Indien - unterwegs auf der Weltreise 2019

Teil 2: Ranakpur - Udaipur - Bundi - Ranthambhore Nationalpark - Delhi - Moradabad - Banbasa
(26.11.-21.12.2019)

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Dienstag 26.11.2019: Ranakpur-Udaipur (105 km).
Nach ein paar Tagen in Ranakpur packen wir zusammen und fahren weiter nach Udaipur. Die einspurige Strasse schlängelt sich durch die Berge. Leider ist es ziemlich diesig und die Fernsicht sehr eingeschränkt. Unterwegs halten wir an einem Bottleshop und kaufen nochmals Bier, diesmal für nur 130 Rupien. Am Stadtrand von Udaipur finden wir einen guten Reliance Supermarkt (24.606434, 73.690527) und füllen unsere Vorräte wieder auf.
Wir sind nur noch etwa zwei Kilometer von dem Hotel entfernt in das wir wollen, aber es scheint unmöglich zu sein dieses zu erreichen. In vielen Strassen sind Baustellen und die Durchfahrten gesperrt. Wir probieren es indem wir im grossen Bogen aus verschiedenen Richtungen anfahren und immer wieder stehen wir vor einer Barriere.
Der Verkehr ist höllisch und Tobias kriegt die Krise als wir das Hotel schon fast sehen, uns nur noch 500 Meter vom Ziel trennen und wieder eine Schranke auftaucht. Wir wollen schon aufgeben und wieder aus der Stadt raus fahren und an einer Tankstelle übernachten, als ein junger Inder kommt und sagt wir können durchfahren. Die Schranke wird geöffnet und wir fahren rein. Alle entgegen kommenden Fahrzeuge winken ab und geben zu verstehen, dass wir hier nicht weiter kommen. Wir beachten sie nicht, fahren einfach weiter. Motorradfahrer können ja nicht beurteilen wo unser Onkel Benz durchkommt (geschweige denn wo sie selbst durchkommen;-).
Es kommen zwei sehr enge Stellen, durch die wir uns aber durchquetschen können. Es wäre alles nicht so schlimm, wenn nicht noch zig Motorradfahrer meinten, sie müssen sich in einen schmalen Spalt zwischen Wand und uns drängen, wo sie dann eingekeilt sind und wütend an unser Auto klopfen.

Schliesslich erreichen wir das Rangniwas Palace Hotel, werden sehr freundlich empfangen und dürfen hier stehen bleiben. Gott sei Dank. Wir sind ziemlich im Zentrum der Stadt, ab hier werden die Gassen wirklich eng.

Es wird schon dunkel, wir sind hungrig und gehen ins Hotel-Restaurant zum Abendessen. Wir essen herrlich zartes Poulet boneless sweet/sour.
 
Mittwoch 27.11.2019: Udaipur.
Zu Fuss gehen wir in die Stadt und verschaffen uns erst mal einen Überblick. Wir schlendern durch die Gassen.
An die Fussgänger wird auch hier nicht gedacht. Man muss sich an den Strassenrand drücken um nicht von einem laut hupenden Motorrad erwischt zu werden.
 
In einem Dachrestaurant gehen wir Essen und geniessen die Ruhe und die Aussicht auf den See von dort oben. Danach gehen wir zum See hinunter und treffen unterwegs nochmal das ARTE Filmteam. Ihre Dreharbeiten bei Camel Charisma sind beendet und sie fliegen heute von Udaipur zurück. Sie warten gerade auf ihr Taxi zum Flughafen. Die Welt ist klein.

Wir kommen an einer Wäscherei (150 Rupien/kg, 24.582218, 73.679744) vorbei und beschliessen morgen unsere Bettwäsche hier ab zu geben.
An vielen Orten in der Stadt wird eifrig an der Infrastruktur gebaut. Deshalb auch die vielen Absperrungen und Baustellen die uns bei der Einfahrt in die Stadt ärgerten.

Ein Einheimischer erklärt uns, dass es dieses Jahr sehr viel geregnet hat und deshalb das Stromnetz für lange Zeit ausgefallen war. Nun wird in fast jeder Gasse und Strasse das Netz neu verlegt und die Stromkabel kommen unter die Erde.
Auch an vielen Gebäuden in der Altstadt wird fleissig renoviert. Auf zum Teil abenteuerlichen Gerüsten klettern die Arbeiter herum.

In Udaipur hat es viele sehr schöne Malereien an Hauseingängen. Bekannt sind auch die sehr detaillierten Miniatur-Malereien aus Udaipur. Wir hatten im Jahr 2000 hier welche gekauft.
Am Abend gehen wir noch über dem Tibet Market. Es werden Gebrauchsgegenstände verkauft für etwas Wohlhabendere, die mit ihren Autos direkt hier parkieren können. Ausser ein paar Plakaten mit dem Dalai Lama sieht es nicht sehr nach Tibet aus.
 
Donnerstag 28.11.2019: Udaipur.
Am Vormittag schreibe ich Reisebericht und Tobias unterhält sich mit einem Fahrer des Hotels. Er ist sehr hilfsbereit und kennt sich gut aus. Er möchte helfen unseren nötigen Ölwechsel zu organisieren. Er fährt mit Tobias mit einem Tuktuk in die Stadt um das passende Öl zu kaufen. Mit 25 Litern Öl kommt Tobias zurück (7280 Rupien, ca. 93 EUR).

Der Chef vom Ölladen war schon mal mit seiner Familie in Switzerland und war ganz begeistert. Tobias sagte Switzerland sei klein und Indien gross, worauf der Chef meinte "India is too big". Morgen Vormittag will uns der Fahrer zu einer Werkstatt zum Ölwechsel führen.
Am Abend gehen wir in die Stadt und geniessen die Aussicht vom Rooftop Restaurant.

Die Einheimischen fragen ob wir nicht kalt hätten. Für sie ist jetzt schon Winter und sie ziehen sich warm an.

Die Temperaturen sinken allmählich und es wird auch hier Winter. Vor allem am Morgen und am Abend wird es frisch mit nur noch etwa 14 Grad und man kann schon eine Jacke vertragen, vor allem weil sich hier alles draussen abspielt. Die Restaurants sind alle im Freien, nicht in geschlossenen Räumen. Am Tag ist es meist dunstig und die milchige Sonne schafft es gerade noch die Temperaturen auf etwa 25 Grad zu erwärmen.
 
Freitag 29.11.2019: Udaipur (18 km).
Damit es noch nicht so viel Verkehr hat, machen wir uns schon gegen 9 Uhr auf den Weg zum Ölwechsel. Der Fahrer ist von Udaipur, kennt sich bestens aus und leitet Tobias durch die Stadt. Wir fahren zur Tata Werkstatt. Die hat leider keinen passenden Ölfilter, also fahren wir zur nächsten Werkstatt. Auch die hat keinen Filter, den gibt es in Delhi oder sonst wo in einer grösseren Stadt. Blöd. Sie sagen sie könnten den Ölwechsel machen und den Filter manuell reinigen. Also okay. Mit Benzin wird der Filter geputzt und ist danach sauberer als ein neuer Filter, hoffentlich.

