Usbekistan - unterwegs auf der Weltreise 2019

Tashkent - Kokand - Fergana Tal - Andijan
(26.06.-04.07.2019)

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Mittwoch 26.06.2019: bei Sharapkhana/Kasachstan-Tashkent/Usbekistan (98 km).
Nach dem schweisstreibenden anstrengenden Grenzübertritt fahren wir nach Tashkent in die Stadt rein. Wir wollen auf einen Stellplatz von iOverlander an einem Flüsschen. Unterwegs dorthin kommen wir an einem Versicherungsbüro vorbei. Wir halten an und versuchen eine Autoversicherung zu bekommen. Vor dem Büro hat es eine Menschentraube von mindestens 10 Leuten die alle ins Büro wollen. Wir lassen das Vorhaben fallen und fahren weiter in die Stadt. Beim Stellplatz angekommen, müssen wir feststellen, dass hier inzwischen eine Baustelle ist und der Platz nicht mehr verfügbar ist.
Wir sind müde und erledigt und wollen nicht weitere Plätze abfahren, deshalb entschliessen wir uns zum Ibsa Hostel zu fahren, das hier in der Nähe ist. Das klappt, wir können uns für 12 USD auf den Parkplatz neben der Strasse stellen und im Auto übernachten. Wir dürfen auch die Infrastruktur des Hostels benutzen, was aber nichts bringt, denn in der Herrendusche brennt kein Licht, nur die Kabel ragen heraus und die Damendusche ist auch marode und hat nur kaltes Wasser, so dass wir lieber unsere eigene Dusche benutzen. Anfangs ist der Strassenlärm des Feierabendverkehrs noch ziemlich laut, was sich aber später legt.
Donnerstag 27.06.2019: Tashkent.
Heute haben wir einiges zu erledigen: Geldwechseln, Autoversicherung kaufen und SIM-Karte besorgen, am besten in der Reihenfolge. Wir laufen los und nach ein paarmal abbiegen kommen wir an einen Bazar, der hauptsächlich Elektrogeräte hat und zum Glück auch eine Bank die uns pro 1 USD 8550 Som gibt. Wir wechseln 200 $ und werden zum Millionär. Ein gutes Stück weiter kommen wir zu einem Versicherungsbüro wo wir die Autoversicherung kaufen: 1 Monat kostet umgerechnet 2.6 Franken. Wohl eher eine Alibiübung. Auch ist die Versicherung unabhängig von der Art und Grösse des Fahrzeugs. Wir marschieren in der Hitze weiter und erreichen Beeline wo wir die SIM-Karten besorgen. Die Mittagszeit ist schon vorbei, wir wollen etwas essen, was sich aber schwierig gestaltet, denn hier im Banken und Geschäftsviertel findet sich kein Restaurant. Wir laufen und laufen. Dieser Teil der Stadt ist nicht gerade spannend und sehr weitläufig. Wir landen schliesslich wieder am Elektrobazar wo wir am Morgen ein Restaurant gesehen haben. Im klimatisierten Restaurant essen wir und machen uns danach auf den Rückweg zum Hostel. Wir waschen noch den Rest unserer Bettwäsche in der Hostel Waschmaschine und relaxen dann etwas im Schatten.
 
Freitag 28.06.2019: Tashkent (5 km).
Wir wechseln den Stellplatz und kommen in ein anderes Stadtviertel. In einem kleinen Parkgelände zwischen zwei grossen Hotels finden wir in einer Seitenstrasse ein ruhiges Plätzchen.
Hier sowie in der ganzen Stadt wimmelt es von Polizei und so dauert es auch nicht lange bis zwei Polizisten anklopfen und fragen was wir hier machen. Wir geben uns als Touristen, die die Stadt besichtigen zu erkennen und nach ein paar Fragen und Passkontrolle und Foto des Passes werden wir von ihnen in Usbekistan willkommen geheissen.

In der Hitze haben wir nicht Lust noch viel zu unternehmen, so gehen wir in ein nahe gelegenes koreanisches Restaurant essen und machen danach auch nicht mehr viel.
 
Samstag 29.06.2019: Tashkent.
Taschkent hat kaum historische Gebäude. Bei einem schweren Erdbeben in den 60er Jahren wurde viel zerstört und so finden sich in der Stadt sehr viele Neubauten. Eine der Sehenswürdigkeiten ist der Bazar, angeblich der grösste in Usbekistan. Diesen wollen wir heute besuchen.

