Pakistan - unterwegs auf der Weltreise 2019:

Teil 2: Gilgit - Skardu - Khaplu - Deosai Nationalpark - Astore - Babusar Pass - Naran - Balakot
(26.09.-14.10.2019)

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Donnerstag 26.09.2019: Gilgit-Sassi (66 km).
Nach Gilgit sind die ersten 30 km der Strasse noch geteert und in gutem Zustand. Dann kommen wir am Ende des Flusses Hunza an. Hier kommt der Fluss Indus aus einem engen Tal und auch weiter flussabwärts heisst der Fluss nun Indus und fliesst durch ganz Pakistan bis er bei Karachi ins Meer mündet.

Vom Abzweig hoch ins Indus-Tal sind es noch 180 km bis nach Skardu. Hier ist schon die erste staubige Baustelle und die Strasse bzw. Piste wir gleich übel. Die Piste ist meist nur einspurig befahrbar mit tiefen Löchern, Felsüberhängen und steilen, bröckelnden Abbruchkanten zum Fluss hinunter. Dazu pfeift ein starker Wind durch das Tal und wirbelt den pudrigen Sandstaub auf, was die Sicht stark einschränkt.
Irgendwann werden wir dann angehalten und müssen warten. Weiter vorne haben sie ein Stück Fels weggesprengt und räumen jetzt das Material zur Seite bzw. in den Fluss, so dass man wieder durchfahren kann. Wir warten über zwei Stunden.

In der Zwischenzeit sind die Anwohner fleissig und verkaufen Granatäpfel und andere Dinge an die Wartenden.
Als es endlich weiter geht, ist es schon dämmrig. Da nun aber der Verkehr von beiden Seiten der Baustelle wieder ins Rollen kommt, geht es bald auf der engen Strasse wieder nicht mehr vorwärts. Mist. Wir werden unser gestecktes Ziel für heute kaum erreichen.
Es ist inzwischen dunkel und wir halten nach jedem möglichen Stellplatz Ausschau. Die einspurige Piste bietet nur links senkrechte Felswand und rechts Abgrund zum Fluss. Die kleinen Orte die kommen, sind eng an den Hang gebaut und bieten auch keine Möglichkeit. Endlich taucht Sassi, ein kleiner Ort mit einer Tankstelle auf und wir fragen ob wir hier übernachten dürfen.

So haben wir heute gerade mal 66 Kilometer geschafft. Gefühlt war es aber ein Mehrfaches dieser Strecke...
 
Freitag 27.09.2019: Sassi-Astak (51 km).
Die Nacht war relativ ruhig, ausser dem Tosen des Indus haben wir nichts gehört. Das Ganze mit etwas Diesel-Duft von der Tankstelle garniert, aber wir haben gut geschlafen. Leider habe ich am Morgen Magenschmerzen und meine Innereien rebellieren. Nachdem ich nach oben und nach unten alles entleert habe, geht es mir wieder besser.

Wir tanken noch Wasser, da gleich neben uns ein Schlauch ist. Praktischer geht es nicht.
Die Fahrt geht im gleichen Stil weiter wie gestern. Eine endlose Baustelle.

Die bisherige alte Strasse ist schon ein Meisterwerk. Von 1972 bis 1985 wurde sie in den Fels gehauen. Vorher gab es keine Strassen-Verbindung in das Gebiet von Skardu und dieses Gebiet war völlig abgeschnitten.
Aktuell wird diese Strasse erneuert und verbreitert, was auch heute noch eine Meisterleistung ist. Ausser ein paar Stunden bei einer Sprengung ist die Strasse sonst frei befahrbar. Zwar manchmal nur im Schritttempo, aber man kommt durch.

Auch heute wird noch mit Schaufeln in Handarbeit gearbeitet und Stützmauern werden von vielen Arbeiterhänden erstellt. Die Strasse bis Skardu wird wahrscheinlich noch lange nicht fertig sein. Dieser Strassenbau ist ein Generationenprojekt.
Und auf die fertig gestellten Abschnitte werden sicher Felsbrocken purzeln und sie teilweise wieder zerstören. Es stehen auch einige kaputte Baumaschinen am Wegrand, die hier liegen geblieben sind so dass wir gerade noch knapp vorbeikommen.

Wir hörten, dass am Freitag nicht an der Strasse gebaut wird. Wir sehen aber trotzdem viele Arbeiter, sie leben ja hier in den Camps. Meist waschen sie ihre Wäsche oder reinigen ihre Baumaschinen. Auf jeden Fall hat es heute zum Glück keine Sperrungen wegen Sprengung und anschliessendem Wegräumen.
Um die Mittagszeit fahren wir dem "Esswagen" hinterher. Auf einem Pickup stehen mehrere grosse Kübel mit Dal und ein Korb voll mit Fladenbrot. Die Arbeiter kommen mit ihrem Teller und Löffel an den Strassenrand und bekommen vom Dal geschöpft. Anschliessend sitzen sie neben der Strasse in Gruppen zusammen und löffeln ihren Teller leer. Abgase und Staub scheinen kein Problem zu sein und an das Knirschen zwischen den Zähnen haben sie sich wahrscheinlich längst gewöhnt.
Zwischendrin hat es auch mal ein paar wenige Kilometer mit schon fertiger Strasse. Aber meistens müssen wir uns im Schritttempo weiter kämpfen. Ein paar Mal müssen wir auch ein kleines Stück rückwärts bis zu einem Ausweich-Platz fahren, damit das Kreuzen des Gegenverkehrs möglich ist. Die Lastwagen-Fahrer nehmen alles sehr gelassen und die meisten winken uns freundlich zu.
Die Landschaft ist zwar sehr beeindruckend aber nicht gerade ein Highlight. Alles grau in grau. Der wild schäumende Indus mit seiner schiefergrauen Farbe unterscheidet sich kaum von den graubraunen Felswänden. Vegetation hat es kaum und wenn in einer Bergfalte mal ein paar Bäume wachsen, ist das schon ein farblicher Hingucker. Weil hier nichts wächst, gibt es auch so gut wie keine Tiere.