Das Abschmieren fällt leider aus, weil das Stromnetz mal wieder zusammen bricht und nichts mehr geht. Der Fahrer der uns begleitet sagt 300 Rupien (4.30 CHF) für den Ölwechsel seien genug.
Nach dem obligatorischen Schai aus einem Papp-Fingerhut-Becherchen fahren wir zurück zum Hotel.
Nach einem Imbiss laufen wir in eine andere Richtung wie bisher in die Altstadt. Wir wollen zum Gemüsemarkt. Dabei kommen wir durch kleine enge Gassen.

Hier wohnen die nicht so wohlhabenden Leute und der Gegensatz zum Touristenzentrum und den Palästen könnte krasser nicht sein. Die Wassergräben rechts und links der Gasse sind zum Teil verstopft und stinken bestialisch. Der Dreck wird dann raus gekratzt und auf die Strasse geworfen, wo er liegen bleibt und weiter stinkt. Ratten flitzen herum und fressen an dem Dreck.
Beim Laufen muss man immer mit einem Auge auf den Boden schauen, dass man nicht in einen Kuhfladen, Hundehaufen oder Abwasserkanal der über die Strasse fliesst tritt. Wenn man diesen ausweicht, muss man wiederum aufpassen, dass man beim Ausweichmanöver nicht von einem Motorrad überfahren wird. Der reinste Spiessrutenlauf.
Auf dem bunten Obst- und Gemüsemarkt kaufen vor allem die Einheimischen ein, Touristen haben wir hier keine gesehen. Wir kaufen für ein paar Rupien einen Sack voll reife Guaven und Cherimoyas.

Danach geht es zur Wäscherei die Wäsche abholen. Sie ist zum Glück fertig. Der ewige Kampf um ein Tuktuk ist nervend. Von uns als Touristen wird erst mal der 3-fache Preis verlangt und es braucht Zeit zum hartnäckigen Handeln bis einer bereit ist für weniger zu fahren.

Weil das Restaurant bei uns im Hotel gutes Essen mit angemessenen Preisen hat, gehen wir wieder hier zum Abendessen. Zudem ist es ein ruhiges Plätzchen im Trubel der Stadt.
 
Samstag 30.11.2019: Udaipur.
Wir verbringen den grössten Teil des Tages vor dem Laptop. Tobias arbeitet an der Homepage und stellt den ersten Teil Indien online. Ich recherchiere für die Weiterreise nach Südostasien. Denn nun steht fest, dass wir mangels Teilnehmer nicht mit Jörn durch Myanmar fahren werden. Zudem ist bis jetzt auch die Grenze Myanmar-Laos zumindest für ausländische Touristen mit Fahrzeug immer noch nicht offen und die Einreisekontrollen an der Grenze Myanmar/Thailand haben sich seit 1. November verschärft. Ohne Permit und Guide lassen die Grenzer einen mit eigenem Fahrzeug nicht mehr einreisen.
Im Hotel-Garten sind zwei Arbeiter den ganzen Tag mit dem Renovieren von alten Hotel-Möbeln beschäftigt. Ihre Arbeitsgeschwindigkeit wirkt sehr meditativ und ist von vielen Tee-Pausen unterbrochen.
 
Sonntag 01.12.2019: Udaipur.
Heute skypen wir mal wieder, denn wir haben hier ein gutes Netz. Am Nachmittag gehen wir durch den Stadtpalast ins Zentrum. Auch für die Aussenanlagen muss man Eintritt bezahlen (30 Rupien pro Person).
Der Spaziergang ist sehr interessant und angenehm, denn hier fahren nur wenige Autos, keine Motorräder und es darf nicht gehupt werden. Man darf in einige Innenhöfe und die gewaltigen Fassaden des Palastes sind beeindruckend.

Auf das Museum haben wir verzichtet, denn der Hunger treibt uns vorwärts. Wir finden am Lal Gath ein Dachrestaurant mit schöner Aussicht auf die Stadt und den See.
 
Montag 02.12.2019: Udaipur.
Für unsere Weiterreise nach Südostasien haben wir verschiedene Varianten überlegt.
1. Wir verschiffen Onkel Benz von Indien nach Malaysia (Kuala Lumpur), was wahrscheinlich sehr bürokratisch und teuer ist.
2. Wir fahren von Nepal via China/Tibet nach Laos, auch sehr teuer, aber dann haben wir wenigstens etwas für das Geld.
3. Wir fahren doch durch Myanmar und besorgen uns für Thailand ein Permit und Guide, was im Moment eher kompliziert aussieht.
 
Wir haben uns erst mal für die Durchfahrt Tibet/China nach Laos entschieden. Dafür haben wir vier chinesische Agenturen angeschrieben. Denn für China braucht man ja wieder einen Guide, Genehmigungen und Tibet hat noch zusätzliche Auflagen.

Ausserdem haben wir heute unseren Heimaturlaub im Februar/März 2020 organisiert und alles gebucht. Wir werden von Kathmandu aus fliegen und dort das Auto unterstellen.
In der Stadt sind viele Hunde zu sehen. Meist schlafen sie in aller Ruhe auf einem schönen Plätzchen und lassen sich nicht stören durch den Jubel Trubel um sie herum.

Fast jedes Haus hat einen mehr oder weniger grossen eigenen Haus-Tempel.
 
Dienstag 03.12.2019: Udaipur.
Erste Rückmeldungen der China Reise-Agenturen zu unserer Weiterreise nach Südostasien treffen ein:

Die Agentur "Tibetmoto" erteilt uns eine Absage. An dieser Grenze gäbe es Probleme mit der Kautions-Hinterlegung für das Fahrzeug, weil das momentan nicht klar geregelt sei. Sie machen deshalb aktuell keine Touren von Nepal aus nach China. Wir könnten aber von Laos nach Nepal reisen. Haha...

Die nächste Agentur "Adventure Tour China" teilt uns mit, dass wir als Einzelreisende keine Genehmigung bekommen. Die Formalitäten für Tibet-Reisen müssen in Kathmandu via ein Reisebüro abgewickelt werden. Auch das Visum muss hier und nicht in der Schweiz beantragt werden. Es werden nur Permits für Gruppen erteilt, allerdings ist es möglich, dass wir zwei als "Klein-Gruppe" einreisen könnten.

Die Agentur "Greatway Tour" erwähnt davon nichts, verlangt aber neben den Reisekosten von knapp 7000 USD noch die Kautions-Hinterlegung von 8000 USD für das Fahrzeug durch uns. Diese Kaution würde nach der Ausreise natürlich zurück überwiesen. Risiko!