Die Metrostation ist nicht weit entfernt und für 0,14 Franken pro Person und Fahrt befördert uns die rumpelige U-Bahn 4 Stationen weiter. Angeblich sollen die einzelnen Stationen auch sehenswert sein, aber wenn man die Metro von Moskau und St. Petersburg gesehen hat, so fallen diese hier doch sehr bescheiden aus. Auch hier fällt wieder die hohe Polizeipräsenz auf. An jeder Station, oft sogar im Wagen, ist mindestens ein Polizist.
Der Markt ist riesig. Kaum sind wir aus dem Untergrund aufgetaucht, empfangen uns schon die ersten Verkaufsstände. Während in der runden zweistöckigen Markthalle hauptsächlich Lebensmittel verkauft werden, findet man an den Marktständen um die Halle und in den Seitenstrassen alles Mögliche was man braucht oder auch nicht. In der Halle sind die Stände in Regionen unterteilt. Es gibt ganze Passagen mit Obst, Gemüse, Fleisch oder Milchprodukten.
Wir schlendern weiter durch den Markt und gehen dann in Richtung Medresse Kukeldash, eine weitere Sehenswürdigkeit aus dem 16 Jahrhundert welche schön restauriert ist. Sie ist eine der 10 Medressen in der heute noch gelehrt wird in Usbekistan.
In der Bäckerei werden die Brote mit den verschiedenen Ornamenten direkt gebacken und dann an den Ständen oder von Händlern mit Körben und kleinen Wagen verkauft.
Auch eine Somsa Bäckerei ist hier. Wir schauen zu, wie die mit Fleisch oder Kartoffel gefüllten kleinen Teigtaschen an die heisse Ofenwand geklebt werden. Wenn sie fertig sind, werden sie mit einem grossen Drahtkorb von der Ofenwand gepflückt. Wir werden zum Kaufen und Essen eingeladen. Da es aber noch zu früh für uns ist, vertrösten wir auf später.
Wir bekommen Hunger und suchen ein geeignetes Restaurant und landen zum Schluss dann wieder bei den Somsa Bäckern. Sie erkennen uns sofort wieder und freuen sich. Wir bestellen drei mit Fleisch gefüllte und eine Kartoffel-Somsa. Zu den frischen, knusprigen Teilchen gibt es heissen Tee und 1 Liter kalten süssen Fruchtsaft/Tee. Ein leckeres Mittagessen für 2 Franken für alle. Unglaublich.

Auf dem Rückweg zur Metrostation kaufen wir noch etwas Obst.
 
Sonntag 30.06.2019: Tashkent (10 km).
Wir fahren auf den Parkplatz der neuen Minor Moschee. Von hier aus kann man den Fernseh-Turm zu Fuss erreichen - meinen wir... Von dort oben hat man die Aussicht über die Stadt und es gibt ein Drehrestaurant.
Wir laufen am Fluss entlang kommen durch das Expo Messegelände und der Turm ist schon zum Greifen nah, als es heisst stopp, hier geht es nicht weiter. Freundlich werden wir auf den richtigen Weg verwiesen. Ein Autofahrer der dies mit bekommen hat, bietet an uns mit dem Auto hin zu fahren. Wir nehmen dankbar an und müssen feststellen, dass wir noch einen grossen Bogen hätten laufen müssen.
Wir werden vor dem Restaurant Plov Center ausgeladen und laufen durch die Küche. Plov ist das Nationalgericht der Usbeken. In riesigen beheizten Kesseln wir der Reis mit Gemüse gekocht. Eine ziemlich fettige Angelegenheit. Oben drauf kommt noch ein gekochtes Ei und fettes Fleisch. Nicht so mein Ding.
Wir verlaufen uns im undurchdringlichen Labyrinth um den Turm nochmals, aber finden dann endlich den Eingang zum Turm. In der Eingangshalle werden wir zur Anmeldung verwiesen. Wir sagen wir wollen ins Restaurant. "Okay, kostet 40'000 Som pro Person und die Pässe bitte!". Die haben wir nicht dabei und so lässt man uns nicht auf den Turm. Verärgert drehen wir ab und gehen. Ich will noch aufs WC, das ist abgeschlossen und ich frage nach. Nichts ohne Pass auch kein WC. Nicht sehr Touristen freundlich.
Wir suchen uns ein anderes Restaurant und gehen nach dem Essen noch in den Japanischen Garten.

Er ist sehr schön und schattig aber nicht sehr japanisch. Einzig die kleinen Holzbrücken erinnern an Japan. Dafür hat es alte grosse Bäume die Schatten spenden. Weil gerade bewässert wurde, sind die meisten Parkbänke patschnass...

Die meisten Parks in der Stadt die wir gesehen haben sind zwar toll aber neu angelegt und die Bäume sind noch klein, bieten kaum Schatten und es hat in der Regel keine Parkbänke.
Nach diesem Marathon an der Hitze kehren wir KO zum Auto zurück. Der Parkplatz vor der Moschee ist stets gut besucht, weil ein Gebet nach dem anderen stattfindet. Einmal für Frauen, Familien oder Männer.

