wir wollen das schöne Plätzchen heute auch noch geniessen und bleiben hier. Nach dem Frühstück machen wir uns gleich auf um die Gegend zu erkunden bevor der Wind heftiger wird. Wir laufen das trockene Flussbett hinauf. Leider nimmt der Wind zu und wir müssen uns gegen den Wind vorgebeugt weiterbewegen. Den Kopf und den Blick nach unten gerichtet, entdecken wir dafür die grosse Vielfalt an schönen und ungewöhnlichen Steinen und die ersten kleinen gelben Blüten der Frühlingsblumen. | |||||||
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![]() ![]() Auch hier in der Wildnis kann man "online" sein... | |||||||
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![]() ![]() Wir fahren nur 56 km weiter und bleiben an einem kleinen Bach abseits der Strasse stehen. Am Ufer des Bachs entlang hat es viele schöne Platze, die zum Teil schon mit Feuerstellen ausgestattet sind. Der Bach scheint bei Anglern beliebt zu sein. Interessant ist wieder einmal, dass obwohl so viel Platz ist, sich die Angler rechts und links neben uns aufbauen um ihre Angel in den Bach zu werfen. | |||||||
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![]() Auch am nächsten Morgen ist noch alles weiss, aber mit etwas Sonne ist der Schnee schnell wieder weg. | |||||||
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![]() ![]() Plötzlich ist es grün. Die Birken haben Blätter, die Obstbäume in den Gärten blühen und die Wiesen sind grün mit gelben Blumen. Richtiger Frühling! | |||||||
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![]() In der Nacht hat es schon wieder geschneit und alles ist wieder mit Schnee bedeckt. Es schneit weiter und ein Graupelschauer jagt den anderen. Wie Popcorn prasseln die kleinen weissen Schneekügelchen herab. | |||||||
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![]() Wir fahren von der Hauptstrasse in ein Seitental ab und stellen uns an das kleine reissende Flüsschen Ursul. | |||||||
![]() Wir bleiben auch heute noch hier. Erst am Wochenende soll das Wetter wieder besser werden. Es macht keinen Sinn, dass wir bei Schneetreiben durch die Berge fahren und nichts von ihnen mitbekommen. Am Morgen scheint die Sonne und wir machen uns noch vor dem Frühstück auf zu einem Spaziergang. Schon auf dem Rückweg bläst uns ein kalter Wind entgegen und die Sonne ist auch weg. | |||||||
![]() ![]() Wir verbringen einen netten Tag zusammen. Da sie auch schon viel gereist sind, geht uns der Gesprächsstoff nicht aus und wir palavern bis spät in die Nacht. | |||||||
![]() Am Morgen verabschieden wir uns. Die Beiden fahren in Richtung Mongolei und wir brechen in Richtung Norden auf. In Onguday gehen wir einkaufen, denn wir haben fast keine Lebensmittel mehr. Auf dem Parkplatz kaufen wir bei einem Händler einen riesengrossen Bund Bärlauch. Wir machen danach eine grosse Runde im Ort auf der Suche nach einem Beeline Shop, finden aber leider keinen. Bei meiner SIM Karte ist das Guthaben aufgebraucht und ich möchte gerne nachladen. | |||||||
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![]() Wir wachen mit strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel auf und wollen hier am Fluss das tolle Wetter geniessen. Wir holen zum ersten mal wieder unsere Stühle raus und sitzen den ganzen Tag an der Sonne und tanken Wärme und Licht. Herrlich. Zum Glück haben wir uns gut eingecremt. | |||||||
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![]() ![]() Weiter geht es nach Norden. Wir kommen über den Seminski Pass mit 1720 m. | |||||||
![]() ![]() Wir probieren uns durch die Honige und kaufen dann einen fast weissen Honig. | |||||||
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![]() Wir waschen fünf Maschinen Wäsche und tauschen die Winter gegen die Sommerkleider aus und nehmen auch gleich die Sommerdecken in Gebrauch. Das Wetter ist wechselhaft und es gibt immer wieder plötzliche Regenschauer, so dass wir die halbtrockene Wäsche von draussen ins Picnic-Häuschen umhängen müssen. | |||||||