Gar nicht gemeldet hat sich die Agentur "Navo". Nachtrag: diese Agentur hat auch später nicht mehr geantwortet.
 
Im Hotel können wir Wasser tanken. Ein dicker Wasserschlauch wird bis zu unserem Auto gezogen. Tobias hält den Schlauch und ein Angestellter macht im Haus die Pumpe an. Das Wasser schiesst mit hohem Druck aus dem Schlauch. Bis Tobias den Schlauch im Einfüllstutzen oben hat, ist er schon von oben bis unten nass und das Wasser tropft ihm von der Brille. Ich finde das lustig, Tobias weniger. Kaum ist der Schlauch angesetzt, ist unser 220 Liter Tank auch schon voll und das in Rekordzeit von 2-3 Minuten. Nach dieser Schnelldusche gibt es für Tobias einen Satz trockene Kleider.
Am Nachmittag gehen wir nochmals durch den Stadt Palast ins Zentrum. Dort besichtigen wir den Jagdish Hindu Tempel, der mit vielen kleinen Marmor-Figuren verziert ist.
 
Mittwoch 04.12.2019: Udaipur.
Wir recherchieren wieder für unsere Weiterreise nach Südostasien, denn wir haben uns gegen eine Fahrt durch China entschieden. Im Internet finden wir Infos, dass doch immer wieder Traveler durch Myanmar und Thailand fahren.

Wir nehmen Kontakt mit Wolfgang P. auf, der Begleiter für ein Myanmar Crossing sucht und informieren uns über die Thailand Einreise. Unmöglich scheint das nicht zu sein und so entschliessen wir uns für diese Variante.

Wolfgang ist sehr entgegenkommend und verschiebt zweimal das Reisedatum nach hinten, damit wir genügend Zeit zur Anreise durch Indiens Osten zur Myanmar Grenze haben. Es sind von Kathmandu aus immerhin 1500 km auf meist nicht sehr guten und extrem kurvigen Strassen.
 
Donnerstag 05.12.2019: Udaipur-Berisal (208 km).
Heute fahren wir nach neun Tagen in Udaipur weiter.

Wir sind am Stadtrand von Udaipur als plötzlich der Summer im Fahrerhaus einen ohrenbetäubenden Lärm macht. Zuerst denken wir, dass draussen einer hupt, aber es ist in unserem Fahrerhaus. Eigentlich soll der Summer nur ansprechen, wenn die Kühlwassertemperatur zu hoch ist. Die Anzeige zeigt aber normale Werte. Bei einer Werkstatt stoppen wir. Ein Mechaniker schaut sich das kurz an und klemmt dann die Kabel vom Summer ab.
Wir wollen heute eigentlich nach Bundi. Der Highway ist zwar ausgebaut, aber es hat immer wieder Baustellen und an jedem der vielen Brückenübergänge heben wir fast ab. Da wir so nur langsam vorwärts kommen, halten wir etwa 60 km vor Bundi an einem sogenannten Resort zum Übernachten.

Entlang der Strasse hat es immer wieder Hotels, auch recht einfach aussehende, aber meist nennen sie sich "Resort" oder "Palace". Im Gegensatz zu den Tankstellen wo wir sonst oft waren ist hier viel los. Fast alle Anwesenden wollen unser Auto von innen ansehen. Es werden wieder mal viele Selfies und Videos gemacht.
 
Freitag 06.12.2019: Berisal-Uniara (192 km).
Am Vormittag fahren wir die restliche Strecke bis nach Bundi. Die Strasse hat wie gestern auch schon immer wieder grosse Bodenwellen. An einem Park in Bundi finden wir einen Parkplatz und laufen von dort aus in die Stadt.
Mir gefällt der Ort gar nicht. Ich habe lange keinen so dreckigen, stinkenden und vermüllten Ort gesehen. Auch die alten Havelis mit ihren Wandmalereien wirken heruntergekommen.
Wir haben dann auch keine Lust mehr den Garh Palast und das Fort anzuschauen.
Auch die Restaurants haben mich abgeschreckt, denn ich traue ihnen keinen hohen Hygiene-Standard zu. Wir finden ein Restaurant das von Tripadvisor empfohlen ist (das hört sich immer gut an) und gehen dort essen.

Allerdings verzichten wir auf gebratene australische Ureinwohner, welche auf der Speisekarte angeboten werden... Es gibt Momos für mich und ein belegtes Chapati (Pizza) für Tobias.
Wir wollen nicht in Bundi übernachten und fahren weiter Richtung Ranthambhore Tiger Nationalpark. Die Strasse von Bundi via Naenwa und Uniara überrascht uns positiv, sie ist sehr gut ausgebaut und die meiste Strecke ist neu geteert. Auch fast alle Ortschaften werden in einem "Bypass" umfahren, der noch nicht auf dem Navi dargestellt wird. Als es dunkel wird, halten wir in Uniara wieder an einer Tankstelle zum Übernachten. Die Tankstelle liegt abseits der neuen Strasse im Ort. Wir haben sie nur anhand der hohen Werbetafel vom Bypass aus gesehen.
 
Samstag 07.12.2019: Uniara-Sawai Madhopur (42 km).
Es sind nur noch wenige Kilometer wieder auf sehr guter Strasse bis zum Tiger Valley Hotel in Sawai Madhopur. Wir werden freundlich empfangen und können kostenlos hier stehen, wenn wir im Hotel Restaurant essen. Machen wir.

Wir buchen gleich für den Nachmittag eine Tiger-Safari (2500 Rupien pro Person). Der offene Jeep holt uns um 14 Uhr ab und bringt uns vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Im Jeep fährt noch ein indisches Paar mit ihren zwei erwachsenen Töchtern mit, die auch im Hotel wohnen. Alle sprechen gut Englisch und so können wir uns doch nett unterhalten. Die Safari durch das Reserve ist ganz interessant.
Wir sehen viele Gazellen, Antilopen und viele verschiedene Vögel, aber abgesehen von den Plüsch-Tigern am Souvenir-Stand leider keinen Tiger. Schade. Am besten sieht man sie wohl von Mai bis Juli.
Auf staubiger Baustellenpiste geht es in rasanter Fahrt wieder zurück zum Hotel. Wir wärmen uns etwas auf, ziehen uns warm an und gehen dann ins offene Restaurant zum Abendessen.