Obwohl wir schon am Rand des Platzes stehen, sind die Leute neugierig und laufen ums Auto. Irgendwann haben wir dann genug und beschliessen wieder zum alten Übernachtungsplatz bei den Hotels zu fahren. Dort haben wir es ruhig.
 
Montag 01.07.2019: Tashkent-Chodak (206 km).
Für heute und morgen ist für die ganze Region Hitze bis 42 Grad angekündigt. Auf dem weiteren Weg durch das Ferganatal kommen wir über dem Kamchik Pass (2267 m) und wir hoffen dort oben einen Platz zu finden, wo wir die Hitze überstehen.

Eine zweispurige Autobahn führt durch die Landschaft und schlängelt sich sanft auf die Passhöhe. Die felsigen Berge rechts und links der Strasse haben interessante Formen und Farben. Wir halten eifrig Ausschau aber es ist kein Entkommen von der Autobahn möglich. Die wenigen Strassen und Wege, die abgehen sind alle gesperrt. Auch hat es überall Militäranlagen und am Tunnel Ein- und Ausgang stehen bewaffnete Soldaten.
Schon weit nach dem Pass fahren wir in ein Dorf in Richtung eines Wasserreservoirs und hoffen dort auf einen Platz. Es ist ein endloses Strassendorf mit engen Gassen und keine Stellmöglichkeit.

Wir kehren um und finden endlich zwischen ein paar Hügeln oberhalb des Dorfes einen Platz.
 
Dienstag 02.07.2019: Chodak.
Die Nacht ist ruhig und wir bleiben ungestört. So beschliessen wir auch heute noch hier zu bleiben.

Wir spannen das Sonnensegel auf, waschen Wäsche und verbringen den Tag mit Relaxen. Der Wind weht ein wenig, was die Temperaturen angenehm macht.

Gegen Abend wird es jedoch stürmisch und wir verziehen uns nach innen. So geht es auch in der Nacht weiter bis sich ein Gewitter mit Regen über uns entlädt und wir die Fenster schliessen müssen.
 
Mittwoch 03.07.2019: Chodak-Kokand (47 km).
Wegen dem Regen in der Nacht sind die Bewässerungskänale zu reissenden braunen und schäumenden Strömen geworden. Wir fahren bis nach Kokand. Dort wollen wir den Xudayar Khan Palast besichtigen.

Vor der grossen Palast-Anlage hat es einen abgesperrten stillgelegten Parkplatz. Von einigen Anwohnern wird das Blechtor geöffnet und wir dürfen dort übernachten.
Wir besichtigen den Palast, der gerade aufwändig restauriert wird.
In einer kleinen Schnitzer-Werkstatt bekommen wir Infos zu den Hölzern, Mustern und das im September stattfindende Handycraft Festival. Wir sind noch nicht ganz mit der Besichtigung fertig, als ein Mann von einem TV-Sender auf uns zu kommt und Tobias fragt, ob er für ein Interview bereit wäre. Vor laufender Kamera in der Schnitzer-Werkstatt soll Tobias frei über die Produkte erzählen. Tobias erzählt, was wir vorher erfahren haben und der Typ ist begeistert.
Wir gehen weiter, wollen etwas Kleines in einem Restaurant essen, finden aber leider keines in der Nähe. So kaufen wir etwas ein und essen im Auto.

Wir verbringen die Nacht alleine und ruhig auf dem Parkplatz.
 
Donnerstag 04.07.2019: Kokand-Andijan (175 km).
Von hier aus geht es nach Marghilan. Eine grössere Stadt in der eine Seidenfabrik ist, die man besichtigen kann. Wir können direkt davor parken. In verschiedenen Gebäuden kann man die Seidenfabrikation mit ihren einzelnen Fertigungsstadien beobachten. Seidengewinnung, Färberei und Weberei. Die Türen sind offen und die Arbeiterinnen freuen sich offensichtlich über Besucher. Wir bekommen Tee und Brot mit scharfer Sauce und Infos auf Usbekisch. Im Verkaufsshop kann man die Produkte zu überteuerten Preisen kaufen. Auch Kreditkarten werden akzeptiert. Auf dem Bazar sind die Sachen billiger.

Danach laufen wir zum Frischmarkt und kaufen ein.

Eine weitere Attraktion des Ortes sind die tollen Brote die in grosser Menge in fast jedem zweiten Haus gebacken werden und mit unterschiedlichen Ornamenten verziert sind. Wir fragen uns, wer all die vielen Brote essen soll.