Geologisch ist hier im Indus-Tal einiges los, eine richtige "Knautsch-Zone", denn das ist der Ort wo die indische Erdplatte heftig gegen die eurasische Erdplatte stösst und im Karakorum und Himalaya die höchsten Berge der Welt auftürmt. Die Berge sind noch nicht erwachsen und wachsen auch heute noch weiter...
Als endlich das PTDC Motel in Astak auftaucht, halten wir zum Übernachten an. Nach sechs Stunden staubiger und anstrengender Fahrt - meist nahe am Abgrund und knapp unter der überhängenden Felswand - haben wir heute gerade mal 51 Kilometer geschafft.
 
Samstag 28.09.2019: Astak.
Die Nacht war ruhig. Das Motel liegt zwar unterhalb der Strasse, aber durch den laut rauschenden Indus haben wir vom Verkehr nichts mitbekommen. Es hat einen schönen Garten und wir beschliessen heute hier zu bleiben. Ein Tag Pause tut uns sicher gut.
Tobias geht zum Indus runter und bewundert die vielen schönen Felsformationen. Fast alle Steine sind vom mächtigen Fluss kreisrund geschliffen und gestreift, was die unterschiedlichen Gesteinsschichten zeigt, die auch an den Felswänden gut erkennbar sind. Wenn man nahe am Fluss sitzt, kann man das dumpfe Grollen der Felsbrocken hören, die im tosenden Fluss mitgerissen und geschliffen werden.
Das Tal besteht oft nicht aus Fels, sondern aus Schotter. Deshalb hat es immer wieder Bergstürze. Oberhalb der Strasse hängen Steine und Felsbrocken, bei welchen man meinen könnte, dass sie beim blossen Anblick schon runter purzeln könnten...
 
Sonntag 29.09.2019: Astak.
Da unser Plätzchen hier auch gut zum Wäsche aufhängen geeignet ist, bleiben wir noch hier und legen einen Wasch- und Putztag ein. Das Putzen und Abstauben im Auto bringt zwar nicht viel, weil sich der allgegenwärtige pudrige Staub sofort wieder hinsetzt. Und wir sind froh, dass wir eine Waschmaschine haben und die Wäsche nicht von Hand schrubben müssen.

Plötzlich hören wir einen lauten Knall und zucken zusammen. Es wird wieder gesprengt und grosse Staubfahnen ziehen das Tal herauf. Zum Glück müssen wir erst morgen in die andere Richtung fahren.
Am Nachmittag gehen wir an das Ufer des Indus. Ich nehme mein Buch bzw. den e-Reader mit und finde einen ausgeschliffenen grossen Felsen, der mir als Liegestuhl dient.

Immer wieder wandert mein Blick zum tosenden Fluss und den streifigen Felsen mit den bizarren Formen.
 
Montag 30.09.2019: Astak-Skardu (92 km).
Heute geht es weiter. Wir sind gerade mal 3 Kilometer gefahren, da werden wir schon angehalten und müssen eine Stunde warten. Danach ist die Strasse extrem eng und hat kaum Ausweichstellen.

Wir müssen rückwärts fahren um einen LKW zu kreuzen. An einer etwas breiteren Stelle verkeilen wir uns aber fast zwischen überhängender Felswand und dem LKW, weil sich die Wohnkabine zur Seite neigt. Auf der Seite zum LKW passt kaum ein Blatt Papier dazwischen. Tobias sucht Steine zum unterlegen damit sich die Wohnkabine auf die andere Seite neigt. Schnell sind viele Helfer da, nehmen Tobias die Steine ab und helfen kräftig mit. Zentimeterweise rollt Onkel Benz dann vorwärts, verlagert sein Gewicht und kommt unbeschadet am anderen vorbei. Alle strahlen und winken fröhlich zum Abschied.
Das braucht auch alles Zeit sowie viel Geduld und so sind inzwischen zwei Stunden seit unserer Abfahrt vergangen und wir sind gerade mal fünf Kilometer weit gekommen.

Dafür werden wir danach immer wieder mit etwas längeren Stücken schon fertig ausgebauter Strasse belohnt.
Vor Skardu öffnet sich das Tal plötzlich und eine weite Ebene taucht auf. Der Indus fliesst hier ziemlich träge durch ein breites sandiges Flussbett. Die weiss-grauen Sanddünen mit dem grauen Indus der hindurch mäandert, erinnern an eine seltsame Mondlandschaft.

Wir hatten gehofft hier im breiten Tal eine neue Strasse vorzufinden, aber leider nein. Es sind immer noch 10 Kilometer bis Skardu und die Strasse ist mühsam. Es ist schon spät, wir sind müde und wollen ankommen. Es sind immer ein paar hundert Meter neu geteert, dann ein paar Meter ungeteert mit hohem Absatz dazwischen. Verkehrsberuhigung?
Es wird schon dunkel als wir in Skardu ankommen. Viel Verkehr, enge Strassen und ein Gewusel von Menschen und Fahrzeugen ist auch nicht das was man nach 8 Stunden auf der Piste noch braucht.