![]() Tobias entdeckt noch, dass bei der Dieseltank-Halterung hinten wieder die Schraube abgebrochen ist (die gleiche wie schon mal in Georgien). Es steht also wieder mal ein Werkstatt-Besuch an. | |||||||
![]() Für heute ist per SMS Sturmwarnung angesagt. Wir haben zusammengepackt und sind gerade abgefahren, als es anfängt zu regnen. Es regnet sich ein und schlussendlich schüttet es wie aus Kübeln. Wir gehen kurz einkaufen und in Null-Komma-Nix sind wir patschnass. Wir suchen von Ort zu Ort eine Werkstatt, die unseren Tank wieder befestigt. Da die kleineren Werkstätten keine Halle haben, will sich bei dem Sauwetter natürlich keiner unters Auto legen um eine Schraube zu montieren. Wir scheinen die Arbeiter nur bei der Beschäftigung mit ihrem Smartphone zu stören. So geben wir die Suche nach einer Werkstatt erst einmal auf. | |||||||
![]() Wir suchen weiter. Die kleinen Strassen, die rechts und links von der Strasse abgehen sind unbefestigt und stehen unter Wasser. Das Risiko gehen wir nicht ein da hinein zu fahren. Etwas abseits der Strasse liegt der kleine Ort Polevodka (übersetzt Vodka-Feld). Er hat ein kleines Ethno Museum mit geteertem Parkplatz wo wir stehen bleiben. | |||||||
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![]() Am Vormittag füllen wir erstmal den schon lange vor uns hergeschobenen Antrag für das Indien Visum aus. Die Frage "Countries visited in last 10 years" können wir nicht umfassend beantworten, da das Feld bei uns nicht mal für ein Jahr ausreicht. Wir senden auch die benötigten Unterlagen an die Chinesische Reiseagentur ab, damit wir das Einladungsschreiben zur Visa Beantragung für China bekommen. Gerade beim Mittagessen taucht plötzlich ein Reisetruck auf. Er parkt ein Stück entfernt und nach dem Essen machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir wollen sowieso noch das Museum besichtigen. Gleich am Eingang treffen wir Kerstin und Thorben. Die zwei nehmen ein Jahr Auszeit und reisen jetzt im Altai Richtung Mongolei. Wir unterhalten uns angeregt, freuen uns über die Bekanntschaft und tauschen Kontaktdaten aus. Sie wollen nicht hier übernachten und ein Stück weiter fahren. | |||||||
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![]() Heute hat die Tankbefestigung erste Priorität bevor noch mehr abreisst, was bei den zum Teil schlechten Strassen leicht passieren kann. Wir fahren nach Biysk, einer grösseren Stadt. Am Stadtrand ist das Schrauberviertel und wir werden bald fündig. Die erste Kamaz Werkstatt hat nur Ersatzteile und verweist uns an eine geeignete Werkstatt gleich gegenüber. Er kündigt uns dort sogar telefonisch an. Wir werden dort erwartet und sogleich sind wir umringt vom Chef samt ganzer Werkstattbelegschaft. Wir sind die Attraktion. Das Auto wird besichtigt und fotografiert. Der Chef fragt ob er die Fotos auf seine Firmen Website nehmen darf. Die Firma stellt hochwertige Ersatzteile für UAZ Fahrzeuge her und in mehreren grossen Hallen wird produziert. | |||||||
![]() Wir fahren in Biysk zum Lenta Hypermarkt. Wir brauchen eigentlich nur ein Brot, verlassen den Laden dann aber mit einem ganzen Wagen voller Leckereien (und einem nicht besonders guten Brot). | |||||||
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![]() ![]() Am Vormittag besuchen wir zuerst das Museum, das zu Ehren des Astronauten bzw. Kosmonauten H. Titov eingerichtet wurde. Er war mit 25 Jahren der jüngste jemals ins All geschossene Astronaut. 1961 war er mit Yuri Gagarin und Nikolaiev im All unterwegs. Der Rundgang ist sehr interessant und die Beschreibungen sind zum Teil sogar auf Deutsch. | |||||||
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![]() Die Seitenwege sind immer noch ziemlich nass und wir bleiben auch heute sicherheitshalber auf Asphalt und stellen uns in Nowoaltaisk an einen Truckstopp mit Restaurant, Magazin und Motel. Wir gehen in den Laden und kommen dabei an der Kuchentheke des Cafes vorbei. Da können wir natürlich nicht widerstehen und es gibt Kaffee und Torte (wobei Tobias einen Cafe Latte ohne Kaffee erwischt). | |||||||