Wir fahren aus der Stadt und wollen gleich einmal einen Stellplatz finden. Das Ferganatal ist dicht besiedelt. Mit 10 Millionen Einwohnern fährt man quasi durch ein Endlosdorf, ein Ort nach dem anderen.
Wir biegen auf ein Feld ab und finden weit ab der Strasse einen Platz an einem abgeernteten Getreidefeld, das schon halb umgepflügt ist. Wir sind zufrieden, bis ein Mann kommt und uns erklärt, dass der Traktor der das umpflügt kaputt ist und gerade repariert wird. Sobald er ganz ist, wird weiter gepflügt, auch da wo wir gerade stehen, also können wir hier nicht bleiben.
Wir packen zusammen, fahren weiter und eine nervenaufreibende Odyssee um einen Stellplatz beginnt. Wir fahren nach Andijan, dort ist ein Parkplatz vor einem Museum, wo schon andere übernachtet haben. Nach etwa 1.5 Stunden sind wir dort und schaffen es bis 100 Meter vor den Parkplatz. Dann ist fertig. Die Polizei hat hier alles abgesperrt, es ist kein Durchkommen.

Andijan ist eine grössere schöne Stadt aber ohne besondere Sehenswürdigkeiten, obwohl sie gemäss Wikipedia schon 3000 Jahre existiert. Hier ist heute die Automobil-Industrie zuhause und baut die Chevrolets für die Usbeken. Fast jeder Usbeke fährt einen Chevrolet (ehemals Daewoo).
Wir fahren weiter und stellen uns in eine Seitenstrasse. Mit der Zeit sind wir umringt von 10-15 Kindern, die uns belagern und an die Tür klopfen und rufen. Wir sind müde und wollen eigentlich unsere Ruhe. Als wir nicht reagieren fliegen die ersten Steine, wir packen erneut zusammen und flüchten von diesem Ort.

Ein paar Strassen weiter probieren wir es wieder in einer Seitenstrasse. Wir informieren die nächsten Nachbarn, dass wir hier über Nacht bleiben, was aber niemanden gross zu interessieren scheint. Etwas später klopft es, wir bekommen ein Handy durchs Fenster gereicht und jemand fragt auf Englisch ob wir Probleme haben. Als das geklärt ist, wird es still und wir gehen bald ins Bett.
Um 1 Uhr nachts werden wir durch lautes energisches klopfen unsanft geweckt. Draussen stehen zwei uniformierte Polizisten und ein paar Leute in Zivil. Unsere Pässe werden verlangt, begutachtet und fotografiert. Man telefoniert und wir müssen warten. Eine halbe Stunde später kommt ein englischsprachiger Offizieller dem wir alles nochmal erklären: Schweizer Touristen, hier übernachten, morgen Ausreise nach Kirgistan etc. Er fragt nochmals nach Waffen, gibt uns die Pässe zurück und entschuldigt sich für die Störung. Dass die Polizei hier sehr präsent ist haben wir schon gemerkt, obwohl wir bisher in keine Kontrolle auf der Strasse geraten sind. Anscheinend gibt es hier im Ferganatal noch islamisch-extremistische Gruppierungen, die auch für einige Anschläge im Westen verantwortlich sind: London, New York etc. Nach dieser nächtlichen Störung ist bei mir an Schlaf erst mal nicht mehr zu denken.
 
Freitag 05.07.2019: Andijan/Usbekistan-Osh/Kirgistan (57 km).
Gerädert und müde machen wir uns am Morgen auf den Weg zur Grenze, die noch etwa 50 km entfernt ist. Problemlos und ohne Wartezeit können wir in den Zollhof einfahren und bringen das übliche Prozedere auf usbekischer Seite schnell hinter uns. Auch auf kirgisischer Seite geht es auch flott voran. Wir werden von einem Beamten begleitet und dürfen als Touristen die Warteschlange überspringen. Hier bei der Einreise will das erste Mal niemand ins Auto schauen. Ganz ungewöhnlich haben wir schon nach 40 Minuten die Grenze passiert.
 
Fazit Usbekistan: Diesmal haben wir nur einen kleinen Teil und für kurze Zeit Usbekistan bereist. Tashkent hat keine besonderen historischen Sehenswürdigkeiten und ist eine moderne und grüne Stadt mit einem grossen lebendigen Bazar. Das heisse und dicht besiedelte Ferganatal ist landschaftlich ohne Highlight und nicht unbedingt eine Reise wert. Der Extraloop durch Kasachstan und Usbekistan von über 1'500 Kilometern hat sich also nicht wirklich gelohnt und würden wir so auch nicht mehr machen sondern wir würden direkt nach Kirgistan fahren.

Da wir ja 2018 schon mal in Usbekistan waren, ist uns diesmal vieles schon bekannt vorgekommen. Wir haben nicht mehr so viele Fotos geknipst wie das erste Mal, genossen aber intensiv das bunte Treiben auf den Märkten und Strassen sowie auch den Kontakt mit den sehr freundlichen Menschen.
 
Nach 9 Tagen und 514 km verlassen wir Usbekistan. Unsere Reise geht weiter in Kirgistan.
 

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