Endlich kommen wir auf dem PTDC Motel Parkplatz an. Es ist jetzt ganz dunkel und der Parkplatz sehr eng. Einen zu tief hängenden Ast brechen wir bei der Durchfahrt ungewollt ab. Etwa 10 Leute versuchen Tobias in die enge Parklücke zu lotsen, was nochmal kräftig an den Nerven zerrt, da nicht alle die gleichen Zeichen machen. Immerhin halten sie die tief hängenden Kabel in die Höhe. Aber dann ist es geschafft. Wir stehen und können uns entspannen. Brigitte und Wolfgang sind auch noch hier. Sie sind schon eine Weile in der Gegend und wollen morgen weiter fahren.
 
Dienstag 01.10.2019: Skardu.
In der Nacht hatte es heftige, sturmartige Windböen und jetzt am Morgen ist es diesig, trübe und recht kühl mit nur noch 13 Grad. Wir machen uns trotzdem auf den Weg in die Stadt.
Skardu ist eine erstaunlich grosse Stadt und ganz auf Touristen eingestellt.

Von hier aus starten die Bergtouren zum Masherbrum (K1) und dem K2, dem mit 8611 m höchsten Berg von Pakistan und weltweit dem zweit-höchsten.
Wir schlendern durch die Bazar Gassen und gehen dann in ein Restaurant zum Mittagessen. Das Restaurant ist fast voll, natürlich nur Männer. Wir bestellen Gemüse und Schaffleisch (mutton). Dazu gibt es rohe Zwiebeln, scharfe Peperoni und Chapati. Gemüse heisst hier wohl immer Okra-Schoten mit Tomaten, was bisher jedes Mal sehr gut war. Das Schaffleisch schmeckt gut ist aber noch zum kräftig kauen. Auch hier will man uns den Teller nochmal füllen als er leer ist. Wir haben aber genug.
Als wir raus kommen regnet es und der Stadtbummel macht keinen Spass mehr. Wir beschliessen zurück zu gehen.
Wir kaufen in einer Bäckerei noch ein paar süsse Teilchen. Von den Vitrinen lacht uns grell buntes süsses Gebäck entgegen und wir suchen uns ein paar Stücke aus.

Auf dem Rückweg gehen wir zu jedem ATM den wir finden um Geld ab zu heben, leider ohne Erfolg.

Obwohl der Ort touristisch ist, werden wir dauernd beobachtet oder begafft. Ob das in der Hauptsaison auch so ist?
 
Mittwoch 02.10.2019: Skardu.
Am Vormittag wursteln wir im Auto herum und entschliessen uns erst am Nachmittag in den Ort zu gehen. Neben Geld abheben, wollen wir auch etwas essen gehen. Es fängt aber wie aus Kübeln an zu regnen und wir sind gerade mal 100 Meter weit gekommen. Wir stellen uns erst mal unter und warten ab. Der Regen lässt zwar nach aber die Strassen sind mit Pfützen und Schlamm überzogen.

Wir haben keine grosse Lust über die Bäche und Schlammpfützen zu springen und beschliessen zurück um Auto zu gehen. Im Hotelrestaurant fragen wir, ob wir mitten am Nachmittag etwas essen können. Selbstverständlich. Das für uns frisch zubereitete Essen ist sehr fein.
Anschliessend besichtigen wir noch das K2 Museum, das auf dem Gelände des Hotels ist. Die interessante Ausstellung zeigt eindrücklich die über 60-jährige Geschichte des K2 seit der Erstbesteigung 1954.
Der 8611 Meter hohe K2, soll schwieriger als der Mt. Everest zu besteigen sein.

Wir geniessen noch eine Weile die tolle Aussicht vom Hotelgarten aus auf die Berge und ziehen uns ins Auto zurück als es kühl wird.
 
Donnerstag 03.10.2019: Skardu.
Gleich am Morgen starten wir unseren Ausflug in die Stadt früher als sonst und hoffen, dass noch nicht alle ATMs geplündert sind und wir endlich an Geld kommen. Nach ein paar Versuchen wo unsere Karte abgelehnt wird, spuckt ein Automat endlich Geld aus und wir heben gleich mit zwei Karten einen Vorrat an Bargeld ab.

Wir laufen quer durch die Stadt und kommen im "Holzhandelviertel" vorbei. An mehreren Plätzen werden Holzstämme mit Maschinen und per Hand zu Brennholz zerkleinert und zu schönen Stapeln aufgeschichtet. Auch Schreiner hat es viele welche Möbel und Fensterrahmen zimmern. Die ganze Gegend duftet nach frischem Holz.
Als wir an die Hauptstrasse kommen, ist da gerade ein ziemliches Chaos. Ein Konvoi von Regierungsautos mit Fahnen und Lautsprechern passiert gerade und verursacht einen Verkehrstau. Wir fragen einen Passanten was das bedeutet und er erklärt uns, dass der Premier Minister zu Besuch nach Skardu kommt.

Aha, jetzt erinnern wir uns auch an die grossen Plakate, die überall aufgehängt sind, die wir aber nicht interpretieren konnten.