![]() ![]() Wir fahren noch ein paar Kilometer bis nach Barnaul. Das ist eine grosse, grüne und saubere Stadt, die einen sehr guten Eindruck macht (ca. 600'000 Einwohner). Heute scheint die Sonne und überall grünt, blüht und spriesst es. Auch viele Velofahrer sind unterwegs. Im sibirischen Winter hätte die Stadt wahrscheinlich mit schwarzen Schneebergen auch trostlos ausgesehen. | |||||||
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![]() Wir streifen noch durch die Mall, aber das Vergnügen ist nur von kurzer Dauer, denn eine Life Karaoke Sängerin gekrächzt in ihr Mikrofon, dass einem das Trommelfell fast platzt. Die Russen sind begeistert. Wir gehen auch noch in einen riesigen Spielwaren Laden, wo es vom Kuscheltier bis zum Militärspielzeug alles gibt. | |||||||
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![]() Sonntag 26.05.2019: bei Topchikha. Am Morgen tröpfelt es immer wieder und der Himmel ist bedeckt. Leider nichts mit draussen sitzen. Wir bleiben aber trotzdem hier. | |||||||
![]() ![]() Wir geniessen trotzdem den Tag im Grünen und ab Abend kommt sogar wieder die Sonne hervor. | |||||||
![]() ![]() Wir fahren ein gutes Stück weiter und kommen an riesigen Feldern vorbei, auf denen jetzt gearbeitet wird. Die Gegend ist wohl eine der russischen Kornkammern. Die grossen Traktoren führen meist neben dem Saatgutwagen auch einen Behälter mit Pestiziden mit, denn auf den angelegten Feldern wo jetzt schon das Getreide spriesst ist nicht ein einziges Unkräutlein zu sehen. | |||||||
![]() Ein Vorgeschmack auf Kasachstan? | |||||||
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![]() ![]() Die Sonne scheint und es bläst eine steife Brise. Wir bereiten uns heute auf den morgigen Grenzübergang nach Kasachstan vor, schreiben Reiseberichte, aktualisieren unsere Homepage, drucken unsere Visa-Anträge aus damit wir diese per Kurier in die Schweiz senden können... ...und geniessen die Landschaft. | |||||||
![]() ![]() Auf der Fahrt in Richtung Grenze kosten wir jede Bodenwelle aus. Die Teerstrasse hat zwar kein einziges wirkliches Schlagloch, aber zwischen kurzfristigem Abheben und Durchschlagen der Federn gibt es nichts. | |||||||
![]() Auch eine Autoversicherung für Kasachstan können wir hier in einem der vielen Versicherungsbüros kaufen. Dann holpern wir weiter die letzten Kilometer in Richtung Grenze. Kurz vor der Grenze wird an der Strasse gebaut, etwa 47 Meter sind schon neu geteert. Es wird also besser in Zukunft... | |||||||
Fazit Russland/Altai: Der Altai ist wunderschön und an vielen Orten hat es noch unberührte wilde Plätzchen. Leider wird aber gebaut wie verrückt, eine Ferienanlage mit Holzhäuschen entsteht neben der anderen und wir befürchten, dass es in ein paar Jahren hier noch touristischer zu gehen wird (so wie jetzt schon im Katun-Tal bei Chemal). |
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Das Wetter hat leider nicht so optimal mitgespielt, so dass sich die Berge mit den schneebedeckten Gipfeln oft in den Wolken versteckt haben.
Bei Sonnenschein hat die Landschaft dafür in sattem frühlingsgrün geleuchtet und die angenehmen Temperaturen
haben uns nach dem langen Winter erstmals für längere Zeit ins Freie und in die Natur gelockt.
| Wie auch im restlichen Russland ist die Versorgung mit Lebensmitteln im Altai bis zur mongolischen Grenze super. Selbst in kleineren Orten gibt es eine grosse Auswahl an Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Nach der Mongolei ein richtiges Schlaraffenland. Der Altai ist auf jeden Fall eine Reise wert und wir würden sofort wieder hier her kommen. |
Nach 19 Tagen und 1336 km verlassen wir Russland (unser Visum läuft morgen ab)
und unsere Reise geht weiter in
Kasachstan.
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