Gemeinsam mit der Indischen Familie sitzen wir am gleichen Tisch und unterhalten uns. Wir werden über unsere Reise gefragt und sie erzählen von sich. Die Eltern sind Geschäftspartner und haben in Mumbai ein Geschäft für Wasserpumpen und PVC-Wasserrohre. Eine Tochter studiert noch Jura, die andere ist Informatikerin und geht nächstes Jahr nach Europa um weiter zu studieren. Der Anlass für die Ferienreise ist die Silberhochzeit der Eltern und die bevorstehende Reise der Tochter nach Europa. Sie sind Jains und geben viele Infos über ihre Religion zum Besten. Sehr interessant.
Nach dem Essen wird im grossen Hotelgarten noch ein Lagerfeuer gemacht und die Hausgäste, wir und der Hotelmanager sitzen ums Feuer und plaudern. Da das Holz oder eher die Baumstämme nicht ganz trocken sind, will das Feuer nicht recht lodern und die kleine Flamme wärmt nicht gerade. Mehr wärmt noch (indirekt) der Rauch, da immer wieder jemand von ihm fliehen und den Platz wechseln muss. Wir sind froh, als wir uns im Auto wieder aufwärmen können.
 
Sonntag 08.12.2019: Sawai Madhopur.
Die rasante Fahrt im offenen Jeep und die abendlichen Freiluftaktionen gestern haben uns nicht so gut getan. Sowieso gesundheitlich schon etwas reduziert, sind wir heute beide wieder etwas erkältet. Wir verbringen den Tag überwiegend im Auto und schonen uns.

Bei einem Rundgang ums Auto stellt Tobias fest, dass die Halterung des Wohnaufbaus schon wieder gebrochen ist. Die Reparatur vor wenigen Tagen und wenigen Kilometern hielt also nicht lange. Der Hotelmanager bietet an uns zu einem Schweisser zu bringen, was wir morgen in Angriff nehmen werden.
 
Montag 09.12.2019: Sawai Madhopur (6 km).
Gleich nach dem Frühstück fahren wir in die Stadt zum Schweissen der Halterung. Der Manager fährt vorne mit, freut sich riesig und geniesst die Fahrt im Truck. Er ist sehr angetan von unserem Auto. Er und die Hotel-Belegschaft haben es ausgiebig besichtigt und gefilmt.

Diesmal sind wir in einer LKW Werkstatt und die Schweisser machen einen besseren Eindruck. Der Manager überwacht alles, damit die Arbeit ordentlich ausgeführt wird.
Ich gehe wieder in den Ort und kaufe Früchte. Ich darf für mich neue Früchte probieren und kaufe gleich davon: sogenannter Breiapfel (engl. Mud Apple, schmeckt etwas wie Birne) und süsse Tamarinde (schmeckt süss/säuerlich, aus der Region: Thailand). Als ich zurück komme ist schon alles fertig und wir können zurück fahren.
 
Dienstag 10.12.2019: Sawai Madhopur.
Am Hotel können wir Wasser tanken und so beschliessen wir heute mit unserer Waschmaschine Wäsche zu waschen, das erste Mal seit der Reparatur. Leider funktioniert sie nicht richtig. Das Wasser läuft ohne zu stoppen in die Maschine. Zum Glück merken wir es rechtzeitig bevor sie überläuft. Tobias ist hell begeistert, weil er nun die Waschmaschine ausbauen muss damit es ihm nicht langweilig wird. Die Boys vom Hotel helfen tatkräftig mit. Es ist nur eine Schlauchverbindung getrennt, die Tobias wieder zusammen steckt und schon funktioniert sie wieder. Bis zum Nachmittag ist auch unsere Wäsche trocken und kann wieder versorgt werden.

Das nächste Problem taucht auf: der Kühlschrank. Er brummt gefühlt etwas zu lange und stellt erst nach mehrmaligen Versuchen wieder ab. Wir bauen ihn aus und sehen, dass er hinten wie erwartet total verstaubt ist. Tobias saugt ihn zuerst ab und bläst dann noch mit Druckluft durch. Danach funktioniert auch er wieder wie er soll.

In der Zwischenzeit füllt ein Boy vom Hotel unseren Wassertank, so dass jetzt wieder beide voll sind. Wir sind inzwischen die einzigen Gäste hier und alle kümmern sich um uns. Nach getaner Arbeit gehen wir essen. Für uns wird immer extra und frisch gekocht. Wir wagen es wieder mal ein Schaffleisch Menü zu bestellen (war bisher meist sehr zäh). Da das aktuell nicht im Haus ist, muss ein Angestellter erst auf den Markt fahren und welches besorgen. An anderen Orten hiess es bei so einer Situation immer "sorry finished". Zum Glück sind wir noch nicht am Verhungern, denn es geht eine Weile bis das Essen auf dem Tisch steht. Sogar das Mutton kann man essen, es ist zwar nicht sehr zart und viel ist an den Knochen auch nicht dran. Aber wie immer ist die Sosse bzw. das Curry sehr gut.
 
Mittwoch 11.12.2019: Sawai Madhopur-Shahpura (196 km).
Heute wollten wir ursprünglich nach Jaipur weiter fahren, aber da es Tobias vor den Stadtfahrten graust, lassen wir diese 3-Millionen-Stadt aus. Wir haben Jaipur ja schon beim letzten Mal besichtigt. Nun fahren wir direkt nach Delhi.


Es geht quer durch und anfangs ist die Strasse sehr schlecht mit vielen Baustellen. Auf der Autobahn wird die Strasse besser, dafür ist um die Orte herum auch viel mehr Verkehr.

Wir fahren einfach soweit wir kommen und halten dann an einer Autobahn-Raststätte. Es hat hier einen 24 Stunden bewachten Parkplatz, wo wir uns für die Nacht hinstellen dürfen.
Es hat ein paar Shops, ein Hotel und Restaurant, in das wir essen gehen. Ich esse chinesische Nudeln, die mir aber nicht bekommen. Eine Stunde nach dem Essen bekomme ich heftige Magenschmerzen und Durchfall. Bis nach Mitternacht muss ich ständig aufs WC rennen, aber dann ist alles draussen und der Spuck vorbei und es geht mit wieder gut. Gott sei Dank.

Das Mobilfunknetz hier ist gut und Tobias beschliesst sich einen Facebook Account zu erstellen. Das klappt auch ganz gut, nur wird wenige Tage später sein Account gesperrt. Wieso, weshalb, warum? Darauf gibt es keine konkrete Antwort. Facebook verweist nur auf die nicht sehr hilfreichen Hilfe-Seiten. Irgendwo findet er einen Link, wo er seine Ausweis-Kopien hochladen kann. Drei Wochen später immer noch keine Rückmeldung und sein Account ist immer noch gesperrt... der Like-Button wird um 180 Grad gedreht... und weitere drei Monate später... siehe oben...
 
Donnerstag 12.12.2019: Shahpura-Delhi (185 km).
Ich habe am Morgen keine Beschwerden mehr, kann wieder normal essen und wir fahren weiter. Wir haben geplant noch vor Delhi zu übernachten und morgen früh in die Stadt zu fahren. Gurgaon, ein Vorort vor Delhi, ist eine riesige Satellitenstadt, wo es einen grossen Spar Hypermarket in einer Mall haben soll. Wir fahren dort hin.
In der wenig besuchten Metropolis Mall gibt es einen Foodcourt in dem wir erst einmal etwas essen, denn wir haben seit dem Frühstück nichts mehr gehabt.