Polizisten marschieren am Strassenrand mit Flüstertüten hin und her und geben Anweisungen oder pfeifen einem mit ihrer Trillerpfeife ins Ohr, dass einem schier das Trommelfell platzt. Wir verziehen uns in ein Restaurant im ersten Stock und können von da aus während dem Essen ganz entspannt das Treiben auf der Strasse beobachten. Anscheinend werden die Strassen für den Besuch vorbereitet. Autos die im Weg stehen werden kurzerhand auf einen Gabelstapler gespiesst und abtransportiert.
Am Abend hören wir die Lautsprecher vom etwas entfernten Polo Feld. Die Veranstaltung ist nicht auf Englisch, wir hören nur immer wieder die Worte "India" und "Pakistan" und eine jubelnde Menschenmenge.
 
Freitag 04.10.2019: Skardu-Khaplu (92 km).
Heute ist wohl der grosse Tag und der hohe Besuch wird erwartet. Auf dem Hotelparkplatz drängen sich die Staatskarossen und wir befürchten schon nicht weg zu kommen, denn heute wollen wir weiterfahren. Sogar die Angestellten haben sich in eine tolle Uniform gezwängt und machen einen offiziellen Eindruck. Wir füllen noch unsere Wassertanks. Es dauert wieder einmal ewig, weil das Wasser nur spärlich fliesst.

Auch wollen wieder einige Neugierige in unser Auto schauen, darunter einer von der Anti-Terror Einheit mit einer grossen Knarre. Um 12:30 Uhr starten wir. Die Chauffeure der Staatskarossen müssen einige Fahrzeuge umparken damit wir an ihnen und unter den Bäumen vorbeikommen, was aber schlussendlich kein Problem ist.
Wir wollen ins ca. 100 Kilometer entfernte Örtchen Khaplu. Am Anfang kommen uns noch viele mit Fahnen geschmückte Fahrzeuge entgegen, die zum "Premier Minister Event" wollen. Später erfahren wir, dass das Flugzeug des Ministers wegen schlechtem Wetter nicht starten durfte und der hohe Besuch in dieser umstrittenen Grenzregion abgesagt wurde.

Die Strasse nach Khaplu ist geteert und akzeptabel und wir kommen gut voran. Immer wieder geht es durch grüne bewässerte Ortschaften. Es hat auch kleine Bazare und sogar einen Yak-Metzger sehen wir. Da wir noch gefrorene Chicken-Teile haben, wollen wir erst auf dem Rückweg Yak-Fleisch kaufen. Dazwischen führt die Strasse streckenweise durch wilde Felswüsten.
Vor einem Polizei-Checkpoint überqueren wir auf einer Brücke einen relativ unscheinbaren Fluss, der aus dem Nebental kommt. Es ist dies der berühmte Indus, der schon einige hundert Kilometer seit der Quelle durch Indien geflossen ist. Der grössere Fluss in unserem Tal hat nun den weniger bekannten Namen Shyok.
In den Dorfzentren sitzen Männer beieinander, während Frauen und Mädchen fleissig grosse und sichtbar schwere Bündel herum schleppen.
Es wird schon dämmrig als wir den Parkplatz des PTDC Motels in Khaplu erreichen. Wir dürfen hier bleiben, haben WiFi und müssen wieder nichts bezahlen, "welcome, you are my guests".

Jetzt anfangs Oktober hat es kaum Gäste im Motel und im Ort, die Touristen-Saison ist vorbei. Im Sommer muss hier viel los sein. Treckings zu den Basecamps der vielen 8000er starten hier oder es werden sogar ihre Gipfel gestürmt.
 
Samstag 05.10.2019: Khaplu.
Wir freuen uns, denn heute scheint die Sonne und die paar weissen Wolken die sich über den blauen Himmel schieben stören überhaupt nicht. Sie verteilen sich so, dass immer wieder ein Blick auf die hohen, schneebedeckten Bergspitzen frei wird.
Wir wollen zum etwa fünf Kilometer entfernten, auf einer Anhöhe liegenden Khaplu Palace. Ein Schloss, das bis in die 70er Jahre noch von der Königsfamilie des hiesigen Königreichs bewohnt war. Den Hinweg wollen wir mit dem Taxi fahren und zurück laufen.

Im Hotel fragen wir nach einem Taxi. Der Hotel-Manager lässt es sich nicht nehmen uns höchstpersönlich zu fahren. An der Tankstelle im Ort wird gleich der von uns eingenommene Fahrpreis von 1000 Rupien vertankt.
Nach einer kurzen Fahrt durch enge steile und sehr belebte Strassen kommen wir zur Chaqchan Moschee. Diese ist schon 750 Jahre alt und zumindest aussen in guten Zustand.
Das Innere dürfen wir als nicht-Moslems nicht besichtigen.

Auf Google hat es ein paar Fotos vom Innern, welche auch nicht-Moslems ansehen dürfen.
Er bringt uns weiter zu einem Aussichtspunkt mit Rundumblick in die Berge. Da man aber noch ein gutes Stück steil bergauf laufen müsste, verzichten wir auf den Aufstieg.

Der Hotel-Manager fragt uns ob wir noch Lust hätten seinen Onkel zu Hause zu besuchen. Ja haben wir, und so geht die Fahrt noch ein Stück den Berg hinauf an den Dorfrand.
Nach einem kurzen Fussweg sind wir da. Das Haus ist relativ neu erbaut. Es ist kein Steinhaus im alten traditionellen Stil, sondern modern. Es liegt wunderschön, umgeben von einem grossen Garten in dem die Familie neben vielen bunten Blumen auch Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anbaut.

Wir werden durchs Haus geführt bevor wir uns ins Wohnzimmer setzen. Die Frau ist nur kurz im Garten sichtbar, setzt sich aber nicht zu uns. Wir werden bewirtet mit kleinen saftigen Äpfeln, Walnüssen und Aprikosenkernen. Wir erfahren, dass das Paar drei Töchter hat, die Mutter auch hier lebt und erhalten auch sonst noch einige Infos zum Dorfleben. Als wir gehen, bekommen wir noch die Aprikosenkerne und die Walnüsse geschenkt.
Weiter geht es zum Khaplu Palace, wo wir aussteigen und alleine weitergehen. Wir bezahlen den Eintritt (700 Rupien pro Person) und bekommen eine Führung durch den 1840 erbauten Königs-Palast. Der Palast wurde vor kurzem durch die Aga Khan Stiftung komplett renoviert.
Ein Teil des Khaplu Palace ist ein Museum, der andere Teil ist ein Luxus-Hotel mit Restaurant.
Nach der Führung setzen wir uns in den sonnigen Garten, geniessen die wunderbare Aussicht auf die Berge und ein feines Mittagessen.

Wir laufen zurück zum Hotel. Unterwegs kommen wir durchs Dorf und bekommen einen kleinen Einblick ins Alltagsleben der Dorfbewohner. Der Bazar ist auch hier ein Mittelpunkt und lebendiger Treffpunkt der Menschen.

In Khaplu sind die Frauen unverschleiert auf der Strasse unterwegs.

Von Kindern werden wir oft begrüsst mit "how are you", "what's your name". Aber meist sind sie sehr schüchtern und der Gruss kommt erst im Nachhinein, wenn wir schon vorbei sind. Immer wieder wird auch gekichert, wir sehen wohl irgendwie lustig oder komisch aus. Eine Gruppe von Kindern erkennt uns gleich treffsicher als Japaner...
 
Sonntag 06.10.2019: Khaplu.
Das Wetter ist leider etwas trüber und zum draussen sitzen ist es zu kühl. Immerhin sind wir hier auf 2500 Metern. Schade, denn das Hotel hat einen sehr schönen einladenden Garten mit Aussicht. Dafür skypen wir mal wieder und die Internet Verbindung hat sogar durch gehalten. Am Nachmittag ist die Internet Verbindung wieder mal total zusammen gebrochen, was aber wohl nicht unsere Schuld ist.
 
Montag 07.10.2019: Khaplu-Skardu (97 km).
Wir machen uns auf den Rückweg nach Skardu. Leider ist das Wetter anfangs etwas trübe und die Landschaft leuchtet nicht so wie wir das erhofft hatten. Aber macht nichts. Der Yak-Metzger hat heute auch kein so schönes Fleisch aufgehängt und so verzichten wir auf einen Stopp zum Einkaufen.

Dafür fahren wir nach Skardu ins Zentrum und kaufen dort alles ein was wir brauchen. Inzwischen wissen wir ja schon wo es was gibt und so ist der Einkauf schnell erledigt.
Gegen Abend treffen wir in der Mountain Lodge ein. Das Hotel liegt etwas erhöht und ausserhalb von Skardu schon in Richtung Deosai Nationalpark, wo wir als nächstes hin wollen.
Wir stehen auf einem grossen Parkplatz mit einer fantastischen Rundumsicht in die Berge. Es hat etwas aufgeklart und an den Bergen rundum ist deutlich zu erkennen, dass es die letzten Tage bis fast ins Tal geschneit hat und wir hoffen nur, dass man uns noch durch den Deosai Nationalpark fahren lässt, denn dort auf über 4000 Metern hat es bestimmt Schnee.
 
Dienstag 08.10.2019: Skardu.
Beim ersten Blick aus dem Fenster werden wir mit einem herrlichen kräftigen Regenbogen überrascht. Über der Stadt nieselt es und der Regenbogen spannt sich über das ganze Tal. Weil das hier so ein schöner Platz ist, bleiben wir heute noch hier und geniessen bei relativ schönem Wetter die tolle Aussicht. Wir warten auch auf besseres Wetter. Ab morgen soll es trocken und schön sein und wir hoffen ohne Niederschläge über den fast 4200 Meter hohen Deosai Pass zu kommen.
 
Mittwoch 09.10.2019: Skardu-Chilum (80 km).
Tobias muss am Morgen noch auf das Dach klettern und meine warmen Winterklamotten aus der Dachbox holen, denn auf über 4000 Meter hat es sicher Minustemperaturen. Dann können wir, warm eingepackt, starten.

Am Nationalpark Eingang müssen wir den Parkeintritt bezahlen. Wir werden gefragt bis wo wir fahren wollen und bekommen den eindringlichen Hinweis nicht im Park auf der Höhe zu übernachten. Es könnte nachts wieder schneien und die Strassen könnten dann unpassierbar werden.
Wir fahren los und der Weg schlängelt sich am Fluss entlang in die Höhe. Die Strasse ist geteert, etwas holperig, aber wir freuen uns über problemloses Vorankommen.
Dann wird das Tal enger und die Strasse steiler. Und plötzlich ist sie auch nicht mehr geteert. Wir kriechen entlang den Felsen und dem Abgrund immer höher, der erste Schnee taucht auf und bis wir das Deosai Plateau auf 4000 Meter erreicht haben, liegt eine geschlossene Schneedecke.
Die Fahrt durch den Nationalpark ist richtig übel. Tiefe Löcher, grosse spitze Steine und dazwischen eine Rutschpartie durch Schlammpassagen vom inzwischen geschmolzenen Schnee.