Danach geht es in den Spar. Wir bestaunen all die tollen Esswaren, die wir seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen haben. Da wir in Delhi wahrscheinlich auch nicht selber kochen, müssen wir uns mit dem Einkaufen leider etwas zurück halten. Aber bevor wir weiter fahren Richtung Nepal werden wir sicher noch kräftig zuschlagen.

In einem angeschlossenen Bottle Shop kaufen wir ein paar Dosen Bier mit einem Alkoholgehalt von nur 5 Prozenten. Meist wird nur Bier "extra strong" mit 8 oder mehr Prozenten verkauft, was wir nicht mögen.
Als wir aus der Mall rauskommen ist es schon fast dunkel.

Da es nur noch 20 Kilometer bis zu unserem ausgesuchten Stellplatz sind, beschliessen wir doch noch in die Stadt zu fahren. Der Verkehr ist höllisch. Aus drei Spuren werden fünf gemacht und dazwischen noch die Töfffahrer. Zu allem Übel fängt es auch noch an zu regnen.

Aber nach knapp zwei Stunden und ein paar Umwegen wegen gesperrten Abzweigungen haben wir es geschafft und finden den Parkplatz am Nehru Park, der im Botschafts-Viertel liegt. Kaum stehen wir richtig, geht ein gewaltiges Gewitter mit Blitz, Donner und Hagel nieder und es regnet wie aus Kübeln. Wir finden es toll, das reinigt die verpestete Luft und auch unseren Onkel Benz bekommt eine Dusche.
 
Freitag 13.12.2019: Delhi.
Schon morgens um 7 Uhr werden wir durch Poltern an unserer Tür geweckt. Zwei "Security" mit Stock stehen vor der Türe und behaupten, wir dürfen hier nicht stehen, weil wir ein Truck sind. Nach einem kurzen Gespräch ziehen sie ab und wir schliessen die Fenster.

Nach dem Frühstück laufen wir die Parkplätze in der Nähe ab und suchen nach einer anderen Möglichkeit. Es hat weiter vorne noch Parkmöglichkeiten, die aber nicht so nett sind.
Als wir zurück zum Auto kommen, hat sich eine Traube von Menschen um unser Auto gebildet. Es sind die Fahrer von verschiedenen Botschaften, die hier ihre Autos geparkt haben und Pause machen. Als sie hören, dass wir weg gewiesen worden sind, entsteht ein empörtes Gebrabbel. Das kann nicht sein, hier stehen immer wieder Overlander, oft tagelang. Wenn diese Typen nochmal kommen, sollen wir mit der Aufsicht der Botschaft Kontakt aufnehmen. Sie unterstützen uns und sind bereit unseren Platz zu verteidigen, wenn es sein muss mit Stock und Strohbesen.
Wir sind beruhigt und wollen in die Stadt. Einer der Fahrer hat gerade nichts zu tun und bietet an uns in die Stadt zu fahren. Aber wir wollen lieber unabhängig mit dem Tuktuk zur Metro-Station und dann mit der Metro ins Zentrum fahren.
Metro fahren ist recht unkompliziert. Es gibt verschiedene nach Farben benannte Linien. An jeder Station gibt es Automaten, an denen man für 20-30 Rupien (umgerechnet 0.28-0.42 CHF) einen Jeton für die Innenstadt bekommt oder eine Karte mit Geld aufladen kann.

Die Stationen und die Züge sind sehr sauber, sogar spucken ist unter Strafe verboten. An den Eingängen wird jeweils ein Security-Check gemacht. Wie am Flughafen wird das Gepäck gescannt und man muss durch einen Detektor gehen. Danach wird man noch abgetastet. Die Stationen, Umsteigepunkte, Fahrpreise und Zeiten findet man leicht in einer übersichtlichen Smartphone-App.
Da es immer noch regnerisch ist, wollen wir zum riesigen Connaught Place, von den Einheimischen "CP" genannt, wo es wohl viele Geschäfte zum Shoppen hat in die man bei Regen flüchten kann.

Am Connaught Place angekommen können wir keine 50 Meter laufen ohne dass wir von einem "Schlepper" angesprochen werden, der uns genau sagt wo und in welchem Block wir uns gerade befinden und uns auf einen Bazar oder in ein bestimmtes Geschäft lotsen will, wobei er sich eine Provision erhofft, falls wir etwas kaufen. Zum Schluss müssen wir unfreundlich werden um diese Kletten wieder los zu werden.
Wir laufen viele Kilometer durch die Stadt, von einem Bazar zum nächsten. Als uns die Beine weh tun und wir müde werden, machen wir erst mal eine Pause in einem Restaurant, von dem wir eine gute Aussicht auf einen Platz unter uns haben und das bunte Treiben beobachten können.
 
Da es heute etwas kühler ist, sind Menschen und auch Hunde wärmer angezogen. Wir sehen viele Hunde die ein wärmendes Mäntelchen tragen. Überhaupt scheinen die Inder die Hunde sehr gut zu pflegen.

Auf dem Rückweg zur Metro-Station kaufen wir in einer Apotheke noch ein paar Medikamente die uns ausgehen, Paracetamol, Otrivin Nasenspray und Vitamine für kleines Geld. Ziemlich müde kommen wir wieder am Auto an.
 
Samstag 14.12.2019: Delhi.
Wir schlafen erst mal lange aus. Auf dem Parkplatz ist schon einiges los. So wie jeden Morgen sind wieder viele Frühsportler unterwegs, die hier im Park ihre Runden drehen und auch Hundebesitzer mit ihren Lieblingen sind unterwegs.

Aber noch mehr Busse mit Schulklassen treffen gegen Mittag ein. Ein Bus nach dem anderen steht am Strassenrand und die Kinder mit ihren Schuluniformen marschieren in geordneten Kolonnen in den Park. Sie dürfen sich dort bewegen und die gute Parkluft atmen.
Gary, der auch öfter hier ist und wohl schon viele Overlander getroffen hat, kommt zu uns und wir unterhalten uns eine Weile. Eine Inderin im Jogginganzug stösst noch dazu und Gary kommt auf die Idee, heute Abend mit einer Flasche guten Whisky zu uns zu kommen und lädt auch gleich die Joggerin mit ein zum Party machen. Nein danke...
Zu Fuss gehen wir zum Einkaufszentrum am Südende des Nehru Parks. Dort soll es noch eine zweite Mall haben mit Lebensmittel-Läden, die wir beim ersten Besuch nicht entdeckt hatten.