Kommt man von unten durch das enge Tal und erblickt zum ersten Mal die riesige Ebene hier oben, so ist das durchaus faszinierend. Ringsherum sind Schneeberge zu sehen.
Aber bei stundenlanger Fahrt auf übler Piste unter 10 km/h verliert die zwar schöne aber gleichbleibende Landschaft ihren Reiz. Mitten im Park wurde ein Stück Strasse neu gebaut, was aber total daneben ging. Die neue Strasse besteht aus Kopfsteinpflaster im wahrsten Sinne des Wortes. Kopfgrosse runde Steine schauen zur Hälfte aus dem Boden. Diese Strasse ist eigentlich nicht befahrbar und wird auch nicht genutzt. Sie wird deshalb wohl ewig halten.
Ausser ein paar Vögeln sehen wir keine Tiere. Es soll hier Bären und Schneeleoparden haben. Die Bären sind wohl schon im Winterschlaf und die Leoparden in der weissen Schneelandschaft wohl gar nicht zu entdecken.

Wir sind dann froh, als wir den Park und vor allem die üble Piste hinter uns haben, es wieder bergab geht und die Strasse wieder besser wird.

Dann erscheinen die ersten Dörfer nach der leeren Hochebene. Es sind sehr ursprüngliche Dörfer. Keine Autos sind zu sehen, aber zum ersten Mal sehen wir hier in Pakistan Esel und Pferde als Lasttiere. Kurz vor der Dämmerung erreichen wir den Parkausgang.
Der kleine Ort Chilum hat eine Militärbasis und wir fragen am Checkpoint nach einem Übernachtungsplatz. Ein hilfsbereiter Soldat erkundigt sich für uns und führt uns dann zu einem Hotel. Es macht an der Strasse Werbung als VIP 3-Sterne Hotel, aber es handelt sich um eine Bretterbude mit angeschlossenem vermüllten Platz. Der Besitzer bietet uns einen Platz direkt neben dem grössten Müllberg an. Es macht den Anschein, dass er den Müll schon gar nicht mehr wahrnimmt. Da wir in der Dunkelheit nicht weiter fahren wollen, stellen wir uns auf den Platz.
Wir fragen nach dem Preis für die Übernachtung und er verlangt mit strahlenden Augen ($ $) 300 Rupien. Wie überall sonst auch müssen wir unsere Pässe zum Registrieren abgeben. Es gibt hier keinen Strom und der "Manager" schreibt im Schein einer Taschenlampe unsere Passdaten auf einen Block. Er weiss wohl nicht was er da abschreibt, denn als wir genauer hinschauen sehen wir, dass er das Wort "Schweiz" in allen Sprachen vom Pass abgeschrieben hat. Wir verziehen uns ins Auto und schliessen die Fensterrollos, damit wir das Elend draussen nicht mehr sehen.
 
Donnerstag 10.10.2019: Chilum-Ghorikot (40 km).
Die Nacht war ruhig und wir haben trotz der Höhe auf 3500 Metern gut geschlafen. Wir starten und fahren durch das wunderschöne Astore Tal. Wir wollen nur 40 km weiter und lassen uns deshalb Zeit.

Der Himmel ist wolkenlos und das Tal begeistert uns. Kleine ursprüngliche Bergdörfer tauchen auf und die Landschaft und die Vegetation sind toll.
Wir schauen immer wieder, ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt um an den klaren Fluss zu kommen. Aber leider ist kein Abfahren von der Strasse möglich.
So fahren wir bis nach Ghorikot. Hier können wir in einem kleinen Hotel, das nicht viel grösser als das Letzte ist und welches sich "Deosai International" nennt, direkt am Fluss Astore und mit schöner Aussicht auf die Berge stehen.
Gleich neben dem Hotel steht bzw. stand eine Tankstelle. Der kräftig nagende Fluss Astore hat das Land weggefressen und heute steht nur noch die halbe Tankstelle. Der Hotel-Besitzer baut deshalb fleissig an einer Ufer-Befestigung.
 
Freitag 11.10.2019: Ghorikot-Raikote (71 km).
Auf schlechter Strasse geht es weiter. Während im oberen Astore Tal die Landschaft noch relativ weit, grün und lieblich war, durchfahren wir hier heute eine enge steile Schlucht. Die Strasse ist in grosser Höhe in den Berg gehauen und viele Strassenbauarbeiten sind im Gange, was wie üblich Rumpelpiste bedeutet.
An einer Baustelle werden wir angehalten. Schon wieder warten? Nein, der Bauarbeiter will ein Selfie machen mit unserem exotischen Fahrzeug im Hintergrund. Es blitz zwei drei Mal und wir werden freundlich weiter gewunken.

Nach 45 Kilometern erreichen wir wieder den lang ersehnten geteerten Karakorum Highway.

Wir sind inzwischen 37 Tage in Pakistan und haben bisher "nur" Gilgit-Baltistan gesehen. Unsere Pakistan Landkarte ist etwa einen Quadratmeter gross und Gilgit-Baltistan ist auf dieser Karte ein Quadrätchen von etwa 10x10 cm in der rechten oberen Ecke. Es gibt also noch mehr zu sehen!
Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Nanga Parbat Aussichtspunkt. Der 8126 Meter hohe Gipfel ist frei sichtbar, nur etwas Dunst und kleine Wölkchen trüben die Sicht.
Die restlichen Kilometer bis zu unserem heutigen Stellplatz an der Raikote Bridge auf guter Teerstrasse sind ein Genuss. Wir schweben wie auf Wolken...
Von Raikote Bridge starten Jeep-Touren zu den Fairy Meadows. Da die Saison fast vorüber ist, ist die Strasse voll von arbeitslosen Jeeps.

Wir haben gehört und auch Fotos gesehen, dass diese Märchenwiese "nur" eine grüne Wiese in der sonst so grauen Steinwüste ist. Sogar Bäume soll es haben. Also eine richtige europäische Bilderbuch Alpen-Landschaft und deshalb natürlich ein Highlight für die einheimischen Touristen.

Den Nanga Parbat kann man von dort auch sehen, man müsste allerding noch weitere 800 Höhenmeter bewältigen bis zu diesem View Point. Wir verzichten auf diese Extra-Tour.
 
Samstag 12.10.2019: Raikote-Naran (152 km).
Wir starten früh am Morgen, denn heute haben wir eine lange Etappe vor uns. Wir wollen nach Naran und davor noch den 4170 Meter hohen Babusar Pass überqueren. Leider ist der Karakorum Highway nach der Raikote Bridge nicht mehr gut ausgebaut. Wieder einmal üble Piste und Bauarbeiten und die 40 Kilometer bis zur Abzweigung ziehen sich hin.
Kurz vor Chilas tanken wir wieder mal Diesel. Die Tankuhr zeigt nur noch wenig an, aber gemäss gefahrenen Kilometern müsste noch genügend Diesel im Tank sein. Doch es haben 200 Liter Platz. Auf den 600 km extremen Gebirgsstrecken lag der Verbrauch bei 33 Litern pro 100 km, normal haben wir einen Schnitt von 26.5 l/100 km.
Aber endlich haben wir die Rumpelstrecke geschafft und kommen am Checkpoint an. Die übliche Passkontrolle mit Eintrag in ein grosses Buch. Als alles erledigt ist, sagt der Soldat er müsse erst noch seinen Chef fragen ob die Überfahrt für uns genehmigt wird und es keinen Schnee hat. Was soll das? Es ist bereits Mittagszeit und jede Menge Autos sind durch den Checkpoint gefahren während wir gewartet haben und der Himmel ist wolkenlos blau. Endlich kommt das Okay und wir fahren los.

Auf autobahnähnlicher, breiter, geteerter Strasse fahren wir den Berg hinauf.
Die Menschen scheinen hier etwas verschlossener zu sein. Nur noch wenige winken und freche Lausbuben werfen mit Gegenständen nach unserem und auch anderen Autos.

In Serpentinen schlängeln wir uns die steile und tolle Strasse hinauf zum Babusar Pass. Immerhin sind über drei km Höhendifferenz zu überwinden! Onkel Benz wird wieder durstig Diesel schlürfen.
Als die Passhöhe (4180 m) in Sicht kommt, trauen wir unseren Augen kaum. Menschentrauben schieben sich über die Gipfelpfade und auf der Strasse ist fast kein Durchkommen vor lauter Remmidemmi. Autos, Busse, Imbissbuden, Souvenir-Shops und viele Menschen, die auf der Strasse für Selfies posieren oder tanzen machen das Passieren fast unmöglich. Wir haben keine Lust zum Anhalten und fahren weiter die Strasse hinunter Richtung Naran.
Leider ist bald einmal fertig mit lustig und die Teerstrasse endet. Das hindert aber die Autofahrer und Minibusse nicht, in überhöhter Geschwindigkeit riskant zu überholen. Sie haben es extrem eilig und wollen wohl heute noch nach Islamabad zurück.

Ende September hat auf dieser Strecke ein Bus die Kurve nicht erwischt und ist in den Berg gefahren. Über 26 Tote war die traurige Bilanz. Das sind mehr Tote als beim Erdbeben ebenfalls Ende September in Pakistan, worüber die Medien in Europa berichtet hatten.
Wir lassen uns Zeit, denn die Landschaft ist hier bewundernswert. Das Tal ist zwar steil aber grün und bis in grosse Höhen bewohnt.
Einzelne Häuser umgeben von terrassierten Gärten stehen weit oben wo es schon lange keine Strasse mehr gibt. Mit Packpferden oder Eseln werden die benötigten Waren auf den Berg gebracht.
In der Umgebung von Naran wird wie wild gebaut. Neue Hotels werden aus dem Boden gestampft. Es werden wohl noch mehr Touristen erwartet.

Es ist schon wieder fast dunkel als wir endlich in Naran ankommen. Im PTDC Motel werden wir freundlich empfangen und dürfen wieder kostenlos stehen. Wir gehen noch ins Restaurant zum Abendessen da unsere Vorräte so langsam schwinden.

Bis spät in den Abend macht draussen eine Gruppe Musik und singt. Wir merken, dass wir wieder in bewohnten und touristischen Gegenden angekommen sind. Bevor die musizierende Gruppe verschwindet, gibt es nochmals ein lautstarkes Gegröle. In Russland würden wir sagen, die haben wieder zu viel Vodka getrunken. Hier geht es auch ohne Alkohol!
 