Dabei kommen wir an den Schulklassen im Park vorbei und müssen wieder mal für ein paar Selfies posieren. Wir ahnen schon Schlimmes, da es im Park nur so wimmelt von Schülern. Aber zum Glück bleibt es bei ein paar wenigen Selfies bis wir weiter gehen können.
Wir finden die zweite Mall (Chanakya Mall) und sind ganz erstaunt was hier los ist. In einem Hof fahren teure Autos vor und die Türen werden von Bediensteten mit weissen Handschuhen geöffnet. Am Eingang hat es ebenfalls "Diener" welche den Besuchern die Türe aufmachen. Wie fast immer ist hinter dem Eingang der Security Check für Gepäck und Personen.
Innen hat es nur luxuriöse Marken-Läden, aber kaum Besucher. Im Untergeschoss finden wir den gesuchten Lebensmittel-Laden und ein paar Restaurants. Die Restaurants sind alle teuer aber gerammelt voll und wir verzichten hier auf ein Essen.

Der Lebensmittel-Laden hat alle erdenklichen ausländischen Luxus-Lebensmittel zu entsprechenden Preisen. Damit es nicht gleich so weh tut, sind die Preise jeweils pro 200 oder 250 Gramm angeschrieben. Es hat viele Dinge die wir schon länger nicht mehr gesehen haben, Fleisch, europäischen Käse, Emmi-Fondue, Lindt-Schokolade, Dr. Oetker Dresdner Weihnachtsstollen usw. Aber bei den Preisen bleiben wir lieber beim Indischen "pur veg" Essen. Ein Kilogramm Schweizer Gruyere Käse kostet umgerechnet über 80 CHF!

Wir finden hier wieder den guten indischen Devan Kaffee, den wir schon in Pushkar gekauft haben. Leider hat es nur noch zwei Packungen. Auf unser Nachfragen wühlt das Personal nochmals im Regal, findet natürlich auch keinen. Ein Lager mit Nachschub gibt es wohl nicht...
Zu Fuss gehen wir weiter an den Sarojini Market, wo es westliche Kleidung geben soll. Wir kommen durch eine bessere Wohngegend. Vor den kleinen Wohnblocks stehen private Autos. Es sind kaum Menschen zu sehen und es ist relativ sauber. Das ändert sich auf einen Schlag als wir zum Bazar kommen.

Anscheinend ist jetzt eine Art Ausverkauf und die Händler werben mit niedrigen Fest- und Fix-Preisen und schreien ihre Angebote laut durch die Gegend.

Es sind so viele Menschen unterwegs, dass wir uns nur zentimeterweise mit der Masse vorwärts schieben können.
In einem Restaurant essen wir einen kleinen Imbiss, wo hauptsächlich das Auge satt wird.

Eigentlich wollten wir an einem ATM noch Geld abheben, aber vor den ATMs hat es jeweils eine lange Schlange und auch das Kabäuschen wo der ATM steht, ist meist schon überfüllt.

Da das Angebotene sowieso nicht unseren Geschmack trifft, verlassen wir diesen Bazar und fahren mit einem Tuktuk zurück.
 
Sonntag 15.12.2019: Delhi.
Heute wollen wir die Freitags-Moschee "Jama Masjid" und das Rote Fort besichtigen. Und wenn wir schon in der Gegend sind, gleich noch Delhis Altstadt. Heute ist Sonntag und alles ist auf den Beinen.
Die Freitags-Moschee wurde 1644-1656 gebaut und ist die grösste Moschee Indiens. Im Innenhof finden 25'000 Gläubige Platz.

In der Moschee müssen wir als Ausländer einen gepfefferten Eintritt bezahlen (300 Rupien pro Person). Inder, auch nicht-Moslems, dürfen gratis hinein. Frauen brauchen kein Kopftuch tragen, aber alle müssen die Schuhe ausziehen. Man wandelt dann auf Socken über Taubendreck und kaltem Stein durch die Moschee.
Wir bezahlen und starten einen Rundgang, den wir bald wieder abbrechen müssen, weil Gebetszeit ist.
Wir laufen den kurzen Weg bis zum Roten Fort durch dichte Menschenmengen. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir am falschen Eingang rein sind.
Wir müssen ein ganzes Stück um das Fort zurück zum Ticket Schalter laufen. Wie gesagt sind wir nicht alleine unterwegs. An den fünf geöffneten Schaltern hat es ewig lange Schlangen und dicke Menschentrauben verstopfen die Wege.
Da wir keine Lust auf langes Anstehen und einen überhöhten Ausländereintritt von 950 Rupien haben, entscheiden wir uns für einen Rundgang durch die Altstadt.
Aber offensichtlich sind wir vom Regen in die Traufe gekommen. Am Chandni Chowk, der Hauptroute durch die Altstadt, wird gerade an einer neuen Fussgängerzone gebaut, so dass vieles abgesperrt ist und oft nur ein etwa ein Meter breiter Durchgang bleibt. Also auch kein Vergnügen.
Wir kämpfen uns aber tapfer bis zum Gewürzmarkt am Ende der Strasse durch, wo es dann wieder Platz zum Atmen gibt. Das heisst kein Menschengedränge mehr und an den vielen Abfall auf der Strasse haben wir uns fast schon gewöhnt.
Der Gewürz Grosshandel Markt ist sehr interessant. Aus grossen Säcken kann man sich Gewürze abpacken lassen und viele Inder kaufen hier gleich kiloweise ein.
Auch wir kommen nicht an den perlengrossen Pfefferkörnern und den Masalas vorbei ohne etwas zu kaufen.

Auf dem Rückweg finden wir kein Restaurant.
Mit einer Velo-Rikscha fahren wir zur Metro-Station. An der Station hat es wie immer nur einen Ticket-Automaten, aber diesmal mit einer langen Warteschlange. Die Bedienung des Automaten ist recht einfach, aber doch zeitaufwändig.

Im Gegensatz zu unseren früheren Fahrten ist die Metro heute am Sonntag gerammelt voll. Wir kommen hungrig zurück zum Auto und kochen uns mal wieder Spaghetti mit frischer Tomatensosse. Mmhh.
 
Montag 16.12.2019: Delhi.
Heute ist es grau, neblig und kalt. Tobias macht am Vormittag ein Windows Upgrade am kleinen Laptop. Der ist nun schon über sieben Jahre alt und war schon auf unseren Afrika-Reisen mit dabei. Da Windows XP nicht mehr unterstützt wird, u.a. auch von unserer eBanking App, sollte der Laptop auf Windows 10 upgedatet werden. Über das indische Mobilfunknetz funktioniert das ganz gut, aber am Ende sind unsere Tages-Kontingente an Daten aufgebraucht.

Es kostet Überwindung vor die Tür zu gehen, aber der Hunger treibt uns dann doch hinaus. Wir packen uns warm ein und marschieren durch den Park in ein anderes Einkaufszentrum mit Restaurants. In den vornehmen Luxusläden des Santushti Shopping Complex hat es keine Kunden und die Verkäufer glotzen in ihr Smartphone.