Sonntag 13.10.2019: Naran-Balakot (81 km).
Bevor wir starten, machen wir einen kleinen Rundgang durch den sehr grossen Garten oder eher Park des Motels.
Wir nehmen uns für heute eine kürzere Etappe vor. Nur etwa 80 Kilometer, aber die ziehen sich wegen der schlechten Strasse wieder ewig und so kommen wir auch erst am späten Nachmittag an. Die Landschaft ist toll und wir können manchmal kaum glauben, wie abgelegen in der Höhe oder in der Schlucht unten die Menschen hier wohnen und welche Mühsal sie auf sich nehmen.
Die Strasse windet sich am Hang entlang und wenn die Schlucht sehr eng ist, schlängelt sie sich 500 Meter höher hinauf, wo mehr Platz ist, um danach wieder ins Tal hinab zu führen. Hier in den Bergen wachsen massenhaft Walnussbäume und jetzt ist Erntezeit. Alle paar Meter ist ein Stand, der Nüsse verkauft. Da unsere Nüsse aufgebraucht sind kann ich natürlich nicht widerstehen und wie kaufen 10 kg damit wir wieder einen Vorrat haben. Die Nüsse sind ganz frisch und lassen sich zum Teil noch schälen, so wie ich sie liebe.
Je tiefer wir kommen, um so diesiger, feuchter und wärmer wird die Luft. Nachdem wir unterwegs mehrere Checkpoints passiert haben, kommen wir auf 998 Metern Höhe in Balakot im PTDC Motel an. Wir sind hier in einem anderen Distrikt und hier herrschen andere Gepflogenheiten. Der Manager will 500 Rupien plus 75 Rupien Taxes und eine Passkopie. Weil wir keine haben, wird eine für 25 Rupien angefertigt (der Manager wollte gar 100 Rupien dafür).
Wir gehen zum Abendessen ins angeschlossene Restaurant. Alle PTDC Motels haben die gleiche Speisekarte, nur die Preise sind unterschiedlich. Von der umfangreichen Speisekarte sind aber nur zwei Chicken Menüs verfügbar und diese teurer als gestern. Das Essen konnte man essen, war aber kein kulinarisches Highlight und die Cola warm. Wir werden hier nicht nochmal essen wollen. Zurück im Auto mache ich mich ans Nüsse knacken mit grosser Werkzeug-Zange bis ich Blasen an den Fingern habe.
 
Montag 14.10.2019: Balakot.
Den Vormittag verbringen wir im Auto und basteln an der Homepage. Als wir Hunger bekommen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Es ist nicht weit und nach ein paar Schritten erreichen wir den belebten Bazar.

Es sind eigentlich viele Frauen unterwegs, aber alle sind komplett verschleiert. Da ich das nicht bin, werde ich wie eine Zirkusfigur angestarrt. Wir suchen ein Restaurant werden aber nicht fündig. Es gibt auch kein freundliches Zuwinken, das wir reinkommen sollen. Wir beschliessen Obst und Gemüse zu kaufen und selbst zu kochen.
Dann entdecken wir aber doch noch ein "Frikadellen"-Restaurant. Solche gibt es viele. Ein Hackfleischteig wird zum Fladen geformt und dann im heissen Öl frittiert. Das rohe Fleisch ist auf einem grossen Teller über dem eine Art Propeller sich dreht um die Fliegen abzuhalten. Wir haben sie schon oft gesehen, aber bisher war das Frittier Öl immer so schwarz, dass man meinen könnte es stammt vom letzten Ölwechsel in einer Werkstatt. Hier ist das Öl okay und wir essen je eine "Frikadelle" mit Fladenbrot. Dazu gibt es höllisch scharfen Raita. Alles hat gut geschmeckt.

Am Nebentisch sitzen ein paar junge Männer die mit uns reden. Sie sind schon fertig mit essen und gehen. Einer kommt nochmal zurück und sagt, dass sie unser Essen mit bezahlt haben. Wir sind überrascht, sehr nett, vielen Dank!

Wir kaufen noch einen grossen Sack mit Gemüse. Mangos will der Verkäufer keine hergeben weil sie nicht mehr gut seien. Schon gestern wurde Tobias davon abgeraten bunte Sweets zu kaufen, "not fresh" meinte der ehrliche Verkäufer.
Zurück im Auto macht Tobias am Computer weiter und ich knacke noch ein paar Nüsse. Das ist eine gute Gelegenheit um mal wieder Musik zu hören. Leider plärrt um kurz vor 18 Uhr aus jeder Moschee der Umgebung via Lautsprecher ein anderer Muezzin in voller Lautstärke, so dass man nichts mehr von der Musik mitbekommt. Es ist ein Stimmengewirr und ein ohrenbetäubender Lärm, noch untermalt von den dauernd hupenden Autos auf der Strasse. Fast so nervend, wie wenn man direkt neben einem Kirchturm mit lauten Glocken wohnt?
 
Wir sind nur noch kurze Zeit in Pakistan. Eigentlich sollten hier nur noch ein paar wenige Fotos und Berichte über die verbleibende Zeit angefügt werden. Aaaaaber plötzlich erleben wir einen Wechsel wie Tag und Nacht:
  • Die Landschaft ändert sich, die 7- und 8-Tausender werden zu Hügeln und schliesslich sind wir im "Flachland".
  • Die Ortschaften ändern sich, rustikale Dörfer werden zu quirligen Städten.
  • Die Menschen sind immer noch sehr freundlich, nur dass es jetzt noch viel mehr Menschen sind, die dauernd und überall unterwegs sind.
  • Die Fahr-Geschwindigkeit wird nicht mehr durch den Zustand der Strasse, sondern durch das Verkehrs-Gewimmmel auf der Strasse bestimmt.
  • Wir meinen fast, dass wir in einem anderen Land angekommen sind. Wir sind in der am dichtesten besiedelten Provinz Punjab.

Und deshalb gibt es noch einen Teil 3, wo wir über unsere Erlebnisse in Pakistan in Islamabad, Pindi und Lahore berichten.

In einem speziellen Kapitel haben wir unsere persönlichen Impressionen über den Nordosten Pakistans zusammengefasst.
 

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