Wir entdecken ein italienisches Restaurant mit Gartensitzplätzen und Heizstrahlern. Da uns das zu kalt ist gehen wir hinein. Alle Tische sind besetzt und wir fragen an einem Tisch ob wir uns dazu setzen dürfen, was okay ist. Dann kommt die Bedienung und sagt, dass das nicht ginge, es hat eine Warteliste. Erst da entdecken wir einen zweiten Eingang an dem die Leute Schlange stehen. Wir dürfen aber bleiben und geniessen die eher kleinen Portionen mit dem teuersten Preis unserer bisherigen Reise.

Durch den Park geht es zurück zum Auto. Inzwischen ist auch das Upgrade des Laptops erfolgreich beendet. Bis zum Abend lesen wir in unseren Reiseführern.
 
Dienstag 17.12.2019: Delhi.
Es wird von Tag zu Tag kälter. Der Nebel oder Smog löst sich kaum noch auf und kein Sonnenstrahl schafft es bis zu unserem Solarpaneel. Unsere Batterie-Ladung wird immer weniger und wir versuchen unseren Stromverbrauch zu reduzieren wo es möglich ist, z.B. Wasser mit Gas kochen statt elektrisch.

Warm eingepackt fahren wir mit dem Tuktuk zum Khan Market in einem anderen Stadtteil. Auch hier hat es wieder nur leere Luxusläden der grossen Modelabels und noch teurere Restaurants. Gemäss dem Personal das uns reinlocken will, sind alle Restaurants "best in town". Nach einem "schlanken" Essen verschwinden wir bald wieder.
Eigentlich wollten wir gar nicht so lange in Delhi bleiben. Aber als wir festgestellt haben, dass wir nur ein 90 Tage Visum für Nepal brauchen wenn wir am 22. Dezember dort einreisen, haben wir beschlossen erst am Donnerstag weiter zu ziehen.

Der Platz hier ist eigentlich nicht schlecht. Man kann sicher und unbehelligt hier stehen. Inzwischen kennen wir schon die Sportler, die jeden Tag hierher kommen und die Fahrer und Strassenwischer sowieso. Für einen kleinen Schwatz klopft nur selten jemand ans Auto. So zum Beispiel aber Sylvia, eine Schweizerin, die mit einem Inder verheiratet ist und seit 13 Jahren hier lebt. Sie geht hier jeden Tag mit ihrem Hund spazieren. Die meisten kommen täglich und winken uns aus der Ferne freundlich zu.

Wer ist denn das? Nehru? Gandhi?

Nein es ist Lenin, der sich nach Indien verirrt hat!

Als Tobias Lenin fotografiert, fragt ein im Park sitzender Inder wer denn das sei. Lenin, ein russischer Politiker. Der Inder fragt nicht weiter...
 
Mittwoch 18.12.2019: Delhi.
Heute treibt es uns nochmal in das quirlige Viertel am Main Bazar. Die Gegend ist interessant und bunt und nicht so überfüllt, dass man nicht mehr vorwärts kommt.
Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten. Vor allem an den tollen Obstständen komme ich kaum vorbei ohne etwas mitzunehmen. Jetzt sind Guaven und Papayas reif und die Cherimoyas haben es mir ganz besonders angetan.
Die Zeit vergeht wie im Flug und wir machen uns auf den Rückweg.
 
Donnerstag 19.12.2019: Delhi.
Ganz in der Nähe ist das Eisenbahnmuseum zu dem wir laufen. Es ist neblig und trübe und der Smog erreicht heute gefährlich kritische Höchstwerte bei der Luftmessung.

Um die Mittagszeit sieht es im Nehru Park eher aus wie spät nachmittags...
Das Railway Museum ist ganz interessant. Es sind viele Lokomotiven und Personenwagen ausgestellt.

Leider darf man die Ausstellungsstücke nicht betreten und von innen anschauen.
Danach geht es weiter zur Metro-Station. Wir haben noch einen Spar Hypermarket ausfindig gemacht den wir besuchen wollen. Wir möchten uns noch mit Kaffee, Milch und Käse eindecken bevor wir in ein paar Tagen nach Nepal fahren.

Der Laden ist ziemlich ausserhalb und wir fahren lange mit den Metro. Diese fährt hier oberirdisch und man würde sicher auch etwas Interessantes entdecken, wenn nicht die Sicht durch Smog und Nebel auf wenige Meter eingeschränkt wäre.
In der Pacific Mall ist viel Betrieb. Vor allem der grosse Food Court ist gut besucht, obwohl die Preise für Selbstbedienung recht hoch sind. Da man im Food Court nicht mit Bargeld bezahlen kann, müssen wir uns eine Karte kaufen, diese aufladen und nach dem Essen den Restbetrag wieder abholen.
Es ist schon dunkel als wir wieder am Auto sind.

Wir planen noch die Route wie wir morgen aus Delhi hinaus fahren können. Aus den hiesigen Nachrichten haben wir erfahren, dass es an bestimmten Orten in der Stadt Demonstrationen gibt und die Polizei bei Strassensperren die Fahrzeuge kontrolliert. Es gibt lange Staus. Es mussten sogar Flüge abgesagt werden, weil die Flugzeugbesatzung sowie die Passagiere nicht rechtzeitig auf den Flughafen kamen.

Demonstriert wird, weil der Präsident eine Gesetz erlassen hat, das die Einbürgerung für illegal eingereiste Migranten aus den angrenzenden Ländern erleichtern soll. Ausgenommen sind Moslems, da diese in den angrenzenden Staaten ja nicht verfolgt würden.
 
Freitag 20.12.2019: Delhi-Gajraula (126 km).
Wir starten am späteren Vormittag und kommen recht flüssig durch die Stadt. Auffällig ist die hohe Polizei- und Militärpräsenz. Demonstrationen sehen wir keine. Kilometerweit geht es durch bebautes und bewohntes Stadtgebiet. Der Grossraum Delhi ist stark bevölkert, hier leben etwa 20 Millionen Menschen!
Wir dachten schon, dass wir ohne Blessuren durch Indien kommen. Aber nein. Am vorletzten Tag in Indien passiert es dann. An einem engen Baustellenabschnitt wechselt ein Traktor mit Anhänger unvermittelt auf unsere Spur als wir auf gleicher Höhe mit ihm sind und drängt uns ab. Der Traktor erwischt mit seinem Anhänger den linken Aussenspiegel, dem zum Glück nichts passiert und eine Baustellenabsperrung auf der anderen Seite rasiert uns den rechten Spiegel ab. Der untere Weitwinkel-Spiegel fliegt gleich davon, der grosse Spiegel zerspringt, hängt aber noch an der verbogenen Halterung.

Wir fluchen und verwünschen den blöden Traktorfahrer, aber dem ist das völlig egal.

Als wir uns wieder beruhigt haben, sind wir froh, dass nicht mehr passiert ist. Es war ja nicht viel Platz auf beiden Seiten übrig.
Wir fahren bis am Nachmittag und stellen uns dann an eine Tankstelle zum Übernachten.

Meine Augen sind seit gestern gerötet und brennen. Ich habe eine Bindehautentzündung. Der Smog hat wohl doch gesundheitliche Spuren hinterlassen.

Unterwegs wollen wir nochmals nach Bier Ausschau halten, aber überall wird wieder nur die Variante "extra strong" angeboten.
 
Samstag 21.12.2019: Gajraula-Rudrapur (128 km).
Wir sind wieder auf der Strasse. Je weiter wir uns von Delhi entfernen, umso besser wird die Sicht und die dicke Luft lichtet sich etwas. Die Sonne wirft wieder Schatten und ist nicht nur als blasse Scheibe am Himmel zu sehen. Die Strasse ist zum Teil ziemlich übel mit vielen Baustellen und Umfahrungen.
Am Stadtrand von Moradabad entdecken wir eine Tata Werkstatt und fragen nach neuen Rückspiegeln. Nach etwas Zögern und Hinweisen, dass sie keine Mercedes Teile haben, finden die Mechaniker doch noch passende Spiegel und diese werden sogleich montiert. Während Tobias mit den Monteuren die Lage bespricht und deren Arbeit überwacht, sitze ich im Auto und beobachte vom Fahrerhaus aus das Geschehen. Zum Teil zähle ich an die dreissig Inder die ihre Köpfe recken um ja nichts zu verpassen.

Ich werde ungeniert angestarrt als ob ich vom Mars käme. Als dann noch die Fahrertür geöffnet wird und einer einsteigen will, habe ich endgültig genug und schreie sie an, dass sie verschwinden sollen. Der Werkstattchef muss ebenfalls ein Machtwort sprechen.
Mit zwei neuen Spiegeln für etwa 60 Euro inklusive Montage und wieder guter Sicht nach hinten fahren wir weiter.
Erstaunlich ist in dieser Gegend die hohe Präsenz von Polizei und Militär. Wir wissen allerdings nicht, ob die immer da sind oder ob das mit den aktuellen Demonstrationen gegen das neue Einbürgerungs-Gesetz zu tun hat.
Am späteren Nachmittag halten wir am Ark Hotel in Rudrapur und fragen ob wir im Hof übernachten dürfen. Ja okay.

Wir sind gerade am Abendessen, sehr zartes Mutton Curry mit Bier "extra strong" natürlich, als der Manager kommt und sagt, dass wir aus rechtlichen Gründen nicht innerhalb des Hotels stehen dürfen, sondern ausserhalb auf einer Privatstrasse, die auch zum Hotel gehört und von Securities mit Schiessgewehren bewacht ist. Also parken wir neben dem Hotel, was auch nicht schlecht ist, weil wir hier weiter vom Verkehrslärm entfernt sind.
Hier finden wir auch Zeit um endlich unsere Route auf der Weltkarte zu aktualisieren. Es hat immer wieder mal für Verwirrung gesorgt, dass in Indien keine Route eingezeichnet ist.

Wir müssen auch immer wieder erklären, dass die eingezeichnete Route die Strecke ist, die wir schon gefahren sind. Viele meinen, dass das unsere geplante Route ist.
 
Sonntag 22.12.2019: Rudrapur-Mahendranagar (100 km).
Wir sind nur noch etwa 90 Kilometer von der Nepalesischen Grenze entfernt. Die Strassen sind zum Teil ausgebaut oder noch im Bau. Meist in gutem Zustand, manchmal aber auch schlecht.
Wir kommen durch eine grössere Stadt in verheerendem Zustand. Hier befindet sich eine grosse Mülldeponie direkt neben der Strasse im Ort. Ich habe noch nie so riesige Müllberge gesehen. Der Müll wird angezündet und mit Baggern und Planierraupen, die auf den Müllbergen herumfahren, wird der rauchende dampfende Müll verteilt. Unten läuft eine schwarze stinkende Brühe ungehindert heraus. Am äusseren Rand klettern Erwachsene und Kinder in dem beissenden Rauch und Dreck herum und suchen nach etwas Verwertbarem, das sie in grossen Säcken abtransportieren. Auch die Strassen und Wege sind sehr ungepflegt, vor jedem Haus brennt ein Feuer, an dem sich einzelne die Hände wärmen. Der Regen hat jede Pfütze in ein Schlammloch verwandelt, alles ist schwarz-grau und wir bekommen den üblen Gestank eine ganze Weile nicht mehr aus dem Auto. Ich bin froh dass wir Indien bald verlassen.
Kurz vor der Grenze wird das Wetter plötzlich klarer. Wir sehen seit langer Zeit wieder mal den blauen Himmel und die Sonne. Und die Felder strahlen in saftigem Grün.

Bevor wir zum Zoll kommen, werden wir an einer LKW-Waage angehalten und sollen dort eine Gebühr bezahlen. Es braucht wieder einige Überzeugungsarbeit bis sie verstanden haben, dass wir ein Reisefahrzeug und kein kommerzieller Truck sind. Wir dürfen weiter fahren und bezahlen nichts.
Dann kommen wir zur einspurigen Brücke vor dem indischen Zoll. Nach kurzem Stopp werden wir durchgewunken und fahren auf die Brücke. Obwohl wir mit voller Beleuchtung aller Scheinwerfer fahren, kommen uns trotzdem noch Motorradfahrer entgegen, die dann aber sofort kehrt machen und zurück fahren.
Später hören wir, dass die Brücke nur für Fahrzeuge bis 8 Tonnen zugelassen sei. Uns hat keiner nach dem Gewicht gefragt. Vielleicht deshalb die LKW-Waage vor der Brücke (allerdings nur auf indischer Seite)? Jedenfalls hielt die Brücke auch unsere 11 Tonnen aus...

Am indischen Zoll geht es zuerst zur Immigration, wo unsere Pässe kontrolliert werden und unsere Daten in ein grosses Buch eingetragen werden. Tobias geht mit dem Carnet de Passage schon zum Zoll. Dummerweise muss im grossen dicken Buch eine neue Seite angefangen werden und der Beamte muss erst alle Linien für die entsprechenden Rubriken ziehen. Das tut er mit dem Lineal und in einer Seelenruhe. Tobias ist schon zurück, als er gerade fertig ist. Jetzt wird in Schönschrift alles eingetragen. Wir sitzen auf der "Büsserbank" und warten und warten und warten... Stempel gibt es noch keinen. Wir müssen zuerst das Carnet stempeln lassen und dann nochmal kommen. Auf den Dächern der wartenden Autos klettern neugierige Affen herum und machen sich am Dachgepäck zu schaffen.

Irgendwann haben wir auch diese Hürde geschafft und wir dürfen zum nepalesischen Zoll weiter fahren.
 
Nach 59 Tagen und 2560 km verlassen wir Indien. Weiter geht unsere Reise durch Nepal.

In einem speziellen Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen und ein Fazit über Indien zusammengefasst.
 

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